bin neu hier und weiß nicht weiter...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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sanshine

bin neu hier und weiß nicht weiter...

Beitrag von sanshine »

hallo ihr lieben... bin durch zufall gestern auf diese seite gestoßen und dachte mir ich schreib mal einen "kleinen" beitrag...

mir gehts total dreckig zur zeit... ich weiß einfach nicht weiter! würd am liebsten meine sachen packen und einfach verschwinden!

mal kurz zu mir, ich bin 24 jahre alt, habe vor 3 monaten einen jungen zur welt gebracht! 13,5 stunden hat die geburt gedauert und sie war der horror! meine schwangerschaft im gegensatz dazu eigentlich ein traum... joshua ist ein absolutes wunschkind und deswegen kann ich meine "schlimmen" gedanken im moment auch nicht nachvollziehen! wir hatten nur streß in der ersten zeit... kurz vor der geburt sind wir noch umgezogen... 400 km weg von meiner family (was mich früher nie gestört hätte) nach er geburt war josh dann 10 tage in der klinik wegen einer neugeboreneninfektion! dann bekam ich irgendwann ganz schlimme gallenkolieken (schreibt man das so?) naja und das ende vom lied war dann, dass ich selbst fast 2 wochen in der klinik war! mein sohn war zu der zeit bei meiner schwiegermutter, ich habe ihn nicht einmal sehen können... tja und wenn ich ehrlich bin, hätte ich ihn am liebsten auch nicht wieder dort abgeholt! ich weiß nicht warum... es ist fast so als hätte sich bei mir ein schalter umgelegt... ich wünsche mir meine schöne schwangerschaft zurück... ich habe angst davor mit meinem sohn allein zu sein... ich stehe einfach total neben mir!
ich fütter, wickel, bade ihn... alles was so dazu gehört... ich geh auch super gern mit ihm spazieren... aber sobald ich dann wieder zu hause bin holen mich meine gedanken wieder ein!
seit fast 6 wochen bin ich nun bei meinen eltern! (hab schon tierisch streit deswegen mit meinem mann) aber ich habe es zu hause einfach nicht mehr ausgehalten!
erst dachte ich, wenn ich einfach mal ein bisschen ruhe kriegen würde, dann wird sich das alles schon wieder legen, aber pustekuchen... letzte woche war ich dann bei pro familia, weil ich einfach nicht mehr weiter wußte... morgen habe ich wieder einen termin!
ich schäme mich soooo elendig dolle für meine gedanken und gefühle... denke das mein sohn doch eine bessere mami verdient hat als mich!!!!
weiß im moment nicht wie ich aus diesem tiefen loch wieder rauskommen soll?! ich könnt nur heulen!
naja und wenn ich daran denke das ich ja auch irgendwann wieder nach hause "muss" wird mir richtig schlecht...
ich habe angst das ich dem kleinen was antun könnte... oder mir! ich bin manchmal einfach nicht herr der lage...
ich weiß nicht ob mein mann das nachvollziehen kann... es tut mir so super leid das ich so bin und ich habe ein mega schlechtes gewissen... meinem mann und vor allem meinem kind gegenüber! wo bleibt dieses tolle muttergefühl, diese freude die einen auf dem tisch tanzen lässt?

wie soll es jetzt weiter gehen???

vielen dank fürs "zuhören"
traurige grüße aus dem norden... san
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Sanshine!

Ich freue mich sehr, dass du dich uns angeschlossen hast. Fühl dich erst mal umarmt - du bist hier sehr willkommen!

Das alles was du schreibst sind Merkmale der postpartalen Depression - kurz PPD. Auch ich bin eine PPD - Mami, auch wenn es mir jetzt nach 7 Monaten (so alt ist auch mein Noah) schon wieder sehr gut geht. Aber all das, was du beschreibst, hatte ich auch. Du hast eh schon viel getan, unter anderem warst du ja bei Pro Familia.

Ich persönlich bin nun seit 6 Monaten in einer Psychotherapie und nehme auch Medikamente. Lange Zeit habe schrecklich gelitten, konnte meinen Sohn nicht richtig lieben, hatte schlimme Zwangsgedanken - ich könnte meinem Kind etwas antun. Ich wollte einfach tot umfallen, um das alles nicht mehr ertragen zu müssen. Ich war überzeugt, ich werde verrückt - verliere den Verstand.

Gott sei Dank habe ich einen sehr guten Hausarzt, der meine Lage gleich richtig eingeschätzt hat und in Zusammenarbeit mit einem guten Psychiater bin ich heute schon wieder recht stabil. Aber es war ein langer harter und schmerzlicher Weg. Aber es hat sich gelohnt - heute kenne ich dieses Mama - Gefühl das "einen auf dem Tisch tanzen läßt" und liebe meinen kleinen Noah über alles.

Liebe Sanshine es ist ganz wichtig, dass du dir helfen läßt, evtl. auch mit Medikamenten. Du wirst wieder gesund - du musst nur dran arbeiten. Wir sind hier immer für dich da und werden dich auf deinem Weg unterstützen!!!

Sei ganz lieb gegrüßt und nochmals willkommen!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Nora

Beitrag von Nora »

Liebe Sanshine,

vieles von dem was Du schreibst war bei mir auch so. Konnte nicht alleine sein, hatte Angst vor meinem Kind, keine "Muttergefühle", wollte einfach einschlafen und nicht mehr aufwachen, Panikattacken, etc..... Zum Glück hatte ich eine gute Hebamme, die sehr schnell gemerkt hat, daß das bei mir eine PPD ist. Ich vermute daher, daß auch Du an der PPD erkrankt bist. Auch wnen Du es heute noch nicht glauben kannst: aber Du wirst wieder gesund! Ganz wichtig ist nun, daß Du schnell professionelle Hilfe annimmst. Der erste Schritt ist ja schon getan und Du hast einen Termin bei Pro Familia. Du bist aus dem Norden Deutschlands, richtig? Falls Du aus der Nähe von Hamburg kommst - es gibt hier im UKE spezielle für Muttis mit PPD Ärzte und Behandlungsmöglichkeiten. Ich selbst gehe dort auch hin und nehme Medikamente, da der Leidensdruck einfach zu groß war. Auch ich hatte starke Vorurteile gegenüber Antidepressiva, aber heute bin ich sehr froh, daß ich mich doch zu Einnahme entschlossen habe.
Wie wäre es, wenn Du neben dem Termin bei Profamilia auch einen Psychologen kontaktierst? Ich denke, daß wäre auf jeden Fall richtig.
Sprichst Du denn mit Deinen Eltern und Deinem Mann offen über das was in Dir vorgeht?
Liebe Sanshine, da hast Du ja schon eine Menge durchgemacht und das tut mir sehr leid. Aber hier bist Du gut aufgehoben und wo wir können, werden wir Dich unterstützen und für Dich da sein.

Viele Grüße
Nora
sanshine

Beitrag von sanshine »

danke für eure nachrichten... das tut mir richtig gut, obwohl ich hier sitze und heulen könnte!!!
ich rede viel mit meiner mom... ihre schwester hatte so ziemlich das selbe problem wie ich... bei ihr was es nacher so schlimm das sie sich und dem kind ernsthaft was antun wollte! und so weit will ich es nie nie kommen lassen! deswegen weiß ich das ich mir helfen lassen muss, ich weiß nur noch nciht wirklich wie!
in mir herrscht ein riesen chaos und eine endlose leere irgendwie, ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll!
mein mann und ich haben uns schon ganz ganz schlimm am telefon gestritten deswegen... klar fällt es ihm nicht leicht allein zu sein, 400 km von mir und seinem sohn weg! versteh ich ja... aber ich habe das gefühl das er mich bzw mein problem nicht ernst nimmt! das ich mir das alles nur einbilde und wenn ich auf gut deutsch "den ars.. zusammenkneife", dann wird das schon irgendwie gehen... sage ihm ständig das es mir leid tut und ich mir diese gedanken und gefühle ja nicht ausgesucht habe! aber manchmal sagt er das ich einfach nur angst vor der verantwortung habe und es mir hier bei meinen eltern doch richtig gut geht... das tut so weh!
wie kann ich ihm klar machen das ich mir diese probleme oder was auch immer nicht nur einbilde???
klar trägt die räumliche trennung sicher nicht zu einer harmonie bei, aber ich sehe im moment keine andere lösung...

danke noch mal fürs lesen...

grüße sandra
Anke
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Beitrag von Anke »

Hallo Sandra,

es ist eine harte Zeit, die Du gerade durchmachen mußt; es wird aber wieder besser!

Du hast Deine Mutter, die Dir zur Seite steht und Dir hilft. Das ist enorm viel wert.

Deine Reaktionen und Gefühle kommen mir sehr bekannt vor - ich habe damals auch ähnlich empfunden wie Du. Es ist nicht schlimm, solche Gedanken zu haben; Du bist (im Moment) krank und kannst nicht anders empfinden. Aber es wird Dir bald wieder besser gehen, wenn Du Dir (fachmännisch) helfen läßt. Warst Du schon beim (Haus-)Arzt? Wenn Deine Mutter so toll hinter Dir steht und Du z. Z. bei ihr wohnst, dann könnte sie doch mitgehen und Dich begleiten?!

Es ist eine große Hilfe und Unterstützung für Dich, dass Du bei Deiner Mutter wohnen kannst. Wie könnte Dein Mann Dir helfen, wenn er täglich arbeiten geht? Vor allem, wenn Du nicht allein mit dem Kind sein kannst? Vielleicht entspannt sich die Situation, wenn Dein Mann (und Du und Deine Mutter) weiß, was Du hast und es nichts damit zu tun hat, sich zusammenzureißen!?!?

Ein Dauerzustand ist es freilich nicht, dass Du nicht zuhause wohnst. Aber um wieder nach Hause zu können, muß es Dir (viel) besser gehen als jetzt. Nur dann könnt Ihr wieder als Familie leben; jetzt im "Ausnahmezustand" ist es besser, Du läßt Dich umsorgen von Deiner Mutter. Verständnis und Geborgenheit ist bei dieser Krankheit wichtig, nicht Druck.

Informiert Euch alle über die Krankheit und die Möglichkeiten, wieder gesund zu werden.

Alles Gute für Dich und viel Geduld! Du wirst wieder gesund und glücklich!

Melde Dich wieder, wenn Du möchtest.
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
Christina

Beitrag von Christina »

Liebe Sandra,
erstmal herzlich willkommen hier bei uns. Wir freuen uns sehr das du dich uns angeschlossen und auch anvertraut hast. Das ist schon der erste Schritt in die richtige Richtung.

Das was du beschreibst kenne ich auch nur zu gut. Nach der Geburt meiner Tochter war es bei mir genau so. Mit viel Arbeit, Geduld und Hilfe habe ich es da raus geschafft. Ich hatte auch meine Mutter an meiner Seite. Sie war in der schlimmsten Zeit für mich da, verstand mich und unterstützte mich. Leider war das bei meinem Mann nicht so. Er verstand das ganze überhaupt nicht. Dementpsrechend viel Probleme und Schwierigkeiten gab es dadurch. Wir haben sehr lange gebraucht bis wir wieder zueinander gefunden haben. Es bedarf viel Arbeit, lange Gespräche, Geduld und Verständnis für den anderen. Auch wenn du heute in deiner Lage kein Licht am Horizont siehst kann ich dir versichern das das mit der Zeit wieder kommt. Du hast ja schon angefangen dir Hilfe zu suchen und das ist sehr gut. Du solltest auch das Gespräch mit deinem Mann suchen. Ich kann mir gut vorstellen das es dir bei deiner Mam gut geht, aber ich bin mir nicht sicher ob es gut für die Situation ist in der ihr euch befindet. Vieleicht kannst du den Weg wieder zurück zu deinem Mann finden. Geh wieder nach Hause, erkläre ihm alles. Er wird es wahrscheinlich nicht gleich verstehen, aber vieleicht unterstützt er dich ja mehr als du denkst. Such dir bei dir zuhause einen Arzt oder Heilpraktikerin und kämpfe gegen diese besch... Krankheit an. Mit Hilfe einer guten Therapie, evtl. Medikamente oder einer Behandlung bei einer Heilpraktikerin wirst du wieder gesund. Hab Geduld, mach ein Schritt nach dem anderen. Zeig deinem Mann diese Seite dann wird es vieleicht mehr verstehen. Ich kann dich sehr gut verstehen, und genau deswegen gebe ich dir den Rat versuch gemeinsam mit deinem Mann gegen die Krankheit anzukämpfen. Wenn du suchst bekommst alle Hilfe die du brauchst. Aber du musst es wollen und beginnen.

Wir sind hier immer für dich da, stehen dir mit Rat und Hilfe zu Seite auf deinem Weg gesund zu werden. Immer wenn dir danach ist komme wieder und teile dich uns mit.

Seid ganz fest gedrückt und umarmt

Liebe Grüße
Chris
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Uli W.
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Hallo, Sandra

Beitrag von Uli W. »

Liebe Sandra,
ich möchte dir auch antworten und ein bisschen Mut machen, denn du wirst ganz sicher wieder gesund! Dass es dir jetzt so schlecht geht ist einfach auch eine Folge dieser Häufung von Belastungsfaktoren ( Umzug, völlige Veränderung des Lebensmittelpunkts, traumatische Geburt, Krankenhausaufenthalt des Kindes, Krankenhausaufenthalt von dir, Probleme mit deinem Mann...). Zudem glaube ich ganz sicher, dass bei dir auch hormonelle Faktoren eine Rolle spielen: Das ist fast immer so, wenn die Schwangerschaft toll war, denn dann hattest du einen besonders hohen Hormonspiegel, der dann nach der Geburt wie bei jeder Frau mit einem Schlag auf Null absank. Je größer der Unterschied, desto größer auch das Risiko, an einer PPD zu erkranken. Bei mir war es genauso!
Ich möchte dir sehr ans Herz legen, zum Arzt, am besten zum Neurologen zu gehen. So wie du deine Gemütslage schilderst, hast du eine PPD und je schneller du ärztliche Hilfe findest, desto schneller kommst du auch aus diesem schrecklichen Tief wieder heraus. Wie Anke schon schrieb, ist es ganz bestimmt gut, dass du jetzt bei deinen Eltern bist. Vielleicht gibt es einen Arzt auf der Fachleute-Liste (hier im Forum) in deiner Nähe. Vielleicht weist du deinen Mann auch mal auf diese Homepage hin, damit er sich ein bisschen mehr mit der Krankheit auseinandersetzt und dich mit seinen (absolut falschen) Sprüchen vom Zusammenreißen nicht noch mehr unter Druck setzt. Er muß halt jetzt auch mal die Zähne zusammenbeißen und mit der (zeitweiligen) räumlichen Trennung zurechtkommen. Das ist sicher nicht einfach, aber ihr werdet das schaffen und wenn es dir wieder besser geht, kannst du dich sicher an den Gedanken gewöhnen, wieder zurück zu gehen. Setz dich jetzt noch gar nicht damit unter Druck, jetzt bist erst mal nur du wichtig! Wenn du schon länger dort leben würdest und der Umzug nicht erst vor der Geburt stattgefunden hätte, wäre es sicher leichter für dich gewesen! Aber das ist nun nicht mehr zu ändern und mit deiner Entscheidung, vorerst mit dem Baby bei deinen Eltern zu wohnen, hast du sehr gut für dich gesorgt!
Liebe Sandra, lass dir helfen und bleibe auch mit uns hier in Kontakt, wir alle begleiten dich auf deinem Weg zum Gesundwerden! Ich umarme dich ganz fest und wünsche dir alles alles Gute
Uli
Sas

Beitrag von Sas »

Liebe Sandra,

auch ich möchte Dich hier ganz herzlich willkommen heißen und dir Mut zusprechen. Du hast sehr wahrscheinlich eine PPD und deswegen solltest Du sofort zum Arzt gehen. Die PPD ist vollständig heilbar, aber Du mußt was dafür tun.

Mir ging es genauso wie Dir. Auch ich bin kurz vor der Geburt umgezogen, hatte eine psychisch sehr gute Schwangerschaft und fiel dann unmittelbar nach der Geburt in ein Loch. Ich habe auch diese Zwangsgedanken gehabt (manchmal immer noch) und ich kenne diese Schuldgefühle sehr gut. Aber es sind nur Gedanken, Du wirst das alles niemals tun, da bin ich mir sicher.
Du brauchst jetzt Hilfe. Denk ruhig nur an Dich, davon profitieren letztendlich auch Dein Mann und Dein Kind.

Ich war genauso krank wie Du und bin jetzt wieder fast gesund.
Bei Dir vergeht das auch. Wir helfen Dir dabei.

Liebe Grüße, Saskia
Antworten