Schwächen, Schwachpunkte und der Alltag...?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Wally

Schwächen, Schwachpunkte und der Alltag...?

Beitrag von Wally »

Hallo ihr Lieben,

jetzt kann ich wieder mal schreiben. Also es ging mir ja einige Zeit echt sehr gut. Im moment leider nicht so...

Ich denke meine Befürchtung, dass das ganze sich noch lange hinziehen wird, bestätigt sich... Ich habe immer wieder gute auch lange Etappen, aber doch zieht es mich trotz AD auch immer wieder nach unten...

Mit diesem Eintrag wollte ich mal ein paar Alltagstipps von Euch bekommen und wissen ob manche Dinge bei Euch nach der PPD auch so sind...

Wäre tröstend, wenn jemand sagt, "kenne ich"....

Also, PPD trat bei mir nach der Geburt meines Sohnes im März, langsam aber nach 6 Wochen war sie dann voll da. Sie ging auch ganz langsam weg, es hat bestimmt 1 Jahr gedauert bis ich erste Fortschritte spühren konnte.

Ich habe aber die Befürchtung, dass es immer eine Zeit besser gehen wird und dann kommen wieder schlechte Phasen. Und das ich in 5 Jahren auch noch hier sein werde und sich die Depressionen als fester Bestandteil der immer wieder mal kommt manifestiert....

Okay irgendwie rechne ich schon damit und akzeptier das auch. Gibt es jemand unter Euch der sagt, okay ich habe das eben in mein Leben integriert. ADs, Therapie... etc.

Ich meine es ist kein Vergleich, ich hatte in der PPD so schlimme Zwangsgedanken und Ängste, unvorstellbar.

Das habe ich jetzt natürlich nicht mehr so. Wahrscheinlich durch die ADs.
Mein Problem sind zur Zeit die totalen Erschöpfungszustände:

- Ich habe enorme Kopfschmerzen (oft mehrere Tage hintereinander)
- Mir fällt das Reden so schwer und es ist so anstrengend, am liebsten würde ich gar nichts sagen.
- Ich kann mich nicht konzentrieren
- Fühle mich unsicher und total ausgestresst.
- Mir tut mein Herz weh (zumindest fühlt es sich so an)
- Panickattacken beginnen schon wieder langsam....


Aus irgendeinen Grund ist der Alltag total anstrengend für mich. Ich kann aber nicht rausfinden warum... Ist es weil ich alles perfekt machen will, mir keinen Fehler verzeihen kann, nicht einfach loslassen kann?

Wahrscheinlich ja.

Ich arbeite 35h die Woche. Der Job ist ja doch schon fordernd. Aber in München braucht man das Geld. Bei Mietpreisen von ca 800- 1100 für 2-3 Zimmer Wohnungen kann man sich einen Alleinverdiener kaum leisten. Ausserdem verdiene ich ein gutes Stück mehr wie mein Mann... ist halt so...

Ich habe ein Fernstudium begonnen, noch bevor ich Schwanger wurde und bin gut voran gekommen bis zur Geburt. Jetzt Ende März schreibe ich die letzte Prüfung und deren letzte Chance zum Vordiplom und dann lass ich es einfach... und vielleicht mach ich irgendwann weiter.... vielelicht

Nebenbei Haushalt, kochen, Kind.... Es ist einfach alles so viel.

Andererseits kann ich nicht abschalten und ruhen. Es geht einfach nicht.
Merke ich, dass ich wieder kraft habe, schufte und leiste und beschäftige ich mich, bis ich wieder total erschöpft bin. Ich finde einfach keinen Mittelweg. Habt ihr eine Idee...?

Ich weiß es ist vielleicht ein bischen viel verlangt alles zu schaffen, das weiß ich ja. Aber ich weiß nicht wie ich das ändern kann. Habt ihr einen guten Tipp.

Wenn ich meine letzte Prüfung geschrieben habe, will ich erst mal 1x in der Woche ein, zwei Stunden für mich. Irgendeinen Sport machen, ganz alleine, das habe ich mir schon vorgenommen.

Ich glaube ich habe es mal ne Zeit geschafft, etwas zu entspannen, aber irgendwie klappt es im moment nicht mehr....

Mein Tag sieht so aus im moment:

06:30 Aufstehen - fertigmachen, danach Kind fertig machen, danach in die Krippe fahren, dann in die Arbeit.
09:00 spätestens in der Arbeit sein, arbeiten, auch andere dinge Nebenbei organisieren, Schwigis beim Wohnungskauf beratten, Snowboardurlaub planen.... etc. weil wenn ich es nicht mache, macht es keiner... Die meisten stellen sich doof. Echt ohne Schmarrn... Wenn ich es nicht mache organisiert keiner, es passiert ncihts. Oder sie machen es falsch, oder die zeit verstreicht und nichts geht zusammen.

okay spätestens um 16:30 ab in die Krippe, Sohn bis spätestens 17:00 abholen.

Heimfahren um ca. 18:00 bin ich daheim. Die erste Frage meines Mannes : Was machen wir denn zum Essen (Das heisst was kochst "Du"uns. Er kann ja nicht kochen)

Kind will auto spielen. Ich sehe wie sich in der Küche das Geschirr türmt. Kind will mitspielen. Mann macht den Fernseher an. - spielt ein bischen mit Kind. Im wohnzimmer schaut es aus wie am Schlachtfeld und die Windel von gestern abend liegt rum...

Die Waschmaschine ist gerade fertig, aber ich muss noch den Trockner ausräumen, sonst kann ich nichts reintun.
Oh gott der Wäschekorb ist schon wieder voll...

19:00 ich habe was zum essen gemacht. Will eigentlich nur noch Ruhe und das keiner redet. Mein sohn spielt mit dem Essen, ist aber nichts, will zu mir auf den Schoss, immer noch nichts essen....


Ich räume den tisch wieder ab. Mein Mann macht meinen Sohn Bettfertig... Der rennt halb nackt durch die Gegend und denkt nicht mal dran. Mein Mann ruft, ich muss ihm beim Zähneputzen helfen.

Ich räume den Tisch ab und das Geschirr stapelt sich weiter. Also räume ich die Maschine ein... Mein Sohn will halbnackt miträumen. Bin schon echt wie ferngesteuert. Nur noch mein Kopf funktioniert, der Rest hängt an den Fäden vom Marionettenspieler Kopf.

Mein Mann liegt mit meinem Sohn vor dem Fernseher und schaltet kontinuierlich von 1-40 durch und mein Sohn liegt da trinkt seine Milch. Und blödelt bis halb 9 durch die Gegend.

Ich versuche im Nebenzimmer für die Scheissprüfung zu lernen, bei der ich schon 2x durchgefallen bin, die aber eigentlich ein Pipifax ist....

Okay ich schaffe es mich eine Stunde zu konzentrieren.

Dann will ich nur noch ins Schlafzimmer gegen die Decke schauen... Kleinere Panikattacken melden sich schon an...

Ich habe nicht mehr die Kraft mit meinem Mann fernseh zu schauen oder was zu reden...

wisst ihr wir waren mal für alle ein Vorbild von Partnerschaft.
Ich sag ein mal wir waren wie Pech und Schwefel...

Im moment bin ich so oft generft, auf Anschlag, fix und fertig.... und habe einfach keine Kraft. Meine letzte Kraft geht drauf meinem Sohn eine gute Mutter zu sein. Mein Mann kommt da echt zu kurz. Unsere Beziehung kommt zu kurz... Ich finde alles ist so viel und wenn ich einmal ruhe habe, schaffe ich es nicht sie mit meinem Mann zu genießen, sondern schaue was ich noch erledigen muss kann. Es ist als ob ich dann seine Nähe kaum aushalten kann. Und oft macht mich das traurig, denn wir konnten früher Stundenlang knutschen, kuscheln etc. Ich finde es belastet mich auch sehr...

Vielleicht klingt das wie "die hat ja Probleme"... aber echt ich leide darunter. Das ich nur leiste und total Erschöpft bin und aber nicht aufhören kann zu leisten. Jede schöne Beschäftigung wird zur Leistung und macht dann natürlich keinen Spass mehr.

Ich kann einfach nicht loslassen, habe Angst das die wohnung verdreckt, ich im Chaos versinke, faul werde, was andere denken uns sagen.

Ich denke genau solche Gefühle haben die PPD ausgelöst und deshalb möchte ich das ändern....- PPD oder normale Depression, .... ist doch egal....


Liebe Mädels habt ihr einen Tipp, wie ihr das so macht. Wie ihr das so seht... Ich bin gerade so durcheinenander, ich seh gerade kein Licht und vesuche nur irgendwie den Tag durchzufunktionieren....


.... Aber ich sehne mich vielleicht schon viel länger als durch die PPD nach einfach Spaß am Leben. Es zu spühren, nicht immer Sorgen zu haben. Die Dinge Positiv zu sehen. Ich will endlich mal genießen was ich habe....

Aber das ist genau mein Problem. Es ist wie ein schöner Kuchen, der unter einer Glashaube versteckt ist und ich nicht rankomme.... Traurig oder?

Liebe Mädels, ich freue mich schon auf Eure Antworten....

Alles Liebe


Wally
ubure

Beitrag von ubure »

Liebe Wally,

weißt Du, was Du alles am Hals hast, ist schlicht zuviel. So einfach ist das im Prinzip.
Ich kenne diese Mehrfachbelastungen sehr gut, mir geht es nicht anders, und dann werde ich keinem mehr gerecht und stürze in die Krise. Das hat aber nicht mehr soviel mit PPD zu tun, das ist einfach Überlastung, und damit schon eher Burn-out.
Warum macht Du das Fernstudium? Hast Du da beruflich noch ein paar Träume? Also, wenn es jetzt "nur" noch die eine prüfung ist, dann mach einfach die Augen zu und durch. Das würde ich jetzt nicht mehr drangeben. Danach, wie Du ja sagtest, erst mal Pause.
Was die Arbeit angeht: Du sagst, keiner erledigt was, keiner organisiert. Ich sag Dir jetzt mal was: hält Dir einer Deiner Kollegen oder Dein Chef das Händchen, wenn Du zusammen klappst? Nein. Das ist so. Auch dieses Verhalten kenne ich gut, hab's jahrelang so gemacht. Lass es. Man muss nciht alles machen, schon gar nicht zum Wohle der Abteilung etc., wenn es nicht absolut notwendig ist (und das macht man ja sowieso, oder?). Irgendwann ist es selbstverständlich, dass DU alles für die anderen machst - lass es nicht soweit kommen. Ich weiß, Einsatz ist super, wird auch mitunter belohnt, aber in Deiner jetzigen Situation kannst Du das eben nicht leisten.

Ich denke, gerade, weil Du Vollzeit arbeitest, sollte die Familie nicht nur nebenbei miterledigt werden, sondern sollte Dir auch etwas an Energie zurück geben. Der sichere Hafen.
Was mit zum Thema Alltag einfällt: Du könntest die Abende und das Thema essen kochen entschärfen, wenn Du Dich entscheiden könntest, vorzukochen. Das Ganze sieht so aus: Du suchst Dir ein oder auch zwei Gerichte aus, die Ihr gerne esst, wählst einen Tag aus (1 Tag pro Monat reicht eigentlich), an dem Du gut Zeit hast, und gehst an diesem Tag oder auch dem Abend vorher die Zutaten einkaufen, aber in 3 oder 4-facher Menge (spart auch oft wieder Geld, wenn Du Dich an Sonderangeboten orientierst und die Gerichte nach diesen auswählst. Also, ist z.B. Rindfleisch im Angebot, dann suchst Du Dir halt ein Rindfleischgericht aus. Klar? Am Kochtag dann, bereitest Du alles Zutaten vor, schneidest, schnippelst, alles, was dazu gehört. Der Trick ist, die Speisen nur soweit zusammenzustellen, dass sie nur noch in den Herd müssten. Wichtig ist dabei nur, dass Du vor dem Einfrieren des Ganzen die Backform zuerst mit zwei Lagen Alufolie auskleidest, danach mit zwei Lagen Frischhaltefolie. Dann erst schichtest Du die Lasagne ein. Alles gut verschließen mit den einzelnen Folien, in zwei Gefriertüten schieben, diese verschließen und ab in die Gefriertruhe oder auch das Gefrierfach (mind. 3 Sterne). Du hast dann 3-4 ganze Lasagnen! Nach dem gefrieren nimmst Du die Lasagne aus der Form, tust sie in die Tüten zurück und kannst die Lasagnen sogar richtig stapeln in der Gefriertruhe.
Zum Backen einfach eine aus der Truhe nehmen, auswickeln, in die Form geben und backen.
So etwas geht mit so vielen Gerichten! Es gibt auch sehr gute Bücher dazu, allerdings habe ich da nur amerikanische.
Auf jeden Fall nimmt das enorm den stress und Du hast dieses tägliche Hickhack nicht. Und die Zeit, in der Du schon mal nciht kochen musst, kannst Du was mit der Familie machen. 1 Stunde gewonnen. Mit der Zeit hast Du ein ganzes Sortiment an unterschiedlichen gerichten ind er Truhe, die nur noch fertig gekocht werden müssen und es schmeckt auch nicht aufgewärmt, weil ja alles frisch gekocht wird.

War das einigermaßen verständlich?

LG,
inez
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Liebe Wally,

also zunächst einmal möchte ich dir sagen, dass ich es ganz toll finde, dass hier im Forum mal jemand seinen kompletten Tagesablauf schildert! Das finde ich super. Ich frage mich nämlich manchmal, wie andere Mütter so ihren Alltag gestalten bzw. gestalten müssen und ob die meinem ähnlich sind. Deiner ist meinem überhaupt nicht ähnlich, aber dazu später vielleicht etwas mehr, schließlich hast du ja Fragen gestellt.

Woher willst du das mit den 5 Jahren eigentlich wissen? Wäre ja toll, wenn du noch da wärest und uns wie Marika nur Positives berichten kannst. Ich habe AD und Therapie in mein Leben gerade erst integriert und auch die ersten Rückschläge erleiden dürfen. Aber den Glauben hat mir (trotz Medis und Therapie) die Depression noch nicht genommen!

Auch ich habe Kopfschmerzen (bei mir folgt aber dann gleich der Gedanke, dass ich gleich einen Herzinfarkt bekomme), fühle mich fertig und unsicher. Der Alltag belastet mich und ich frage mich, was ich überhaupt geschafft bekomme? Himmel, und wenn ich dann erst deine Zeilen lese, dann frage ich mich sogar, ob mein nächster Anfall gleich kommt, der DU schaffst tausendmal mehr als ich. So ist das hier bei mir nämlich im ersten Moment angekommen. Ich musste den Text mehrmals lesen und darüber nachdenken, denn mein Alltag ist nun mal anders gestrickt als deiner und an manchen Dingen können wir nicht viel ändern, oder?

Liebe Wally, dein Alltag ist voll! Klar. Meiner auch. Die Frage ist doch aber die, ob du daran etwas ändern möchtest und kannst und wenn ja, was?! Vielleicht ist das aber schon der Grund für deine Gedanken, weil du denkst, du machst noch zu wenig oder das etwas auf der Strecke bleibt. Vielleicht dein Kind? Vielleicht dein Mann? Ich weiß es nicht. Das weißt nur du. Schöne Dinge, die dir früher Spaß gemacht haben, empfindest du zur Zeit als Belastung, als Leistung. Das sollte es aber nicht sein. Vielleicht schaffst du es, auf ein paar Dinge für eine gewisse Zeit zu verzichten? Dich einfach etwas abzugrenzen, dir eine Liste zu machen mit den Dingen, die dir gerade jetzt wichtig sind. Musst du dir die Zeit nehmen und für andere Dinge erledigen, nur weil sie sonst keiner macht? Könntest du diese Zeit nicht für dich nutzen? Oder für dich und deinen Mann? Die Wohnung verdreckt! Ha! Du solltest meine sehen. Sie verdreckt sicher nicht, du denkst nur, dass die verdreckt. Der Tag hat nun mal nur 24 Stunden. Du sagst selbst, dass die Beziehung zu kurz kommt. Ist doch schon mal eine Einsicht und der erste Erfolg. Wenn du willst, dass es sich ändert, kürze etwas hier und da. Jetzt fragst du dich wahrscheinlich: wo denn? Tja, arbeitest du an den Wochenenden? Seid ihr auch so Freizeitzeitstress-Menschen? Vielleicht ist das ja der erste kleine Ansatz: mehr intensive Zeit nur mit der Familie. Dein Pensum ist immens und manch andere würden daran scheitern. Du machst das prima. Aber du solltest dich wirklich fragen, an welchen „unwichtigeren“ Stellen du etwas kürzer treten kannst, wenn auch nur für eine gewisse Zeit. Was ist dir gerade jetzt wichtig? Gehe ich falsch in der Annahme, dass dir Pech und Schwefel wieder etwas fehlen?

Dein Kind ist noch sehr klein und es ist ganz normal, dass sich mit einem Kind (egal ob PPD der nicht) der Alltag völlig auf den Kopf stellt, weil man ja nicht mehr nur zu zweit ist. Die Beziehung darf aber nicht auf der Strecke bleiben. Mein Mann hat mir mal gesagt: „Hey, ich bin auch noch da!“. Und wir haben darüber gesprochen, was ihn störte und ich versuchte darauf einzugehen. Vielleicht solltest du an die Stelle „meines“ Mannes treten und mal offen sagen, was dich stört und dass er dir dabei helfen soll.

Aber es kann genauso gut sein – und damit nehme ich meinen Abschied hier – dass das nur deine Gedanken sind, die alles so schwarz malen. Manchmal überkommt einen einfach das Gefühl, dass man nur noch funktioniert und nicht mehr lebt. Ich kenne so was. Schaffe dir wieder etwas mehr Freiraum, für dich, für dein Kind und deinen Mann. Sehe nicht alles gleich so schwarz. Schaue dir die positiven Dinge an, die du schon erreicht hast. Und versuche Schwefel wieder zu aktivieren, du Pech, du!

Alles alles Liebe
Amoebe
bambam

Beitrag von bambam »

Hey Du!

Ich schließe mich ubure an: bei Deinem Pensum, dass Du jeden Tag bewältigst, wundert es mich nicht, dass Du vor lauter Stress die Freude am Leben verloren hast.

Aber ich kann Dir sagen, dass ich mich in vielem von dem, was Du schreibst, wiedererkenne... :wink:

Mittlerweile denke ich einfach, dass das "funktionieren" und ständig auf "Stand by-Modus" zu sein uns so zu schaffen macht... Neudeutsch auch Burn Out genannt...

Was ich früher z. B. mit Links geschafft habe, macht mir mittlerweile schwer zu schaffen. Egal, ob Alltagschaos oder Job.

Durch die Geburt sind wir - ich zumindest zu 100% - sensibler geworden.

Wir sind keine Maschinen - und ein oder zweimal im Jahr in Urlaub fahren bringt da nix. Unsere Männer schaffen die Autos öfter zum Kundendienst!

Verstehst Du, was ich meine?

Mehr für DICH tun. Und noch mehr für DICH und Deinen Mann.

Wir sind doch durch die PPD nicht auf einmal komplett andere Menschen. Nicht wie ein Strumpf, den man umstülpt und schon hat er ne andere Seite (sorry für den Vergleich, viel mir nur grad so ein - neben meinem Wäscheständer... :lol: )
Ich frage mich immer wieder, warum ich die PPD nach der Geburt bekam. Aber das beantwortet mir wohl niemand. Ich merke nur, dass ich mich während der Zeit (genau wie bei Dir - beginn ca. 3 Monate nach der Geburt) VÖLLIG aufgegeben habe und NUR noch für die Kleine da war... Ich war wie ein Stein. Hab zwar geatmet - aber ansonsten fühlte ich mich so...

Aber Du schreibst auch, dass Du lange gute Etappen hast! Das ist doch was! (Gut, tröstet im Moment so gut wie gar nicht - ich weiß...)

Alltagstipps?! Keine Ahnung. Jeder Tag ist bei mir zumindest anders - da kann ich noch so planen. Es kommt immer anders. Aber die Tipps von Ubure sind doch schon mal nicht schlecht.
Mein Tipp: nimm Dir einmal die Woche an nem Tag abends "frei". Du nimmst nen Abend Urlaub vom Mami-sein, vom Haufrau-sein, vom studieren und allem anderen. Und machst was Dir gefällt. (Ich persönlich hab mittlerweile sogar 2 feste Tage eingeführt... :wink: )

Sagt sich wieder leicht, wenn es einem wieder einigermaßen gut geht, ich weiß... Aber genießt Du Dein Leben nicht und hast Freude daran, wenn Du eine gute Etappe hast? Und glaub mir: die kommt ganz bald wieder!


Liebe Grüße,
Bambam
sol

Beitrag von sol »

Hallo Wally!
Ich kann mich meinen Vorschreiberinnen nur anschließen. Viele der Sachen, die du beschreibst, zeigen schon, dass du kaum Raum für dich hast.
Ein paar Alltagstips von mir.
Essensplan und Verteilung
Sorry, wenn beide arbeiten müssen auch beide ihren Teil zum Haushalt dazutragen. Wenn ich meinen Mann erwischen würde, dass er fernsehguckt und sich nicht um die Kinder kümmert,...
Wieso bringt er das Kind nicht mal in die Krippe? oder morgens feste Tage haben, an der er sich ums anziehen oder ums abends ins Bett gehen bringen kümmert.
Klar, wenn der eine schlecht kochen kann, dann muss er halt andere Dinge machen. Übrigens heisst das nicht, dass er auch mal ein Fertiggericht in den Backofen schieben kann und ausserdem kann man das auch lernen.
Mein Mann konnte am Anfang auch nicht kochen und mittlerweile klappt es prima.
Uns hilft es, feste Zeiten zu haben, wer holt wen wann ab und ist dann drann...Wer macht welche Aufgaben im Haushalt.
Ich versuche einmal in der Woche mit unserer Familie zu überlegen, was es zu Essen gibt. Wir haben eine Liste erstellt, von unseren Lieblingsgerichten und das ist das Aussuchen schon einfacher. Demtensprechend wird eingekauft und vorgekocht. Eine Freundin hat sogar ihre wöchentliche Einkaufsliste als Merkzettel gemacht, den sie immer wieder verwendet.

Ich glaube, du solltest mit deinem Mann über die Aufgabenverteilung reden.WAs bringt es, wenn du 35h arbeitest und beinahe am zusammenklappen bist.
Regelmäßige Auszeit für beide. Ich geniesse es, abends mal nicht die Kinder ins Bett bringen zu müssen- Gibt es irgendetwas was du gerne machst. Ein Hobby, ein Sport, Musik etc.
Ich habe gemerkt, dass seit dem ich einmal in der Woche Yoga/Pilates mache, mir es viel besser geht. Wichtig ist es, es regelmäßig zu machen. Mir hilft es einen festen Termin/Kurs zu haben, als das Vorhaben, ich mache es irgendwann mal.

Du schreibst, du kannst zur Zeit so schlecht lernen. Gäbe es nicht die Möglichkeit einmal in der Woche nach der Arbeit zu einer Freundin zu gehen, die dich bekocht und wo du dann in Ruhe lernen kannst. Dein Mann kann doch bestimmt den Kleinen ins Bett bringen.

Was uns den Alltag super erleichtert und wir sind keine Großverdiener ist eine Putzfrau einmal in der Woche 3 Std. (bei einer 2-3 zimmer wohnung reichen bestimmt auch 2 std.) Ich geniesse es, zu wissen, die Wohnung ist sauber und ich muss mich darum diese Woche nicht mehr so viel kümmern. Was die Frau in 3 Std. schafft, bekomme ich in 6 nicht hin...

Was fällt mir noch ein?
Du kümmerst dich um alles- ja es wächst dir über den Kopf und wer sagt denn das der Snowboardurlaub nicht trotzdem stattfinden kann?Sag es deinen Mitmenschen, dass du zur Zeit nicht organisieren kannst und entweder es findet sich jemand oder die Sache bleibt liegen. Dann war es auch nicht wirklich wichtig für die anderen. Laß die anderen es so machen, wie sie es können- Daran hatte ich auch sehr zu knapsen, aber ich lerne es auch gerade.
Schwigis beim Wohnungskauf beraten- naja, gibt es nicht jemand anderes aus der Familie, der das übernehmen kann. Du bist doch nicht für alles zuständig,oder?
Du sollstest schnellstens die Notbremse ziehen- denn ständig Kopfschmerzen zu haben und sich krank zu fühlen ist keine Lösung. Lass dich sonst mal ein paar Tage krankschreiben, um überhaupt wieder zu dir zu kommen.
Kannst du dir sonst Entlastung holen? Schwiegereltern, die das Kind abholen aus der Krippe 1x in der Woche und dass er bei ihnen schläft?
Mir hat es manchmal auch schon geholfen, einfach mal woanders zu schlafen.
So für heute fällt mir nichts mehr ein. ich hoffe es waren ein paar Denkanstöße dabei.
Paß auf dich auf
Gruß
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Süße!

Auch ich kann nur bestätigen, was alle vor mir schon geschrieben haben: Du hast viel zu viel um die Ohren und NULL ZEIT FÜR DICH!!! Sowas nennt man "von außen kommender psychosozialer Stress" und genau DER ist Gift für uns PPD Mamas!!! Das hat mir mein Psychiater eingetrichtert bis zum Sankt Nimmerleins Tag! :wink:

Ich denke auch, du UND dein Mann solltet schauen, wo und wie ihr für DICH Entlastung finden könnt. Der Vorschlag von Inez mit dem Kochen ist schon mal super!!!! Wie siehst am Morgen aus? Kann dein Mann vielleicht mal den Kleinen fertig machen und zur Krippe bringen?

Ich bin mir fast sicher, dass dir dieses "perfekt sein wollen " im Sinne von - "ich bin die Mutter, deshalb schaffe ich das alles auch ganz alleine", einen Strich durch die Rechnung macht. Versuch dich davon zu lösen und aktiv Hilfestellungen zusammen mit deinem Mann zu erarbeiten -vielleicht sogar schriftlich! Du hast wirklich viel zu viel Stress von außen, da ist es nicht mehr verwunderlich, dass du immer wieder in eine Loch rutscht - deine Symptome sind ganz klassisch und kenne ich auch von mir von damals. Ich musste wirklich auch aktiv lernen, "psychosozialen Stress" abzubauen, also auch Raum nur für MICH zu schaffen. Das ist soooo wichtig!!!! Du bist die Mama und Partnerien, aber nicht die Person, die alles alleine und perfekt machen muss!!!

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Nora

Beitrag von Nora »

Hallo liebe Wally,

du hast da einen ordnetlichen Berg zu wuppen! Und ich erkenne mich in vielem, was Du beschreibst, wieder. Ich bin auch fast Vollzeit berufstätig und da mein Mann meist spät von der Arbeit kommt, bleibt auch viel an mir hängen. Da das irgendwann bei mir auch zuviel wurde, mußte ich mit meinem Mann sprechen und wir haben grob folgendes nun geändert:

- wir wechseln uns nun ab mit dem Zubettbringen von unserem Sohn - sofern mein Mann rechtzeitig von der Arbeit zurück ist
- ich versuche vorzukochen, so dass ein Gericht für 2 Tage reicht
- manchmal essen mein Sohn und ich alleine Abendbrot und mein Mann muß sich dann halt irgendwas selbst machen
- sobald mein Mann heimkommt und unser Sohn noch nicht im Bett ist, kümmert er sich um ihn
- mein Mann versucht nun drauf zu achten, dass er den Trockner ausräumt, wenn er fertig ist und er das mitbekommt
- mein Mann bringt generell jeden Morgen unseren Sohn zum Kindergarten - ich kann das gar nicht, da ich früher anfangen muß
- am Wochenende hat jeder von uns mal einen halben Tag "frei" - bedeutet, der eine unternimmt was mit dem Sohn alleine und der andere kann zuhause ausruhen, lesen, etc.
- alle paar Monate gehe ich übers Wochenende alleine weg - besuche entweder meinen Vater oder meine Mutter und mein Mann hat "Kinderdienst"

Mein Mann und ich sind ja beide brufstätig und da geht es eben nicht anders, als das man sich den Haushalt teilt. Und was ganz wichtig ist: ich hab meinen Perfektionismus etwas abgelegt. Dann bleibt der Wäschekorb halt noch einen Tag liegen, den Staubsauger nehm ich morgen in die Hand, etc. Und was die anderen denken ist mir mittlerweile (fast) egal.
Und wir werden uns jetzt einen Babysitter suchen, damit wir alle paar Monate mal zu zweit abends was machen können. Denn unsere Paarbeziehung findet auch fast nicht statt, da ich abends so müde bin und vor meinem Mann schlafen gehe.

Liebe Wally, zu leistest wahnsinnig viel und verdienst wirklich Anerkennung dafür. Aber jetzt mußt Du etwas zu Deiner Entlastung tun. Du, es ist überhaupt nicht schlimm zu sagen, dass man etwas nicht schafft - im Gegenteil - damit zeigt man Stärke und hilft sich selbst am meisten.

LG,
Nora
Wally

Beitrag von Wally »

:lol:

Ach ihr seid ja echt süß. Vielen Dank für Eure tröstenden Worte und Eure Tipps! Ihr habt mir ein paar gute Denkanstöße. Zum einen ist es echt schwer, ich muss mich immer wieder ermahnen und ich glaube Eure Worte sind mal wieder eine Ermahnung.

Ich muss da echt oft üben. Kennt ihr das auch dann nachgeben und alles wie im Rausch zu machen. Vielleicht ist das ja total deppert, aber es ist dann so, dann dirigiert mein Hirn und mein Körper macht dann alles. Also alles aufräumen etc.... und danach bin ich natürlich tot...

Oh man ich muss mir diese Erkenntnis, echt einbrennen, gefühlsmäßig, sonst vergesse ich da immer.

Also, ich habe mir gestern gleich mal meinen Mann geschnappt, jetzt wo Eure Beiträge noch so pregnant und frisch waren:

Ich habe eine Verantwortungsliste geschrieben, wer für welche Tätigkeit bzw. für welchen Raum Verantwortlich ist. Alles was nicht in meinen Verantwortungsbereich liegt z.B. Spühlmaschine. Wird einfach nicht gemacht! Das ist die Verantwortung meines Mannes. Es ist nämlich gestern herausgekommen, das wir beide uns für alles Verantwortlich fühlen - und mit so einer Verantwortungsliste, auf die ich durch Sols fragen gekommen bin, könnte das doch geklärt sein. Natürlich kann der eine den anderen mal bitten die Tätigkeit zu übernehmen. Aber die Verantwortung oder das Erkennen das was zu tun ist, ist klar verteilt. So!

Das mit dem Vorkochen werde ich auch machen. Die Tipps von Amoebe wegen dem Vorkochen sind auch super, dass werde ich jetzt auch einplanen und machen. Das ist echt gut!

Ich bin echt gerne hier und ich finde es so toll, wie man sich hier austauschen kann, hilfe von Euch bekommt, Hilfe geben kann.

Nora, Marika, Sol, bambam, Amoebe, Ubure! Aus jedem Eurer Beiträge konnte ich was positives oder was nützliches ziehen!

Ich halte Euch mal auf dem Laufenden wie es so klappt!

Gut das ich Euch habe! :wink:
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Hey Wally,

ich grinse gerade ganz breeeeeeeeeiiiit!

Ich muss dich etwas korrigieren: ich kann nicht kochen!!! Grins.

Daher waren das ganz sicher nicht meine Tipps. Ich bräuchte selber eine Einführung in der kulinarischen Art des Gaumenverwöhnens. Und auch des Vorkochens. Aber ich bemühe mich.

LG Amoebe
Wally

hach

Beitrag von Wally »

na, dann hat wenigstens das geklappt! :lol:

Ich wollte Euch nur persönlich danken für Eure Tipps. Da habe ich wohl was verwechselt....

Aber Du kannst sicher noch lernen :-)

LG

wally
Antworten