Scheiß Perfektionismus!!

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Carolin

Scheiß Perfektionismus!!

Beitrag von Carolin »

an alle, die sich angesprochen fühlen!

was macht ihr gegen den blöden perfektionismus?

ich erwische mich da täglich in so situationen wo alles mit mir durchgeht.

heute wieder:

mein großer hat zum geburtstag von uns ein gute-freunde-buch bekommen.
ich wollte dann heute mit ihm seine seite gestalten.

er wollte dann seinen namen schreiben. das kann er eigentlich schon seid einem jahr richtig gut.
nur, und jetzt kommts, nicht jeden buchstaben gleich groß. er fing dann an mit dem ersten buchstaben. der ist direkt recht klein geworden. dann der 2. buchstabe und der war total groß. da bin ich ausgerastet. habe ihn angeschnauzt. warum er nicht alles gleich groß schreiben kann usw.

ich bin so scheiße......nur weil ich es von der optik her schön finde, vergesse ich ich total das er grad 6 ist und es ja ein kinderbuch ist.

ich setze ihn dann so unter druck, dass er garnicht anders kann als fehler zu machen.

er ist sowieso schon so unsicher. weil ich es eben auch bin.

wie kann man sowas ändern?
ich weiß jetzt schon das ich jeden tag ab dem sommer ne kriese beim hausaufgaben machen bekommen werde. ich bin ungeduldig und verdammt perfektionistisch.

ich hasse mich grad dafür.

welche form der therapie hilft dagegen??

in punkto haushalt habe ich es schon mehr oder weniger ablegen können.
sehe es nicht mehr so eng wenn es mal nicht ganz so sauber ist...

ich mache mir über alles viel zu viele gedanken. male schon vorher den teufel an die wand.
man kann es mir mit nichts recht machen.

sehe immer nur die negativen dinge. positives weiß ich nicht mehr zu schätzen.

bin immer so schnell auf 180, den ganzen tag gereizt, provozier ständig streit mit meinem mann usw.

ich muss was dagegen machen....verhaltenstherapie??

oder was wäre da angebracht??

werde jetzt erstmal zu ner beratungsstelle beim landkreis bei uns vorsprechen.

das komische ist, das ich immer so einbrüche am tag habe. es kann alles für stunden ok sein, habe dann lust zu putzen, mit den kids zu spielen usw, und von jetzt auf gleich, als wenn nen schalter umgelegt wird gehe ich ab wie ne rakete.

ich unterstelle meinem mann die bescheurtsten dinge.

bin total eifersüchtig, vermiese ihm alle feten wenn wir zusammen dort sind, nur weil ich keinen spaß mehr haben kann. bin total verbissen und sehe alles so ernst.

aber das ist wie gesagt nicht immer so. phasenweise. und dann ist vorher nichts passiert oder so was mir anlass dazu geben würde so zu sein.

ich hoffe ihr versteht wie ich das meine...

:( bin echt hoffnungslos zur zeit!

lieben gruß
bambam

Beitrag von bambam »

Hallo Carolin!

Leider kann ich dir nicht sagen, warum das so ist und wie du das ändern kannst... Ich kann dir nur sagen, dass du mit diesen Problemen nicht alleine bist - ich bin nämlich genau wie du!

Wenn der Schalter umgelegt ist kann passieren was will - niemand kann mir dann was recht machen, alles und jeder nervt mich!

Auch ich sehe dann nicht das Alter meines Kindes und die Tatsache, dass sie überhaupt noch ein Kind ist. Ich denke mir im ersten Moment: Mensch Kind, du bist doch schon 6 Jahre alt und das und das kann man von dir jetzt aber schon locker verlangen... Aber sie ist ein Kind und sollte das auch noch lange sein und vor allem noch lange geniessen können - mit einer Mutter wie mir hat sie`s da aber eher schwer... :cry:

Mit dem Haushalt war ich früher auch so: jeden Tag saugen, wischen, waschen. Mittlerweile bin ich da auch lockerer. Aber frag mich nicht, wie ich das gemacht hab. So gesehen geb ich die Hoffnung nicht auf, dass ich auch eines fernen Tages mal so locker mit den anderen Dingen umgehen kann...

Sich dafür hassen bringt aber wohl nix. Was ja schon mal was ist - finde ich zumindest: wir wissen, dass unser Verhalten meist nicht angebracht und total übertrieben ist. Einsicht ist der erste Weg zur Besserung - sagt man zumindest!

Auch diese Einbrüche, dieses von jetzt auf gleich, dieses alles-negativ-sehen - ich kenn das soooo gut!

Wie gesagt: viel helfen konnte ich dir jetzt nicht. Aber manchmal (oder zumindest für mich) ist es schon mal hilfreich das ich weiß, nicht alleine mit diesen Problemen zu sein!


Liebe Grüße,
Bambam
Funny Valentine

Beitrag von Funny Valentine »

Hi Carolin,

aber gut ist ja schon mal, dass du dir dessen bewusst bist, das was schiefläuft, und du es ändern willst. Ich finde, damit ist schon mal die Hälfte geschafft, denn sich eigenes Versagen, eigene Unfähigkeit einzugestehen ist schmerzhaft und unangenehm, aber auch mutig und der erste Schritt.

Bei mir ist es oft so, dass viel zu viele Situationen in meinem Leben, ob mit Partner/Freunden/Kind/Eltern/in der Arbeit/auf Festen/daheim eine automatische Reaktion hervorrufen. Bevor ich mir der Situation überhaupt bewusst geworden bin und mir überlegen konnte, wie ich jetzt reagieren will, zack!, habe ich auch schon reagiert. Schalter gedrückt - Valentina springt an. Ich kann das kaum steuern, mag mich dann selbst nicht und bin hinterher sehr unglücklich. Und je schlechter es mir generell geht, desto leichter springe ich an und reagiere mit hässlichen, negativen Gefühlen auf alles und jeden. Früher hab ich das dann verdrängt und war unfähig, mich damit auseinandersetzen. Heute bin ich wenigstens ein bisschen weiter und trau mich, mir diese grässlichen Seiten an mir selbst anzuschauen. Was mir hilft, ist, solche Situationen im Nachhinein gedanklich nochmal durchzuspielen und mir vorzustellen, welche anderen Reaktionen sich denn besser angefühlt hätten. In der Hoffnung, wenn ich das sozusagen gedanklich einübe, dass ich dann beim nächsten Mal leichter anders reagieren kann. Und ich versuche auch herauszufinden, was mich so automatisch reagieren lässt. Meistens ist es ein Teil meiner eigenen Geschichte, alte Gefühle aus früheren Zeiten, die irgendwie in die Gegenwart hineinfunken. Ganz wichtig ist auch, mir selbst zu verzeihen, wenn ich mal wieder mit meinen eigenen Verhaltensautomatismen unglücklich bin. Denn ich hab die Erfahrung gemacht, dass ich nur dort eine Chance hab, mich zu verändern, wo ich meine Defizite erstmal als vorhanden annehmen kann.

So weit die Theorie... in der Praxis tu ich mich zur Zeit schwer. Insofern: allein bist du definitiv nicht damit.

Liebe Grüße
Valentina
Feebie

Beitrag von Feebie »

Ein Hallo auch von mir,

ich möchte da nur mal in sofern wiedersprechen, das die geschilderte Probematik weniger nach Perfektionismus, als nach Symptomen der PPD klingen.

Perfektionismus ist anders. Da geht es darum, das Besuch vom Fußboden essen könnte, das man ein Drei-Gänge-Menü kreiert, weil ein Freund zum Essen kommt. Das man stundenlang das passende Outfit im Schrank sucht, das jedes Buch und jedes Bild genau so ausgerichtet ist, das es "paßt". Perfektionismus bedeutet einen extrem hohen Anspruch an SICH SELBST zu haben.

Das was ihr beschreibt hat auch damit zu tun, ihr seid/ward sicherlich perfektionistisch veranlagt (viele Frauen mit PPD sind/waren das,-ich eingeschlossen), aber diese Ungeduld, das Negative denken und schwarz sehen. Niemand kann einem etwas recht machen, man selbst sich noch am wenigsten. Die Meßlatte der Mutterrolle ist unerreichbar von uns hoch gelegt worden etc. All diese Dinge sind die PPD.

Allerdings egal wie der Auslöser heißt, es gilt etwas zu ändern. Sich selbst zu ändern, aber das ist ein wahnsinnig langer und intensiver Schritt. Man muss sich immer und immer wieder am Riemen reißen, sich erinnern was man machen und was mal lassen wollte. Konzepte erarbeiten und sich selbst gedanklich ein Stop-Schild bauen. Das ist harte Arbeit. Aber ich wünche euch und euren Kindern, das ihr bei dem Umgang mit ihnen anfangt. Mir reißt auch manchmal die Hutschnur und ich werde ungeduldig und schimpfe auch mal, obwohl mein Sohn nicht sehr viel dazu kann, aber nicht wegen zu kleiner oder zu großer Buchstaben.
Das tat mir wirklich ein wenig leid, als ich das gelesen habe.

Versucht die Kinder noch ein wenig Kinder zu lassen. Bambam hat das schon ganz treffend beschrieben.
Ihr müßt bei euch anfangen, nicht bei euren Kindern. Aber ich weiß auch wie schwer das ist und das es nicht von heute auf morgen geht.
Ich wünsche euch viel Glück dabei.

LG,
Feebie
ubure

Beitrag von ubure »

Hallo zusammen,

ich wollte eigentlich schon früher etwas zum Problem schreiben, aber jetzt, da Feebie das schon so absolut in meinem Sinne getan hat, muss ich nicht mehr viel schreiben :D !

Ich denke auch, dass das nicht wirklich Perfektionismus ist, sondern Ungeduld, und es ist echt eine üble Sache, dass das die Kleinen ausbaden müssen. Ich kenne das Problem auch, ich hatte das am Anfang auch sehr stark, und ich muss auch sagen, dass es wirklich so ist, dass man sich immer und immer wieder zusammenreißen muss, um nicht einfach loszuschreien.

Carolin, Du fragst, welche Therapie dagegen hilft: ich sage Dir, dass man nicht für alles eine Therapie braucht, denn trotz der Krankheit bist Du der Erwachsene, und Du musst wohl oder übel selber lernen, Dich da mehr in der Hand zu haben.
Es wird wohl auch vieles besser, wenn es Dir besser geht, keine Frage, aber wie auch beim gesamten Genesungsverlauf muss man den größten Batzen Arbeit selber schaffen, und das gehört - ohne spezielle Anleitung durch irgendwen - für mich dazu.

LG,
Inez
Astrid

Beitrag von Astrid »

Hallo Carolin,

schön von dir zu lesen. Mir geht es im Moment auch ziemlich mies, und ich kann nachempfinden wie du dich fühlst... .

Du bist auch nur ein Mensch, mach dir nicht zu viele Vorwürfe. Die Situation mit dem Freundebuch war halt Mist, aber es ist die doch aufgefallen, und beim nächsten Mal kannst du vielleicht eher die Notbremse ziehen und denken, "der Weg ist das Ziel". Nicht das Endprodukt steht im Vordergrund, sondern der Spaß und die Motivation Dinge anzugehen. Druck kommt sicher noch früh genug... .

Ich denke auch du hast schon von klein auf immer funktionieren müssen (meine mich erinnern zu können, dass du das mal geschrieben hast) und das du das nun einfach überträgst. Vieles übernimmt man so unbewusst von seinen Eltern (ich ertappe mich immer wieder dabei).

Und ich bin auch oft undeguldig und ungerecht zu meinem Kleinen, vor allem, wenn ich mit mir selber nicht klar komme. Ich habe permanent schlechtes Gewissen deswegen, aber ich mußte auch feststellen, dass "gesunde" Mütter das Problem genauso haben wie wir. Es ist menschlich!

Eine Therapie weiss ich nicht. Ich kriege es immer ganz gut in den Griff, wenn ich mich auspowere. Das heisst mich körperlich bewege oder arbeite, so dass ich meine Unruhe, Ungeduld, Wut, Agressivität anderweitig abreagiere. Ich bin dann viel ausgeglichener. Vielleicht wäre auch eine Möglichkeit einen Teil der "Verantwortung" abzugeben, z.B. an deinen Mann. Aber vermutlich ist es wie bei mir, und du bist damit alleine... .

Ich drücke Dich auf jeden Fall, und hoffe Du bist nicht allzu traurig

Astrid
Juliane

Beitrag von Juliane »

Ich kann mich Astrid nur anschließen, sei nicht zu traurig. Wir alle machen Fehler, ich genauso. Da wird man auch mal laut, auch wenn es eben nicht hätte sein müssen. Es ist passiert, nicht mehr zu ändern, ich denke, dass passiert kein zweites Mal.

Seh es als das, was es ist: ein Ausrutscher.

Denn du hast deinen Kleinen doch arg lieb und er dich auch. Nimm ihn doch bei Gelegenheit nochmal in den Arm und sag ihm offen und kindgerecht, was du uns hier gesagt hast: das es dir leid tut und du überreagiert hast. das es quatsch ist, sich wegen der Größe von Buchstaben zu streiten und du stolz bist, dass er in diesem Alter seinen Namen schon schreiben kann und du das ganz großartig findest.
Carolin

Beitrag von Carolin »

hey,

komme erst jetzt dazu zu antworten.
vorweg danke für die vielen antworten.

aber eines muss ich mal eben loswerden.

liebe feebie,

irgendwas hast du da falsch verstanden.

du hast geschrieben:

Versucht die Kinder noch ein wenig Kinder zu lassen. Bambam hat das schon ganz treffend beschrieben.
Ihr müßt bei euch anfangen, nicht bei euren Kindern. Aber ich weiß auch wie schwer das ist und das es nicht von heute auf morgen geht.
Ich wünsche euch viel Glück dabei.


ihr müsst bei euch anfangen, nicht bei euren kindern...

habe ich irgendwas davon gesagt das mein kind schuld ist, oder das ich ihn ändern will???

es war ja auch nur eine von vielen situationen, in denen ich mir nicht gefalle.
und noch eines, ich bin zwar nicht mehr am anfang der ppd wo mich alles verletzt, aber liebe feebie, wieso dieser satz:

Mir reißt auch manchmal die Hutschnur und ich werde ungeduldig und schimpfe auch mal, obwohl mein Sohn nicht sehr viel dazu kann, aber nicht wegen zu kleiner oder zu großer Buchstaben.
Das tat mir wirklich ein wenig leid, als ich das gelesen habe.


da bin ich so mutig und schilder die situation, schreibe im nächsten satz wie scheiße das von mir und möchte aufbauende worte hören, dann kommt der letzte satz von dir. habe mich selber schon genug fertig gemacht deswegen.

ich habe ja gefragt warum das so ist!
warum ich von ihm verlange die buchstaben gleich groß zu schreiben. und ich finde nicht das das unbedingt ppd ist. dann haben viele meiner bekannten ne ppd.
für mich ist das perfektionistisch.

und ich denke schon das man das therapieren kann.

ich behaupte mal, dass alle die an einer ppd erkranken perfektionisten sind.

und ich möchte nicht, das mir immer erst nach so einer situation bewusst wird das es falsch war. aber ich kann in solchen momenten stellenweise nicht anders. es kommt einfach so aus mir raus.

jemand der zwangsgedanken hat, kann es ja auch in dem moment nicht wirklich beeinflussen.

naja, möchte hier keinen streit oder so anzetteln. nicht falsch verstehen.

ich bin perfektionistisch und das muss weg....nur wie???

lieben gruß
bambam

Beitrag von bambam »

Hallo Carolin!

Das sehe ich genauso wie du: ich denke nicht, dass unser Perfektionismus ein Teil der PPD ist.

Was dir (und mir :wink: ) fehlt scheint mir eher eine Portion Geduld und Gelassenheit zu sein... Ich kenne das mit dem nicht ordentlich oder gleichmäßig schreiben - so wie du es beschreibst. Das bringt mich auch von null auf hundert in drei Millisekunden! Was ich meinte ist eben, dass wir wohl aus Ungeduld zu streng reagieren - obwohl das manchmal vielleicht gar nicht so schlimm wäre... Nur wir sehen das eben so!

Man hat als Perfektionist einen sehr hohen Anspruch an sich selbst - und eben auch an die Umwelt! Einem Perfektionisten kann man so schnell nix recht machen - weder er sich selber noch andere ihm. Aber auch da stimme ich dir zu Carolin: ich sehe das nicht als "Symptom" der PPD.
Mit großer Wahrscheinlichkeit sind viele, die an einer PPD erkranken, perfektionistisch veranlagt - aber es ist wie gesagt meiner Meinung nach kein Symptom.

Ob man das therapieren kann? Ich denke, man muss sich da in Gelassenheit üben - siehe deinen Haushalt! Da siehst du (und ich wie bereits erwähnt) es ja auch nicht mehr ganz so eng! Und jetzt die Frage: wie hast du das geschafft, dass du das nicht mehr so eng siehst?


Liebe Grüße,
Bambam
Carolin

Beitrag von Carolin »

hey bambam,

tja, wie habe ich das geschafft?! Zum einem konnte ich es ja lange zeit nicht. ich hatte ja garnicht die kraft jeden tag das volle programm in punkto haushalt zu schaffen.
habe mich dennoch jeden tag aufgeregt.
darüber, das es dreckig ist, habe jeden und alles angemault weil der, die oder das meinte mit stiefeln durchs haus zu laufen usw....

irgendwann habe ich mir dann gedacht das es so nicht weitergehen kann.

aber am meisten haben mir die gespräche mit anderen müttern am kiga geholfen. die ebenfalls froh waren das es noch mehr mütter gibt denen es auch so geht. wir haben uns dann gegenseitig die augen geöffnet.
das es normal ist wenn man nicht jeden tag vom boden essen kann, das es wichtiger ist den kindern die zeit zu widmen als jeden tag zu wischen.

und mit der zeit wurde es besser und besser.

und nun gehe ich seit mitte märz arbeiten. das heißt: vormittags arbeiten, nachmittags mit den kindern programm.

ich habe montags sport für mich, die kids müssen vorher zu meinen eltern gebracht werden.
dienstags haben die kids von 14-15uhr sport
mittwochs schwimmkursus, donnerstags ergotherapie und fußballtraining, freitags schwimmkursus, am wochenende muss ich quasi generell arbeiten. so, nu sag mir mal wann ich alles putzen soll?

wem es bei mir zu dreckig ist, der muss eben wieder gehen. es ist weiß gott nicht dreckig bei mir. es ist immer aufgeräumt. aber halt nicht so wie ich es eigentlich immer hatte.
da hatte ich aber auch nur 1 kind und war nicht arbeiten.

weißt du, ich war schon immer perfektionistin. ich habe immer alles, was man früher in der schule eben so aufschreiben musste zu hause immer komplett neu abgeschrieben.
ich bin bürokauffrau.
auch da muss man ordnung halten. ich hatte früher nie nen stapel briefe auf der fensterbank und musste nach nem formular suchen. alles akurat abgeheftet. heute? :lol: heute muss ich suchen.
und das stört mich sehr. habe dann das gefühl den überblick zu verlieren und das mir alles aus dem ruder läuft.

und das ist für mich perfektionismus. so bin ich eben. hatte mir erhofft das es dafür bestimmte therapien gibt. von alleine ist es schwer das abzulegen.

ich weiß ja auch nicht was übertrieben ist und was normal ist. die einen sagen mir dann, ach, das siehst du zu eng, die anderen meinen das muss so.

ich wusste doch auch nicht ab wann ich dem kind was geben darf. da fragt man doch auch mutti oder die hebamme. bestimmte dinge mcht man intuitiv richtig. aber so als beispiel: auf der milchnahrung steht drauf ab welchem monat die das haban dürfen. ich habe mich dann daran gehalten nur mein vielfraß wurde nicht mehr satt. da krieg ich dann gesagt das ich mein kind umstellen soll auf die nächste nahrung. also von pre auf 1. laut der verpackung erst 2 monate später....

ab wann darf man von einem kind verlangen oder es bitten mal den müll raus zu bringen??
wie reagiert man wenn es das absolut nicht möchte?

fragen über fragen. bin nicht als mutter geboren worden.

und so sehe ich das mit meinem perfektionismus bzw der geduld.

muss mein kind sich in zehn min angezogen haben, oder verlangt man dann zu viel?!

was das betrifft rede ich mit sozialpädagoginnen und mit meinem ergotherapeuten.

nur wer hilft mir bei meinem scheiß perfektionismus???

was nen segen das du mich verstehst. haben eh viel gemeinsam.

wie geht es dir denn überhaupt? wann hast du termin?

lieben gruß
Carolin

Beitrag von Carolin »

noch was. ich denke meine ppd ist gekommen weil nämlich noahs entbindung meinen geregelten ablauf zerstört hat. er war 8 wochen zu früh, wir wussten nicht wie er das schafft. dann wartete der große bruder zu hause auf mich und ich wusste ja das der noah min 4 wochen da bleiben musste. das zimmer war noch nicht fertig-eigentlich nichts. ich war noch garnicht bereit mama zu werden.

die schwere vergiftung hat mich völlig ausgenoggt. nichts ging mehr. starken eisenmangel-immer schlapp. jeden tag nen halben liter milch abgepumpt, 2 mal am tag zu dem kleinen ins krankenhaus. mit kaiserschnitt hinterm lenkrad, ständig zu gyn rezept für die pumpe verlängern lassen, der große hatte in der zeit auch noch geburtstag. dann wurde er schlimm krank. ganz schlimme grippe und ich durfte mich nicht kümmern weil ich sonst evtl den kleinen hätte anstecken können usw...

alles in allem habe ich damals völlig die kontrolle verloren, hatte eben diesen überblick nicht mehr.

fing dann an alles zu bereuen, habe dem kleinen die schuld für alles gegeben.
macht mich heute traurig so gedacht zu haben, aber es war eben so.

bin kein typ für ungeplantes, gerate dann sofort in stress. und das MUSS weg. bin dann immer überfordert und ängstlich.

das muss man doch therapieren können. wie soll das denn werden wenn die kids und deren probleme größer werden?

lieben gruß
bambam

Beitrag von bambam »

Hallo Carolin!

Genau so ging es mir auch mit meinem Putzfimmel! Ich dachte mir irgendwann: kann nicht ständig mit dem Wischer hinter der Tür stehen und den Leuten hinterher putzen. Aber das meine ich: wir haben gelernt, unseren Putzfimmel "einzuschränken" - wie auch immer. Und daher denke ich, dass wir unseren anderen perfektionistischen "Fimmeln" vielleicht auch irgendwann die Schranken weisen können in dem wir sagen: hey, so gehts einfach nicht mehr. Bis jetzt hab ich das allerdings auch noch nicht geschafft... :roll:

Im Endeffekt ist es auch so, dass wenn man sich mit anderen Mütter unterhält (so wie du mit denen im Kiga), das man merkt, mit ALLEM eigentlich nicht alleine da zu stehen - nur wir Perfektionistinnen denken eben: bei denen ist es halt nicht so schlimm usw. Stimmts`s?! Kenn ich zu gut! :wink:

Bei mir ist der Perfektionismus allerdings nur in manchen Dingen extremst ausgeprägt: z. B. wenn die Kleine nicht hört, wenn es unordentlich oder unsauber ist (darunter leide ich immer noch etwas - mal mehr mal weniger :oops: ). Manche Sachen dagegen lasse ich schleifen - jedenfalls kommt mir das so vor. Und das nervt mich dann aber schon wieder! Verstehst, was ich meine? Z. B. meine negativen Gedanken, meine ZG`s, meine depressiven Verstimmungen - das alles passte und passt nicht in ein perfektes Familienleben. Das alles passt nicht zum perfekten Mutterglück - und deswegen wehre ich mich dagegen.
Wie du schon schreibst - man will die perfekte Mutter sein. Die aus der Werbung. Wo alles "flutscht". Die gibts aber nicht. Schaut man die anderen Mütter um sich herum an denkt man: bei denen geht es doch auch - warum bei mir nicht... Nur haben die auch ihre Probleme und Sorgen und Ängste - das blenden wir 100%igen aber leider aus...

Als meine kleine "Große" :wink: noch ein Baby war wäre ich am liebsten wegen jedem "Pups" zum Kinderarzt gerannt. Ich hatte Angst was falsch zu machen - dauernd! Bzw. wollte/will ich alles richtig machen. Und so bist du auch - deswegen die Gespräche mit den Sozialpädagoginnen und Ergotherapeuten. Mittlerweile muss ich sagen: so verrückt mach ich mich nicht mehr... Denn wenn du es mal genau betrachtest: gehst du zu zwei Ärzten, zu zwei Sozialpädagoginnen, zu zwei Ergotherapeuten: im Endeffekt sagt dir JEDER was anderes!

Warum meine PPD gekommen ist weiß ich bis heute nicht. Ich habe nur eine Vermutung: meine erste Schwangerschaft war im Vergleich zu dieser entspannt, ruhig, gelassen. Das Problem war damals, das wir umziehen mussten in eine größere Wohnung. Raus aus meiner geliebten Wohnung - und das auf den letzten Drücker, weil mein Mann damals (wegen viel Arbeit auswärts) nicht in die Pötte kam. Im neunten Monat zogen wir dann um - in eine Wohnung, die eigentlich ok ist - aber in der ich mich von Anfang an nicht wohlfühlte. Dann hieß es, dass das nur für 1 Jahr ist und wir uns dann in Ruhe nach was anderem umschauen würden. Heute wohnen wir übrigens immer noch hier.. :wink: Jedenfalls konnte ich (als Perfektionistin!) nicht richtig beim renovieren und beim Umzug mithelfen - mein "Nestbau"-Trieb war extremst gestört! Nach der Geburt war es so, dass mein Mann gleich am 2. Tag in die Arbeit "flüchtete" - gut, er ist selbständig, aber ich stand da wie der Ochs vorm Berg! Dazu kam mein Schreibaby und dann auch noch, dass mein Mann unter der Woche gar nicht mehr da war (wieder mal beruflich bedingt). Ich denke, da kam eines zum anderen...

Bei deiner "Geschichte" kann ich auch verstehen, dass du (eben wieder als Perfektionistin) so reagiert hast - auch mit der Schuldzuweisung an dein Kind. Wobei du damals schon wußtest, dass der Kleine nix dafür kann - war aber eben so. Ich kann auch sooo verstehen, dass es dich heute noch traurig macht - aber du kannst es nicht mehr ändern und glaub mir, er hat`s nicht gemerkt! Du bist die Mama und für unsere Kinder sind wir Perfekt!

Ob man das therapieren kann?! Meine Frage wäre da: gibt`s dafür/dagegen nicht irgendwelche Pillen?! :wink:

Aber mit einem hast du recht: es tut gut, dass es jemand versteht!


Lieben Gruß,
Bambam
lotte

Beitrag von lotte »

Möchte gar nix zu Euren Problemen schreiben. Es wird ja eh meist missverstanden. Carolin wird mir wieder vorwerfen, ich hätte in diesem thread nix zu suchen. Und Bambam hätte gerne Pillen dagegen, die sie ja doch nie nehmen würde ;)

Möchte nur für Feebie in die Presche springen. Wenn man was postet, und jemand schreibt dann mal was "negatives" gehst gerade Du Carolin die Wände hoch, von wegen, Du willst aufgebaut werden.

Das kann man aber nicht immer und man hat TROTZDEM das Recht, das so auszudrücken. Dass einem der Bub eben leid tun kann, egal, aus welchen Gründen Du ihn so anfauchst.
Ich glaube übrigens nicht, dass er nichts merkt. Kids kriegen alles mit!

So, jetzt dürft Ihr gerne über mich herfallen. Aber ich habe eben auch eine Meinung, die ich hier durchaus vertreten DARF!

LG
Lotte
vergissmeinnicht

Beitrag von vergissmeinnicht »

Eigentlich wollt ich auch nichts dazu schreiben da ich leider selbst kein Rezept weiss...
Aber ich weiss wie ihr euch fühlt...

Aber ich muss was zu Lotte sagen.
Kannst du es eigentlich nicht lassen hier herum zu stänkern?
Und kritisiere nicht andere im Umgang mit ihren Kindern denn so wie du dich hier gibst kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen dass du so die perfekte Mutter bist.
Gehst immer auf die vermeintlich schwächeren los, deine Kinder werden das auch mitkriegen, wenn wir schon dabei sind..
Liegt wer am Boden und ist verzweifelt bist du die Erste die drauftritt!
Hast du dich schon mal gefragt woher das kommt?
Vielleicht verspürst du dadurch Genugtuung oder deine Selbstzweifel werden weniger wenn du andere runterdrückst.
Hast du dich mal gefragt warum du hier bei so vielen aneckst?
Ja hast du und deine Antwort war drauf" Die Wahrheit kommt nicht gut an hier".
Aber vielleicht ist ja die richtige Antwort drauf "weil du frustriert bist und das bei allen auslässt die es dir leicht machen"
Und hier ist es leicht, du schreibst vollkommen unproduktiv, hilfst damit keinen sondern löst nur noch mehr Zweifel aus aber dir hats geholfen, du fühlst dich danach erleichtert.
vielleicht solltest du was gegen deinen Aggressionen tun liebe Lotte,
und das war mal ein guter Rat für DICH!

Schönen Tag noch...
lotte

Beitrag von lotte »

Wollte eigentlich mehr schreiben.
Hat doch aber keinen Sinn!
Musste aber über Deine Hobby-Psychologie sehr lachen! So macht man das wohl mit Leuten, die einem nicht "geheuer" sind.

Tut mir leid, dass ich mich hier eingemischt habe. Und danke für Deine Analyse. Muss ich gleich meinem Thera berichten ;) 2 Jahre und wir sind nie darauf gekommen, was Du in 2 Minuten erfasst hast, sehr schlau, meine Liebe!

LG von einer schrecklich frustierten ;)
Lotte
PS Die anderen beiden Damen, bitte einfach weitermachen ;) Tut so, als wäre mein Thread gar nicht da
Antworten