Logopädie und Ergotherapie (Vorsicht: langer Beitrag)

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AmoebeMS

Logopädie und Ergotherapie (Vorsicht: langer Beitrag)

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo Ihr Lieben,

ich hätte da mal eine bescheidene Frage an Mütter, die vielleicht nicht gerade erst Ihr erstes Kind zur Welt gebracht haben, sondern mit den Schritten einer Logopädie und Ergotherapie bei Kindern vertraut sind.

Ich möchte auch gar nicht weiter ausholen (werde ich doch tun; die Pferde gingen beim Schreiben mit mir durch), worauf meine Frage abzielt. Dazu müsste ich die fünf Lebensjahre meines Sohnes zu „Papier“ bringen, was gewiss nicht langweilig wäre und Euch sicher amüsieren würde, aber mich würde es noch mehr verrückt machen als ich sowieso schon bin.

Logo bei Kindern, die vor der Einschulung stehen, kann ich verstehen. Die korrekte Aussprache von SCH und ST ist schon wichtig und sicher mit Logo und auch Zu-Hause-Übungen in Form von zb Mini-Lük (das gibt es spezielle Hefte) förderlich und recht rasch (hoffe ich) in den Griff zu kriegen ist.

Aber Ergo? Nun ja, es wurde mir kürzlich jedenfalls angeraten.

Ich „plage“ mich zu Hause mit einem Kind, welches vielleicht jetzt schon einen höheren IQ hat als ich (hihi, ich wünschte, ich würde übertreiben), aber welches – wie haben sie es genannt – auf Reizüberflutung reagiert. Was auch immer das heißen mag?! Er braucht Input, Input, Input. Ich kann das kaum noch bewältigen! Doch dennoch kann er den Input nicht korrekt verarbeiten, weil er zu voreilig bzw. vorschnell reagiert. In der Schule würde er später zwar ohne Bedenken mitkommen, das steht nicht zur Debatte, er ist weit voraus, aber allein schon an der Aufgabenstellung würde er scheitern, die er nämlich nicht mitbekommt, weil er loslegt wie nix!

Ich meine, der Bub ist doch erst 5. Kann eine Ergo da helfen? Ist eine Ergomaßnahme nicht eher etwas für Kinder, die ein Zappelphillip sind? Sorry. Ich kann mir darunter einfach nicht so richtig etwas vorstellen. Was macht man da? Zudem soll ich mich bestenfalls schon gestern um eine Ergo bemühen, weil a.) die Kinderärzte kaum eine Verordnung rasch ausstellen und b.) die Therapeuten ausgebucht (!) sind.

Sorry, Mädels, ich bin zwar erst 33 Jahre alt, aber ich komme mir vor, wie aus einer anderen Generation oder ein Alien!

Früher gab es notfalls Kaiserschnitte, ich kam mit 5 in ein fremdes Land mit einer fremden Sprache, meine Zähne sind leicht schief, aber ich habe nie eine Spange gehabt, schwimmen habe ich auch erst mit 7 gelernt, und eine erste beste Freundin hatte ich erst in der 2. Klasse, das Flöte spielen habe ich mir selbst im Gym beigebracht, weil ich eine gute Note wollte, die ich auch für Ehrgeiz bekam.

Aber meine Kids machen so viel schon im Kiga mit, dass ich manchmal denke, dass etwas völlig verkehrt läuft. Ich habe mir für heute einen Termin dort geben lassen. 45 Minuten saß ich da. Und ich habe nicht nur zugehört, sondern auch laut ausgesprochen was ich denke. Dass ich nämlich sehe, wie meine beiden Kids abends um 18.30 Uhr vor Müdigkeit und Erschöpfung den Kopf fallen lassen und das auf ihren Abendbrotteller! War noch vor einem Jahr anders!

Und jetzt soll ich sie noch mehr „fördern“? Noch mehr unternehmen? Ich bin doch schon froh, wenn der Fernseher läuft und sie an sich gekuschelt eine halbe Stunde dadurch zur Besinnung kommen und ihre verdiente Ruhe haben.

Momentan sieht es so aus (alles nachmittags zum eigentlichen Kiga dazu wohlgemerkt): bestenfalls montags Musikschule, dienstags Vorschule, mittwochs Turnen, … haben wir jetzt schon,… und jetzt noch bestenfalls Schwimmen am Donnerstag und Fußball am Freitag! Ach ja, samstags und sonntags Lernübungen zu Hause. Welche auch immer. Zwischendurch soziale Kontakte pflegen, natürlich.

Seid mir bitte nicht böse. Die Pferde sind gerade Wort wörtlich mit mir durchgegangen. Und ich bin doch weiter von meiner eigentlichen Fragestellung abgewichen als ich es anfangs wirklich wollte. Ich lösche jetzt aber nichts mehr.

Ergo? Ja oder nein? Ich weiß, schaden tut es nicht. Ich hoffe nur auf ein oder zwei Erfahrungsberichte. Danke.

Eure Anna
Elisabeth11

Beitrag von Elisabeth11 »

hallo!

Erstmal, dass die Kinder einiges um die Ohren haben, da stimm ich dir zu...

Aber zu deiner Frage: so wie ich das sehe, hat das der Kiga empfohlen, oder wie? Hast du darüber auch mal mit deinem Kinderarzt geredet? Was sagt der?

Ich würde an deiner Stelle mal eine Ergo anrufen bzw. die Berufsvertretung und die Situation schildern, die sollen dir sagen, ob da die Ergo was bringt.

Meine Kinder sind da ja noch ein bissi klein, aber ich hab halt Erfahrung aus meinem Beruf und denke doch, dass Ergoth. oft überraschend gute Erfolge erzielt, schärft die Konzentration etc.

Insofern denk ich, hör dir einfach an, was die zu bieten haben.

Lg E
Ylaina

Beitrag von Ylaina »

Meine beste Freundin ist Ergotherapeutin, spezialisiert auf Kinder.

Zu ihr würde ich jedes Kind schicken, egal welches Alter und welche 'Problematik'.
Ich kenne viele ihrer Geschichten und Kinder kommen aus den unterschiedlichsten Gründen zu ihr.
Aber eines ist ihnen allen gleich: es geht ihnen mit den mitgebrachten Problemen in 99 % der Fälle besser nach einer gewissen Zeit. Egal, ob sie zu 'aggressiv' oder 'passiv' vorher waren, zu schnell oder zu langsam.

Aber diese Frau ist eben auch etwas ganz besonderes, ich bin mir nicht sicher, ob das an der Ergo liegt oder an ihr, dass sie solche 'Erfolge' hat. Ich denke allerdings, wenn das jemand tut, der es so aus dem Herzen tut wie sie, dann jedes Kind, das dort hingeht nur gewinnen. Und zwar auch in meinen Augen nicht was Leistung angeht, sondern an Wohlergehen. Zumindest dieser Ergotherapeutin geht es nämlich darum.
Es geht nicht darum, dass die Kinder wieder funktionieren, wenn sie bei ihr raus sind, sondern ihr geht es darum, dass es den Kindern an Stellen gut geht, an denen sie Schwierigkeiten haben. Ich finde das schon sehr wichtig.

Ich kann also schlecht für die Ergotherapie als solche sprechen, noch habe ich meine Kinder dort 'behandeln' lassen.
Aber wenn ich höre, wie sie von ihren kleinen Klienten spricht bin ich für jedes der Kinder froh, dass ihre Eltern diesen Weg gewählt haben....

Soweit meine persönliche Sichtweise auf Ergotherapie.


LG Verena
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Vielen lieben Dank für die Antwortern.

Ich habe meine Meinung darüber doch letztendlich selbst gefällt, Ich habe meine Depresion mal aus dem Spiel gelassen mit Hilfe meiner Thera.

Meine Kids sollen Kids bleiben.

Ich habe als Kind mehr durchmachen müssen als sie. Zwangsläufig; kannte mit 5 ja nicht mal die deutsche Sprache. Das ist wichtig, aber keine Ergo oder ähnliches.

DAS alles ist es nicht wert.

LG AmoebeMS.
Nora

Beitrag von Nora »

Guten Morgen, Amoebe,

ich sehe es ähnlich wie Du: meine Sohn soll in erster Linie Kind sein. Deswegen mache ich auch nach dem Kiga gar nix mit ihm. Er ist sowieso jeden Tag bis 16:00 h dort und ich will ihm nicht noch mehr Termine aufdrücken. Ich hatte diese ganzen Sondergeschichten als Kind auch nicht und bin trotzdem groß geworden, hab Abi gemacht und meine Studium abgeschlossen - ganz ohne "Förderung" und Therapien.
Ich habe neulich im Kiga bei uns einen Vortrag besucht der hieß" Kinder im Gleichgewicht". Dort wurde u.a. auch gesagt, dass oftmals den Kindern zu viel zugemutet wird heutzutage und die Erwartungshaltung von Eltern und Erziehern manchmal viel zu hoch ist. Da werden noch zig Kurse etc. für das Kind ausgesucht und vor lauter Terminen sind die Kinder überdreht und extrem schon im Leistungsdruck. Wenn ich das immer so höre, was andere so alles auf dem Zettel haben mit ihren Kindern, da krieg ich schon Zustände. Meiner will einfach nach dem Kiga nur zuhause sein und Zeit mit mir haben. Selbst Besuch von anderen Kindern ist da unerwünscht von seiner Seite aus - er dreht dann nämlich völlig auf und hat eigentlich gar nicht das was er braucht: Ruhe und mich bzw. meinen Mann um sich herum.
Sollten tatsächlich irgendwelche Defizite im Vorschulalter auftreten, dann gibt es auch andere Maßnahmen als Ergo: hier mal ein link: http://www.kinder-im-gleichgewicht.de

LG,
Nora
Deria

Beitrag von Deria »

Hallo Amoebe,

ich war zwei Jahre zweimal wöchentlich mit meiner Tochter zur Ergo.
Bevor das passierte hatte ich einen siamesischen Zwilling, sprich, meine Tochter hing an mir wie eine Klette.
Egal wo wir waren, egal was wir taten, sie rückte mir keinen Millimeter vom Pelz.
Also bin ich mit ihr zu einem Facharzt für Entwicklungsstörungen.
Sie war auch nie supersportlich, hatte Angst vor Höhen, war eher feinmotorisch veranlagt, lernte erst mit 7 Fahrrad fahren.
Am Schlimmsten war aber dieses Klettenhafte.
Der stellte nun fest, das sie unter Wahrnehmungsstörungen litt.
Diese waren so massiv, das sie nicht abschätzen konnte, in welcher Geschwindigkeit jemand auf sie zu kam und daher dieses extreme Ängstlichkeit. Sie war praktisch eine sehende Blinde. Die sich mit Tasten durch die Welt fuchsen wollte.
Zuviel Input von außen.
Sie war damal 4 oder 5, genau erinnere ich nich nicht.
Ihr hat die Ergo sehr gut getan. Dazu kam dann noch Krankengymnastik wegen Gleichgewichtsstörungen; dies half ihr im Sportunterricht in der Schule dann enorm.
Wegen eines leichten Stotterns (hat sie vom Papa) habe ich dann keinen Trara mehr gemacht, mit dem Erfolg, das sie sich heute noch überschlägt wenn sie aufgeregt mit jemandem spricht, sich darum kaum unter Leute traut und ich denke: hätte ich bloß.
Sie bekam jetzt ein Rezept für eine Logopädin.
Viele Dinge "erübrigen" sich im Laufe der Zeit, deswegen denke ich immer "ruhig Brauner", aber, ich bin auch dafür, Unterstützung zu holen, wenn etwas nicht funktioniert.
So raste der Junge einer Freundin überall gegen - sie hielten ihn für bekloppt. Taten jahrelang nichts und lachten das Kind immer aus.
Bis sie sich dann mal "erbarmte" und mit ihm zum Arzt ging: er war schwer sehbeinträchtigt.
Ich schreibe das nur so...man muss nicht immer alles machen lassen.
Abwägen ist okay. Aber, es bleibt auch einiges so, wie es war.

Lg
Deria
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo Ihr Lieben,

habt vielen Dank für die Antworten. Ich war nun schon seit einigen Tagen nicht mehr hier und versuche mich gerade wieder etwas einzuarbeiten, was mir sehr schwer fällt, denn a.) sind es insgesamt im Forum nicht gerade wenig Beiträge und b.) werde ich bald mal wieder in den Urlaub fahren, und wieder xxx Threads versäumen. Doch zu den Antworten wollte ich mich gerne noch äußern. Nochmals lieben Dank.

@Nora Ja, wir sehen das tatsächlich ähnlich. Meine Kinder gehen 3x in der Woche nachmittags in den Kindergarten, in dem auch die Musikschule, Vorschule, etc. stattfindet. Sie sind immer noch nicht richtig gewöhnt daran erst gegen 16.30 Uhr abgeholt zu werden und sind anschließend sehr oft einfach nur platt. Doch es wird von Woche zu Woche besser. Ist wohl wirklich Gewöhnungssache. Wenn ein Kind von Beginn an einen solchen Rhythmus hat, dann ist der Anfang gewiss schwer gewesen, aber es pendelt sich auch ein (zb wie bei Kindern von Eltern, die beide berufstätig sind). Es wird sich also auch bei uns schon einpendeln. Nur zu noch "mehr" weigere ich mich einfach. Ist schon so schwer genung für uns Termine nachmittags mit anderen wahrzunehmen. Wir sind nämlich auch mal gerne nur "Mama, Papa + 2 Kids".

Was Logo angeht, so habe ich jetzt Termine (ab morgen) bekommen. Was soll ich sagen? Seit einigen Wochen „üben“ mein Mann und ich die Aussprache mit ihm auch zu Hause vermehrt - mit verschiedenen Spielen. Es wird von Tag zu Tag besser, echt, und einige Wörter kommen schon jetzt korrekt in meinen Ohren an. Ich bin auf den ersten Termin bei der Logo jedenfalls schon sehr geSCHPannt. Grins.

@Deria Ich habe auch nicht behauptet, dass ich Ergo nicht mag bzw. nicht schätze, oder dass diese rein gar nichts bringt. Ich hoffe, das kam jedenfalls nicht so rüber. Deine Beispiele waren tatsächlich sehr gute Beispiele dafür, dass die Ergo wirklich angebracht war und half (nur ein Augenarzt war dabei, zwinker). Bei meinem eigenen Kind verfolge ich tatsächlich deinen Ausspruch „ruhig Brauner“. Besonders was die Ergotherapie angeht, weil ich einfach der Meinung bin, dass er sie nicht braucht. Vielleicht noch nicht braucht, okay, aber jetzt zur Zeit sage ich „nein“. Ich kenne mein Kind.

Alles kommt mit der Zeit, mit Geduld, Ruhe und viel Liebe. Grins.
Ich danke Euch.

LG von Eurer AmoebeMS
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