Ein Vorstellungs-Roman
Verfasst: 28:07:2008 15:14
Hallo Zusammen!
Ich bin neu hier und sehr froh, dass es dieses Forum gibt. Habe mich noch nie an irgendeinem Forum beteiligt...Aber Eure Geschichten zu lesen tat sehr gut!
In meinem Umfeld gibt es nur glückliche und strahlende Mütter und so eng befreundet bin ich mit keiner um vielleicht auch mal einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können. Und somit ist es wohltuend zu erfahren, dass ein Kind zu bekommen nicht zwingend heissen muss dass man jetzt immer nur fröhlich, glücklich und zufrieden ist.
Nun zu mir:
Ich bin 28 Jahre alt und habe vor 15 Wochen meine zweite
Tochter bekommen. Die "Große" ist 2 1/2 Jahre alt. Ich lebe mit
meinem Mann, einem Hund, einer Katze und eben den zwei Mädels in
unserm neu gebauten Reihenhaus in Berlin.
Ich bin wohl ganz allgemein gesprochen kein besonders
kontaktfreudiger Mensch und so lebe ich eigentlich seit dem Einzug in
dieses Haus (vor einem Jahr) in relativer "Isolation". Da ich fast
von Beginn an ein Beschäftigungsverbot während der Schwangerschaft
hatte, besteht/bestand auch kaum Kontakt zu Kolleginnen (Ich bin
Kinderkrankenschwester)
Die Schwangerschaft mit Charlotte (die kleine) war relativ problemlos
und die Entbindung war Bilderbuch-mäßig. Nachdem sich jedoch der
erste "Glücksrausch" gelegt hatte, ist recht schnell klar geworden,
dass ich nicht besonders gut zurecht komme. Charlotte hat die ersten
ca. 9Wochen sehr viel geschrien,war nur auf dem Arm und in Bewegung zufrieden... Ich wurde unzufrieden, weil das Haus langsam im Chaos unterging. Zum einen hab ich mich damit unwohl gefühlt, aber viel schlimmer war, dass ich aus allem was mein Mann gesagt oder getan hat einen Vorwurf herausgehört hab (in der Richtung "wie siehts denn hier aus"?). Es war auch einfach schwierig meiner Großen zu erklären, dass ich mich nicht so um sie kümmern kann, was mich auch unglücklich gemacht hat. Sie fehlt mir und ich ihr!
Trotzdem lief alles irgendwie weiter... musste es ja auch.
Dann begann das was ich von Ronja (der Großen) schon kannte und so gefürchtet hatte: Charlotte verweigert die Brust. Sie tut das mit solcher Kraft und Ausdauer-echt erstaunlich!
Ich habe trotz sehr engagierter Hebamme und trotzdem es ja schon das zweite Kind ist und trotzdem anfangs zumindest mit dem Stillen alles ganz entspannt war seit 6 Wochen nur eine Chance Muttermilch in meine Kleine
"reinzubekommen": Ich pumpe ab und füttere.
Das war dann auch der Moment, in dem hier alles einbrach. Der riesen Frust. Was bin ich für eine schreckliche Mutter, wenn mein Kind mich so ablehnt. Ich bin seither auffallend dünnheutig, fange wegen jeder Kleinigkeit an zu weinen, bin gereizt und genervt meiner Großen gegenüber, streite viel mit meinem Mann, für den das alles gar kein Problem zu sein scheint...
Ich bin extrem schreckhaft geworden, schlafe tagsüber gar
nicht und nachts schlecht. Charlotte ist trotz allem mittlerweile
höchst entspannt und zufrieden, sie wächst und gedeiht, schläft
nachts durch... Also eigentlich alles ganz gut, aber es geht mir
nicht wirklich besser. Ich bin überfordert und zerfressen von
Selbstzweifeln und Selbstvorwürfen hinsichtlich meiner Fähigkeit als
Mutter. Und es tut so weh und macht mich so traurig. Ich wollte so gerne dass es diesmal entspannter klappt und dann ist es diesmal alles noch viel schlimmer. Ronja hatte damals so eine Phase von 2 Wochen. Da musste ich auch voll abpumpen und danach habe ich weiter gestillt (6 Monate voll). Bei Charlotte gibt es keine und ich wiederhole es gerne KEINE Chance sie an die Brust zu bekommen. Sie schreit sich richtig in Rage und ist tot unglücklich (ich dann auch, weshalb ich diese Versuche in den letzten Wochen nur selten gemacht hab).
Meine Schwester hat neulich gesagt eine Stillbeziehung wäre ein wenig wie eine Liebesbeziehung-sie aufzugeben tut schrecklich weh. Ich finde den Vergleich sehr treffend. Es ist ein so völlig irrationaler Schmerz. Am vergangenen Samstag hab ich dann doch noch einen Versuch gemacht... Ich hab sie morgens geweckt und angelegt. Sie hat ganz friedlich getrunken, beim nächsten Anlegen, hat sie wieder nur geschrien und da war für mich die Entscheidung endlich gefallen: Ich werde abstillen! Es tut weh und macht mich so traurig, dass ich eigentlich nur noch heulen könnte, aber ich halte diese Situation nicht mehr aus. Irgendwie war es erleichternd diesen Entschluss endlich gefasst zu haben und ich hoffe sehr, dass es mir bald etwas besser geht und dann dieser wunde Punkt vielleicht langsam abheilen kann anstatt bei jedem Pumpen und jedem gescheiterten Stillversuch wieder aufzureissen.
Meine Hebamme hatte mir schon zu Beginn meines Stillproblems (da ging es mir bedeutend schlechter als heute) von Schatten und Licht erzählt und
mich auch gebeten, mir eine Therapeutin zu suchen, weil sie der
Meinung ist, ich bräuchte Hilfe in dieser Situation. Leider war/ist es
für mich extrem schwierig zuzugeben, dass ich Hilfe brauche. Das
kostete mich wieder mehrere schlaflose und panische Nächte, in denen
ich mich zerfleische. Ich müsste das alles alleine schaffen, wie beim
ersten Kind eben auch. Trotzdem hab ich Therapeuten abtelefoniert, mich nach Selbsthilfegruppen erkundigt... von "nur Privatpatienten" über "dies Jahr keine Patienten mehr" bis hin zu 'es geht nicht mal der AB dran' war alles dabei. Das war ziemlich frustrierend. Dann hatte ich für zwei Wochen einen Haushaltshilfe-sehr wohltuend!
So und nun? Erneuter Versuch eine Therapeutische Unterstützung zu finden, nachdem ich vor lauter Frust und Hilflosigkeit meiner Großen fast eine gescheuert hätte. Das hatte mich dann echt geschockt. Leider blieb jetzt auch dieser Versuch erfolglos bzw. die empfohlenen Therapeutin fährt für 3 Wochen in Urlaub. Sie hat mir Notfall-nummern gegeben und Gespräche in 3 Wochen angeboten. Bis dahin werden wir schon kommen. Vielleicht hilft das nicht-mehr-Pumpen ja schon etwas?!
In den letzten Tagen hab ich mir auch öfter ganz bewusst die Zeit genommen und schöne Sachen mit Ronja gemacht, das tat uns beiden gut.
Hab mittlerweile auch meinem Mann halbwegs verständlich machen können, wie es mir geht und er ist sehr bemüht, mich zu unterstützen. (Er wird in Fortsetzung an die Haushaltshilfe eine Putzfrau suchen).
Das war er dann... mein Vorstellungs-Roman! Ich danke Euch fürs "Zuhören"!
Fine
Ich bin neu hier und sehr froh, dass es dieses Forum gibt. Habe mich noch nie an irgendeinem Forum beteiligt...Aber Eure Geschichten zu lesen tat sehr gut!
In meinem Umfeld gibt es nur glückliche und strahlende Mütter und so eng befreundet bin ich mit keiner um vielleicht auch mal einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können. Und somit ist es wohltuend zu erfahren, dass ein Kind zu bekommen nicht zwingend heissen muss dass man jetzt immer nur fröhlich, glücklich und zufrieden ist.
Nun zu mir:
Ich bin 28 Jahre alt und habe vor 15 Wochen meine zweite
Tochter bekommen. Die "Große" ist 2 1/2 Jahre alt. Ich lebe mit
meinem Mann, einem Hund, einer Katze und eben den zwei Mädels in
unserm neu gebauten Reihenhaus in Berlin.
Ich bin wohl ganz allgemein gesprochen kein besonders
kontaktfreudiger Mensch und so lebe ich eigentlich seit dem Einzug in
dieses Haus (vor einem Jahr) in relativer "Isolation". Da ich fast
von Beginn an ein Beschäftigungsverbot während der Schwangerschaft
hatte, besteht/bestand auch kaum Kontakt zu Kolleginnen (Ich bin
Kinderkrankenschwester)
Die Schwangerschaft mit Charlotte (die kleine) war relativ problemlos
und die Entbindung war Bilderbuch-mäßig. Nachdem sich jedoch der
erste "Glücksrausch" gelegt hatte, ist recht schnell klar geworden,
dass ich nicht besonders gut zurecht komme. Charlotte hat die ersten
ca. 9Wochen sehr viel geschrien,war nur auf dem Arm und in Bewegung zufrieden... Ich wurde unzufrieden, weil das Haus langsam im Chaos unterging. Zum einen hab ich mich damit unwohl gefühlt, aber viel schlimmer war, dass ich aus allem was mein Mann gesagt oder getan hat einen Vorwurf herausgehört hab (in der Richtung "wie siehts denn hier aus"?). Es war auch einfach schwierig meiner Großen zu erklären, dass ich mich nicht so um sie kümmern kann, was mich auch unglücklich gemacht hat. Sie fehlt mir und ich ihr!
Trotzdem lief alles irgendwie weiter... musste es ja auch.
Dann begann das was ich von Ronja (der Großen) schon kannte und so gefürchtet hatte: Charlotte verweigert die Brust. Sie tut das mit solcher Kraft und Ausdauer-echt erstaunlich!
Ich habe trotz sehr engagierter Hebamme und trotzdem es ja schon das zweite Kind ist und trotzdem anfangs zumindest mit dem Stillen alles ganz entspannt war seit 6 Wochen nur eine Chance Muttermilch in meine Kleine
"reinzubekommen": Ich pumpe ab und füttere.
Das war dann auch der Moment, in dem hier alles einbrach. Der riesen Frust. Was bin ich für eine schreckliche Mutter, wenn mein Kind mich so ablehnt. Ich bin seither auffallend dünnheutig, fange wegen jeder Kleinigkeit an zu weinen, bin gereizt und genervt meiner Großen gegenüber, streite viel mit meinem Mann, für den das alles gar kein Problem zu sein scheint...
Ich bin extrem schreckhaft geworden, schlafe tagsüber gar
nicht und nachts schlecht. Charlotte ist trotz allem mittlerweile
höchst entspannt und zufrieden, sie wächst und gedeiht, schläft
nachts durch... Also eigentlich alles ganz gut, aber es geht mir
nicht wirklich besser. Ich bin überfordert und zerfressen von
Selbstzweifeln und Selbstvorwürfen hinsichtlich meiner Fähigkeit als
Mutter. Und es tut so weh und macht mich so traurig. Ich wollte so gerne dass es diesmal entspannter klappt und dann ist es diesmal alles noch viel schlimmer. Ronja hatte damals so eine Phase von 2 Wochen. Da musste ich auch voll abpumpen und danach habe ich weiter gestillt (6 Monate voll). Bei Charlotte gibt es keine und ich wiederhole es gerne KEINE Chance sie an die Brust zu bekommen. Sie schreit sich richtig in Rage und ist tot unglücklich (ich dann auch, weshalb ich diese Versuche in den letzten Wochen nur selten gemacht hab).
Meine Schwester hat neulich gesagt eine Stillbeziehung wäre ein wenig wie eine Liebesbeziehung-sie aufzugeben tut schrecklich weh. Ich finde den Vergleich sehr treffend. Es ist ein so völlig irrationaler Schmerz. Am vergangenen Samstag hab ich dann doch noch einen Versuch gemacht... Ich hab sie morgens geweckt und angelegt. Sie hat ganz friedlich getrunken, beim nächsten Anlegen, hat sie wieder nur geschrien und da war für mich die Entscheidung endlich gefallen: Ich werde abstillen! Es tut weh und macht mich so traurig, dass ich eigentlich nur noch heulen könnte, aber ich halte diese Situation nicht mehr aus. Irgendwie war es erleichternd diesen Entschluss endlich gefasst zu haben und ich hoffe sehr, dass es mir bald etwas besser geht und dann dieser wunde Punkt vielleicht langsam abheilen kann anstatt bei jedem Pumpen und jedem gescheiterten Stillversuch wieder aufzureissen.
Meine Hebamme hatte mir schon zu Beginn meines Stillproblems (da ging es mir bedeutend schlechter als heute) von Schatten und Licht erzählt und
mich auch gebeten, mir eine Therapeutin zu suchen, weil sie der
Meinung ist, ich bräuchte Hilfe in dieser Situation. Leider war/ist es
für mich extrem schwierig zuzugeben, dass ich Hilfe brauche. Das
kostete mich wieder mehrere schlaflose und panische Nächte, in denen
ich mich zerfleische. Ich müsste das alles alleine schaffen, wie beim
ersten Kind eben auch. Trotzdem hab ich Therapeuten abtelefoniert, mich nach Selbsthilfegruppen erkundigt... von "nur Privatpatienten" über "dies Jahr keine Patienten mehr" bis hin zu 'es geht nicht mal der AB dran' war alles dabei. Das war ziemlich frustrierend. Dann hatte ich für zwei Wochen einen Haushaltshilfe-sehr wohltuend!
So und nun? Erneuter Versuch eine Therapeutische Unterstützung zu finden, nachdem ich vor lauter Frust und Hilflosigkeit meiner Großen fast eine gescheuert hätte. Das hatte mich dann echt geschockt. Leider blieb jetzt auch dieser Versuch erfolglos bzw. die empfohlenen Therapeutin fährt für 3 Wochen in Urlaub. Sie hat mir Notfall-nummern gegeben und Gespräche in 3 Wochen angeboten. Bis dahin werden wir schon kommen. Vielleicht hilft das nicht-mehr-Pumpen ja schon etwas?!
In den letzten Tagen hab ich mir auch öfter ganz bewusst die Zeit genommen und schöne Sachen mit Ronja gemacht, das tat uns beiden gut.
Hab mittlerweile auch meinem Mann halbwegs verständlich machen können, wie es mir geht und er ist sehr bemüht, mich zu unterstützen. (Er wird in Fortsetzung an die Haushaltshilfe eine Putzfrau suchen).
Das war er dann... mein Vorstellungs-Roman! Ich danke Euch fürs "Zuhören"!
Fine