Ich bin auch neu hier

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Rabe

Ich bin auch neu hier

Beitrag von Rabe »

Hallo ich bin auch neu hier!

Meine Frau und ich haben vor gut 5 Monaten eine gesunde Tochter bekommen. Leider ist meine Frau ca. 6-8 Wochen nach der Geburt, als sich der ganze anfägliche Trubel wieder gelegt hat, an einer PPD erkrankt.

Die Zeit, die dann folgte war für uns sehr anstrengend.
Zum Glück haben bereits die Schwestern und Hebammen im Krankenhaus ein gutes Gespühr dafür gehabt, dass meine Frau anfälliger für eine Depression sein könnte, als es andere Frauen sind. Schon im Krankenhaus haben sie einen Kontakt zu einem Psychologen hergestellt, an den sie sich im Bedarfsfall wenden konnte. Sie war dann auch regelmäßig zu Gesprechen dort und nach ca. 8 Wochen hatte sie dann den Entschluss gefasst, dass sie mit unserer Tochter stationär gehen wollte.

Ich war zunächst ganz geschockt von dieser Nachricht, weil ich nicht mitbekommen habe, wie schlecht es ihr wirklich ging. Habe sie dann aber natürlich bei dem Entschluss und der folgenden Zeit unterstützt.
Insgesamt war meine Frau 8 1/2 Wochen auf der Mutter-Kind-Station in Herten und ist kurz vor Weihnachten entlassen worden.

Wir haben dann erstmal versucht uns von dieser Zeit zu erholen, in dem wir eine Woche Urlaub gemacht haben.

Der Urlaub war auch sehr schön und wir konnten endlich richtig Zeit miteinander verbringen, aber natürlich hat uns der "Alltag" schnell wieder eingeholt.

Ich kann nicht wirklich sagen, ob es meiner Frau mittlerweile etwas besser geht. Sie hat bessere und schlechtere Tage. Ich bin auf dieses Forum gestoßen, als ich nach Hilfen für Angehörige gesucht habe. Ich hoffe, dass Ihr mir hier etwas helfen könnt und mir vielleicht ein paar Tipps geben könnt.
Ich will meiner Frau so gut wie möglich helfen und möchte natürlich, dass es ihr so bald wie möglich wieder besser geht. Nur manchmal weiß ich einfach nicht, wie ich ihr helfen kann.

Liebe Grüße
Rabe
Mimi

Beitrag von Mimi »

Hallo Rabe,


es ist verständlich das auch ANgehörige Fragen haben. Bei uns hat die Krankheit auch alles verändert. Hast Du konkrete Fragen ?

Gruß Mimi
Dobby

Beitrag von Dobby »

--
Zuletzt geändert von Dobby am 03:05:2010 22:26, insgesamt 1-mal geändert.
Rabe

Beitrag von Rabe »

Hallo Dobby,

ich bin superfroh, dass die Ärzte und Schwestern im KH so gut geschaltet haben. Man muss allerdings dazu sagen, dass die etwas vorgewarnt waren, weil meine Frau mal vor ca. 10 Jahren eine Depression hatte und wir dies im Geburtsplanungsgespräch auch angesprochen hatten.

Als meine Frau dann die ersten Male nach Herten zu Gesprächen und in eine ambulante Spielgruppe gefahren ist, stand ich dem Ganzen am Anfang etwas skeptisch gegenüber, weil ich gedacht habe, dass sie sich wohlmöglich mehr in die schlechte Stimmung reinsteigern könnte. Ich habe ihr dann auch immer gesagt, dass die Situation mit der Kleinen auch sehr anstrengend ist und das dies wahrscheinlich für alle jungen Eltern so ist. Jetzt weiß ich, dass das damals natürlich nicht die aufmunternden Worte wahren, die sie hören wollte.
Ich habe Sie dann aber nachdem Sie den Entschluss gefasst hatte, nach Herten zu gehen, natürlich unterstützt.

Jetzt will ich aber auch auf Deine Fragen zurückkommen.
Die Diagnose bei meiner Frau war/ist eine PPD, wobei sich auch alte Probleme aus ihrer Kindheit/Jugenzeit verstärkt haben. Ihre Eltern haben sich getrennt als sie 14/15 war. Hinzu kommt, dass ihr Vater ein ziemlicher Narzist ist und ihre Mutter zu der Zeit starke Alkoholikerin war, was sich auch erst vor rd. einem Jahr deutlich gebessert hat. Meiner Meinung nach hat sich ihr Vater damals viel zu spät von meine Schwiegermutter getrennt und hat es auch versäumt, seine Kinder in eine psychologische Betreuung/Behandlung zu geben, um ihnen bei der Bewältigung der Situation zu helfen.
Bei meiner Frau haben die Ärzte in Herten noch ein Parentalisierung festgestellt. Durch den Alkoholismuss meiner Schwiegermutter hat sich meine Frau schon sehr früh für ihre Mutter verantwortlich gefühlt.
Die Beziehung zwischen meiner Frau und mir ist seht gut. Wir haben in den letzten Jahren einige schwere Zeiten gut durchgestanden. Wir reden sehr viel über unsere Probleme, was uns auch in der letzten Zeit sehr geholfen hat.
Unser Kleine entwickelt sich super. Auch die Zeit in Herten hat ihr nichts ausgemacht. Ich habe sogar ganz im Gegenteil das Gefühl, dass diese Zeit für sie sogar gut war (unabhängig von den Problemen). Sie hatte dort ja schon sehr früh häufigen Kontakt zu anderen Kindern und anderen Personen, die sich um sie gekümmert haben. Überrascht hat uns, dass ihr auch die häufigen Bettenwechsel (Wenn meine Frau am Wochenende zu Hause war) nichts ausgemacht haben. Gestern waren wir zur U5 und die Kinderärztin hat auch gesagt, dass sie sehr gut entwickelt ist.
Mittlerweile können wir die Kleine auch mal zu den Omas und Opas geben, damit die dann auf sie aufpassen und wir mehr Zeit für uns haben.
Das war auch ein Problem, bevor meine Frau die Therapie gemacht hatte.

Als ich Deine Tipps gelesen habe war ich richtig froh. Natürlich auch über Deine Hilfe, aber viel mehr darüber, dass meiner Frau und mir all diese Hilfen gewährt wurden. Sie war ja über 8 Wochen auf der Mutter-Kind-Station in Herten. Dort hat sie neben den Medikamenten auch eine super Unterstützung durch Therapien erhalten. Dort gab es auch Väterabende, an denen man teilnehmen konnte. Ich habe zwar nur an einem Teilgenommen, aber das hat mir schon sehr geholfen, weil mir die Krankheit meiner Frau verständlich erklärt wurde und ich sich mein Verhalten dadurch teilweise verändert hat.
Nachdem meine Frau dann kurz vor Weihnachten entlassen wurde haben die sich in Herten auch um eine Haushalts- bzw. Familienhilfe gekümmert und diese bei der Krankenkasse beantragt (da ist zwar irgendwie alles bei schief gegangen, was schief gehen konnte, aber zum Schluss hat es dann doch noch geklappt).

Für mich war die Zeit besonders schwer, weil ich einerseits meine Frau so viel wie möglich unterstützen wollte und ich andererseits natürlich auch möglichst viel Zeit mit unserer Tochter verbringen wollte. Unser großes Glück mit Herten war - neben der super Betreuung dort - dass wir ca. 20 Minuten Fahrtzeit entfert von der Klinik wohnen. Dadurch konnte ich dann fast täglich nach der Arbeit in die Klinik fahren und die beiden besuchen. Da die Besuchszeiten bei den Vätern nicht so eng gesehen wurden, konnte ich dann auch immer bis abends bei den beiden bleiben.

Die Zeiten die für mich vor allem hart waren (und es auch immer noch sind), waren die Tage, an denen es meiner Frau schlecht ging. Anfangs konnte ich damit überhaupt nicht umgehen. Ich habe war auch am Boden zerstört und habe dann vieles, was sie dann gesagt hat, auf mich bezogen.
Jetzt weiß ich - und das verdanke ich auch der Unterstützung in Herten - dass eine Depression in Wellen verläuft und dass so manches Wort durch ihre Krankheit "verursacht" war.
Es fällt mir aber teilweise immer noch schwer in manchen Situationen ruhig zu reagieren. Aber auch das wird besser.

Liebe Grüße
Rabe
Rabe

Beitrag von Rabe »

Hallo Mimi,

es ist irgendwie ganz komisch. Ich habe mir recht lange Gedanken zu Deiner Frage gemacht. Dabei wurde mir deutlich, dass ich meine Fragen gar nicht richtig formulieren kann. Mich interessiert insgesamt, wie andere mit den Problemen umgehen, die eine PPD verursacht. Und wie andere mit den alltäglichen Konflikten umgehen, die zwar nicht durch die Depression verursacht wurden, durch die Depression aber ein anderes Gewicht erhalten haben.

Liebe Grüße
Rabe
Dobby

Beitrag von Dobby »

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Zuletzt geändert von Dobby am 03:05:2010 22:28, insgesamt 1-mal geändert.
Spirit

Beitrag von Spirit »

Hallo Rabe,

erstmal herzlich willkommen hier im Form!

Meinem Mann ging (geht?) es auch so wie Dir. Er wußte oft nicht was er anstellen sollte um mir zu helfen.

Ich geh jetzt mal rein von mir aus:
Mir persönlich hat es allein schon vollkommen gereicht, daß er da war, Verständnis hatte, mich mal in den Arm genommen hat.
Und wenn ich bei irgendwas mal seine Hilfe brauchte, sie auch anstandslos bekam.

Laß die Flügel nicht hängen - sei einfach für Deine Frau da. *lächel*

LG
und alles erdenklich Gute
Spirit
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