geburt verarbeiten

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Kirschblüte

geburt verarbeiten

Beitrag von Kirschblüte »

wisst ihr, ob ich einfach so ins krankenhaus gehen kann und meine akte verlangen, die von der geburt? können die mir da eine kopie machen?
hat das schon mal jemand gemacht?
ich habe gehört, dass es bei der verarbeitung helfen kann, wenn man noch mal alles durchgeht. vielleicht habe ich auch manches vergessen.
manchmal habe ich das gefühl, ich könnte das nie verarbeiten.
ich komme mir so doof vor, nach so langer zeit denke ich mir immernoch, warum war niemand da, warum hat mich keiner gehört, gesehen.

und ich habe angst, dass mein therapeut (hab bald meinen 1.termin) das nicht versteht. es ist doch das größte glück ein kind zu bekommen.

ich freue mich über eure antworten, LG Kirschblüte
Geli
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Beitrag von Geli »

Hallo Kirschblüte,

ich denke schon, dass man die Akte bzw. die darin enthaltenen Schreiben erhalten kann. Sie müssen diese ja auch 10 Jahre aufheben. Ich habe das selbst mal bei einem Krankenhaus - aber wegen einer anderen OP - nachgefragt. Da fanden sich dann auch Schreiben, die mein Hausarzt noch nicht bekommen hatte. Wie OP-Bericht und so. Und das wird es ja dann auch von der Geburt geben.

Ich würde aber zudem auch noch einmal bei deinem Hausarzt und Gynäkologen nachfragen. Denn die bekommen ja auch Berichte. Und die speziellen wie Entbindungsbericht und so im Krankenhaus anfragen. Ich weiß, dass die Ärzte verpflichtet sind, diese herauszugeben.

Was ist das denn für ein Therapeut, vor dem du dich zum 1. Termin triffst. Er muss aber doch gerade der sein, der dich verstehen soll. Wenn nicht er, dann würde ich mir aber jemand anderen suchen. Du hast ja da auch freie Wahl und musst nicht bei ihm bleiben. Viel Glück und sag alles, was du denkst und fühlst. Und wenn er dir sozusagen "blöd" kommt, würde ich da nicht mehr hingehen. Denn die Chemie zwischen Euch sollte schon stimmen und das setzt auch sein Einfühlvermögen voraus. Ohne geht's gar nicht.
Lieben Gruß von mir

* Auszeit als Ausgleich - fühlen, was tut mir gut *
Irisches Segenswort:
"Mögen gute Tage deinen Weg begleiten, freundliche Menschen dir begegnen, und die Sehnsucht führe dich zum Ziel."
-----------------------
PPD: 2001
Schilddrüsen-Hormon (nie die Präparatfirmen wechseln!)
Gesprächstherapie
Mutter-Vater-Kind-Kur
_________
2014: Depression, Medikament Opipramol, seit 07/15: Escitalopram
wintermami

Beitrag von wintermami »

hallo!

diese überlegung hatte ich auch, aber ich denke nicht, dass ich in dem bericht, dass finden würde, wonach ich suche. vielleicht weiß eine hebamme genauer, was sie denn alles reinschreiben müssen, aber ich glaube, es ist nicht viel - grob zum verlauf, geburtsmodus, vielleicht die verletzungen dokumentiert.

wenn ich dich richtig verstanden habe - ich glaube nicht, dass dir das die antwort geben wird, warum und wie sie dich behandelt haben.

aber es ist richtig - manchmal hilft es, ein dokument - also etwas "objektives" (oder doch nicht?!) - zu sehen. du wirst es verarbeiten und dein thera wird dir dabei vielleicht helfen. wenn er der richtige ist. lass es dir nicht gefallen, falls er meint, alle frauen vor ihnen und alle nach ihnen usw. usf.! dabei wage ich zu behaupten, dass eine thera - frau - die schon mal entbunden hat hier besser wäre, aber es ist nicht sicher.

ich dachte einmal mir würde es helfen, den oberarzt noch einmal zu sprechen, der die geburt beendet hat und dank dessen meine tochter überhaupt geboren wurde und überlebt hat. aber ich habe es sein lassen - ich wollte es nicht austesten, ob er sich noch erinnern kann....

ich habe mehrmals meinen mutterpass noch angeschaut, auch den aufkleber mit den infos von der klinik. nicht viel, aber das sind die tatsachen.

ich wünsche dir alles gute - du wirst es verarbeiten bzw. es wird besser. irgendwann. du musst es auch wollen und es auf dich zukommen lassen. du musst es nicht jetzt machen. du wirst es wissen, wann es soweit ist. diesmal hast du es in der hand, nicht so wie bei der geburt.

wintermami
Kirschblüte

Beitrag von Kirschblüte »

du hast recht, vielleicht finde ich nicht das was ich suche.
aber ich muss die akte anfordern. bin sowieso ein neugieriger mensch.
ich würde mich ärgern, wenn ich es nicht tun würde.
und wenn nichts hilfreiches drinsteht, auch egal.
und der arzt kann sich ganz sicher nicht mehr erinnern.

ich werde euch dann berichten, was in der akte steht.

und wegen dem therapeut, ich weiß auch nicht ob ich zu einer frau gehen sollte. eine frau oder mutter muss das auch nicht unbedingt verstehen.
ich werd ja dann sehen, wie es läuft. ich hoffe die chemie stimmt dann auch, weil ich 3 monate auf den termin gewartet habe.

könnt ihr mir von eurem ersten termin erzählen?
ich weiß nicht wie das abläuft und was ich sagen soll oder ob ich überhaupt alles aussprechen kann.

wie war das bei euch?
Maike

Beitrag von Maike »

Hallo Kirschblüte,

als ich gerade Deinen Beitrag hier gelesen habe, wurde mir etwas anders...die Erinnerungen kommen hoch, denn ich konnte die Geburt auch nicht verarbeiten (Notkaiserschnitt mit Vollnarkose...hab mein Sohn am Tage der Geburt nicht mehr gesehen, weil er sofort auf Intensiv kam....)

Ich glaube auch, dass Du die Akten einsehen kannst! Und wenn Du meinst, dass es Dir helfen wird, dann tu das auch.
Ich habe gute 8 Monate gebraucht, bis ich die Geburt verarbeitet habe bzw. die Gefühle dabei zu kontrollieren.
Ich weiß ja nicht...was ist bei Dir passiert? Weißt Du, was meine Therapeutin mit mir gemacht hat? Ich SOLLTE ganz bewusst mehrmals am Tage an die Geburt denken. Ich sollte mir die Zeit nehmen und daran denken. Die erste Zeit war hart, aber es hilft! Glaube mir!

Auch ich bin der Meinung, dass, wenn Du Dich bei Deinem Therapeuten nicht gut aufgehoben fühlst, Dir einen neuen suchen solltest. Ich habe es auch getan!
Und ich glaube nicht, dass er Dich für doof hält, weil Du nach so langer Zeit die Geburt nicht verarbeiten kannst! Dann ist er einfach unsensibel und hat meiner Meinung nach den falschen Beruf. Wie lange ist es bei Dir her?

Ich wünsche Dir ganz viel Glück!

LG Maike mit Mika (*08.10.07)
Kirschblüte

Beitrag von Kirschblüte »

hallo maike,
es ist nicht nur die geburt, sondern auch die zeit davor und danach, die mich belastet. die ganze schwangerschaft war die hölle für mich. die lezten 3 monate hatte ich fast unerträgliche schmerzen. blasenentzündung, nierenstau, nierenbeckenentzündung, mir wurde 2 mal ein schlauch durch die harnröhre in die niere gelegt, ohne betäubung, es war ganz schrecklich. dann hat der arzt gesagt, ich kann die geburt ja einfach einleiten lassen wenn ich die schmerzen nicht mehr aushalte. mein sohn ist jetzt 4 jahre alt übrigens. und erst vor ein paar wochen habe ich erfahren, dass die einleitung gefährlich für das kind sein kann. ich war 2 tage im krankenhaus nach der einleitung und nichts ist passiert. am 3.tag ist mein freund wieder zur arbeit, dann haben die wehen angefangen und ich war allein. als ich die pda hatte habe ich meinen freund angerufen, er ist dann auch ins kkh gekommen. irgendwann sind mit jeder wehe die herztöne vom baby schwächer geworden (wegen der einleitung?). die ärzte haben gesagt, sie warten erst mal ab und mein freund könnte mit zum kaiserschnitt. dann haben sie mich aufeinmal in den op geschoben und mein freund war nicht dabei. die haben nur gesagt, er ist draussen geblieben. ich dachte er wollte nicht mit. also hatte ich den kaiserschnitt und habe mich alleinegelassen gefühlt, hatte große angst vor den schmerzen, ich wusste gar nicht was passiert. mein freund durfte nicht mehr mit, weil es zu schnell ging, hat er mir nachher erzählt. in den wochen danach durfte ich erst mal wieder den haushalt machen, den kleinen alle 2 stunden stillen, ich war total fertig. und alle wollten sich das baby anschauen. keiner hat nach mir gefragt, mein freund hat nie gesagt, ich soll mich mal ausruhen. mein tagesablauf war ungefähr so: stillen, heulen, stillen, heulen...
mein sohn ist gesund auf die welt gekommen, er wog aber nur 2700g.
ich glaube, dass er vielleicht noch nicht bereit war und wegen der einleitung die herztöne gesunken sind. aber mir hat damals natürlich kein arzt gesagt, dass es risiken bei der einleitung gibt.

es tut mir wirklich leid für dich, dass du die geburt nicht miterlebt hast. es hat mir sehr geholfen, dass ich mein kind sofort gesehen habe und wußte, das ist mein baby.

das was mich eigentlich am meisten belastet hat und immernoch belastet, ist dass ich mich alleine gefühlt habe, ich bekam keine anerkennung dafür, keiner war da oder hat mir zugehört. ich war total am ende und keiner hat es gesehen. ich habe so schlimme schmerzen ertragen und nie ein danke gehört.

das ist jetzt doch ein bisschen mehr geworden.

was ist bei dir denn passiert und wie lange ist es her?

liebe grüße
Kirschblüte

Beitrag von Kirschblüte »

ups... dein kleiner wird bald 1 jahr alt, sehe ich grad :D
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo,

ich hatte auch eine traumatische Geburt (Notkaiserschnitt) und eine Hebamme, die sagte ..."sie hat halt nicht mehr mitgemacht, daher ist das Kind stecken geblieben... :x "

Als ich eine PPD bekam, ging ich paralell zu meiner Psychotherapie auch in eine Hebammenpraxis, wo ich zusammen mit einer ganz lieben Nachsorgehebamme die Geburt nochmal durchlebte und durchgeatmet habe. Das klingt ein bissl esoterisch, war aber sehr sehr hilfreich. Ich habe praktisch im Geiste nochmal Passagen der Geburt erlebt und veratmet, wobei die Hebamme hinter mir saß, mich hielt und mit mir zusammen geatmet hat - so wie es bei einer echten Geburt mit einer tollen Hebamme sein könnte. Sie hat mir auch die Schuldgefühle genommen, die ich - dank der Hebamme bei der Geburt :x - tief in mir hatte.

Vielleicht wäre das auch etwas für dich - alles Gute dabei!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
claudia

Beitrag von claudia »

Hallo Kirschblüte,

von meiner Hebamme aus dem Geburtshaus weiß ich,das über jede Geburt ein "Geburtsprotokoll" geschrieben werden muß.Aber soweit ich weiß stehenda wirklich nur knapp der Geburtsverlauf,was an Medis gegeben wurde und was am Ende dabei heraus gekommen ist(Baby lebensfähig,leider ja manchmal auch ein totgeborenes...)

Ich selber habe mir nach meinen Psychiatrieaufenthalten die Entlassungsberichte zuschicken lassen.In der ersten PPP hatte ich ja nach zwei Wochen auch eine Zwangseinweisung-auch hier habe ich mir vom Amtsgericht das entsprechende Dokument zuschicken lassen.Es ist wichtig für mich gewesen,einen offiziellen Bericht in den Händen gehabt zu haben.
Einsicht in die Krankenakte wurde mir allerdings verwehrt,mit der Begründung,das dort auch die Aufzeichnungen mit Kürzeln der Ärzte und des Pflegepersonals verwendet worden sind,sodaß für mich nachvollziehbar wäre,wer was angeordnet hätte...naja,ich habe das damals so akzeptiert.Meine Psychotherapeutin hat mir allerdings vor einigen Wochen angeboten,gemeinsam mit ihr,nochmal Einblick einzufordern.Mittlerweile brauche ich das aber nicht mehr für mein Seelenheil..

Liebe Grüße,Claudia
karin

Beitrag von karin »

hallo kirschblüte,
wenn du selbst meinst, die kh-papiere zu brauchen, dann musst du sie dir natürlich holen. ich denke aber auch, dass diese nicht das eigentliche drama widerspiegeln.
bei mir gab es in der vorgeburtlichen betreuung mal eine situation- den ersten ultraschall!- in der ich vom arzt total vor den kopf gestoßen wurde. es war(auf seinem gerät, mit seinen augen) nichts mehr zu erkennen, er vermutete laut das ende der schwangerschaft und meinte ich solle mir mal einen termin zur feindiagnostik holen und falls man mir diesen nicht innerhalb von 3 wochen(!) geben könnte, würde er sich nochmal kümmern... unter vermuteter diagnose war entsprechendes notiert...
wir waren damals beide fix und fertig. mein damaliger freund hat diesen chefarzt nochmal konfrontiert... ohne meine zustimmung...
aber dieser arzt traf mich später nochmal- auf der straße- sprach mich an und meinte, es wäre nicht seine absicht gewesen, mich zu verunsichern...
obwohl ich sein verhalten damals immer noch doof finde, tat mir das sehr gut...
gruß, karin
Maike

Beitrag von Maike »

Hallo Kirschblüte,

ja, mein Sohn hat Mittwoch Geburtstag. Ich gehe diesen Tag auch mit SEHR gemischten Gefühlen entgegen, weil ich Angst habe, dass das alles wieder hoch kommt und ich nicht glücklich sein kann. Aber mir wurde, sowohl hier im Forum als auch von meiner Therapeutin, gesagt, dass das normal ist! Ich hoffe, das beste für Mittwoch :-) !

Was ist bei mir passiert...ich hatte morgens um vier meinen Blasensprung aber keine Wehen bis nachmittags um drei, wo die Wehen dann eingeleitet worden sind...Der Geburtsvorgang ging aber nicht voran, obwohl die Wehen Hölle waren (NIE WIEDER einen Wehentropf ohne PDA)! Hab mich dann 3 Stunden durch die Wehen gequält, habe dann ne PDA bekommen! Mika wollte oder konnte nicht da durch! Dann hat er das CTG verarscht und es wurden die ganze Zeit meine Herztöne aufgezeichnet, so dass meine Hebamme und die Ärztin ihm über den Kopf Blut abgenommen haben und Herztöne gemessen haben. Bis dahin war wohl alles noch ok, aber keiner wußte so recht, warum es nicht weiter ging. Um halb acht etwa hat uns der Oberarzt gefragt, ob wir es mit der Saugglocke probieren wollen (hat uns aber gleich alle Risiken erzählt) oder Kaiserschnitt! Wir entschieden uns sofort für den Kaiserschnitt und auf mal mußte alles sehr schnell gehen (ich bin der Meinung, meine Hebamme hat mir nachher erzählt, dass seine Herztöne weg waren), mein Freund mußte im Kreissaal bleiben und ich habe neben der PDA noch ne Vollnarkose bekommen.
Um 20.22 Uhr wurde Mika dann geboren, aber er hatte ne Infektion (grünes Fruchtwasser) und hatte Anpassungsschwierigkeiten, so dass er sofort danach auf die NEO kam (was zum Glück im selben Haus ist)! Tja, und dadurch hab ich ihn an dem Tag gar nicht sehen können, da ich erst um halb zehn wieder wach wurde! Am nächsten Tag habe ich ihn dann gesehen, wie er in seinem Wärmebettchen friedlich schlief (er hatte sich in der Nacht sehr gut erhohlt)! Und ich dachte, das Mutterglück würde mich dann überkommen, denn ich hatte es bis zu dem Zeitpunkt noch immer nicht..aber es war nicht so...und dieses Gefühl, einfach auch nur zu funktioniere, hatte ich etwa ein gutes halbes Jahr! Das war die Hölle für mich und bin dadurch in diese Depression gerutscht! Ich wünsche mir heute noch sooo sehr, dass ich ihn gleich bei mir gehabt hätte. Er lag auch bis zu seiner Entlassung (8 Tage) auf der Intensiv!
Ich sag mir jedes mal, es gibt weit aus schlimmere Geburten, aber ich höre jetzt auch meine Therapeutin reden: Du hattest eine scheiß Geburt! Und sie hat auch recht! Dass zu verarbeiten hat bei mir lange gedauert...aber wenn ich Deine Geschichte lese (Dein Sohn ist jetzt 4 Jahre alt), dann steckt es bei Dir wohl noch viel tiefer drin, oder? Hattest Du in all den Jahren keine Therapie gemacht oder anderweitig Hilfe bekommen? Ich hatte das Glück, dass ich eine TOLLE Hebamme hatte, die mir wirklich geholfen hat und mich an die Hand genommen hat und mir den Weg gezeigt hat...!

Wann hast Du Deine erste Therapie?

LG Maike
Maike

Beitrag von Maike »

ach, was ich noch sagen wollte...dass Du keine Anerkennung und kein Danke zu hören bekommen hast, das würde mich auch traurig machen und runterziehen.
Auch das war bei mir anders, mein Freund hat mir SEHR geholfen, meine Familie und auch Freunde waren für mich da und ich habe von allen Seiten Anerkennung bekommen. Mir wurde oft gesagt, dass ich das toll mache und sich keiner Sorgen um Mika machen muß!

Das glaube ich Dir wirklich, dass Du daran zu knabbern hattest!
Kirschblüte

Beitrag von Kirschblüte »

hallo maike,
es tröstet mich, dass du mich verstehst.
ich hatte noch nie eine therapie und konnte auch nie mit jemandem richtig darüber reden. erst vor ein paar monaten habe ich angefangen, ein bisschen auszusprechen, wie es mir geht. ich hatte oft streit mit meinem freund und es kamen immer vorwürfe von ihm, ich soll mich mal zusammenreissen, immer bin ich so mies drauf. ich hab dann zu ihm gesagt, es ist alles seine schuld. ich hab immer wieder gesagt, dass ich mich nicht zusammenreissen oder ändern kann, ich kanns einfach nicht. ich habe gesagt, dass ich depressionen habe. wir haben mal in ruhe darüber geredet, vor ein paar wochen, seit dem gar nicht mehr. wie und wann das angefangen hat, habe ich nicht gesagt. ich hab ja in gut 2 wochen einen termin beim therapeut. also warum sollte mir noch jemand zuhören. ich bin ja so gut wie geheilt. sowas kennt ihr bestimmt auch.

mir tut es so leid für dich, dass du den kleinen nicht sofort sehen konntest. ich verstehe sehr gut, dass du das nicht verarbeiten konntest. ich will mir nicht vorstellen, wie schlimm es für mich gewesen wäre. ich bin sehr dankbar, dass ich mein baby direkt sehen konnte.

das mit dem mutterglück, dass es nicht wie erwartet sofort kam, kann ich gut verstehen. ich habe vor der geburt manchmal im tv "hallo baby" angeschaut. also erwartete ich, dass ich beim kaiserschnitt in tränen ausbrechen würde, vor lauter mutterglück. ich weiß nicht, ob ich das überhaupt mal jemandem erzählt habe, was ich gedacht habe. als sie ihn rausgeholt haben, habe ich das süsseste baby überhaupt erwartet. dann haben sie ihn mir gezeigt und ich dachte nur, der sieht ja ganz normal aus. auf den ersten blick gar nicht sooo süß, total verknittert, voller blut. das überwältigende mutterglück kam also nicht. ich habe alles nur ganz benommen mitgekriegt, die pda hat mich ziemlich benebelt und müde gemacht. ich hatte das ganz anders erwartet. und stattdessen hatte ich nur angst, hab mich alleine gefühlt und eben keine freudentränen.
ich glaube, dass ihr das alle versteht, oder?

scheiss fernsehen. immer sieht man nur mutterglück und freudentränen. nie die andere seite. wenn ca. 20% der frauen eine ppd kriegen, warum wird darüber nie gesprochen? als gäbe es das gar nicht.

ein paar tage nach der geburt im krankenhaus habe ich mit meinem freund so eine broschüre gelesen von hipp oder der krankenkasse. da standen die symptome der ppd drin. dann habe ich zu meinem freund gesagt, hey ich hab alle symptome bis auf die abneigung zum kind. "aha" und nichts weiter kam. das geht bei den leuten zum einen ohr rein und zum anderen wieder raus.

übrigens, maike, hatte meine schwester eine ganz ähnliche geburt (pda+vollnarkose, kind ca 1 woche auf intensiv). sie findet es heute noch richtig schade, dass sie den kleinen nicht sehen konnte. aber ich denke, sie konnte das ganz gut verarbeiten, ihr mann war auch ganz toll. sie wird anfang nächster woche auch ihre geburtsakte verlangen. da gehen wir zusammen hin.

ich wünsche dir ganz viel glück für den geburtstag. denke einfach dran, wie toll dein kleiner geworden ist und was ihr alles geschafft habt. bei mir war der erste geburtstag ganz ok. es ist nur wenig hochgekommen. ich hatte damals immernoch schmerzen im unterleib, sogar heute noch.

Marika, das glaub ich ja nicht was die hebamme gesagt hat. was dachte sie sich eigentlich dabei? hast du seit damals versucht, sie darauf anzusprechen? ich wundere mich auch immer wieder, wie unfreundlich ärzte und schwestern sein können..
manchmal lachen einen die ärzte sogar aus, wie der kinderarzt. mein sohn musste vor kurzem auffällig oft pinkeln und ich habe gefragt, ob es evtl. diabetes sein könnte. dann hat er gelacht und gesagt, dass es meinem sohn dann viel schlechter gehen würde, das würde man sehen. woher soll ich das denn wissen?!

mein beitrag ist mal wieder ziemlich lang geworden.
aber es tut wirklich gut hier zu schreiben. ich kann meine "alten geschichten" erzählen und bekomme so liebe antworten, ihr erzählt eure geschichten und ich kann das alles so gut verstehen. hier fühlt man sich verstanden. das forum ist echt super, vielen dank.
wintermami

Beitrag von wintermami »

@marika
mir wird gerade ganz anders, wenn ich das lese, dass du mit einer hebamme die geburt nochmal veratmen und so durchleben konntest..... das ist einmal sehr mutig und einmal einfach klasse. ich habe auch die pda gehabt und mich haben sie an den tropf gehängt und haben mich da liegen lassen... es tut ja nicht weh... irgendwann war die pda aus, irgendwann war das FW grün, irgendwann haben sie gesagt - tut uns leid, aber das wird nichts mehr, sie müssen die geburt jetzt beenden - will ich es noch mit saugglocke probieren oder KS? ich denke, wenn ich eine gute hebamme oder eine doula dabei gehabt hätte, die mich wirklich unterstützt hätten, hätte ich keine pda gebraucht und es wäre einfach alles anders gelaufen. gerade die letzte schichthabende habende hebamme fand ich unmöglich, ich habe ganz deutlich desinteresse und verachtung gespürt...

ich hoffe für uns alle, dass jede von uns irgendwann mit dieser zeit fertig wird und dass beim evtl. zweiten mal mehr glück hat. ich sage mir immer, dass dieser eine tag mich nicht ewig verfolgen kann und dass ich mich nicht über die ppd definieren will, aber sich mit der geburt ehrlich auseinander zu setzen fällt einem sehr schwer. ich kann auch erst jetzt langsam daran denken, ohne gleich einen heulkrampf zu bekommen. komischerweise habe ich die ersten monate immer tapfer behauptet, mir hätte das nichts ausgemacht, es sei vorbei, sei nicht so schlimm gewesen und habe mich nie getraut, offen darüber zu reden. finde daher umso schöner, dass kirschblüte diesen thread aufgemacht hat.

sorry, dass ich etwas vom thema abgekommen bin..

gute nacht!

wintermami
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Marika
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Beitrag von Marika »

@Kirschblüte: Nein, ich habe diese Hebamme nicht drauf angesprochen. Damals im Krankenhaus war ich zu eingeschüchert vor allem weil sie noch einen tollen Spruch auf lager hatte, als sie mich 1 Tag nach dem KS beim Wickeln traf: "Was, SIE sind schon auf, dass hätte ich bei ihnen nicht gedacht." Ja klar, ich war ja schon ein Weichei bei den Wehen... :evil: Ich habe mich einfach nicht getraut, auch im nachhinein nicht, da noch mal hinzu gehen. Aber mit meiner Nachsorge Hebamme habe ich ganz intensiv gerade das aufarbeiten können und sie war ziemlich erschüttert über solche unproffessionelle und falsche Aussagen. Sie hat mir dann mein Selbstwertgefühl wieder gegeben. So konnte ich die Sache für mich selber abschließen.

@Wintermami: Ja das ist es - so viel würde von einer Hebamme abhängen, aber so wenig wird oft von ihnen gegeben. Ich weiß noch, dass ich mich auf dem Weg zum Geburtsbett krümmte vor Wehen, aber die Hebi stand nur dabei, bis ich mich wieder selber aufgeraft hatte - sie hat nicht einen Finger gekrümt um mir zu helfen und ich hatte doch solche Angst. :cry: Dann platze mir unter dem Weg zu eben diesem Bett auch noch die Fruchtblase und sie verdrehte nur die Augen, ich habs genau gesehen. :cry: Schon da kam ich mir wie eine Versagerin vor. Dann übernahm ihre "tolle" Kollegin die "Leitung". Sie sahs immer nur da, und hat an meinem Becken gerüttelt, wenn eine Wehe kam, ich habe echt versucht mit zu machen und alle "Turnübungen" so gut es ging befolgt. Als ich nicht mehr konnte und eine PDA wollte, war ich wohl unten durch. Auch ich lag während der PDA alleine da, mit meinem Mann. Einmal fing das Gerät an zu pipsen ... wir wußten nicht was los war. 2 Minuten später kam die Hebamme gestresst zu uns, sie hatte noch 2 weiter Geburten und fuhr uns an, warum wir sie nicht holen, wenn die Herztöne des Babys runter gehen.... darum hatte das Gerät gepipst... ja wissen wir denn das??? :evil:
Aus meiner Akten bzw. aus meiner Mutter-Kind-Pass konnte ich entnehmen, dass Noah die Nabelschnur 2x um den Hals hatte, was während der Geburt passiert sein muss - deshalb steckte er fest und wollte nicht raus. Wahrscheinlich hat hier das Unterbewußtsein die Geburt zurück gehalten, weil mein Sohn es vielleicht nicht überlebt hätte - so meine Nachsorge Hebamme dann. Der Körper kann viel mehr, als was uns bewußt ist.

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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