Nochmal Zwangsgedanken

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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susi69

Nochmal Zwangsgedanken

Beitrag von susi69 »

Hallo ich nochmal,

Jetzt mache ich mir nochmal Gedanken wg. dem Aushalten und vorbeiziehenlassen der ZG.

Wenn ich den Schrecken davor verliere und keine Angst mehr davor habe, dann (getraue es mir nicht zu schreiben) tue ich doch den ZG. Ist falsch, ich weiß. Aber wenn man keine Angst mehr vor dem Gedanken hat......?

Ich höre jetzt auf.

lg Susi
sunshine

Beitrag von sunshine »

Hallo Susi,

man fängt aber auch wirklich an komisch zu denken, dass kenn ich schon auch, man hat einfach die bedingungslose Sicherheit, derer man sich vorher bewusst war, verloren.

Ich schau Menschen mitunter auch viel misstrauischer an wie vorher und denk mir "was der wohl denkt..."

Aber Leute mit psychiatrischer Erkrankungen ziehst nicht du an, es
scheint dir nur jetzt viel offensichtlicher, denn vorher waren die genauso da - du bist nur jetzt viel offener und aufmerksamer geworden.

Seit ich mich "geoutet" habe, rufen mich Spielgruppenmamas an die ähnliche Probleme haben und niemand kennen, mit dem sie sich austauschen können, jemand vom Zahnarzt, der die Mundhygiene dort macht, hat auch seelische Probleme, und es fällt allen viel leichter darüber zu sprechen, wenn man jemanden kennt, der ähnliches durchmachen muss.

Susi, du bist nich verrückt, du bist nur viel vorsichtiger geworden und nimmst jeden Gedanken und schaust ihn dir mit einer riesen Lupe an,
das hast du vorher sicher nicht gemacht!!!!!

Alles Liebe,

Christine
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Marika
power user
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Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Liebe Susi!

Keine Sorge - durch die Konfrontations Übungen verlierst du die Angst vor den ZG, das heißt aber absolut NICHT, dass du sie dann ausführst!!! Im Gegenteil, sie werden WENIGER!!!! Aber ich verstehe deine Bedenken, mir gings ganz am Anfang auch so. Ich traute mich nicht hinschauen, weil ich dachte, wenn ich keine Angst mehr, tue ich es vielleicht doch!!!! Das ist absolut NICHT so - Zwangsgedanken führt man nie aus - es ist nur die ANGST, die einen so zwanghaft denken läßt.

Du kannst die Übungen also getrost machen. Mit der Zeit wirst du merken, dass die Gedanken weniger und leichter werden. Irgendwann dann, hast du sie besiegt, wirst sehen!

Nur Mut, du schaffst das!

Liebe Grüße
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
valentina

Beitrag von valentina »

Hallo zusammen
Schon längere Zeit lese ich hier im Forum die Berichte und denke immer, wenn es das nur schon vor fünf Jahren gegeben hätte. Damals war ich in der akkuten Phase meiner PPD und glaubte, mein Leben sei vorbei.
Wenn ich die Berichte hier so lese, fühle ich mich immer wieder in meine schlimmste Zeit zurückversetzt. Manche Berichte könnte ich geschrieben haben.
Dir Susi kann ich besonders gut nachfühlen. Ich litt damals neben Panikattacken und immer dem Gefühl umzufallen vor allem unter den Zwangsgedanken. Ich dachte immer, ein normaler Mensch kann doch nicht solche Gedanken haben. Ich wäre manchmal drauf und dran gewesen, mich selber in die psychiatrische Klinik einzuweisen. Ich hatte auch immer diese Gedanken meinen Kindern etwas anzutun. Das erste Mal kam dieser Gedanke wie ein Impuls- wie ein Blitz--jetzt bringst du deine Kinder um- und von da an war nichts mehr wie vorher. Es war die Hölle. Und ich hätte niemals, niemals geglaubt, je wieder normal zu werden.
Die PDD prägt einen,aber sie geht vorbei. Ich bin heute so glücklich und dankbar, dass ich mein Leben zurückbekommen habe. Es gibt Tage und Situationen wo ich plötzlich das dumme Gefühl habe in eine Panikattacke zu kommen. Aber mein schlimmster Feind, die ZG sind verschwunden.
Allerdings ging es auch bei mir nicht ohne Medikamente. Und es brauchte sehr viel Geduld. Immer wieder gab es kleinere oder grössere Rückfälle, einen Schritt vorwärts und zwei zurück. Ich möchte all denjenigen, die im Moment auch das Gefühl haben durchzudrehen Mut machen. Ich hatte das monatelang. Das ist eines der Symptome dieser gemeinen Krankheit.
Aber eines ist sicher, es wird besser. Ich war so tief unten, wenn ich in den Spiegel sah, musste ich sofort wegsehen, weil mich was ich dort sah erschreckte. Meine Augen waren für mich nur noch Löcher. Genau so sehen Irre aus, dachte ich manchmal. Ich bin aber heute wieder (fast) so wie früher und das werdet ihr alle auch schaffen. ganz bestimmt!
Sas

Beitrag von Sas »

Liebe Susi,

JEDER hat so komische Gedanken in seinem Gedankenfluss. Nur bei uns ist die Wahrnehmung gestört, wir "picken" uns diese Gedanken quasi raus und verbeißen uns darin. Und wir haben eine unwahrscheinlich hohe Moral an uns uns selbst, die es uns verbietet diese Gedanken zu haben. Es ist aber okay sowas zu denken, mit Gedanken tut man keinem weh. Und Du wirst das niemals tun!!! Das Du die Angst vor den Gedanken verlierst heißt nur, dass diese Gedanken an ihrer Bedeutung für Dich verlieren, dass sie Dich nicht mehr beherrschen können. Aber es heißt nicht, dass Du solche Taten auf einmal toll findest und sie dann ausführst. Das ist doch was ganz anderes.
Also probiers mal mit den Konfrontationsübungen, mir haben sie sehr viel geholfen.

Liebe Grüße, Saskia
Petra

Beitrag von Petra »

Hallo Susi!

Die Konfrontationsübungen sind die schnelleste Abhilfe gegen die Zwangsgedanken. Wenn sie dir aber zuviel Angst machen und du dich sehr unwohl dabei fühlst bzw. deine Schuldgefühle stärker werden hilft dir viell. die Methode (aus :Der Kobold im Kopf)

Wenn ein ZG kommt mit z.B folgendem Inhalt: ich verletze mein Kind
dann denk dir oder noch besser sprich den Satz auf ein Band und höre dir das immer an wenn du ZG hast:

Vielleicht verletzte ich mein Kind---vielleicht verletzte ich mein Kind auch nicht!

Auf dem ersten Blick eine etwas ungewöhnliche und vielleicht nicht gerade vom Erfolg überzeugende Übung aber laut den Experten die diese Methode bei ihren Patienten mit ZG anwenden, wird genau der Zweifel konfrontiert mit dem man leben muß!
Ich habe außerhalb meiner Therapie anfangs diese Methode angewandt, da ich so eine riesen Angst hatte bei der Konfrontationsübung die Kontrolle über mich zu verlieren, und mir hat sie sehr geholfen das es irgendwann mal "klick" gemacht hat und ich mir sicher war dass ich meinem Baby nie etwas antun würde. Und dass der einzige Mensch ICH bin der sicherstellen kann, dass ich nichts meinem Baby antun werde.

Auch ein guter Tip , ist sich einen Zettel in die Tasche zu stecken auf dem man sich folgende Sätze schreibt:

1. Jedem Menschen gehen von Zeit zu Zeit agressive Gedanken durch den Kopf.

2. Wir alle denken manchmal das Unpassende zur unpassenden Zeit.

3. Diese Gedanken sind Teil der menschlichen Natur. Sie zu haben bedeutet nicht, dass man ein schlechter Mensch ist.

4. Je mehr ich versuche, diese Gedanken zu unterdrücken umso stärker werden sie.

5. Dadurch, dass ich den Situationen aus dem Weg gehe, die die Gedanken auslösen, mache ich alles noch schlimmer.

6. Wenn ich aufhöre die Gedanken zu unterdrücken, werden diese irgendwann ganz natürlich wieder verschwinden.

7. Mein Ziel ist es nicht, völlige Kontrolle über meine Gedanken zu haben. Die hat niemand!

(zitiert aus :der Kobold im Kopf - die Zähmung der Zwangsgedanken, Lee Bear)


Das Zettelchen habe ich auch in meiner Tasche und es ist mein großes Hilfsmittelchen;)
Wie gesagt , mir hat das sehr geholfen, ich war jetzt mehrere Wochen ZG frei, leider durch eine Panikattacke sind wieder zwei davon aufgetaucht, aber Gott sei dank nicht mehr so stark! Und diesmal bin ich sicher, dass sie schnell wieder verschwinden werden!

LG Petra
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