Ich glaub ich hab die PPD!

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Johanna24

Ich glaub ich hab die PPD!

Beitrag von Johanna24 »

Hallo,

ich glaube ( bin mir sicher das ich die ppd habe)- ich halte das alles nicht mehr aus. Hab bald ein Termin bei einer Therapeutin und möchte auch was homöopathisches nehmen, da ich stille! Hilft das und was müsste ich da nehmen?

Meine Symptome sind: Herzrasen, Angst vor dem Allein sein, Alltag nicht bewältigen , desinteresse gegenüber meinen Baby, manchmal Hass ( obwohl ich ihn eigentlich total liebe.. habe ich ihn immer noch nicht angenommen)- Zwangsgedanken, denke die ganz Zeit das mein sohn ebenfalls psychisch krank ist oder wird.

Was ist der Unterschied zwischen psychose und depressionen?

Wird mir wirklich geholfen? Und wenn ja, wie lange dauert das? Ich hab bald keine Kraft mehr?!

Über Antworten wäre ich sehr dankbar!

Mfg

Johanna...

mit Julien :-)
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Johanna!

Zu aller Erst mal: JA, es kann dir geholfen werden!!! Das ist doch schon mal eine gute Nachricht, oder!!!! ;-)

So wie du das schilderst, hört sich das alles sehr nach PPD an. Alle diese Symptome hatte ich auch, ich dachte, ich werde verrückt! Es ist super, dass du bald einen Termin bei einer Therapeutin hast. Sie wird dich sicher auch seht gut bezüglich Medikamenten beraten. Du schreibst, dass du etwas Homöopathisches nehmen möchtest. Es gibt da sicher auch eine Möglichkeit. Einige hier haben damit gut Erfahrungen gemacht.

Ich persönlich habe mich für Antidepressiva entschieden und hab auf grund dessen, als mein Noah 8 Wochen alt war, abgestillt. Das ist jetzt gut 5 Monate her - Noah ist schon 6 Monate alt. Der Leidensdruck war für mich nicht mehr aus zu halten und eine Angstattacke jagte die nächste Panikattacke. Daher nahm ich auch eine kurze Zeit einen starken Angsthemmer, bis die AD gewirkt haben.

Der Unterschied zwischen einer Psychose und einer Depression: bei einer Psychose hat man zusätzlich noch Wahnvorstellungen, sieht und hört Dinge, die nicht da sind sind. Man verliert mit der Zeit komplett den Bezug zur Realität. Eine Depression fühlt sich "milder" an, man ist sich bewusst, was Gut oder Schlecht ist und befindet sich noch im "Hier und Jetzt". Aber aus einer Depression kann unter Umständen wenn sie nicht behandelt wird, eine Psychose werden.

Liebe Johanne, ich wünsch dir für die kommende Zeit ganz viel Kraft. Ich hoffe sehr, die wirst schnellst möglich geholfen, denn ich weiß wie quälend dieser Zustand ist. Aber vergiss nicht: Dir kann auf jeden Fall geholfen werden!

Bis bald!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Johanna24

An Marikaaman

Beitrag von Johanna24 »

Hallo,

vielen dank für deine Antwort.

Dieses Gefühl ist so quälend und schlimm... nach der geburt dachte ich immer nur, wieso mich denn keiner gewarnt hat vor dieser Hölle, ich fühlte mich als ob einen richtigen SChlag ins Gesicht bekommen habe, ich glaube ich bin immer noch schockiert über das was ich erlebe oder erlebte. ( mir ging es schon mal schlechter).. da konnte ich nicht mal zum einkaufen gehen, ich hatte Angst mir würde was zustoßen... ! ( Ich glaub das war eine psychose)! Einerseits fühle ich doch manchmal Glück, ich kämpfe gegen die Krankheit an und jeder Augenblick in dem es einem besser geht, lässt Hoffnung schnüren das es uns bald hoffentlich wieder gut geht. Ich habe auch manchmal so ein Misstrauen gegenüber allen, sogar Familie und Partner( ich denk manchmal die wollen mich zerstören, da mein Freund sagt, ich solle die Medikamente nehmen).. ich hoffe das dies echt bald vorbei ist.

Mir tut mein Kleiner nur so leid, da ich ihm keine richtige mami sein kann, manchmal fühl ich mich wie hypnotisiert...aber ich glaube ich muss Dir das nicht beschreiben, oder? :-)

Geht es Dir denn schon was besser? Und spürt man die Liebe nach der Krankheit wirklich zu seinem kind?

Lieben Gruss

Johanna...

mit Julien
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Marika
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Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallo Johanna!

Mach dir keine Vorwürfe, du bist sicher trotz allem die beste Mami, die sich dein Spatz wünschen kann. Da bin ich mir ganz sicher!!!

Es ist wirklich so, dass die Gefühle gegenüber deinem Kind im Moment wohl komplett verschüttet sind. Das war bei mir genau gleich. Aber jetzt, wo es mir schon viel besser geht, ist auch diese unbeschreibliche Liebe zu meinem Noah an die Oberfläche gekommen. Das ist wunderschön!!!!

Ganz am Anfang meiner PPD vor 5 Monaten, glaubte ich, nie wieder so etwas wie Liebe fühlen zu können. Auch nicht für meinen Mann. Es war, wie die schreibst, ich war wie hypnotisiert und ferngesteuert - habe nur funktioniert. Bis auch das nicht mehr ging und ich komplett zusammen gebrochen bin. Ich dachte ich werde verrückt und hatte eigentlich mit dem Leben abgeschlossen. Das ich in einer geschlossenen Anstalt enden würde, war für mich sicher in meinem Zustand damals. Aber natürlich war das nur die PPD, die mich das glauben ließ.

Mit den Medis wurde ich dann zusehens stabiler, wenngleich es zwischen durch auch immer wieder mal ein Tief gab. Aber so ist die Krankheit leider. Heute habe ich schon recht lange Phasen (so eine Phase kann schon mal 2 - 3 Wochen anhalten) in denen ich sehr glücklich bin und meinen süßen Sohn geniessen kann. Am Anfang als sich der "Nebel" langsam ein wenig gelichtet hat, gab es mal vielleicht einen halben Tag, an dem es mir recht gut ging, dann wieder Wochen wo es schlecht war. Aber wie gesagt, das kehrt sich dann um.

Liebe Johanna, es braucht ein bischen Zeit, bis du merken wirst, dass es leichter wird. Und auch Geduld wirst du haben müssen, denn die PPD verläuft in Wellen. Wenn nach einem Hoch dann mal wieder ein Tief kommt, ist das hin und wieder schon recht zermürbend. Aber du wirst es schaffen und die Liebe zu deinem Schatz wird langsam hochkommen - wie eine Blume die ihre Blüte öffnet und zu einer wunderschönen Schöpfung des Lebens wird!

Meld dich wieder, ja!!! Vorallem wäre schön zu hören, für was für eine Behandlung du dich entschieden hast!

Bis dahin ganz liebe Grüße. Solltest du noch Fragen haben, meld dich ruhig! Wir helfen immer gerne!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Nora

Beitrag von Nora »

Liebe Johanna,

die Liebe zu Deinem Sohn ist da! Nur dadurch, daß es Dir so schlecht geht im Moment, kannst Du sie nicht fühlen. Aber sie ist da, glaub mir! Mir ging es ganz ähnlich wie Dir und Marika. War völlig verstört, weil ich mich nicht wieder erkannte. Hab mir Vorwürfe gemacht und ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Kind und meinem MAnn gehabt. als ob ich schuld daran bin, daß es mri nicht gut geht. Ich hatte Panikattacken, Schwindel, Angstgefühle - wollte nix mit meinem Sohn zu tun haben. Hab mir sogar manchmal gewünscht es kommt jemand und nimmt ihn mit. Wenig später hatte ich dann ein total schlechtes Gewissen und dachte: was bist Du für eine grausame Mama.
Ich habe mir sehr schnell Hilfe geholt und mich dafür entschieden, ein AD zu nehmen - ich hätte alles genommen nur damit dieser Zustand aufhört. Nach ca. 2-3 Wochen setzte dann die Wirkung langsam ein und je besser es mir ging um so mehr zeigte sich auch die Liebe zu meinem Kind. In ganz kleinen Schritten offenbarte sie sich und heute spür ich ganz genau, wie sehr ich ihn liebe -und auch meinen MAnn. Das war alles schon da, nur es mußte mir erst etwas besser gehen, damit ich mir dessen bewußt wurde.
Auch das Mißtrauen kenne ich. Ich beäugte auch jeden , der mir mit einem Ratschlag oder gutgemeinten Satz zu Seite stehen wollte - ich dachte immer, die behandeln mich jetzt wie eine komplette Irre und liefern mich gleich in der Anstalt ab. Dabei habe ich einfach eine gestörte Wahrnehmenung gehabt - hab vielles falsch interpretiert und falsch verstanden - das gehört leider auch zur PPD.

Liebe Johanna - laß Dich drücken - wir gehen da mit Dir durch, ja?

Nora
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