Es geht weiter...meine Tochter kommt in den Kindergarten...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Antworten
Anna2006

Es geht weiter...meine Tochter kommt in den Kindergarten...

Beitrag von Anna2006 »

...und wie stelle ich mir meine Zukunft vor?

Mir geht es manchmal schon ziemlich gut, manchmal kommen aber noch Einbrüche, Ängste, oder meine psychotischen Phasen...

Mehr Probleme bereitet mir momentan, dass meine große Tochter spontan einen Kindergartenplatz Anfang 2009 bekommen hat.
Was ja toll ist...aber ich habe so schnell damit nicht gerechnet, erst hieß es, alles voll, erst nächsten August!
Jetzt kommt auch noch die berufliche Frage.
Ich habe vor den Kindern Musik studiert, aber doch viele Probleme gehabt, mal fand ich die Nebenfächer blöd bis bescheuert und es interessierte mich nicht (was aber im Musikstudium vielen so geht...)
Mal konnte ich das ewige Üben nicht mehr ertragen oder ich fand das Vorspielen /Konzerte unerträglich wegen des Lampenfiebers.

Dadurch, dass ich aber auf dem Instrument ziemlich gut war/bin, haben mich alle immer wieder bekniet, ich müsse das machen, insb. meine Eltern liegen mir noch heute in den Ohren(daran erinnere ich mich sehr stark, will ich damit sagen), "wo du doch so begabt bist!!!"

Ich weiß nun einfach nicht, was ich will, alles ist so wirr...
Dabei bin ich nun schon 29, da denken andere höchstens an ihre Altersvorsorge;-)

Meine Thera meint natürlich, dass für mich das Leben in meiner Familie nurnoch in der Flucht in die Musik erträglich war, dem muss ich jedoch widersprechen, ich mag Musik schon sehr...

Eigentlich habe ich bisher auch noch keine Sache richtig zu Ende gebracht, immer kam was dazwischen und es war immer etwas mit mir, Probleme, psychische oder andere...

Ich habe nichtmal Abi gemacht damals, weil es mir auf der Schule so schlecht ging, nachdem meine damalige große Liebe weggezogen war und ich plötzlich dachte, ich bin andersrum.
Ich hatte sooo Angst plötzlich, lesbisch zu sein ,und das, obwohl ich schon in so viele Jungs zuvor verknallt war...
Meine Thera hat schon so einiges rausgearbeitet, zumal "sich mein Vater ja an mir vergangen hat", wie er es selber nannte.....
Also mich missbraucht hat als ich ein kleines Kind war...

Außerdem bin ich strengstens katholisch erzogen worden und meine "Mutter", die mir bis heute erzählt hat, sie wäre lieber ein Junge/Mann,hat mich immer wie eine Schlampe behandelt, nur weil ich in einen Jungen verliebt war....

Alles in allem ein wirkliches Chaos.
Ich hatte nun den Einfall, aufs Abendgymnasium zu gehen mit dem Ziel Psychologie zu studieren.
Dann kann ich später anderen armen Fauen helfen.

Blöd wäre aber, dass ich dann weniger Zeit für meine Kinder hätte, und meinen Mann nur noch am WE sehen würde(wobei der momentan sowieso den ganzen Tag an der Uni und bei der Arbeit ist und abends nur isst und dann verschwindet er auf den Flur in seine "Rauchkammer"(da programmiert er weiter, raucht und trinkt mal ein Bier und macht eben was er will, ohne mir zu helfen....)

Von da wäre es kaum ein Unterschied-
nur mit meinen Kindern.
Wenn die Große dann von 7.30- ein Uhr oder so in den Kindergarten ginge und ich dann um 17.00 los muss, hätte ich kaum Zeit mit ihr...
Und ich könnte meinen Kleinen nicht mehr in den Schlaf stillen, was mir das Herz bricht.

Aber was soll ich machen???
Liebe Grüße,
Anne
Joulins

Beitrag von Joulins »

Hallo Anna,

ich kann verstehen, daß dich die Frage nach deiner Zukunft umtreibt - aber auch wenn du schreibst, daß es dir phasenweise richtig gut geht, würde dich das Abendgymnasium/ein Studium momentan überlasten. Du bist gerade wieder stabil genug, um dich im Alltag mit den Kindern nicht nur "durchzuschlagen", sondern das Zusammensein mit ihnen auch bewußt (freudig?) erleben zu können. Ich denke, das solltest du erst einmal ausbauen.

Ab Anfang nächsten Jahres hast du dann ja den Tag immer noch nicht für dich, sondern eben nur ein Kind untergebracht. Dein Sohn ist ja sicherlich noch bei dir. Das wird schon eine enorme Entlastung bringen, weil du die Schlafstunden des Babys auch wieder für dich nutzen kannst.

Vorher würde ich an deiner Stelle überhaupt keine Entscheidung für die berufliche Zukunft treffen - und eigentlich würde ich auch warten, bis das kleine Kind auch im Kindergarten ist.

Was du schreibst über deine damaligen Empfindungen im Studium ist ja etwas, was wieder auftauchen wird, das Problem ist nur verlagert: es wird wieder die Verantwortung und Verpflichtung geben, ein großes Projekt, das einmal begonnen ist, zuende zu führen (inklusive Semesterarbeiten, Prüfungen etc). Das ist ein Wahnsinns-Druck, unter dem du dann stehst, auch wenn du dich auf die Herausforderung freuen würdest. Ein Studium mit kleinen Kindern ist schon schwer zu wuppen, wenn man gesund ist UND einsatzfähige Großeltern UND einen einsichtigen und tageszeitenkompatiblen Mann hat, aber in deiner Situation? Glaubst du nicht, daß dich das hoffnungslos überfrachten würde?

An erster Stelle sollte in den nächsten Jahren deine psychische Stabilität stehen, und an die wird durch eine kräfteabziehende Großaufgabe wie ein Studium immer wieder perforiert!

Laß dir Zeit! Klar, du bist 29, aber gerade deshalb ist es egal, ob du mit 29 oder 33 noch mal ein Studium aufnimmst - ein ganz junger Berufseinsteiger bist du ohnehin nicht mehr, da kommt es auf ein paar Jahre mehr auch nicht an. Die inhaltliche Leere in deinem Leben könntest du bist dahin auch mit einem Nebenjob füllen, den du jederzeit wieder kündigen kannst (wenn es dir zuviel wird), ohne erneut "Schuld" (schlechtes Gewissen, Versagensgefühle) auf dich zu laden.

Zu den anderen angesprochen Themen: es liegt in unsere Situation nahe, daß wir an ein Psychologiestudium denken, oder uns zum Therapeuten ausbilden lassen, schon allein, um andere von unseren Erfahrungen profitieren zu lassen, aber ich glaube, daß man auch ein bißchen Abstand zur Thematik braucht - um seiner Selbst willen. Meine Kinder sind jetzt 5 und 3, und ich glaube schon, daß ich ein bißchen Abstand habe, aber ich merke auch, wie mir "ernste" Fälle in der Telefonberatung an die Nieren gehen. Das dürfte dir, wenn du auf professioneller Ebene mit "unserem" Thema arbeitest, nicht passieren. Also: zeitlicher und inhaltlicher Abstand ist gut.

Ich wünsche dir alles Gute!
Wichtig: überlaste dich jetzt nicht - deine Kinder sind noch immer sehr klein und fordern dir viel Kraft ab!

Joulins
Antworten