Verhaltensauffällikgeiten im Kindesalter

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Marika
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Verhaltensauffällikgeiten im Kindesalter

Beitrag von Marika »

Hallo zusammen!

Mich beschäftigt oben genanntes Thema schon eine zeitlang. Es betrifft (Gott sei Dank!!!!) nicht meinen Sohn, sondern den Sohn einer lieben Bekannten. Die beiden Jungs kennen sich seit dem Baby alter, sind also gleich alt (4 Jahre) und sehen sich regelmässig.

Das Problem: Der andere Junge hat ein Verhalten an sich, dass mir Sorgen macht, in 2. Linie haben mein Sohn - mitunter aber wir alle - darunter zu leiden. Ich schreib mal kurz die "Symptome" auf:

- Spricht sehr schlecht (nur 3-Wort-Sätze)
- Ist nicht in der Lage auf Fragen zu antworten, geschweige denn etwas Erlebtes zu erzählen
- Reagiert nicht auf Zurufe
- Macht alles strikt nach seinen Regeln und zwingt diese auch z.B. meinem Sohn auf (will dass Noah so spielt wie er, auch wenn sie getrennt spielen)
- Stört andere Kinder ständig beim Spielen (Spielzeug wegnehmen usw.)
- sehr agressiv - schlägt sofort zu, wenn z.B. mein Sohn etwas spielt was nicht in das Konzept des Jungen passt (schlägt sogar die Mutter ins Schienbein, nur weil sie die Ware an der Kasse im Supermarkt selber aufgeladen hat und er nicht helfen konnte weil er noch aus dem Auto-Einkaufswagen klettern mußte)
- Beißt plötzlich ohne Grund zu (auch die Eltern)
- Auch nach mehrmaligem Ermahnen macht er das gleich immer wieder
- Hat auch nach 1 Jahr Spielgruppe keine Freunde - nur meinem Sohn, aber der will nicht mehr mit ihm spielen....
- kann die einfachsten Regeln bei Spielen für Kinder ab 3 Jahre nicht verstehen, geschweige denn einhalten

Alles in allem hat er eine sehr, sehr niedrige Aggressionshemmschwelle - er schlägt sofort zu, aber heftigst. Und wie gesagt - sprechen tut er wie ein knapp 2-jähriges Kind. Er ist aber 4 und sein Verhalten ist immer noch auf dem Stand eines 2-Jährigen.

Hat jemand Erfahrung im Umgang mit solchen Kindern? Liegt hier eine Verhaltensauffälligkeit vor, die man ärztlich abklären sollte? Habt ihr Links zu dem Thema?

Ich frag das ganze nur für mich, die betreffene Mama sieht (oder will nicht sehen?) die Auffälligkeiten bei ihrem Sohn nicht. Sie findet es sogar "Gut", dass ihr Sohn nicht so viel fragt wie meiner :shock: und sagte doch ernsthaft mal zu mir: Ja, du hast halt schon von Anfang an ZUVIEL mit ihm geredet! :shock: :shock: Sie bestraft ihn allerdings schon heftig wenn er zuschlägt: Meist bekommt er hinten eine drauf, dann redet sie mit ihm, fragt warum er schon wieder schlägt, fordert ihren Sohn auf sich zu entschuldigen ... "Tschugelung" (soll heißen: Entschuldigung) kommt dann vom Jungen.... und das mit 4 Jahren.

Freu mich über Hilfe und liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Geli
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Beitrag von Geli »

Hallo Marika,

da wirst du wahrscheinlich mit gutgemeinten Tipps bei der Mutter nicht so gut ankommen.

Was mir einfällt ist ein Osteopath. Ich habe ja schon mal darüber geschrieben. Habe leider nicht so viel Zeit gerade, deshalb nur so kurz. Aber all das Verhalten passt zu dem, so wie unser Sohnemann mal drauf war. Klar denkt man an ADHS dann sofort. Aber das wäre auch im Vorfeld gut osteopathisch abzuklären.

Und mein Kinderarzt empfiehlt Zink, Selen und VitaminB anstatt z.B. Ritalin. Hat er gute Erfahrungen gemacht.

Und aus eigener Erfahrung und auch von einer Hebamme, die sich mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten auskennt noch der Tipp, auf Kuhmilch zu verzichten. Stimmt mir mein KiArzt auch zu, wenn ich ihm berichte, wie "durch den Wind" mein Sohn von zu viel Kuhmilchprodukten wird. Daher ist Flüssigkuhmilch schon mal gar nicht mehr für ihn da - nehme Ziegenmilch. Und bei Eis, Pudding, Joghurt sind wir echt sparsam. Aber auch da gibt es ja Ziegen-/Schafprodukte, die viel besser verträglich sind. Kuhmilch wirkt sich sehr aufs Verhalten aus wie Aggression, nicht zugänglich sein usw.

Durch die Osteopathie wäre z.B. das auch zu behandeln und auch das mit dem Schlecht-Reden, Nicht-Richtig-Hören. All das, was du so beschreibst, kommt mir sehr bekannt vor. Und nach der Sitzung ging es meinem Sohn da echt viel besser. Er hatte das Schiefhals-Syndrom (KISS-Syndrom) und war dadurch wie "schief gelagert" und hatte eine Blockade zum verarbeitetenden Gehirnbereich von Gefühlen, Emotionen und demnach zum Gesamtverhalten.

Ach, muss los. Das hat mich damals sehr mitgenommen und mir das Leben so traurig gemacht, weil ich da oft so hilflos war und manchmal nichts bei meinem Sohn ankommt. Wie "neben der Kappe" und auch Wutausbrüche. Es war :( und danach ging es ihm wieder viel besser. :-)

Und Bachblüten habe ich ihm gegeben. Da weißt du ja dann bestens Bescheid. Z.B. Vine, auch Heather und Holly glaube ich.
Lieben Gruß von mir

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AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo Marika,

ich kann beiden Müttern, Geli und Nina, nur zustimmen, um genauer zu sein, ist eine Kombinationen von beiden Meinungen wohl sehr treffend.

Durch das „versäumte“ im Elternhaus gerät das Kind in Turbulenzen, wie auch nicht anders zu erwarten, denn die Förderung scheint eher sehr gering zu sein. Osteopath kann wirklich helfen. Kineosowas auch. Doch durch keine Förderung daheim,... na ja, da bleibt mir eher noch die Hoffnung auf gute Erzieher im Kindergarten! Wenn er sich gegen 25 Kinder (somit auch Ältere) erst mal wird durchsetzen müssen, wird es anders aussehen. Auch wenn es dann erst bei ihm mit 4 beginnt! Es wird beginnen!

Ach ja, die Mutter hatte übrigens Recht: wahrscheinlich hast du dich tatsächlich „ZUVIEL“ mit Noah beschäftigt! Nur ihre Schlussfolgerung ist eine Falsche! Denn du hast genau das richtige getan! Daher ist Noah so ein aufgeweckter Räuber! Sie meinte es auch nicht so, das weißt du, weil sie NIE sagen würde, dass IHRE Erziehung wohl etwas zu kurz kam. Wer würde das schon gerne von sich behaupten wollen und Fehler gegenüber Freunden eingestehen? Ist eben einfacher auszuteilen als einzustecken.

LG AmoebeMS
Geli
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Beitrag von Geli »

Hallo

dass die Mutter sich so keine Gedanken macht, das meine ich mit: "da wirst du es mit gut gemeinten Tipps aber schwer haben". Denke sie ist so eher von der Sorte, dass sie nicht über sich selbst nachdenkt. Was sie noch machen kann und auch angehen sollte.

Bei meinem Sohn war es dann auch so, dass er woanders z.b. Kigarten ganz ein anderes Kind war. In sich zurückgezogen, unsicher, keine eigene Meinung usw. Und bei uns zuhause oder mit nur einem Besuchskind hat er den Molli rausgelassen. Bei ihm hieß es damals, er hätte eine "Auditive Wahrnehmungs- und daraus resultierende Verarbeitungsstörung". Das bedeutet aber auch für uns Eltern, dass wir den Umgang mit ihm lernen müssen und vor allem auch nicht die Schuld sozusagen nur auf ihn abwälzen können. Nach der einen Behandlung schon merkte man, dass man viel leichter an ihn rankam. Wir hatten das Gefühl und es war auch so, als hätte er endlich mal was verstanden und danach auch gehandelt und sich dann auch entsprechend geäußert. Er sagte mit der Zeit, was ihm nicht gefiel oder worüber er sich freut. Das war vorher auch nicht.
Lieben Gruß von mir

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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo ihr Lieben!

Vielen lieben Dank für eure tollen und informativen Antworten! Ich bin auch eurer Meinung - es ist deffinitiv so, dass die "Föderung" daheim zu kurz kam. Sie ist eine ganz andere Mama als ich, logsich wir sind alle verschieden, aber sie keine Mama die "herzt" oder "kuschelt" das ist mir immer schon aufgefallen.

Und das größte Problem ist natürlich genau das, wie ihr sagt: Sie (will?) sieht das "Deffizit" ihres Kindes nicht und ich weiß leider genau, dass ich die Freundschaft nur kaputt machen würde, wenn ich da auch nur ansatzweise was sagen würde, sei es noch so gut gemeint!!!! Was zum Geier soll ich denn jetzt machen? Einerseits tut mir der Kleine ja leid - ich weiß, dass er nichts dafür kann, mir tut auch die Mama leid, sie hat sicher irgendwo die Ahnung, dass etwas nicht wirklich stimmt - sie hatte letztes Mal Tränen in den Augen, als ihr Sohn meinen wieder mal gehauen hat.... Sie bräuchten Hilfe, aber ich darf sie nicht geben.... :(

Das nächste ist natürlich, dass auch mein Kind darutern leidet, immer geschlagen zu werden oder nicht mit seinen EIGENEN SPIELSACHEN spielen zu dürfen. Da tut mir dann natürlich MEIN SOHN mehr Leid, als das andere Kind, ist eh klar, oder! Und da müßte ich doch schon auf das Wohlergehen meines Kindes schauen!

Es scheint keinen wirklichen Ausweg zu geben. Aber ihr teilt also meine Meinung, dass da eigentlich Maßnahmen zu erwägen wären, dem Kleinen zu helfen, das ist schon mal was. Als die beiden noch Kleiner waren hat die Mama oft zu mir gesacht, dass Noah halt "anders" ist, weil er sich nicht wehrt und nicht zurück schlägt und hat ihn immer wieder aufgefordert auch zu hauen! :x Das habe ich dann aber unterbunden, leider etwas spät und ich glaube, ich habe meinem Sohn damals nix gutes getan.... :cry: Ich war - vor 2 Jahren war das - damals noch sehr viel unsicherer wegen der eben überstandenen PPD, dachte immer, die anderen Mamas machen "es" viel besser. Heute weiß ich natürlich, dass mein Kind "richtig" ist und es her der andere Junge ist, der eigentlich Hilfe bräuchte. Mein Sohn fragt immer schon, "Mama, hat S. denn, er versteht mich nicht und kann nicht reden...." - ist dann natürlich oberpeinlich....aber es stimmt halt. Er sagt auch grade heraus "ich will nicht mehr mit S. spielen, er versteht das Spiel ja nicht und nimmt mir alles weg".... wieder megapeinlich, aber halt wahr.

Ich sitze in einem Dilemma.... was würdet ihr tun??????????

Vielen Dank und ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

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rio75

Beitrag von rio75 »

Dem armen kleinen Kerl fehlt Liebe ! Nun versucht er sich ein wenig Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Wenn er in der Kita sein sollte machen sicher auch die Erzieherinnen darauf aufmerksam wie renitent, agressiv das Kerlchen ist, evtl "schnallt" es die Mutter dann !?



Alles was man mit Liebe tut ,ist richtig !


Liebe Grüße rio
Ylaina

Beitrag von Ylaina »

Nur ganz kurz, weil ich auf dem Sprung bin: ich habe mal im Zusammenhang mit Zivilcourage den Tip gehört, wenn man z.B. im Supermarkt Eltern sieht, die ihren Kindern eine Ohrfeige geben o.ä., dann soll man sich nicht darüber einmischen, dass man hingeht und sagt: 'Das müssen sie aber anders machen', sondern man hingeht und die Eltern fragt, ob man ihnen helfen kann...
Also nicht mit dem Zeigefinger kommen, wenn man Kindern helfen will, sondern sich 'um die Eltern kümmern'.

Weiß nicht, wie das in diesem Fall möglich wäre und ob sich da langfristig nicht mit zuviel auflädt, aber wie gesagt, es ging mir so durch den Kopf gerade....

LG Verena
Geli
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Beitrag von Geli »

Hallo Marika

ach, das ist so eine Gradwanderung. Aber wenn du doch sagst, die Mutter hätte auch schon Tränen in den Augen. Dann hat sie doch Sorgen. Und wahrscheinlich ist ihr Verhalten dem Kleinen gegenüber auch nur eine Reaktion von Hilflosigkeit. Wahrscheinlich merkt sie, dass sie da ganz schön Kraft und Energie braucht, um sich damit auseinanderzusetzen. Und da geht sie den einfacheren Weg. Weißt du, wie ich meine?

Wahrscheinlich wird sie dir dankbar sein, wenn du mit ihr redest. Und nicht den Finger erheben, sondern so von wegen, dass doch ihr Sohn etwas hat und Hilfe braucht. Auch das Nicht-Sprechen-Können wäre doch ein guter Aufhänger, weil das doch ein handfestes Handicap ist. Und dann den Schlenker auf das damit verbundene Verhalten machen. Und dann auch ganz ehrlich fragen, inwieweit sie da wirklich drunter leidet, wie es ihr geht, wenn sie das beobachtet? Du kannst ja sagen, dass du dir Sorgen machst und dass du sie auch verstehen kannst, dass es ihr viel Kraft raubt. Denke, sie wird dann erleichtert sein, sich mitzuteilen. Wahrscheinlich ist das alles Maskerade??? Versuch mal. Schlimmstenfalls ist sie dir böse und vielleicht leidet eure Freundschaft darunter. Sag lieber was, als überhaupt nicht oder auch zu spät. Weil du und Noah leidet doch darunter.
Lieben Gruß von mir

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Gast

Beitrag von Gast »

Ich weiß nicht, Marika... wir alle hier kennen doch das Kind und die Mutter nicht, und ich tue mich immer so schwer damit, wenn dann gleich so Standarddiagnosen gemacht werden, die dann doch nur nichts anderes als Vermutungen sind. Was Du von der Familie mitbekommst, sind doch wahrscheinlich auch nur Momentaufnahmen, oder? Trotzdem verstehe ich Dein Dilemma...

Meine erste Vermutung bei Deiner Schilderung war, dass das Kind vielleicht wirklich im wahrsten Sinne des Wortes schwer hört, d.h. einen Hörschaden hat. Das kann Kinder schon sehr aggressiv machen, wenn sie von der Umwelt nichts mitbekommen und sich dadurch auch nicht mitteilen können.

Ich würde vielleicht die Mutter mal auf so etwas aufmerksam machen, dann stellst Du sie nicht gleich in die Psychotenecke, und bekommst gleichzeitig einen Zugang zu "Eurem" Thema.

Gruß
Angela
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Marika
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Beitrag von Marika »

Ein liebes Hallo!

Ich denke, irgendwie könnte ich es schon schaffen, einen "unverfänglichen Bogen" in einem Gespräch zu spannen, dass dann auf diese Thematik eingeht.

@angel: Du hast schon recht - es sind deffinitv Momentaufnahmen. Ich sehe ein wenig auch weiter in die Familie, aber natürlich niemals ausreichend, um wirklich beurteilen zu können, deswegen stehe ich auch genau vor diesem Dilemma. Ich möchte die Freunschaft zwischen uns Frauen nicht zerstören, aber ich möchte und MUSS einfach auch MEIN Kind schützen - gleichzeitig habe ich enormes Mitgefühl für den anderen Jungen. Ich könnte es mir einfach machen und den Kontakt abbrechen -aber das ist einfach unfaier und nicht richtig. So bin ich nicht und das kann ich auch nicht.

Ich glaube, dieses Thema wird mich noch lange Zeit begleiten, habe auch mit meinem Mann gesprochen... was soll ich sagen - auch er weiß nicht, wie umgehen damit.

Auf jeden Fall bin ich euch soooo dankbar, für eure Beiträge und Infos. Ich hoffe ich erwische irgendwann einen Moment, wo ich eine gute Überleitung zum Thema herstellen kann... drückt mir die Daumen, das wär ganz lieb!

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

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AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Marika,

besteht nicht vielleicht die Möglichkeit deiner Freundin vor ihren Augen zu zeigen, wie du in einer solchen Situation mit ihrem Kind umgehst?

Ich weiß, dass ist nicht einfach und vielleicht halten es andere für falsch, ich aber nicht. Ich gebe mal ein Beispiel. Ich habe hier auch so einen "netten" Fall in der Bekanntschaft. Das Kind ist hyperaktiv und ein Schläger. Wenn er allerdings hier bei mir ist, ohne seine Mutter, dann habe ich das Sagen! Mittlerweile weiß der Junge das auch. So handhabe ich das. Aber,... wenn seine Mutter dabei ist, dann reagiere ich auch oft "zuerst", indem ich alle Kinder zurecht weise, auch in ihrem Beisein und bei ihren Kind. Der nette Ton und das Fingerspitzengefühl sind allerdings Voraussetzung. ICH versuche lieb aber deutlich die Situation zu klären, vor ihren Augen.

Heute war es ähnlich. Mein Großer plus zwei Nachbarsjungs haben sich verbündet und meinen Jüngsten mit Wasser bespritzt, aber volle Kanne. Der Kleine hatte null Chance sich zu wehren. Das war kein Spaß mehr, denn Spaß verstehe ich am Besten. Ich hab´s erfunden! Vor den Augen aller Nachbarn inklusive Eltern griff ich zum Schlauch und schnappte mir alle drei Übeltäter der Reihe nach. Sie wurden nass bis auf die Socken und brüllten später nur rum, doch ... ich fragte sie, ob sie nun verstehen könnten, wie ein ihnen unterlegener Junge sich fühlt, wenn sie ihm so etwas antun. Ich nenne es Erziehungsnaßnahme. Und so kam es auch bei den anderen Eltern an. Wenn es anders gewesen wäre, wäre mir das piepegal gewesen. Dafür habe ich meinen Schnabel.

Ich kenne aber auch andere Beispiele in denen andere Eltern MEINE Kinder am Ärmel festhielten und sie zurechtwiesen. So was meine ich nicht! Erklärungen sind sehr wichtig. Vielleicht ergibt es sich ja hier und da mal bei dir, dass du das Kind ohne Mutter bei dir hast. Wäre wirklich spannend zu erfahren, wie der Bub sich dann verhält so ohne Mama und Papa und auf deine "Zurechtweisungen" reagiert. Ach ja, die Freundschaft zu den ich-halte-ihn-am-Ärmel-fest-Eltern besteht nicht mehr; liegt auf der Hand.

LG Anna

P.S. Unauffällig das Gespräch in Richtung Erziehung lenken und schauen, ob sie darauf anspringt. Saug dir was aus den Nägeln, Marika, irgendeine erfundene Geschichte und frage sie nach ihrer Meinung. Bla bla. Ja, ja, ich weiß, ich bin eine geborene Schauspielerin, nur hat mich bis heute noch niemand entdeckt. Ich meine, du sollst nicht lügen, klar, aber SCHWINDELN im Namen der HILFE :roll:
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Anna,

du wirst lachen, ich hatte S. vor kurzem ohne seine Mama bei mir und bin mit beiden Jungs baden gegangen, wollte ich eh noch schreiben. Und es ging tagsächlich viel besser, da ich sofort "das Ruder in die Hand genommen habe". Sprich ich haben noch vor dem Betreten des Bades beiden erklärt, was ich erwarte und was ich nicht möchte weil gefährlich usw. Und ich bin auch sofort eingegriffen, wenn einer der beiden "Blödsinn" gemacht hat. S. hat irgendwann wieder gehauen, ich habe ihn an der Hand festgehalten und ihm erklärt, dass ich das nicht will, dass er Noah weh tut damit und dann auch gesagt, dass ich das von beiden nicht haben will, da wir sonst nach Hause gehen. S. hat sofort verstanden, es gab dann nochmal einen kleinen Hickhack seiner Seits, wo dann mein Ton schärfer wurde - danach war wirklich Ruhe!!!! S. kam sogar zu mir Kuscheln und umarmte mich einfach so!

Beide Kinder hatten eindeutig mehr Spaß zusammen, als wenn seine Mama auch dabei ist... komisch ist das schon! Ich habe auch jetzt aktiv angefangen einzuschreiten, wenn S. "Mist baut" auch bewußt vor der Mama und seltsamer Weise läßt sie mich machen, mir kommt vor sie läßt mir gerne den Vortritt. Gerade beim letzten Besuch vor ein paar Tagen ist mir das aufgefallen. S. reagiert aber viel störischer bei mir, wenn seine Mama dabei ist, wenn wir allein sind, ist er viel eher bereit zu zu hören und auch dementsprechend zu handeln. Wahrscheinlich weil ich - wenn er alleine bei uns ist - ich mich auch konsequenter durchsetze. Wenn seine Mama dabei ist, gehe nicht mit letzter Konsequenz vor, weil ich einfach immer denke, das müßte SIE doch tun... tut sie aber leider zu wenig, in meinen Augen.

Auf jeden Fall werde ich das jetzt versuchen, ein Gespräch einzubauen, ich bin sicher, dass mir das gelingen kann, denn reden können wir sehr gut miteinander. Sie ist ja auch immer an Erziehung und alles rund ums Kind interessiert, nur wie gesagt ein bissl mit Scheuklappen!

Liebe Grüße von
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AmoebeMS

Wusste ich es doch!

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo Marika,

Scheuklappen kann man (du) öffnen!

Es ist ganz und gar nicht komisch, dass ein Kind sich anders verhält, wenn seine Eltern dabei sind als wenn nicht. Seine Eltern sind für ihn die letzte Instanz! Kinder erwarten das letzte Wort nicht von anderen, sondern von ihren Eltern! Das ist nur normal und verständlich. Mich wundert es also überhaupt nicht, dass der Bub mit dir anders umgeht als mit seiner Mutter, besonders wenn du ihn ohne die Mutter bei dir hast. So läuft das meiner Meinung nach fast immer ruhiger ab.

Und wenn die Mutter dir den Vortritt lässt, dann wundert mich das auch nicht. Ich würde selbst als Aussenstehende fast sagen, dass sie vielleicht selbst etwas "überfordert" ist und vielleicht sich durch dich eine Auszeit verhofft, weil sie eben nicht mit der nötigen Konsequenz ihr Kind in die Schranken zurückweist. Kinder anschreien und anbrüllen ist ja schön und gut, darf auch mal sein, aber um sich bei ihnen durchzusetzen,... nee du, das ist nicht die Lösung, zumal sie sehr schnell die netten Eigenarten auch annehmen, besonders in einem bestimmten Alter!!! Und er hat dich in den Arm genommen, gell? Zeugt von Zuneigung und Respekt. Möglicherweise fehlt ihm so etwas doch. Die ruhige, aber bestimmte Art.

Du findest schon einen Weg, Marika, um auch deine Freundin in ein Gespräch zu verwickeln. Da bin ich mir sicher. Vielleicht schreit sie ja doch nach Hilfe, nur hört das niemand. Huch, das kommt mir sogar ziemlich bekannt vor. :oops:

LG Anna

P.S. Bleibe weiter deinem Weg treu Marika, auch wenn deine Freundin dabei ist, somit erst recht vor ihren Augen! Sofern sie dir den Vortritt lässt (auch wenn du es anders von ihr erwartest), dann nehme deiner Konsequenz nicht den Wind, nur weil du meinst, dass sie was sagen sollte. Sie wird es wohl nicht tun. Nicht, bevor du sie darauf ansprichst.
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Kleiner Nachtrag, da ich die übrigen Beiträge gerade erst studiert habe.

Wenn Eltern meinen, dass Ihr Kind wirklich nicht gut hört, dann ist der Weg doch eigentlich vorgegeben, nämlich Kinderarzt oder bestenfalls HNO. Vielleicht wurde dies bereits abgeklärt; wir wissen es ja nicht. Doch das sollte eine der ersten Taten sein. Ist vollkommen richtig. War bei meinem 2ten so, der viel später zu sprechen begann als Numero Uno. Was haben wir uns verrückt machen lassen von anderen. Und was war? Pustekuchen. Nix. Er war nur ein "Faulelinchen" und wir Eltern haben ja auch auf das "DA" reagiert, ohne nachzuhaken, ohne hinzuweisen wie er es besser machen kann. Ohne Zwang, aber mit Anschubsen. Funktionierte.

Bin trotzdem der Ansicht, dass hier noch mehr eine Rolle spielt als zb Wasser hinterm Trommelfell. Marika, du bist doch für dein Fingerspitzengefühl berüchtigt. Grins.

LG AmoebeMS
Dobby

Beitrag von Dobby »

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Zuletzt geändert von Dobby am 04:05:2010 0:26, insgesamt 1-mal geändert.
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