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Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Baffy85

PPP

Beitrag von Baffy85 »

Hallo Ihr Lieben!
Ich heiße Marina und bin 23 Jahre alt. Ich haben meinem Wunderbaren Sohn am 30.06.08 per Kaiserschnitt mit Vollnarkose das Leben geschenkt. Ich hatte eine für mich sehr schwere Schwangerschaft wo ich wirklich ein Buch drüber schreiben könnte.... Die Gebrt und die Zeit danach würde ich am liebsten auch aus meinem Leben streichen. Ich könnte hier so viel schreiben aber das würde den Rahmen sprengen.. Es ist alles noch ganz frisch und ich leide sehr. Nehme zwar Medikamente aber habe noch nicht den Eindruck das die mir irgendwann helfen können... Ich leide immer unter Zwangsgedanken, mein Kopf kommt nie zur ruhe ich habe Angst verrückt zu werden. Ständig diese melodien im kopf, klares denken ist kaum noch möglich. Ich kann mich an Sachen, dinge und Tage nicht zurück erinnern auch wenn sie nur Stunden her sind. Ich kann nicht an morgen denken das ich zb mich auf irgendwas freuen könnte. Ich habe den eindruck das ich nicht mehr ich selber bin. Ich weiß schon garnicht mehr wie mein normaler zustand überhaupt mal war. Ich habe den eindruck das ich mehrmals am Tag meine Persönlichkeit wechsel, die realität ist weit weg. Es quält mich alles so... Ich habe wenig beziehung zu meinem Kind ich kann es nicht versorgen, nicht zehn Minuten am tag Gott sei dank ist 24 stunden am Tag noch der papa da. Mein ganzes Leben was vorher da war wurde irgendwie einfach so gelöscht. Weil ich wohl ein schwerer Fall bin habe ich angst das es nie wieder so sein wird wie es früher mal war. Ich glaube das reicht fürs erste. LG!
Nora

Beitrag von Nora »

Guten Morgen Buffy,

es tut mir sehr leid, dass es Dir so schlecht geht. Auch kann ich gut nachvollziehen, dass Du daran zweifelst, dass es je wieder gut wird. Das war bei mir auch so. Ich hab mich selbst nicht mehr erkannt und hatte das Gefühl, mein Leben lang schon in diesem Albtraum zu stecken. Ich hatte auch keinerleich emotionale Beziehung zu meinem Sohn - das war einfach furchtbar. Auch mein Mann hat sehr gelitten in dieser Zeit. Ich dachte immer nur, was bist du für eine Mutter - Mann + Kind sind ohne dich besser dran. Ich wußte nicht, wie ich die Tage und Nächste schaffen sollte. Die angst + Panik hatte mich voll im Griff. Ich schaffte es kaum, meinen Sohn zu versorgen, konnte nicht alleine sein und alltägliche Dinge wie Duschen und Essen waren für mich fast unmöglich. Ein ganz furchtbare Zeit. Und obwohl das alles schon 3 Jahre her ist, kann ich mich an alles noch erinnern und mir läuft es jetzt noch manchmal kalt den rücken runter wenn ich an meine damalige Situation denke.
Aber, liebe Buffy, es gibt einen Weg da raus und auch Du wirst Dein Leben wieder genießen können.
Machst Du denn eine Therapie? Hast Du genügend Unterstützung im familiären Kreis oder durch Freunde?

Liebe Grüße
Nora
Baffy85

Beitrag von Baffy85 »

Hallo Nora! Habe in der Vorstelllungsrunde geantwortet.
Kate

Beitrag von Kate »

Liebe Marina,

deine Geschichte hat mich sehr betroffen gemacht.
Denn ich war auch einer von diesen "schweren" Fällen und konnte nicht glauben, jemals wieder gesund zu werden.

Ich kann dir mit 100% Sicherheit sagen, dass es wieder gut werden wird.
Ich weiß, dass man da nicht dran glauben kann, aber es ist so.
Zum Glück hatte ich Menschen, die mir das immer wieder gesagt haben, denn sonst hätte ich aufgegeben.

Inzwischen bin ich wieder ganz gesund und das wird dir auch so gehen!
Der Zustand, den du durch dein Medikament erlebst, ist schwer auszuhalten, aber es ist nur vorübergehend und all deine Gefühle werden zurück kommen.
Es ist trotzdem ganz wichtig ersteinmal durch die medikamentöse Hilfe wieder gesund zu werden.

Ich würde dir ganz dringend eine stationäre Therapie empfehlen, denn dort gibt es Leute, die sich mit deiner Erkrankung auskennen und dich auf die richtigen Medikamente einstellen können.
Denn Tavor sollte man auf keinen Fall längerfristig nehmen, da es abhängig macht.
Stationär kann man es ausschleichen, sobald dies möglich ist und geeignete andere Medikamente nehmen.
Es gibt eine sehr gute Mutter- Kind- Station in Herten, die wirklich zu empfehlen ist.
Hier ist der Link zur Station: http://www.psychiatrie-herten.de/front_ ... ?idcat=849

Eine frühzeitige konsequente Therapie ist so wichtig, um schnell wieder gesund zu werden!

Ganz liebe Grüße
Kate
samara2810

Beitrag von samara2810 »

Laß Dich mal drücken! Ich weiß, dass diese Gefühle so mit das Schlimmste ist, was man im Leben je erleben kann. Auch mir ging es Wort für Wort nach der Geburt der 1. Tochter so. Ebenfalls hatte ich eine schlimme Geburt hinter mir. Und es ist alles wieder gut geworden! Es hat ne Zeit gedauert, es war einige Monate schlimm, dann wurde es besser und schließlich war ich wieder gesund!!! Heute geht es mir bestens, auch wenn ich zwischenzeitlich Mama eines 2. Kindes bin, wo ich überhaupt keine Beschwerden habe und hatte! Lass Dir helfen! Das ist verdammt wichtig. Ich habe mich damals leider nicht getraut.
Sas

Beitrag von Sas »

Hallo Baffy,

ich drücke Dich auch mal ganz fest virtuell. Oh Mann , ich kann Dich soooo gut verstehen. Weißt Du sicher, dass es eine PPP ist? Hat das ein Arzt diagnostiziert? Seit wann nimmst Du die Medikamente? Besprich bitte Deine Bedenken darüber mit Deinem Arzt. Wenn Du sie jetzt schon länger nimmst, dann kommt evtl. ein Medikamentenwechsel in Betracht. Bei mir hat es so ca. 6 - 8 Wochen gedauert bis die Dosis gepasst hat und es mir etwas besser ging. Die ersten Mittel (Zoloft/Risperdal) waren zwar gleich die richtigen, die Dosis reichte aber nicht. Bitte erhöhe jetzt aber NICHT eigenmächtig, sprich das auf jeden Fall mit dem Arzt ab. Ich kenne das wirklich ALLES selbst, die gräßlichen Zwangsgedanken, die Angst vor dem verrückt werden, die Vergeßlichkeit, die Unruhe und das Gefühl, nicht mehr ich selbst zu sein. Als ich krank war konnte ich auch keine 10 Minuten mit meiner Tochter alleine sein. Die Ärzte waren sich damals nicht einig, ob ich wahnhaft war oder nicht. Es war wohl eine "Mischform", daher auch das Neuroleptikum. Mein Weg zur Genesung führte über die kognitive Verhaltenstherapie. Aber die Medis und der Krankenhausaufenthalt haben mich überhaupt erst therapiefähig gemacht.
Jede Krankheit ist unterschiedlich, aber für jede gibt es einen individuellen Weg da raus.

Diesen Weg wirst auch Du finden und dann wirst Du wieder gesund. Wir unterstützen Dich dabei.

Lieben Gruß, Saskia
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