Depression nach dem 2. Kind

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Mamba

Depression nach dem 2. Kind

Beitrag von Mamba »

Vor 8 Monaten habe ich mein 2. Kind bekommen. Ich bin 35 und einen
> "Working Mom". Schon einen Tag nach der Geburt hat es mich mit
> Panikattacken umgehauen. Ich kenne das ein wenig von mir, da ich vor 12
> Jahren eine Depression hatte (nach einer SD OP) und in Extremsituationen
> immer mal wieder Panikattacken habe, aber das vielleicht 2, 3x im Jahr
> und dann nur Tagesweise - also easy. Bei meinem 1. Kind (ein Sohn) hatte
> ich auch etwas zu kämpfen, aber nach 3, 4 heftigen Tagen im Wochenbett
> war das dann zum Glück vorbei. Diesmal war es nicht so! Ich hatte eine
> schwere SS mit Hyperemesis, also starker Übelkeit mit Erbrechen bis zum
> Ende der SS, dann musste ich wegen einer Herpesinfektion einen
> kurzfristigen KS machen.
>
> Schon immer bin ich es gewohnt, dass ich alles alleine schaukle und es
> macht mir Spass Dinge zu organisieren und "den Laden" zu schmeissen. Das
> gibt mir Mut und Kraft. In der SS musste ich voll zurückstecken, nur
> noch das Nötigste ging, da mir immer so schlecht war und ich erbrochen
> hatte. Musste mich also auf "andere" verlassen. Sprich, meinen Mann. Ich
> dachte, ok, wenn das Baby draussen ist, dann kommt es schon gut, aber da
> war ich schief gewickelt. Nach Panik im KH, eine Scheiss (sorry) Geburt
> - habe tierisch viele Medis gegen Schmerzen bekommen und war 2 Stunden
> nach dem KS ausgenockt, dann Brustentzündungen und, und, und, kam die
> Panik und der Kontrollverlust und ich konnte nicht mehr. War nicht mehr
> fähig aufstustehen, konnte nicht einkaufen, weil ich nicht wusste was,
> hatte keinen Hunger, war nicht fähig den Kühlschrank aufzumachen, nur
> Stillen ging immer gut. Ich habe mich nutzlos gefühlt, keinen Sinn mehr
> gesehen und, und, und... 10 Wochen nach Geburt bin ich dann zum
> Psychiater, habe Cipralex bekommen, abgestillt. Super Sache für eine
> Perfektionistin.... Du weisst, was ich meine ;-) Mit konsequentem Sport,
> etwas Freiräumen, den Medis, habe ich mich dann wieder so hinbekommen,
> dass ich Handlungsfähig war. Weit weg vom "Normalzustand", aber ich habe
> so unglaublich wahnsinnige Sachen geschafft wie einen Brief zu Post
> bringen oder jemanden anzurufen. Jeder der schon mal in der Situation
> war, weiss was ich meine.
>
> Ich muss sagen, dass ich das zweite Kind auch sehr unterschätzt habe und
> mich in der SS viel zu sehr übernommen habe. Ja, ich kriege halt immer
> alles hin, wieso sollte ich dann zurückstecken?!? 80% arbeiten, 2
> Kinder, Haushalt, Mann, Freunde... And so on. Da geht halt nichts
> anderes, als eine Depression, die einen stoppt.
>
> Sehr froh bin ich darüber, dass ich nie Probleme hatte meine Tochter
> anzunehmen und zu lieben, es ist mehr die neue Rolle und die Umstellung
> in der Familie, die mir zu schaffen macht. Der Umstand, dass ich jetzt
> noch weniger so kann wie ich will und fremdgesteuert bin. Inzwischen ist
> meine Tochter Ivy 8 Monate und total pflegeleicht, sie lacht ständig,
> isst prima und schläft wie eine 1. Mein Sohn war das eher ein
> Satansbraten. Arbeiten gehe ich auch wieder. Ich bin selbstständig und
> im Marketing tätig, mein Freund, der Papa der beiden arbeitet 4 Tage die
> Woche und hat an einem Tag die Kinder. Ich mache es ebenfalls so und an
> 3 Tagen gehen sie in die Krippe. Wenn eines krank ist und die Bring- und
> Abholdienste übernehme ich komplett, da ich keinen Chef habe, der mir
> auf die Finger schaut. Auf der anderen Seite ist es auch schwierig
> abzugrenzen. Das muss ich lernen. War aber immer schon ein Thema.
>
> In der wirklich sehr, sehr schweren Anfangszeit konnte uns niemand
> unterstützen, da meine Familie in Deutschland lebt und ich in der
> Schweiz. Mein Freund (sind nicht verheiratet, aber sind seid 6 Jahren
> zusammen) ist eine sehr grosse Hilfe und hat so gut es geht angepackt.
> Psychologisch ist er nicht so die Bombe und weiss nicht so recht wie er
> mit der Situation umgehen soll, aber er hilft mit allem wo er kann und
> das ist ja auch schon Gold wert!
>
> Inzwischen habe ich schon 2x ein paar Wochen hintereinander wirklich
> sehr gute Phasen gehabt, dann wieder eine Woche wirklich schlecht und
> ich hoffe es geht so weiter.
>
> Ich nehme 10mg Cipralex und ging anfangs 1x die Woche und nun alle 2
> Wochen zur Verhaltenstherapie.
> Meine SD Werte sind iO, ich hatte einen sehr, sehr tiefen Ferritinwert,
> der wurde mit 2 Infusionen aufpoliert, was mir mehr Stärke gegeben hat.
>
> Neben dem ganzen Spass, haben wir auch noch eine Liegenschaft gekauft im
> März 2008. Zusammen mit Freunden bauen wir das ganzen nun um und werden
> im August diesen Jahres dort einziehen.
>
> Seitdem alles wieder etwas normaler läuft mit Job, Krippe usw. habe ich
> das Gefühl, dass es besser geworden ist. Ich weiss, dass ich einen
> Working Mom bin, habe immer mein eigenes Geld verdient und für mich
> entdeckt, dass ich die bessere Mutter bin, wenn ich "aus dem Haus" gehe.
> Zudem hat mein Freund so auch die Möglichkeit 80% zu arbeiten und kann
> mit den Kindern zusammensein.
>
> Hier im Forum würde ich mich gerne austauschen. Frauen Hilfe geben, die
> welche brauchen und selbst welche bekommen, wenn ich unten bin oder auch
> wenn ich oben bin.
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