ich fühle mich so seltsam verwirrt

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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InaK

ich fühle mich so seltsam verwirrt

Beitrag von InaK »

Hallo ihr Lieben,

ich hoffe es geht euch besser als mir. Ich habe seit ein paar Tagen immer wieder das Gefühl, daß ich innerlich "platze". Mich plagt Herzklopfen und eine enorme innere Unruhe und ich bin den ganzen Tag über total träge und lustlos, aber doch voller Tatendrang. Ich fühle mich so verwirrt und vergesslich und oft entscheidungsunfähig. Ich kann es überhaupt nicht beschreiben und ich weiß auch nicht, ob es direkt was mit der PPD zu tun hat. Ich habe jetzt evtl. eine Erklärung für meine Gefühlskälte gefunden, allerdings habe ich keine Ahnung wieso ich das direkt auf meine Tochter übertrage ... Ich bin am grübeln. Und ich grübel auch, ob ich überhaupt eine PPD habe oder ob ich einfach nur wieder schlecht drauf bin!?

Ein Beitrag, der keinem wirklich weiterhilft ...

Freundliche Grüße, Ina
Nora

Beitrag von Nora »

Liebe Ina,

ich glaube schon, daß Deine innere Unruhe etc. von der PPD kommt. ICh habe das auch manchmal. Zuviele Eindrücke und Gefühle prasseln auf mich herein und ich weiß gar nciht mehr wo mir der Kopf steht. Dann gesellt sich noch die "liebe" Angst dazu und fertig ist das Chaos. Die Gefühlskälte ist auch bei mir manchmal mehr manchmal gar nicht vorhanden. Hin und wieder stelle ich mri dann auch die Frage, ob ich mein Kind liebe. Mir ist aufgefallen, daß in Zeiten, in denen es mir gut geht auch die Liebe zu meinem Kind sich offenbart. Und wenn cih wieder Schwankugnen habe, dann hab ich den Eindruck, ich fühle überhaupt nix mehr - keine Liebe für Kind, Mann, niemanden! Wahrscheinlich liegt das daran, daß ich so sehr am kämpfen mit mir selbst bin und alle Kraft und Gefühle investieren, damit ich aus dem Loch komme. Da bleibt dann nix übrig für andere. Deswegen ist die Liebe aber trotzdem da - nur manchmal zeigt sie sich nicht. Das Grübeln ist auch mein ständiger Begleiter und ich frage mich dann auch oft, ob das die PPD ist oder einfach ein schlechter Tag. Wirklich beantworten kann ich das nicht, denn dazu bin ich einfach noch nicht gesund. Aber das wird kommen.
Ich glaube, Du hast ja erst angefangen, die Medikamente zu nehmen, oder? Der Anfang ist am schwersten und es braucht Zeit bis sich Dein Körper darauf eingestellt hat. Leider kann ich Dir keinen besseren Trost geben. Aber es wird besser - bleib dran!
Welche Erklärung hast Du denn für Deine Gefühlskälte gefunden?

Ich drück dich!
Nora
InaK

Beitrag von InaK »

Liebe Nora,

bei mir ist die Liebe zu meiner Tochter vorhanden - das weiß ich, denn ich habe sie schon gespürt und erlebt. Aber vorallem wenn es mir nicht so gut geht, empfinde ich plötzlich nichts mehr für sie - das ist schrecklich. Dann wünschte ich mir oft, daß sie nicht da wäre ... das ich sie nie bekommen hätte. Das macht mich wütend auf mich selbst.

Das Medikament nehme ich seit Samstag und ich hoffe sehr, daß es mir bald besser geht. Die Erklärung für diese Gefühlskälte ist, daß ich zu oft zu sehr verletzt wurde. Ich kam darauf, als ich Stefanie wegen den Freundschaften schrieb, die mich auch mehr enttäuscht als gefreut haben. Ich merke das aber speziell auf meine Schwestern bezogen. Mit der ältesten hatte ich nach einem Streit 1Jahr lang keinen Kontakt und seit Januar (nach einer Entschuldigung von ihr) nur immer mal wieder sporadisch, wenn ich meine Eltern besuche. Ich wollte den Kontakt wieder herstellen, immerhin ist sie meine Schwester und früher vertraute ich ihr sehr. Heute sehe ich sie und denke: NICHTS! Es gibt sie eben und sie ist ab und an mal da, aber es kommt mir vor als sei sie nicht meine Schwester. Genau so ist das auch mit meiner 2., mit der ich nun auch Streß habe. Es gibt sie, aber es interessiert mich nicht. Ich stumpfe innerlich ab. Vielleicht, damit man mich nicht mehr so verletzen kann? Und was das mit meiner Tochter zu tun hat weiß ich auch nicht, wobei ich sehr oft an die Geburt denke die für mich der reinste Horror war. Nunja und mit den Freundschaften finden und halten ist das auch so eine Sache. Nach einiger Zeit wird alles einseitig und man merkt, daß man zuviel investiert hat und dann ist das wieder diese Leere in einem, die einen traurig macht aber gleichzeitig innerlich "abtötet" damit man sowas nicht nochmal erlebt. An "guten Tagen" - an denen ich auch Liebe empfinde - merke ich selbst, daß mich das ales innerlich auffrißt und es tut mir weh. Ja, es tut mir weh! Aber von einem zum nächsten Moment sage ich mir: "Nein, mir doch egal. Sollen sie sich zum Teufel scheren!" Es ist, als bin ich das garnicht, denn ich war eigentlich immer supersensibel ... Ich bin nicht mehr ich, schon lange nicht mehr. Und es ist wie bei Marika, daß meine Mama immer traurig fragt "Wo ist nur Dein Strahlen hin?" Aber sie weiß nichts von der PPD!

Freundliche Grüße, Ina
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Ina!

Das was du gerade erlebst, das Grübeln, die Verwirrtheit, aber vorallem die Erkenntnis, eine Spur zum Grund deiner Kälte deinem Töchterchen gegenüber gefunden zu haben, ist ein VORTSCHRITT!!!

Du schiebst nicht mehr alles von dir weg und "funktionierst" einfach, sonder hast jetzt die Kraft, hinter die Fassade zu sehen. Denn ich bin mir ganz sicher, die PPD ist nicht umsonst, sie schreit uns schmerzhaft ins Gesicht, unser Leben genauer an zu schauen und "auf zu räumen". So wie du, war ich auch immer sehr sensibel und zu oft wurde das mit Füssen getreten. Man kann das hier immer wieder bei den anderen lieben Frauen lesen. Wenn wir kein Kind geboren hätten, wären diese Verletzungen immer noch tief im Unterbewusstsein vergraben geblieben. Vielleicht hätten wir dann in 20 Jahren mal einen hohen Blutdruck bekommen, oder unter Migräne gelietten. usw. und wüßten nicht warum. Duch die Geburt unserer Schätze aber, lag unsere Seele aufeinaml schutzlos da, sie öffnete sich zusammen mit dem Körper, um ein Kind zu gebären. Und das war der Moment, wo alles aus uns heraus brach. Noch nicht konkret, sondern in diffusen Symptomen. Aber doch stark genug, um zu erkennen, etwas zu tun.

Das ist die Erklärung meiner Hebamme, die mich noch alternativ betreut. Und ich kann mir das absolut vorstellen. Ich dachte immer, eine Geburt ist ein rein körperlicher "Akt" - wie sehr habe ich mich getäuscht.

Liebe Ina, du wirst sehen, ab jetzt machst du immer wieder Vortschritte. Es wird vielleicht nicht immer leicht werden, aber ich bin sicher, du schaffst das. Es hat mich sehr berührt, wie du schreibst, dass du die Liebe zu deiner Tocher manchmal spühren kannst und dann ist sie wieder weg. Sie einfach noch tief verschüttet aber sie wird eines Tages ganz durchkommen - sobald du die "Steine" aus dem Weg geräumt hast.

Hast du schon mal über eine Psychotherapie nachgedacht? Mir hilft das sehr!!!!

Ganz liebe Grüße
Marika
Nora

Beitrag von Nora »

Guten Morgen, Ina,

es ist immer wieder schlimm zu hören, wie sehr einen Enttäuschungen im menschlichen Umfeld verletzten können und wie sehr sich das auf die Zukunft auswirken kann. Auch ich habe so manches im Laufe meines Lebens einstecken müssen und bin erst jetzt dahintergekommen, daß mich dies mehr getroffen hat als mir bewußt war. Marika hat schon recht damit, daß die Geburt eines Kindes sehr viel emotionales auslöst und freigibt, was tief in uns verborgen war. Meine Ärtzin hat mir dies auch bestätigt. Ich würde sehr früh schon als Kind damit konfrontiert, daß mein leiblicher Vater sihc nciht um mich gekümmert hat, mein stiefvater sehr schlecht war und eine Bindung zu meiner Mutter bestand überhaupt nicht. Hinzu kamen verlorene Freundschaften, Betrogenwerden vom Freund, etc. Um all dies zu bewältigen baut man sich einen Schutzwall auf - wie Du sagst, um nicht mehr verletzt werden zu können. Und irgendein Ereignis im Leben (und oft ist das die Geburt eines Kindes) läßt alles hochkommen, was wir so lange erfolgreich vergraben haben. Ich habe angefangen mir zu sagen, das die anderen, von denen ich enttäuscht bin, auch nur Menschen sind und habe angefangen, Ihnen innerlich zu verzeihen und damit abzuschließen. Bei einigen ging das ganz gut, bei anderen nagt es auch noch an mir. Mit meiner Mutter habe ich mich ausgesprochen und jetzt ist unser Verhältnis so langsam dabei, sich zu normalisieren. In kleinen SChritten, aber immerhin. Und was soll ich sagen: vor 2 Tagen hat mich mein leiblicher Vater angerufen. Er wußte nicht, daß er Opa geworden ist, da ich seit 10 Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm hatte. Ich habe viel nachgedacht und mir überlegt, ob ich den Kontakt überhaupt will, denn es gibt viel Unausgesprochenes zwischen uns. Ich habe mich aber entschieden, ihm eine Chance zu geben - für meinen Sohn. Und wenn ich ihn demnächst mal persönlich treffe, habe ich mir fest vorgenommen, ihm alles zusagen, was ich all die Jahre geschluckt habe. Und dann werde ich abwarten, ob er sich um seinen Enkel jetzt bemüht.
Ich lerne gerade das Loslassen - bestmmte Menschen gehen zu lassen und mich zu verabschieden. Denn manches kann man nicht mehr reparieren. Und bei anderen versuche ich, nochmal eine 2. Chance herauszuholen. Ohne große Erwartungen und mit Verständnis + Verzeihen. Ich bin gespannt wie das weitergeht.
Vielleicht geht es Dir bald ähnlich. Versuch einfach, nicht mehr perfekt zu sein. Laß den Haushalt eben mal schleifen und überleg Dir, was Dir wirklich gut tun würde. Gespäche mit der Schester? Mit der Mama? Oder besser doch nicht? Hör in Dich hinein und dann entscheide. Dein Gefühl wird Dir Signale geben, in welche Richtung es gehen soll. Und sei nocht so streng mit selbst. Du hast das Recht, daß es Dir nciht gutgeht und Du mußt nicht immer alles unter Kontrolle haben. Die meisten Menschen haben das auch nicht. Es gibt nur keiner zu!

Ganz herzliche Grüße
Nora
InaK

Beitrag von InaK »

Liebe Marika,

Deine Zeilen berühren mich immer sehr. Du schreibst so feinfühlig und hast dabei selbst eine Menge Probleme. Ich hoffe, daß es Dir gut geht!

Die Erklärung Deiner Hebamme ist plausibel, nachvollziehbar und einleuchtend - sie hat Recht! Ich bin durch die 2Geburten noch sensibler, verletzlicher geworden als ich vorher schon war. Damit kann ich oft nicht umgehen und manchmal haut es mich regelrecht um, weil mich einfach Traurigkeit und diese ständige Grübelei von jetzt auf gleich überkommen.

Weshalb ich meine Gedanken jetzt so langsam öffne, auf der Suche nach dem Grund, ist: Ich rede über meine Sorgen. Ich habe noch nie so viel geredet (geschrieben) wie im Moment und dann kommt alles raus, alles was mich innerlich bisher belastet hat. Die Scheidung von meinem Ex-Mann, meine "Essstörung" während der Ehe, die finanziellen Sorgen und vorallem die Streitigkeiten mit der Familie. Das alles haftet an mir und ich habe mit all dem noch nicht abgeschlossen.

Eine Psychotherapie ziehe ich in Erwägung, es wäre sicher eine gute Möglichkeit um dem wahren Grund für mein Sein auf die Spur zu kommen. Ich werde meine Ärztin bei meinem nächsten Besuch darauf ansprechen, villeicht sogar schon früher - in 5Wochen soll ich erst wieder hin.

Liebe Grüße, Ina
InaK

Beitrag von InaK »

Liebe Nora!

Mir fällt es sehr schwer zu verzeihen, denn mein Vertrauen wurde mit Füßen getreten. Für andere sind es nur Lapalien, aber für ist ist da meine innere heile-Welt zusammengebrochen. Ich habe es mit der 2.Chance versucht, aber irgendetwas in mir wehrt sich dagegen und hält mich von Gefühlen ab. Ich würde gern, aber ich kann nicht. Genauso ist das mit meiner Tochter - ich würde sie so - gern für alle sichtbar (!) - lieben, aber ich kann nicht. Ich nehme sie (an guten Tagen) zwar in den Arm und versuche mit ihr zu kuscheln, aber alles mit gemischten Gefühlen. Sie macht mich irgendwie nervös ... Ich kann sie nicht einfach spontan in den Arm nehmen und sie küssen, so wie ich es bei meinem Sohn tue. Aber ich habe es schon getan! Und dann konnte ich ihr auch sagen, daß ich sie trotz allem liebe! An dem Tag war ich glücklich.

Deine Geschichte ist durch Deine Kindheit etwas komplizierter, aber deswegen nicht weniger schlimm. Wenn jemand leidet ist es immer schlimm, egal aus welchem Grund. Daß Du versuchst Dich Deinem Vater anzunähern finde ich toll und er findet es sicher auch super. Ich denke es ist wichtig, daß er Gründe für eventuelle Handlungen erfährt und ihr darüber redet. Ich bin mir sicher, daß er sich viel Mühe um euch (!) geben wird.

Loslassen fällt mir auch sehr schwer, vorallem bei meinen Kindern. Ich habe so viele Ängste und Sorgen, daß sie mich kaputt machen würden, würde ich sie loslassen. Aber es wird wahrscheinlich mal Zeit mich zu lösen ... Perfekt möchte ich sein, aber es gelingt mir nicht. Das habe ich schon eingesehen. Aber ich habe Angst vor Kritik, Bemängelungen etc. ... Naja, ich muß an mir arbeiten.

Liebe Grüße, Ina
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