wann habt ihr es behandeln lassen?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Kirschblüte

wann habt ihr es behandeln lassen?

Beitrag von Kirschblüte »

mich würde mal interessieren, wie lange es bei euch gedauert hat, bis ihr es einem arzt erzählt habt.
ich habe es seit über 4 jahren nie einem arzt erzählt, wie ich mich fühle. leider hat es damals auch kein anderer bemerkt. ich dachte mir einfach, vielleicht sieht der arzt es ja wenn er mal genauer hinschaut. hat er leider nicht. das habe ich leider schon viel zu oft gedacht, dass irgendjemand doch was merken muss. geht es euch da ähnlich?

erzählt mal, mich interessiert es sehr.

liebe grüße
Nora

Beitrag von Nora »

Hallo Kirschblüte,

bei mir fing die PPD schon 1 Tag nach der Geburt an. Ich habe im Krankenhaus noch eine Schwester auf die Panik + Angst angesprochen, aber die hat nur gemeint, dass sei normal und würde sich zuhause wieder legen. Meiner Nachsorgehebamme habe ich auch ehrlich geschildert wie es mir geht und die hat sich dann gleich auf die Suche nach dem richtigen Arzt gemacht. Ich kam dann in Hamburg ins UKE. Dort gab es damals eine Ärztin, die spezielle mit PPD-erkrankten Frauen Erfahrung hatte. Sie hat mich sofort verstanden und entsprechend reagiert (AD, Gespräche sooft ich wollte, Müttergruppe). Leider hätte ich schon damals gleich auch mit einer Therapie anfangen sollen. Dann hätte ich wahrscheinlich nicht vor knapp einenm Jahr einen Rückfall erlitten. Aber lieber spät als nie: seit Juli mache ich eine tiefenpsychologische Therapie.
Von sich aus gemerkt hätte das bei mir eventuell auch niemand so schnell, denn ich bin ein Meister im schauspielern. Aber ich hatte nicht einmal dafür die Kraft und habe von Anfang an gesagt, wie schlecht es mir geht. Normalerweise hätten die mich im Krankenhaus schon gar nicht entlassen dürfen sondern gleich psychologisch betreuen müssen. Aber wie das leider so ist, haben in den Geburtstkliniken die meisten überhaupt keine Ahnung von Krisen nach der Geburt und selbst wenn es jemanden gäbe, fehlt die Zeit, sich auf die Patientin einzulassen. Schwestern und Hebammen sind einfach überfordert mit der Thematik. Psychische Krisen rund um die Geburt gehören einfach nicht zum Lehrplan und "dürfen" ja gesellschaftlich gesehen auch gar nicht sein.Das ist leider die traurige Wahrheit.
Ich hatte wirklich großes Glück, dass meine Nachsorgehebamme so engagiert war. Sie hatte zwar mit PPD keine Erfahrung, aber sie hat mich ernst genommen und gemerkt, dass da was nicht stimmt und sich stundenlang ans Telefon gehängt, bis sie einen kompetenten Ansprechpartner hatte.
Ich denke, es ist zuviel erwartet von anderen, dass sie sehen müßten wie es um einen bestellt ist. Man kann sich oft genug verstellen, so dass selbst der eigene Partner nicht merkt, was los ist. Und wenn die engsten Personen nichts merken, wie soll ein Arzt einem das einfach nur so ansehen in der kurzen Zeit?
Warst Du denn schon bei einem Arzt? Wenn nicht, würde ich das jetzt unbedingt machen. Es ist nie zu spät dafür.

Liebe Grüße
Nora
Kirschblüte

Beitrag von Kirschblüte »

ich habe es noch keinem arzt erzählt. ich habe mir aber einen termin beim therapeuten geben lassen. in 2 wochen ist der termin und ich habe ein wenig angst davor. ich komme mir irgendwie blöd vor. an guten tagen denke ich, ich hab doch gar nichts, wieso zum therapeut? und an schlechten tagen denke ich manchmal, er kann mir bestimmt nicht helfen, ich bin einfach so depressiv.

und jetzt schickt mich meine frauenärztin zur mamma-sono und evtl. mammografie. ich weiß ich komme grad ziemlich vom thema ab, ich kann mir erst morgen einen termin geben lassen und weiß nicht was ich denken soll. ich habe seit über einem jahr einen knoten in der brust, er kommt und geht. die ärztin sagt es ist zyklus bzw. hormonabhängig. ich habe einfach angst, was dabei rauskommt. und ich frage mich, ob die psyche mich krank macht.
sorry, dass ich so vom thema abgekommen bin. kann mich vielleicht jemand beruhigen?
Cara

Beitrag von Cara »

Also bei mir ist es ja ein wenig anders, da ich ja noch keine Mama bin und deshalb also auch keine ppd hab.

Aber auch ich, hab mich wie viele hier, ne ganze Weile für mich allein gequält und bin erst nach einem Nervenzusammenbruch zm Arzt! :roll:

LG
Nora

Beitrag von Nora »

Hallo Kirschblüte,

ich kann Dich sehr gut verstehen, dass es Dich stark belastet einen Knoten in der Brust zu haben. Ich hatte vor 7 Jahren auch einen und meine Gedanken drehten sich die ganze Zeit darum "was mach ich wenn es Krebs ist?". Dummerweise verbindet man so einen Knoten sofort mit der Diagnose Krebs. Ich habe mir den Knoten dann in einer gynäkologischen Tagesklinik herausnehmen lassen und habe gottseidank gleich nach dem Aufwachen den Befund erhalten: es war ein Fibroadenom - eine gutartige Geschwulst, die bei vielen Frauen vorkommt. Ich möchte Dir gerne Mut machen - es muß nichts schlimmes sein bei Dir. Laß es shcnellstmöglich abklären und dann hast Du Gewißheit.
Natürlich kann die Psyche einen auch körperlich krank machen. Ich hatte auch zahlreiche Beschwerden in meiner schlimmsten Zeit: Überlkeit, Herzrasen, Rückenschmerzen, Schwindel, viele Infekte.... Aber der Knoten bei Dir muß nicht zwangsläufig davon kommen. Außerdem hat Deine Ärztin Dir ja schon gesagt, dass es vermutlich hormonell bedingt ist.
Dass Du Angst hast vor einem Gespärch mit dem Therapeuten finde ich auch normal. Hatte ich auch. Aber versuche da positiv ranzugehen. Du mußt Dich nicht lächerlich fühlen. Sag ihm genau was Dich bedrückt.

LG,
Nora
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo,

ich erkrankte 5 Wochen nach der Geburt an der PPD. Allerdings hat sich er Zustand davor schon ganz langsam eingschlichen mit oberflächlichem Schlaf, wenig Appetitt und langsam zunehmender Unruhe. Nach 5 Wochen dann kamen urplötzlich ganz schlimme Angst-und Panikattacken die durch Zwangsgedanken gegen mein Baby, ausgelöst wurden.

Nach weiteren 2 Wochen, in denen ich versuchte, das "Problem" selber in den Griff zu bekommen, ging ich aber dann zum Arzt, dank aufmunternder Worte hier aus dem Forum (ich hatte "Schatten und Licht zuvor durch "googeln" gefunden) - der Leidensdruck war ins Unermessliche gestiegen. Und das war der Anfang meiner Genesung. Ich begann dann eine Therapie bei meinem tollen Psychiater und bekam auch Medikamente. Daneben hatte ich ganz großartigen Rückhalt bei meiner Familie - sie waren immer für mich da.

Auch ich hatte Angst, mich einem Arzt anzuvertrauen, weil ich dachte, dass ich komplett verrückt sei und für immer in eine geschlossene Anstalt müsse. Dem war aber nicht so - mir konnte sehr gut geholfen werden und heute habe ich eine Lebensqualität wie mein ganzes Leben davor nicht! :D

Liebe Grüße von und hab Mut - es lohnt sich wirklich, daran zu arbeiten!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Kirschblüte

Beitrag von Kirschblüte »

hallo marika,
welche therapie hast du eigentlich gemacht?
und was ist eigentlich der unterschied zwischen psychiater und psychologe?
immer wenn ich deine beiträge lese, freut es mich wie gut es dir jetzt geht, das macht einem sehr viel mut. ich hoffe ich kann das auch irgendwann von mir sagen.

@Nora: netdoktor.de und die arzthelferin haben mich auch schon beruhigt. ich habe bis auf den knoten keine anzeichen für krebs. die arzthelferin hat gesagt, es hört sich nicht nach krebs an und ich soll mir keine sorgen machen. der termin ist am montag abend. die mammografie wird bestimmt unangenehm und irgendwie peinlich, aber naja da muss ich durch. ich mache mich jetzt einfach mal nicht verrückt deswegen. danke trotzdem :D
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Kirschblüte!

Ich habe eine Kombination aus Verhaltenstherapie (wegen der Zwangsgedanken, da wird im "Hier und Jetzt" gearbeitet) und einer Tiefenpsychologischen Therapie (da wird in die Kindheit geschaut) bei einem Psychiater gemacht. Der Unterscheid zu einem Psychologen: ein Psychiater hat auch Medizin studiert und darf zusätzlich zu seinem Therapieangebot auch Medikamente - also Psychopharmaka - verschreiben. Ein Psychologe darf nur Therapieen anbieten, da er kein Medizinstudium hat. Ich fand das sehr angenehm, so hatte ich eine Ansprechsperson für Therapie und Medikament. Wenn man bei einem Psychologen eine Therapie macht und zusätzlich ein Medikament benötigt, geht man in der Regel noch zu einem Neurologen. Ein Psychiater ist also quasi Neurologe und Psychologe in einem.

Meine Therapie hat 2,5 Jahre gedauert - dann war ich so stabil, dass ich "alleine gehen" konnte. :wink: Zusätzlich zu meiner Therapie habe ich noch einiges aus der Alternativ Medizin genommen bzw. gemacht. So waren und sind Bachblüten meine ganz persönlichen kleinen-großen Helferlein. Auch 2 Sitzungen bei einer Kinesiologin waren dabei, sowie Kaiserschnittnarben - Enstörung nach der Traditionellen chinesischen Medizin bei meiner Nachsorghebamme, waren dabei. Ein weiteres ganz intensives Erlebniss hatte ich auch bei einer 2 Stündigen "Tempelmassage" die ich mal in einem Wellnesshotel bekommen habe. Solche Massagetechnicken (nach TCM oder Ayurveda) sind unglaublich tiefgehend und mein Erlebniss dabei wir wirklich unglaublich. Was sich da plötzlich gelöst hatte und wie die Tränen nur so aus mir rausschoßen, war schon extrem verblüffend und befreiend.

Ich habe also alles ein wenig vermischt :wink: und das hat mir persönlich sehr sehr gut geholfen!

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
jolante

Beitrag von jolante »

Hallo Kirschblüte,

Bei mir war es auch so, das ich zuerst zu einer Psychologin bin, die mir dann geraten hat, das ich mich mit Medikamenten behandeln lassen soll, weil ich keine Kraft mehr hatte. Ich habe das dann auch extra bei einem Psychater gemacht.
Außerdem habe ich eine Psychotherapie gemacht bei einer Tiefenpsychologin. Aber aus meiner Erfahrung würde ich heute eher eine Verhaltenstherapie machen. Es war zwar auch interresant, aber bei mir persönlich lag es nicht an einem Kindheitstrauma. Ich denke das man bei einer Verhaltenstherapie eher lernen kann mit der Depression, vor allem mit Zwangsgedanken und Ängsten (wenn du das hast) im Alltag umzugehen.
Aber das ist bei jedem unterschiedlich und mußt du vielleicht für dich selber rausfinden.

Alles Gute dabei

Jolante
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