Und jetzt?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Leuchtkäfer

Und jetzt?

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Ihr Lieben,

nachdem ich mich seit Donnerstag einfach habe treiben lassen, um etwas zur Ruhe zu kommen, kommen die nächsten Fragen.
Wie soll es denn weitergehen? Mein Mann hat noch die kommende Woche Urlaub und dann? Ich kann und will mit dem Kleinen nicht mehr die ganze Zeit alleine sein, ich schaffe das nicht. Muß ich das dann schon wieder können? Vor zehn Tagen ging es doch auch, was ist nur passiert.
Mir ist mein Kind zuviel, dafür schäme ich mich schrecklich.
Habt Ihr Ideen, wie es weitergehen kann? Er ist ja inzwischen acht Monate alt, deswegen fällt ja Hilfe rund um die Geburt weg.
Mir glaubt doch keiner, daß ich jetzt plötzlich mit dem Kleinen einfach nicht mehr kann. Also muß ich mich wohl doch zusammenreißen und weitermachen. Wie habt Ihr in den Alltag zurück gefunden.
Mein Mann "wartet" langsam auch daruf, daß ich wieder "funktioniere".

Grüße von Leuchtkäfer
nikky77

Beitrag von nikky77 »

Hallo Leuchtkäfer,

ich stehe ja wie du noch am Anfang. Mein Freund hat sich auch schon so oft frei genommen, dass es jetzt nicht mehr geht :-(...War diese Woche schon allein und hatte so Angst davor,,,stand total weit neben mir.
Ich habe jetzt eine Haushaltshilfe beantragt, mal schauen ob es durchgeht.
Denk wenn die 4 Stunden kommen würde. Kann ich vorher und nachnher 2 Stunden allein sein.
Wäre dass eine Möglichkeit?
Ich kenne dass auch dass alle warten, dass man wieder funktionert, dass setzt einen schon wieder unter Druck :-(

Liebe Grüsse

Nicki
Ylaina

Beitrag von Ylaina »

Ich kann ja leider noch gar nicht mit Erfahrungen aufwarten...
Aber Nikkys Vorschlag hört sich finde ich doch schonmal echt gut an gegen die Angst alleinie zu sein!

Und es werden sicher noch andere Vorschläge kommen von erfahrenen Frauen.
Vielleicht wäre es auch gut mit dem Kind rauszugehen? Falls Du dazu Kraft findest.
Und mit Deinem Mann: denkst Du das, oder hat er das so gesagt? Wäre vielleicht auch nochmal gut ihm zu sagen, dass es gerade eben nicht geht.
Aber zusammenreißen ist eben leider nicht, es handelt sich einfach um einen ernsten Erschöpfungszustand, um eine Krankheit. Keiner kann Diabetes heilen, nur mit zusammenreißen.

Du musst Dich in meinen Augen nicht schämen, aber das ist so leicht gesagt, sowas kommt dann oft im Herz nicht an, ich weiß. :wink:

Ich denke an DIch und hoffe es kommen noch ganz viele Vorschläge für Dich von Erfahrenen.

Liebe Grüße
Elisabeth11

Beitrag von Elisabeth11 »

Hallo!

Ich weiß noch, ich hatte fürchterliche Angst, dass mein Freund wieder arbeiten muss, bevor das AD wirkt - und so war es dann auch. Aber weißt du, oft können wir trotz allem mehr als wir denken.
An deiner/eurer Stelle würd ich mir einen recht straffen Tagesplan zurechtlegen. Trefft euch mit irgendwem, geht zu euren Eltern/schwiegereltern...auch wenn die nicht wissen, wie es euch geht, dann ist das doch wenigstens Ablenkung. Auch am Apielplatz irgendwen anquatschen und ein bissi plaudern reißt mich oft schon raus.

Und in dem Moment, wo der Mann das Haus betritt: abhauen und Zeit für sich selbst, wenigstens eine halbe Stunde, ja?

Leuchtkäfer, du warst letztens sogar laufen, du hast dich endlich um ein AD gekümmert, alles von dir aus. Du HAST diese Kraft. Da kommt halt die "Macherin" durch :-)

Und im Endeffekt: wir müssen nichts dazu tun, dass die Zeit vergeht, das tut sie von selbst, wir müssen im Endeffekt nur abwarten und durchhalten.

Es wird dir vielleicht nicht super viel spaß machen, wieder allein zu sein mit dem Kleinen, aber ich hab keinen Zweifel, dass du es schaffst.

Ich weiß auch nicht genau, was bedeutet denn "nicht schaffen" genau? Was passiert, wenn man was nicht schafft?

Blöde Frage? Nein, denk mal drüber nach, würd mich interessieren, was genau das für dich heißt.

Lg E
mici

Beitrag von mici »

Liebe Leuchtkäferin,

Stichwort: Haushaltshilfe! Gleich morgen beantragen, ist doch klar. Dann kommt sie ab nächster Woche Montag. Dein Mann und Du könntet sie noch gemeinsam kennenlernen, bevor Dein Mann wieder arbeiten muss. Wir haben es genauso gelöst und es hat mir sehr gut geholfen! Sie war sehr zuverlässig, hilfsbereit und vom Fach. Sie kannte auch das Phänomen PPD sehr gut, weswegen ich mich auch vor ihr nicht verstellen musste. Gleich morgen die Kasse anrufen, Antrag aus dem Internet runterladen oder zuschicken lassen, ärztliche Verordnung anfordern (zur Abwendung eines stationären Aufenthalts muss da drin stehen) und ab die Post!
Läuft ganz unbürokratisch, die Kassen sind da in der Regel sehr großzügig, wenn es um die Abwendung eines Krankenhausaufenthalts geht, da kommt sie die Haushaltshilfe immer noch billiger!

Jetzt aber - Tatort :-)

Herzlichst, MICI
Feebie

Beitrag von Feebie »

Hallo Leuchtkäfer,

das Schwierige für uns ist, das wir es erstmal selbst als echte Krankheit akzeptieren müssen, bevor es unsere "Umwelt" tut.
Das ist auch bei mir und meinem Mann oft das Problem gewesen.
Aber wie soll er Verständnis für mich aufbringen, wenn ich selbst nicht einmal akzeptiere das es eine Krankheit ist.
Du bist den ersten Schritt gegangen indem du jetzt zu dem AD gegriffen hast. Für sich eine Notbremse, für deinen Mann vermutlich ein "Endlich!".
Männer sehen manchmal einfach nicht, wie schlecht es einem wirklich geht. Und auch wenn ich mir die PPD manchmal nicht "verzeihen" kann, sage ich ihm jetzt trotzdem IMMER wenn es mir gerade nicht gut geht. Und jetzt wo ich es ihm sage, nimmt er mir viel ab. Er kümmert sich viel viel mehr um unseren Sohn. Und wenn er merkt (oder ich ihm sage) das ich gerade nicht mehr kann, dann geht er auch mir ihm raus, oder zumindest nach unten, so das ich ein wenig für mich sein kann.
Leider mußt du dazu deinem Mann mehr Informationen geben und eben auch zugeben, wenn es gar nicht mehr geht. Ich vergieße immernoch sehr viele Schuldgefühls- und Versagenstränen, wenn ich es tue, aber im Endeffekt tut es mir doch gut. Es ist wirchtig das wir zumindest die Entlastung bekommen, wenn die Männer von der Arbeit kommen. Und da sollte absolut kein Platz für Schuldgefühle sein. Meine Therapeutin trichtert mir das immer wieder aufs Neue ein. Vielleicht kann deine das auch mal für dich tun?!

Und versuche auch tagsüber Abwechslung zu bekommen. Ich besuche oft eine Exnachbarin. Die ist schon etwas älter und könnte fast meine Oma sein, aber da fühle ich mich wohl, da kann ich ich sein. Vielleicht fällt dir auch so ein Mensch ein, er muss dir ja gar nicht so nahe stehen, du mußt ihn nur mögen.

Oder gehe in eine Krabbelgruppe, das ist nie ein Zwang. Man kann hinfahren oder es lassen, je nach Stimmung. Auch ein Kurs kann nett sein. Ich bin mit meinem Sohn (als er 8 Monate war) zum Babyschwimmen gegangen. Auch wenn es eine Mordsherausforderung war, so war es doch toll. Manchmal gibt es auch Kurse vom Kneippverein, oder so. Und ganz ehrlich, da sind auch immer Mütter, die auch mal ganz ehrlich sagen, das es nicht so toll bei ihnen läuft. Oft haben wir nur immer die Angst, dort könnten die Übermütter sein, und deshalb gehen wir gar nicht erst, aber ich habe die Erfahrung gemacht, das es oft umgekehrt ist.

In all den Kursen habe ich tatsächlich nur eine einzige Mutter gehabt, von der ich sagen würde, die möchte ich nicht wiedersehen. :? Ansonsten waren alle recht nett und mit einem harten Kern daraus, treffe ich mich regelmäßig zum Frühstück. Und wir sagen uns ganz ehrlich, wenn es gerade kaum auszuhalten ist. Und das sagen die alle sogar ohne PPD!!!

Ich weiß das es schwer ist sich aufzuraffen, aber versuche es doch erstmal mit einem Termin?! Es wird dich ablenken und gibt dir zumindest für einen Tag etwas Struktur. Und wenn man so einen Termin hat, dann ist der halbe Tag auch schon rum.

Ich finde es so schade, das wir nicht alle direkt nebeneinander wohnen. Wir könnten uns alle so super unterstützen. Ich würde dich jeden Tag besuchen bis du mir nicht mehr die Tür aufmachst und lieber alleine bleibst. :wink:

Ich drück dich mal ganz doll!
Ich weiß das all die Worte hier im Moment nicht viel helfen, aber ich möchte dir noch sagen, das du nicht auf Kommando gesund werden kannst, nur weil andere das wollen. Der Druck macht es nicht besser, daher sage deinem Mann, wie es wirklich in dir gerade aussieht.

Ganz liebe Grüße,
Feebie
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Marika
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Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallo,

wie wäre es, wenn deine behandelnden Ärzte mal deinen Mann über das Krankheitsbild "Depression" aufklären, damit er versteht, dass das mit "bald wieder funktionieren" nicht klappen wird? Du bauchst jetzt ganz stark Unterstützung, auch von ihm. Viele Menschen verstehen das nicht, weil man sich nicht vorstellen kann, dass eine Depression nichts mit "Zusammenreißen" zu tun hat.

Du und deine Familie sollten DIR jetzt unbedingt Zeit geben, um wieder gesund zu werden - dir Verständniss und Hilfe anbieten. Vielleicht würde eben eine Aufklärung deinem Mann helfen, dir diese Unterstützung auch zu geben. Denn nur wenn man verstanden hat, warum es der Frau jetzt einfach schlecht geht, kann man auch Hilfe geben und echtes Verständniss, Trost und Liebe!

Durck von außen oder auch von dir selber, sind nur kontraproduktiv!

Alles Liebe von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
rio75

Beitrag von rio75 »

Ja Haushaltshilfe ist wenn man es akzeptiert einen fremden Menschen um sich zu haben sicher ne gute Sache. Ich hatte damals Angst vor Fremden in meinen 4 Wänden und habe mich einweisen lassen ( Klinik). Nach 5 Wochen mit wirkendem AD und einigermaßen hergestellt, dann nach Hause. Und siehe da, ich habe kapiert das nicht alles perfekt sein muss, ich nicht , der Haushalt nicht, mein Baby nicht. So hab ich eben nicht geputzt, nicht um 8 Uhr geschniegelt und gebügelt gestanden und sein warmes Essen Abends konnte mein Mann sich dann allein machen !
Aber ich habe meinen Mann von der behandelnden Thera in der Klinik aufklären lassen und er empfand es als große Hilfe und kann jetzt auch besser mit meinen Tiefs umgehen.
Mach das ruhig. Ich drück Dir alle Daumen Du schaffst das !!!!
LG :wink:
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo Leuchtkäfer,

ich muss Marika zustimmen. Dein Mann ist zu Hause und kümmert sich. So sollte es bestenfalls ablaufen und bestenfalls ist es selbstverständlich. Wenn du eine Bilddarmentzündung hättest, würdest du ins KH müssen und wer würde sich dann um die Versorgung des Kindes kümmern? Dann wärest du „auch ausgeschaltet“ und was dann? Du bist dann im KH und??? Es würde dennoch irgendwie gehen! Oder?

Ich kann deine Zweifel bezüglich der kommenden Woche verstehen, aber bis dahin sind es ja auch noch ein paar Tage. Da musst du mit dir, dem Medikament und mit allem anderen einfach geduldiger sein. Das geht! Du musst dir wirklich Zeit geben und dies auch deiner besseren Hälfte klar machen. Wie viel weiß er eigentlich über PPD? Meint er etwa so wie meiner, dass nach 14 Tagen mit AD wieder alles funktionieren muss? Mache es ihm klar, dass es nicht so funktioniert! Meiner einer hat hier mitgelesen, wenn auch nicht lange. Aber er hatte irgendwann verstanden wie es mir geht und dass nicht alles von heute auf morgen bzw. in den nächsten 14 Tagen wieder weg ist. Noch heute verlangt er Dinge von mir, die ich von mir schiebe, weil ich ihm dann sagen muss, dass ich mich nicht überfordern möchte. Ich kann selbst noch nicht nach 8 Monaten mit AD und Therapie wirklich 100 Prozent geben. Klingt vielleicht komisch, aber ich kenne mich, ich kenne meine Gedanken, ich kenne meinen Körper. Alles ist einfach noch nicht in Butter und deshalb wirke ich dem entgegen. Je nach Möglichkeit. Das letzte WE mit fremdem Kind war auch nicht gerade förderlich. Ich habe das heute kapiert.

Marika hat geschrieben, dass Druck von außen kontraproduktiv ist. Perfekt ausgedrückt, würde ich sagen. Wie leicht nehmen wir „depressiven“ Mütter uns den Druck gerne zu Herzen und zweifeln wieder mal an uns? Eigentlich doch immer! Hier ist ganz klar Hilfe angesagt. Ich will mein „normales“ Leben wieder zurück und du auch. Aber,…. mit normal meine ich heute nicht mehr unbedingt mein altes normales Leben. Nein, vielleicht hätte ich auf diese Erfahrung verzichten können, doch jetzt, jetzt wo sie nun mal da ist, kann ich „mitreden“, mehr als man es mir ansieht nach außen hin. Das klingt vielleicht seltsam (und ich hasse wirklich jede erlebte Panikattacke und Unruhe in meinem Körper), aber ich kann – oh Mann, ich wage es kaum zu sagen – sagen, dass ich endlich vieles Erlebte jetzt besser nachvollziehen kann. Warum sind wir nicht offen auf dieser Welt? Warum schreibe ich in einem Forum, wenn meine Familie doch eigentlich informiert werden „müsste“ (bestenfalls)? Warum schäme ich mich eigentlich? Warum verstecke ich mich eigentlich? Warum schauspielere ich? Warum?

Meine Antwort nach meiner ersten „herzlichen“ Erfahrung am 27.03.2008: das Leben auf Erden ist zu kurz, um zu schauspielern! In erster Linie lebe ich für mich. Nicht für andere. Und ich will leben. Egal wie. Für mich. In zweiter Linie erst für meinen Mann und die Kinder.

Leuchtkäfer, der nächste Montag ist noch lange hin. Haushaltshilfe wurde genannt. Mache das! Aber pronto! Und du hast auch noch uns. Vergiss das nicht. Und gedulde dich ein wenig. Das Medikament tut seine Wirkung. Es braucht nur etwas Zeit. Nach jedem „überstandenem“ Tag kannst du dir ein Goldblättchen auf den Terminkalender malen. Aber mache dir selbst keinen Druck, erst recht nicht von außen.

LG AmoebeMS
Elisabeth11

Beitrag von Elisabeth11 »

Ja, genau! das schauspielern hab ich jetzt auch aufgegeben, und zwar vor allen! Ich war 27 Jahre lang immer die Starke, die nie "Probleme macht". Und das ist genug.
Ganz ehrlich, ich denk ganz oft an das "in guten wie in schlechten Zeiten" (obwohl ich nicht mal verheiratet bin ;-) )
Aber das muss ja wohl seine Berechtigung haben. Ich tendiere auch dazu, mir ständig Stress zu machen im Sinne von Therapie und AD, das muss doch jetzt am besten innerhalb von 3Tagen wirken, ich verarbeite ja wie wahnsinnig und entspanne mich auf Teufel-komm-raus *gg*
Tja, funktioniert aber nicht. "They say, that time`s a healer".....Das schon eher! Gib dir Zeit und klär deinen Mann auf, was PPD bedeutet!
Ein Buchtipp dazu: Dunnewold&Sanford: Ich würde mich so gern freuen.

Aber vergiss nicht, dass das "Funktionieren" auch ganz viel Stärke ausdrückt, auch wenn es verdammt anstrengend ist und man wirklich auch mal Kontrolle abgeben sollte. überleg mal, wie lange du dich da jetzt schon durchboxt und du hast es wunderbar gemacht!

Lg E.
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für Eure aufmunternden Worte. Ich habe Eure Beiträge die letzten Tage immer wieder gelesen.

Ja, Feebie, es wäre schön nebenan zu wohnen, dann könnten wir uns besuchen.

Liebe Elisabeth, ich habe das alles versucht mit viel rausgehen, Krabbelgruppe, Babyschwimmen u.s.w. Ich habe so gekämpft, meinen Tag zu strukturieren und jetzt habe ich gar keine Kraft mehr. Als ob von heute auf morgen alles aufgebraucht wäre.

Ich dachte, wenn ich mir lange genug Mühe gebe, dann wird es schon gehen.

Mein Mann versteht schon gut, was eine PPD ist. Was wir beide noch nicht verstehen, wieso es jetzt so schlimm gekommen ist. Deshalb denkt er, es wird bald wieder so wie vor ca. zwei Wochen. Ich habe da so meine Zweifel.

Ihr Lieben, ich kann nicht mehr. Ich würde am liebsten einfach ganz für mich sein, keine Verantwortung, kein schlechtes Gewissen. So nach dem Motto: Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen... wenigstens für eine Zeit.
Bin ich deswegen nicht eine schlechte Mutter und Ehefrau, das kreist in meinem Kopf...

Grüße von Leuchtkäfer
Ylaina

Beitrag von Ylaina »

Nein, bist Du nicht Leuchtkäfer! Finde ich wirklich.
Du bist krank, das ist alles und sehr viel. Und gerade weil Du trotz Krankheit sehr viel in letzter Zeit getan hast und noch mehr vorhast, wie das Praktikum, deshalb bist Du -wahrscheinlich- zusammengklappt.

Ich bin ja jemand, der tief in seinem Inneren die Auffassung vertritt: wenn mal ein bestimmter Punkt erreicht ist hilft erstmal wirklich nur noch Ruhe. Ich muss das auch vor mir selbst immer wieder verteidigen, denke auch gerade in dieser Leistungsgesellschaft ist das sehr unpopulär so zu denken.
Aber ein tiefes Gefühl in mir sagt, es ist richtig Sport machen und Rausgehen und Struktur. ABER erst dann, wenn man wenigstens wieder 'stehen' kann. Erst dann, wenn man auch wirklich wirklich ausruhen durfte.

Ich hab's grad erst an mir wieder gesehen.

ich wollt nicht mehr, ich hab weitergemacht und als Quittung hab ich Wehen bekommen. Im Versuch das ohne Wertung zu sehen ( also ohne haste zu spät reagiert Mädel) heißt das: ich hätte nach dem Gefühl handeln dürfen. Es war richtig.

Und ich glaube ganz ehrlich -ganz für mich- das Gefühl, das Du gerade hast hat ebenso 'Recht'.
Ich würde Dir gerne die Möglichkeit geben Dich zurück zu ziehen. Ohne schlechtes Gewissen. Ich hab mit Kindern keine organisatorischen Erfahrungen für sowas.
Aber ist Dein Mann nicht noch bis Ende der Woche zu Hause?
Kannst Du nicht evtl. irgendwohin weg fahren? Ach nein, Du bist ja auch noch erkältet.
Dann versuchs vielleicht mental. Nimm Dir einen Tag, sag Deinem Mann er soll das Kind nehmen. Schlafe viel, hör schöne Musik oder hab einfach Stille.


Leuchtkäfer, lass Dir eine Auszeit! Es muss sein. Es DARF sein!

Gute Besserung auf allen Ebenen wünscht Dir
Verena
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Marika
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Beitrag von Marika »

Schau mal: Wenn du einen Bänderriss hättest und trotzdem weiterhumpeln würdest in der Hoffnung "wenn ich nur lange genug einfach weiter mache, dann heilt das schon"... würde das klappen????? NEIN, würde es mit nichten, im Gegenteil - irgendwann könntest du gar nicht mehr laufen und die Schmerzen würden immer schlimmer, bis du "zusammen klappen" würdest. Genau so ist es dir jetzt mit der PPD gegangen.

Kannst du jetzt besser verstehen, WARUM es gerade JETZT so schlimm gekommen ist? Du hast trotz schwerer psych. Erkrankung MEHR als nur volles Programm gemacht - das konnte gar nicht gut gehen! Man meint leider immer noch oft, Depressionen oder psych. Erkrankungen haben mit "zusammen reißen" tun, das ist überhaupt nicht der Fall - siehe "Bänderriss" - niemand würde da von dir verlangen, dich zusammen zu reißen. Nur weil die Menschen nicht in die Köpfe sehen können bzw. nicht wirklich verstehen, dass da BOTENSTOFFE sind, die aus dem Ruder laufen können und diese Syptome verursachen, glauben sie eine Depression ist keine echte Krankheit!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
mici

Beitrag von mici »

Hallo Leuchtkäfer,

wer, wenn nicht Du ( :wink: ) wüsste besser, WAS eine Erkrankung ist?!!!

Und trotzdem kommt bei Dir (noch) nicht an, dass eine (diese) Erkrankung Rücksichtnahmen sich selbst gegenüber verlangt und besondere Umstände mit sich bringt. Das ist Teil dieser speziellen Erkrankung (PPD). Dass das nicht bei Dir ankommt, meine ich. Ist bei mir auch nicht sofort, ich habe auch gedacht, wenn ich das AD nehme, bin ich wieder hergestellt und alles geht wieder seinen Gang. Das ist aber nicht die Form von Rücksichtnahme, die diese (und eigentlich jede andere Erkrankung auch) verlangt.
Teil des Gesundungsprozess ist es, dass es eben irgendwann bei Dir ankommt, erkrankt zu sein. Dass Du irgendwann wirst fühlen können, dass Du "erkrankt" bist und nicht einfach nur "die Nerven verloren hast" oder "Dich nicht genug zusammenreißt" etc.
Wenn Du spürst, dass Du wirklich "erkrankt" bist, wenn Du damit nach außen und nach innen so umgehen kannst, wie es eine (andere) Erkrankung (auch) verdient hätte, also mit Rücksichtnahme, Ruhe, geduldig den Heilungsprozess abwartend,... dann bist Du auf dem besten Weg des Gesundwerdens!
Der Zeitpunkt wird kommen - ganz sicher!

Alles Liebe, MICI
rio75

Beitrag von rio75 »

Hey Du arme Maus,

da ist Deine Seele aber krank geworden und braucht ganz, ganz viel Pflege und Ruhe. Betrachte Deine Seele als genauso ein wichtiges Teil von Dir wie alles Andere auch. Ja das wichtigste überhaupt ! Das weiß man erst wenn es einem so schlecht geht ! Man kann lange verdrängen und überspielen...aber nun sagt Dir Deine Seele auch über Deinen Körper : " Stop, ich kann nicht mehr und benötige ganz besondere Aufmerksamkeit und Zuwendung !!"

Evtl hilft Dir ja ein Paar Tage Akutstation , Klinikaufenthalt !
Dann bist Du auch keine schlechte Mutter, nein im Gegenteil !!! Dann ist man mutig ( hat mir damals die Stationsärztin gesagt, denn ich hab mich selbst einweisen lassen)...denn man begibt sich um wieder für Dich und Deine Familie gesund zu werden dort hin.
Mir hat es sehr geholfen ! Ich wurde erstmal schlafen gelegt ( mit Medis) und es ging Tag für Tag Berg auf !
Kleine Schritte mit großer Wirkung !
Ich hatte Fotos von meinem Süßen an der Wand und habe gewusst das ich fit sein muss, damit ich auch wieder für ihn dasein kann.

Es gibt Kurzzeitpflegestellen beim Jugendamt für Mütter mit PPD, wenn sie stationär sind. Die sind sehr nett. Eine Bekannte von mir der es auch sehr schlecht ging, hat es genutzt.

Es gibt viele Stellen die Dich auffangen, Du bist nicht allein !!!
Gib Deine Seele in Pflege und Dich dazu :wink:

Alles, alles Gute !!!
rio
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