Immer noch Depression oder einfach nur ne schlechte Phase

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Eva

Immer noch Depression oder einfach nur ne schlechte Phase

Beitrag von Eva »

Oh man ich wieß so langsam nich mehr wo mir der Kopf steht. Ich bin in letzter Zeit viel am grübeln über mein neues Leben als Mama und ich weiß nich so recht ob mir das wirklich gefällt,hört sich vielleicht doof an aber genau so empfinde ich das zur Zeit. Manchmal ist es sogar so schlimm das ich gerne mein altes Leben ohne Mann und Kind wieder haben möchte! Ich fühle mich einfach so gefangen in diesem Leben als Mama,es gibt einfach auch so viele Probleme mit denen ich mich befasse was die Beziehung zwischen mir und meinem Mann betrifft, dann sieht es im Moment finaziell nich allzu rosig raus das macht mir natürlich auch ziemliches Kopfzerbrechen. Dann kann ich im August eventuell schon wieder arbeiten da tut sich dann natürlich auch die Frage auf wo kann ich den Kleinen unterbringen,weil ich möchte ihn ja auch nich zu irgenwem bringen....das steht ja mal ausser Frage,dann meldet sich aber auch wieder mein schlechtes Gewissen,bin ich noch eine gute Mutter wenn ich so früh schon wieder arbeiten gehe?!
Diese vielen Gedanken in meinem Kopf lassen auch ganz schnell wieder dieses Fluchgefühl in mir aufkommen....das Leben strengt mich so an und das macht mir Angst,weil das kannte ich früher nich!!


Freue mich über eure Antworten
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Liebe Eva,

du musst nicht gleich mit deinen vielen Baustellen in die tiefste Depression rutschen. Belastend ist dein Zustand selbstverständlich, keine Frage. Das neue Mutterdasein, der Ehemann, das Geld, der Beruf und so weiter zwängt einem das Grübeln förmlich auf. Es heißt aber noch lange nicht, dass man das nicht wieder hinkriegen kann. Aber eins nach dem anderen.

Zu deiner beruflichen Zukunft kann ich nur eines sagen: viele Frauen möchten (oder müssen) nach der Geburt gleich in den Beruf zurück. Sind sie deshalb schlechte Eltern? Quatsch! Es gibt Kinderfrauen, Tagesmütter und auch Kindergärten, die Kleinkinder aufnehmen. Stellt sich natürlich die finanzielle Frage gleich hinten an, sicher. Was ist mit deiner oder seiner Familie? Könnte sie nicht eingespannt werden?

Mit wem sprichst du über deine Sorgen und Nöte? Hast du eine Anlaufstation? Machst du die Therapie weiter?

Ich gebe zu, ich hatte nie den Gedanken, dass ich mein altes Leben ohne Mann und Kind gerne wieder hätte, aber glaube mir, ich würde mich sehr gerne an vielen Tagen an einen anderen Ort beamen, bestensfalls eine einsame Insel, auf der mich keiner stört. Doch nur für ein paar Stunden, denn ohne meine Lieben halte ich es leider nie besonders lange aus. Doch ich bestreite nicht, dass ich gerne mal einfach alles hinwerfen würde. Kommt doch mal ein paar Tage ohne mich klar! Dann werdet ihr schon sehen, was ich alles leiste.

Nochmals möchte ich betonen, dass du NATÜRLICH eine gute Mutter bist. Ich kann dich auch verstehen, wenn du dein Kind nicht irgendjemandem geben willst. Aber eine Tagesmutter lernt man zb erst mal kennen und ist in der ersten Zeit sehr oft dabei, häufig über Wochen. Mund zu Mund Propaganda ist wichtig. Erkundige dich doch bei anderen Müttern oder auch beim Kinderarzt. Wenn es dir wirklich gut tut wieder in den Beruf einzusteigen, dann tue es "verdammt noch mal" (sorry). Grins.

Was deinen Ehemann angeht, kann ich nicht viel schreiben, denn du hast es nur oberflächlich erwähnt. Du musst wissen, ob du mehr dazu schreiben willst. Auch der finanzielle Aspekt tangiert mich selbst. Mein Mann kommt aus dem medizinischem Bereich und macht nur Weiterbildungen, die "null" Geld bringen und uns gerade so über Wasser halten. Toll! Aber,... ich kann zur Zeit nicht, psychisch und wegen der Buben, und ich habe akzeptiert, dass es eben momentan nicht anders geht. Okay. Wie ist es bei dir?

Eva, bewahre die Ruhe und versuche ein Problem nach dem anderen zu lösen. Hier hast du die ersten Bestätigungen: du bist sicher für dein Kind eine tolle Mami, egal ob in den Beruf wieder zurück willst. Problem gelöst. Grins.

Schreibe mehr. Aber nur wenn du magst.

LG AmoebeMS
Leuchtkäfer

Hallo Eva

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Eva,

ich kenne das Gefühl sehr gut, mein "altes Leben" wiederhaben zu wollen. Wie Du stelle ich in solchen Momenten gerne mal alles in Frage: Meine Ehe, mein Muttersein, meinen Job u.s.w.
Mir hat geholfen, den Gedanken nich gleich wieder weg zu schieben, so nach dem Motto:"Das darf ich nicht denken, ich muß glücklich sein", sondern ihn konsequent zu Ende zu denken. Dadurch habe ich erkannt, WAS genau ich gerne zurück hätte. Das gemütlich Sonntagsfrühstück im Bett, Ausschlafen, einen Artikel für die Arbeit von vorne bis hinten in Ruhe lesen, ein Telefonat in Ruhe führen, einfach in den Tag hinein leben. Das alles läßt sich nicht uneingeschränt wie früher realisieren, aber eben teilweise schon. Bettfrühstück geht auch mit Kleinem Kind, in Ruhe Lesen oder Telefonieren muß dann eben mit dem Partner abgesprochen werden.
Im Gegenzug wird mir langsam immer klarer, daß mein Kind auch eine Bereicherung sein kann, auch wenn ich noch kein Riesenglück darüber empfinden kann.

Dir alles Gute von Leuchtkäfer
Eva

Beitrag von Eva »

Danke für eure tollen Antworten :-) sie haben mir beim lesen ein Lächeln auf die Lippen gezaubert weil ich sehe ich bin nicht allein mit meinen Gedanken!
Eine Therapie mache ich zur Zeit nicht mehr aber ich spiele mit dem Gedanken meine Thera wieder mal zu kontaktieren....trau mich aber noch nich richtig :( warum weiß ich aber irgendwie auch nich....alles sehr komisch!!
Das mit der einsamen Insel wäre wirklich toll aber wie du schon sagst für ein paar Stunden und dann wieder zurück :-)
Zu meinem Mann weiß ich selber nich was ich schreiben soll bzw.beschreiben soll, ich frage mich manchmal liebe ich ihn überhaupt noch? doch dann kann ich mir ein Leben ohne ihn auch wieder nich vorstellen...alles sehr chaotisch aber das ist auch mein Problem ich möchte gerne alle Probleme aufeinmal lösen und das geht ja leider nich und das deprimiert mich immer sehr!
Beautiful

Beitrag von Beautiful »

Hi,

ich kenne das auch. Jetzt grad hab ich auch wieder ein Tief. Hab meine Tage gekriegt und dann bin ich immer mal schlecht drauf, doch diesemal geht es schon 2 Wochen so... es hört nicht auf.

ich mache mir auch Gedanken, wie es früher war und dsas es so schöne Zeiten gab, ich kram Fotoalben vor und denke darüber nach, wie unabhängig ich war, ich konnte aus der Tür meiner eigenen Wohnung gehn, und wieder kommen wann ich es wollte, keiner hat gefragt, keiner war da. Das fand ich toll, absolute Freiheit. Jetzt muss ich immer erst Kind unterbringen und fühle mich nicht mehr so frei.

Ich will im Sep arbeiten gehn und frage mich auch ob ich das schaffe, ob mein Sohn dann nicht leidet, ob ich nicht wieder abrutsche richtig in die Depression.... mir wird der Alltag wieder zu viel und so weiter...

Tja, und ich glaube solche Phasen werden die nächsten Jahr noch öfter kommen, obwohl es mir insgesamt doch schon so gut geht! kein Vergleich zu vor-einem-Jahr....

meine Erfahrung ist eigentlich, dass es meist nicht so schlimm kommt wie ich es denke ;-) ich werde das schon hinkriegen und du sicher auch!

LG
Maren
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Zu meinem Mann weiß ich selber nich was ich schreiben soll bzw.beschreiben soll, ich frage mich manchmal liebe ich ihn überhaupt noch? doch dann kann ich mir ein Leben ohne ihn auch wieder nich vorstellen

Hallo du,

ist das nicht Liebe?

Wenn du darauf mit "ja" antwortest, dann hättest du eine Antwort.

GlG AmoebeMS
Eva

Beitrag von Eva »

Ich mal wieder....
oh man ich weiß schon bald gar nicht mehr wie ich meine ganzen Gefühle und Gedanken ausdrücken soll und wenn ich ehrlich bin,will ich das alles auch am liebsten in eine Schublade stecken diese abschließen und den Schlüssel wegschmeißen. Es kotzt mich einfach so an wenn an solchen Tagen wie heute mich alles einfach nur noch ankotzt und ich einfach gerne aufgeben möchte. Dieses andauernde kämpfen jeden Tag aufs neue,um bloß nich wieder in Depressionen zu verfallen. Meine größte Angst ist genau in diesem Kampf zu versagen.....manchmal würde ich gerne aus meiner Haut raus weil ich es in meinem Leben nich mehr aushalte! Ich weiß es hört sich schlimm an,das finde ich sogar selbst.....
Ylaina

Beitrag von Ylaina »

Liebe Eva,

das einzige, was sich für mich daran schlimm anhört ist die Verzweiflung einer Seele, die ich aus dem Ganzen höre. Der ich unbedingt Trost wünsche und sonst nichts!

Und ich kenne auch diese gedanken und Unsicherheiten, was die Liebe zu meinem Mann angeht. Besonders wenn es Menschen schlecht geht, so meine Erfahrung, zweifeln sie daran jemanden wirklich zu lieben. Weil Liebe hat sehr viel mit Geben zu tun und machmal kann man nicht mehr. Auch nicht, weil der Andere so doof ist, oder weil man selbst unfähig ist. Sondern ich glaube, weil es an der Zeit ist für sich selbst etwas zu tun, bzw. weil man einfach etwas braucht und gerade einfach mal nicht mehr geben kann, weil man leer ist. Ich weiß wie furchtbar dieses Gefühl sein kann, ich fühle mich dann immer 'totschuldig'. Aber ich habe auch gute Erfahrung damit gemacht es zuzulassen. Wichtigster Punkt dabei: ohne Schuldgefühle. Die Gedanken sind frei!

Übrigens habe ich gerade in meiner Schwangerschaft diese Phase: eigentlich ist jetzt ( 16.SSW) die Zeit der Anpassung, sagt man. Ich mache das Gegenteil gerade. Die ganze Zeit habe ich mich zwischen großer Freude und manchmal großen Sorgen bewegt, jetzt gerade will ich irgendwie einfach nicht. Ich will es wieder wie früher, ich mag Party machen und bis morgens um sechs tanzen gehen, stattdessen tanze ich in meinem Zimmer und muss mich nach 10 Minuten setzen, weil mir die Pumpe so heftig geht...Aber ganz ehrlich, ich versuche es zuzulassen. Weil ich glaube es hat seinen Sinn. Welchen weiß ich noch nicht, aber ich versuche einfach mich deshalb nicht fertig zu machen, sondern es anzunehmen, mich anzunehmen, so wie ich bin jetzt und hier.


Und, als letztes: Du bist schon dabei den Kampf zu gewinnen. Nur weil man manchmal verliert heißt es nicht, dass man ganz verlieren wird. Du wirst es schaffen und die Phasen der Zweifel sind normal. Ich persönlich denke sogar bei mir werden sie nie ganz vergehen und sie gehören zu mir. Aber es gibt eben auch die anderen Phasen und die gehören eben auch (zu) mir!!!

Oh Gott und wie gut ich das kenne keine Lust mehr zum kämpfen zu haben! Und ganz ehrlich, ich denke auch, ich tue es dann zeitweise eben nicht mehr. Bis ein Punkt kommt, an dem ich es dann doch wieder tue. Warum und wie weiß ich gar nicht, leider. Es ist dann einfach so. hatte ich erst am Dienstag dieser Woche, es ging mir richtig scheiße, ich war völlig durch den Wind. Einige Stunden lang, bis ich plötzlich wieder einen Willen hatte, die Gedanken sortieren konnte oder wie man es nennen mag. Hab dann einfach bißchen aufgeräumt ( zu mehr war ich nicht fähig... :wink: ) aber es tat gut und ging mir besser danach und es wurde wieder.

Verzeih, wenn ich jetzt so viel geschrieben hab, aber irgendwie hat mich Dein Post so berührt gerade...

Wünsche Dir alles Liebe!

Verena
Eva

Beitrag von Eva »

Ich muss heute unbedingt nochmal was los werden....ich weiß nich wie es euch so geht oder wie ihr es zweitweise erlebt habt aber bei mir schleicht sich immer wieder der eine Gedanke ein, wenn mal alles nich so gut läuft und zwar vergeht mir irgendwie die Lust am Leben und das erschreckt mich doch sehr...ich frage mich dann immer wieso ist das so? so schlimm ist mein Leben ja nun auch nich,ich wünschte mir aber das die Erinnerung an die heftigen Depris einfach aus meinem Hirn verschwinden!
warum ist das alles nur so anstrengend? Und an manchen Tagen so schwer das mir das Leben keinen spaß mehr macht?! :cry:
frisels

Kampf gegen den Wind

Beitrag von frisels »

Hallo Eva,

meine Grosse heisst auch so wie du - wunderschöner Name, gell!

Mir geht es auch oftmal so, dass ich es sehr anstrengend empfinde, gegen meine "Krankheit" anzukämpfen.
Und dass macht es dann noch mehr zur Qual.

Aber das Geheimnis liegt darin: nicht dagegen anzukämpfen!

Wenn ein Grashalm hart wäre, dann würde es bei einem noch so kleinen Windstoss zerbrechen! Das Grashalm lässt die Stürme zu und biegt sich und steht nach dem Sturm wieder gerade und geniesst die Sonne.

Wenn du deine Gedanken und deine Depression akzeptieren und zulassen kannst, dann fangst du wieder an dich selbst zu lieben.
Und wenn du dich selbst liebst, dann hast du schon gewonnen!

Man muss sich wieder mehr auf schöne Dinge konzentrieren und der Depri nicht immer so viel Beachtung schenken! Lass sie da sein und wenn dir danach ist, dann beschäftige dich mit ihr!

Mir fällt es auch oft schwer, nicht dagegen anzukämpfen, vorallem wenn ich grad ein Loch habe, aber wenn ich mich dann mit meiner Depri gehen lasse, dann kommt auch die Ruhe und sie hat nur noch halb soviel Kraft.
Weil der Widerstand fehlt (Grashalm).

Wenn du es wiedermal als anstrengend empfindest, dann versuch mal dir ein Grashalm im Wind vorzustellen und versuch, selbst eines zu sein.
Du wirst sehen - es wird lockerer!

Die Erinnerung wird auch nicht verschwinden, sie wird uns ein Leben lang begleiten!
Und noch ein weiser Spruch zum Sonntag:
Entscheidend ist nicht, wie es dir geht -
sondern wie du damit umgehst!

Alles Liebe und ich kann dir sagen, mir gehts auch oft wie dir!
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