Bitte sagt mir, dass meine Hormone verrückt spielen...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

bambam

Bitte sagt mir, dass meine Hormone verrückt spielen...

Beitrag von bambam »

Hallo Mädels!

Eigentlich geht es mir seit eineinhalb Wochen relativ gut! Meine Ängste und meine Unruhe lassen mir grad einigermaßen meine Ruhe und spitzen nur ab und zu mal bei mir vorbei.

Jetzt fragt ihr euch bestimmt: wo ist dann Bambam`s Problem?!

Ich bin einfach unheimlich schnell gereizt und genervt. Gestern hab ich z. B. die Wohnung sauber gemacht und heut früh sah sie genauso aus, als hätte ich nie was getan. (Mein Mann meinte dann, dass das doch nicht so schlimm wäre - bis ich ihm folgenden Vergleich bot: er solle sich vorstellen, in seiner Arbeit fünf Fälle bearbeitet zu haben und am nächsten Tag wär davon nix mehr übrig und er müsse nochmal von vorne anfangen... Daraufhin sagte er nix mehr...)

Jedenfalls versuche ich in letzter Zeit, mit meiner Kleinen geduldiger und noch verständnisvoller - ja vielleicht sogar noch liebevoller - umzugehen. Was auch ganz gut klappt und wir seitdem irgendwie "enger" zusammen kleben. Bin sowas von glücklich deswegen - liegt aber auch daran, dass ich die Dinge "unbeschwerter" angehen kann, da mich meine Ängste und der ganze andere Kram momentan in Ruhe lassen. (Was wiederrum Angst auslöst: wann gehts wieder los usw.)

Allerdings war heute meine kleine Nichte da und da ich ja schon angespannt und unruhig bin wenn meine Kleine wach ist und irgendwelchen Unfug anstellen könnte, war ich das noch mehr, als meine Nichte da war. Ich war unentspannt, genervt, gereizt und wollte einfach irgendwie nur meine Ruhe haben.

Die beiden Kinder waren brav und haben gespielt und ich hab mich selber angekotzt, weil ich so reagiere. Und das, obwohl es mir gut geht! Hallo?! Zwischendurch kam dann auch tatsächlich ein Angstgedanke durch wo ich mir nur dachte: so, jetzt gehts wieder los!

Meine Nichte ging dann am frühen Nachmittag - aber meine Kleine war aufgedreht. Meine Mutter und meine Schwester waren auch da. Die Kleine hüpfte rum und machte unfug. Gehört hat sie auf meine Ermahnungen so gut wie gar nicht - was mich noch genervter gemacht hat. Meine Familie meinte nur, ich solle akzeptieren, dass sie ein Kind sei - und ermahnte die Kleine trotzdem auch ab und an. Ich fragte mich dann immer wieder selber: wann ist ermahnen oder schimpfen ok und wann nicht? Ich war sauer auf mich und meine Gedanken, auf die Sprüche meiner Familie und auf mein Kind, weil es nicht hören wollte.

Gerade als meine Mutter und meine Schwester gehen wollten sagte meine Schwester zu ihr irgendwas. Sie solle jetzt aufhören mit dem und dem (ich hatte es nicht mitbekommen, weil ich in einem anderen Zimmer war). Jedenfalls lief meine Kleine ins Wohnzimmer, in dem auf dem Boden lauter Dinge liegen, da wir "Umbaumaßnahmen" vornehmen. Ich packte sie 1. aus Wut, dass sie wieder nicht hört und 2. aus Angst, dass sie über die Sachen stürzt und sich verletzt, da sie rannte. Allerdings bekam ich sie nur noch an ihrem T-Shirt und ihren Haaren zu fassen, weshalb sie tatsächlich stürzte und ich sie nur mit Mühe und Not auffangen konnte. Sie weinte fürchterlich a) vor Schreck und b) weil ich sie versehentlich an den Haaren zog.

Dann war das Drama perfekt. Meine Schwester und meine Mutter weisten mich zurecht, warum ich denn jetzt so ausflippe und ob ich noch richtig ticken würde, so etwas zu tun bzw. so zu reagieren. Auch mein Mann meinte, ich hätte überreagiert. Ich erklärte dann wie vor einem Gericht, warum und weshalb ich so reagiert habe und das ich keine Lust hätte, mich zu rechtfertigen. Sie waren regelrecht schockiert - und ich auch. Ich redete dann mit meiner Kleinen und erklärte ihr, warum ich das gemacht hab. Sie beruhigte sich langsam. Zu meiner Familie meinte ich dann nur, dass es mir reichen würde - allerdings fühlte ich selber wie ein Zombie und so, als ob sie mir jetzt gleich attestieren würden, dass ich sie nicht mehr alle habe...

Ich meinte dann nur vor lauter Wut, dass ich schon wüßte, dass ich das nicht gut genug mache und meine andere Schwester das mit meiner Nichte viel besser hinbekäme als ich.

Gott sei Dank gingen sie dann und ich musste nur noch heulen! Ich fühl mich wie ein Monster! Ich fühl mich nicht entspannt, nicht ruhig, nicht gut wenn Kinder in meiner Nähe sind. Fühl mich wie unter 1000 Volt. Und jetzt bekomm ich selber noch eines! Ich wär in dem Moment am liebsten abgehauen, könnt ihr das verstehen? Meine netten ZG`s gegen mich kamen da doch prompt wieder zum Vorschein - zum kotzen!

Mädels, ich könnt nur heulen! Und eigentlich müsste ich mich freuen - hätte ich meine Ängste und meine negativen Gedanken noch - ich würde glaub ich Amok laufen! Zumindest hab ich Angst davor!!!

Liegt es daran, dass ich es allen recht machen will?

Jetzt kommt natürlich die Angst vor der Angst wieder, dass alles wieder los geht und dass es das war mit meinem "Hoch"... Ich weiß, dass ist gaga - aber so ist es.

Heute hatte ich auch wieder (als ich diesen kurzen Angstgedanken hatte) das Gefühl: ne, diese Angst überkommt dich wie eine kalte Dusche. Da hilft es doch nix wenn du deine Einstellung oder deine Gedanken dazu änderst - warum also VT... Es kam einfach wieder diese Hilflosigkeit dazu...

Ich musste mich jetzt bei euch ausheulen - tut mir leid!

Liebe Grüße,
Bambam
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo bambam,

nein, es sind wohl nicht nur die Hormone. Klar, daß Du dünnhäutig bist, das war ich in der Schwangerschaft auch. Bei mir waren Gereiztheit und Ungeduld aber auch ein Hauptsymptom während der Depression. Ich hab mich selber in meiner Haut nicht wohl gefühlt und keiner konnte es mir recht machen. Das hat sich bei mir definitiv erst mit der Einnahme des ADs gebessert.

Bambam, ich habe ganz doll das gefühl, daß Du irgendwie zur Ruhe kommen mußt. Auch wenn es Dir besser geht, aus Deinen Beiträgen spricht immer noch so ein Gehetztsein. Wie soll das denn mit einem nächsten Baby werden? Hast Du mal die Präventionsliste von S.-L. angesehen? Hast Du schon eine Hebamme? Es wird doch langsam Zeit, daß Du zu Dir kommst, die Dinge erstmal so läßt, wie sie sind und Dir RUHE gönnst. Sag jetzt nicht, Du versuchst es und es klappt nicht. Du versuchst zu viel meiner Meinung nach. Laß die Dinge doch einfach mal ihren Lauf.

Du bist eine genauso gute Mutter wie Deine Schwester, darum geht es auch gar nicht. Hör mal in Dich rein und hör Dir zu, was Du wirklich gerade willst und brauchst.

Entschuldige die ehrlichen Worte, aber was bei Dir zwischen den Zeilen mitschwingt ist meiner Meinung nach so deutlich, daß ich schon beim Lesen hier am Computer ganz hibbelig und nervös werde.

Liebe Grüße von Leuchtkäfer
bambam

Beitrag von bambam »

Hallo Leuchtkäfer!

Du hast recht mit dem was du schreibst: ich muss weiter zur Ruhe kommen! Das versuche ich auch: ich unternehme beispielsweise nichts mehr in Sachen Arzt- und Gesundheitsvorsorge (ich drück das jetzt einfach mal so aus), Suche nicht dauernd im Internet nach Ursachen und versuche, mehr für mich zu tun (was nicht ganz so einfach ist, da ich nicht gerade die Ruhigste bin...)

Eine Hebamme hab ich noch nicht - hab aber auch nicht vor, mir eine zu suchen. Meinst du speziell wegen der Nachsorge?

Was meinst du mit "was zwischen meinen Zeilen mitschwingt"?! Mach mich nicht noch unruhiger... :roll:

Nein, im Ernst: ich war noch NIE die Geduldigste und Ruhigste. Das ist mein Naturell. Alles gleich und sofort und am besten so, wie ich mir das vorstelle. Mit einem Kind eher schwierig - mit zwei Kindern? Ich weiß... Genau das hat mich gestern so fertig gemacht, dass ich zu meinem Mann Dinge über die Zukunft gesagt habe, über die ich mich zutiefst schäme und die ich aus ganzem Herzen bereue! Aber ich fühlte mich so hilflos und überfordert! Er meinte nur, ich MUSS mehr Geduld aufbringen. Das muss ich lernen! Ruhiger und geduldiger werden, mehr für mich tun - das ist jetzt erstmal ein riesiger Berg, den ich überwinden muss und werde!

Ich weiß, dass ich die Kraft und Energie habe. Ich muss sie nur in andere Bahnen lenken - wie allerdings weiß ich noch nicht!

Warst du vorher eigentlich auch eher dünnhäutig, gereizt und ungeduldig oder kam das bei dir "erst" durch die Depression?

Ich bin jedenfalls sehr dankbar für deine Worte!


Liebe Grüße,
Bambam
selina

Beitrag von selina »

Liebe Bambam,

ich musste grade etwas schmunzeln wegen dem Satz:

"ich unternehme beispielsweise nichts mehr in Sachen Arzt- und Gesundheitsvorsorge (ich drück das jetzt einfach mal so aus), Suche nicht dauernd im Internet nach Ursachen"

:) der Satz könnte zweifelsfrei von mir sein!!!!Ich gehe morgen das letzte mal für die nächste Zeit zur Blutabhname was aber nur zur Kontrolle der Leberwerte dient bedingt durch das Medi ^^.
Ich wollte dich auch etwas beruhigen ich bin auch total ungeduldig und unruhig usw..... also du bist nicht alleine.
Und gib dir nich tfür alles die Schuld du bist Schwanger wo man sowieso jede Minute anders drauf ist und gib dir nicht für alles die Schuld!!!

Und das wichtigste setz dich nicht so arg unter Druck das liest man nämlich ganz deutlich aus deinem Beitrag!Genau das ist auch mein Fehler!Wir sind nicht Gott es liegt nicht alles NUR in unserer Hand und wir sind auch nicht an allem Schuld und wir dürfen auch Fehler machen und müssen nicht immer Perfekt sein!
Ich muss das auch noch lernen!!!!

Einen wunderschönen RUHIGEN halbperfekten Sonntag ;)
fühl dich gedrückt
Feebie

Beitrag von Feebie »

Liebe bambam,

ich muss jetzt auch nochmal meinen Senf dazu geben.
Hast du selbst eigentlich mal deine letzten Beiträge nacheinander durchgelesen???
Dir geht es gut, dir geht es schlecht, du hast Angst, du hast keine Angst, du bist genervt, du bist ganz ruhig, du kommst nicht klar, du kommst gut klar....

Dein Eingangsbeitrag hier ist voll von Wiedersprüchen.
Und ganz ehrlich mal meine Meinung: Du musst DRINGEND etwas unternehmen. Mit mehr Ruhe und Entspannung wird es nicht klappen, denn du bist nicht der Typ dafür der das für sich hinkriegt (sorry).

Alles was du beschreibst kenn´ ich auch zu gut aus meinen Hochzeiten der Depression. Diese Gereiztheit und Unruhe und das genervt seins sind alles Symptome der Überforderung und der Krankheit. Du bist gerade gefangen in diesem nicht mehr enden wollenden Strudel. Auf und ab und auf und ab und eigentlich weißt du selbst nie so richtig, wo du gerade stehst und ob es dir wirklich gut geht, oder doch eher schlecht (ändert sich vermutlich auch stündlich, oder?).

Ich weiß du bist schwanger und AD ist da so eine Sache, aber es gibt verträgliche Medikamente und ich glaube, du solltest es wirklich als Alternative in Betracht ziehen. Du leidest unter deiner Instabilität und (ehrlich gesagt) deine ganze Familie auch, denn Ungerechtigkeit ist etwas, was man als erstes an den Tag legt und es selbst nicht mal merkt. Im Gegenteil, man denkt alle anderen behandeln einen ungerecht, dabei ist man selbst derjenige, der nicht klar kommt.

Auch eine Verhaltenstherapie halte ich bei dir für sehr sinnvoll. Du musst allerdings auch etwas ändern WOLLEN. Das du etwas ändern musst steht ausser Frage, denn du bist jetzt eine Mama, dein Lebenn wird nicht mehr wie früher und du hast jetzt schon Angst vor der Doppelbelastung 2. Kind.
Du wirst einen Weg finden müssen, dich mit deinem jetzigen und kommenden Leben zu arrangieren. Deinen eigenen Platz zu finden und dich zu orientieren. Es gilt andere Entspannungslücken zu finden, vielleicht neue Hobbys (weniger zeitaufwändig etc.) zu finden um sich selbst und seine Bedürfnisse wieder wahrzunehmen.
Dieser Zustand des Chaos in dir drin und damit auch um dich herum ist für ALLE um dich eine Megabelastung. Klar, für dich am meisten, aber wenn du dich gegen alle Hilfsmaßnahmen wehrst, weil du immer gleich die Flinte ins Korn wirfst von wegen "bringt nichts, nervt mich nur, war total blöd, hat mir nicht gefallen, will ich nicht, mag ich nicht"... das geht nicht.

Finde einen Weg dir helfen zu lassen. Es zuzulassen und anzunehmen.
Der Kampf aus der PPD ist ein schwerer und auch ein langer Weg. Je eher du ihn angehst, desto besser, aber du darfst auch nicht mit der Erwartungshaltung heran gehen das es nach einer Therapiestunde schon besser ist. Wir alle kennen diese Ungeduld und das WOLLEN das es sofort aufhört, aber das geht nicht. Und du kannst jetzt noch länger in diesem Zustand herumtrudeln das ja heute ganz gut geht und morgen wieder ätzend ist und dann doch wieder gut und dann wieder die Angst, usw, oder du straffst jetzt deine Schultern und machst erstmal einen kleinen Schritt vorwärts in die richtige Richtung.

Ich gebe deinem Mann recht, das du alles mal etwas ruhiger angehen lassen sollst, aber nur in dem Sinne, das du vielleicht nicht zu 100 Ärzten gleichzeitig rennst. Hormone untersuchen lassen, Schilddrüse kontrollieren, allg. Gesundheitscheck starten, Tiefenpsychologie testen, Verhaltenstherapie anfangen, den Neurologen besuchen usw usw usw

STOP! Kann ich da nur sagen, und Gedanken sortieren und schauen, wo ein Anfang Sinn macht. Ich bin kein Arzt, aber ich denke ein AD muß her, damit du ruhiger werden kannst und mal wieder einen Gemütszustand länger anhaltend hast, als nur ein paar Stunden. Und zeitgleich dazu würde ich eine Verhaltenstherapie beginnen, damit dir Lösungswege gezeigt werden, wie du Situationen bewerkstelligen kannst, die dir Angst machen und die dich zur Weißglut bringen. Momentan bist du eine tickende Zeitbombe und keiner weiß, wann du hoch gehst und mit welcher Wirkung. Das ist ein Megaanstrengendes Leben und kann so für alle Beteiligten nicht weiter gehen.

Liebe bambam, es tut mir leid, wenn meine Worte jetzt etwas schroffer rüber kommen. Ich meine es trotz all meiner Ehrlichkeit nur gut mit dir/euch.Ich verfolge nur alle deine Beiträge und fühle mich sehr an mich und meinen Teufelskreis erinnert. Und ich weiß auch, das man sich da nur herausmanövrieren kann, indem man sich ruhig und vernünftig sagt, so geht es nicht weiter und ich gehe es jetzt an... Schritt für Schritt, langsam und überlegt.

Ich wünsche dir ganz viel Glück dabei!
Liebe Grüße,
Feebie
lotte

Beitrag von lotte »

Hallo Bambam,

in etwa das gleiche wie Feebie wollte ich Dir auch schreiben ;)
1 1/2 Wochen gut und "trotzdem" hast du dann so einen "Ausraster" (tut mir leid, dass ich das so offen sage, aber ganz nachvollziehen kann ich es nicht - auch wenn es natürlich nicht Deine Absicht war, deiner Tochter einen Schrecken einzujagen).

Du kannst die Dinge nicht in dieser kurzen Zeit so viel unbeschwerter als früher angehen und gleichzeitig angespannt sein wie ein Flitzebogen. Das widerspricht sich.

Sicher ist es immer unruhiger, wenn mehrere Kinder da sind. Aber du hast ja auch ein "spezielles" Ding mit deiner Schwester laufen - so ne Art Konkurrenz, wer erzieht besser usw. Das solltest du unbedingt abstellen.

Am Ende kommst du (siehe deinen Titel) immer wieder aufs organische, Hormone, SD, keine Ahnung was. Sicher ist ne SS anders, aber nicht nur auf und ab.
Deine Frage, ob du es allen recht machen willst - da ist was dran. Wie Feebie schon schreibt: Du musst Dir unbedingt kleine Freiräume für DICH schaffen! Wo DU dich wohlfühlst, nicht nach den anderen schaust und auch wieder mal nette Dinge erlebst (putzen gehört eher nicht dazu ;)

Die Angst kommt nicht einfach sooo über Dich, Du musst lernen, mit ihr umzugehen. Deine Doc hat Dir eine Angststörung diagnositiziert. Lies doch mal nach, was man da alles gegen tun kann.
Auch ich wäre für eine VT, Du musst etwas an deinem Verhalten ändern - und das geht nicht, wenn man es sich nur vorsagt. Das ist ein Hilfsmittel, aber nicht alles. Ruhiger und geduldiger kann man erst werden, wenn man mit sich einigermassen im Reinen ist - das geht aber nicht so schnell.

Hebamme - ich hatte eine, mit der ich auch ins KH bin (obwohl ich zu der Zeit nix an Ängsten hatte). Aber so kennt man eben die Person, die einen entbinden wird. Und auch danach für einen da ist.

Liebe Bambam, dieses Gehetzsein fällt mir auch auf - und es tut mir weh, dass Du einfach nicht zur innerlichen Ruhe kommst.

Das mit einem AD fände ich auch nicht schlecht. Ich nehme zb ein sehr leichtes, das micht einfach etwas runterfährt.

Ich hoffe sehr, dass Du deinen Weg bald findest - wenigstens den Anfang!

LG
Lotte
Deria

Beitrag von Deria »

Liebe bambam,

ich glaube auch das das Kernproblem darin liegt, das du, je mehr du versuchst ruhiger und gelassener zu werden, das Gegenteil eintritt.
DU bist vielleicht innerlich der Meinung: ich bin ganz ruhig...oooommmm und dann passiert was und du wunderst dich, warum deine Family nicht auch "so ruhig" reagiert.
Weißt du, was ich meine? Deine Anstregengungen fruchten nichts, weil sie nur tief in deinem Inneren passieren (denkst du) und nach außen hin ist davon nichts spürbar.
Wie wäre es denn der Familie mal zu sagen, wie du dich fühlst?
Ich dachte beim Lesen und hoffentlich hat sie dann bei ihrer Ma und der Schwester geweint...nein, bambam weinte wieder für sich alleine.
Die kennen dich nicht anders: schroff, unbeherrscht und allen Recht machen wollen..glaubst du, das die aus allen Wolken fielen, würde sie sehen und mitbekommen, wie es dir wirklich geht?
Das sie deine Tochter auch "zurechtwiesen" haben sie mit Sicherheit nicht getan, um dich damit abzuwerten - sondern (so fühlt es sich für mich an) uum dich zu entlasten, in deiner Hochpuscherei ein wenig Schärfe zu nehmen.
Viel hängt auch davon ab, wie man dem Gegenüber entgegen kommt.
Wenn du deinem Mann erklärst, du hast ganz viel getan und nichts scheint übrig: ist es dann nicht wie eine Sysiphus-Arbeit, eine die nie endet....?? Dann frag ihn doch mal, ob er dir helfen würde! Auch wenn er es nicht so perfekt und 1000%ig macht wie du, mein Mann stellt sich beim Staubsaugen auch nicht schlecht an!
Ich fühle mich immer überfordert, wenn ich mir alle Verantwortung an den Hals ziehe; wenn ich meine Haushalt perfekt haben will (und er ist es nicht, und das nervt mich dann!) und mich selber darüber vergesse.
Man kann Kinder haben ODER einen perfekten Haushalt: beides geht definitv nicht.
Deine Gelassenheit...mit ein bisschen Humor? Mal drüber schmunzeln, wie du dich ertappst bei einem Verhalten, das dir sooo bekannt vorkommt und doch nicht zu dir paßt?
Ich lache viel, das habe ich gelernt und wenn ich das tue sind alle um mich herum - trotz Genervtsein - nicht so geschockt.
Grad heute wieder, mein Mann meinte, das ich immer so Dinge brauche "ihnen hinterher zu räumen" (was mich total nervt!!!) und er macht es mit Absicht: würde er mir alle Widerstände aus dem Weg räumen, würde ich wieder etwas anderes finden.
So hat jeder seine Aufgabe.

Es ist schwer. Vom Kopft her alles zu wissen und im Bauch grummelt es.
Hol dir Hilfe, in welcher Form auch immer und schaufel dir mal die eine oder andere Stunde frei, sonst hast du bald ein Baby und fragst dich: huch, wo kommt das denn auf einem Mal her....

Liebe Grüße
Deria
mici

Beitrag von mici »

Moin Bambam,

mir fällt vor allem auf, dass Dich insbesondere diese Sache mit Deiner Schwester fertig gemacht zu haben scheint! Mein Eindruck ist, dass Du ein schlechtes Selbstwertgefühl hast. Du fühlst Dich permanent von anderen beobachtet und bewertet, aber am strengsten von Dir selbst. Es sind nicht die anderen, die Dir nach Deinem Ausraster vermitteln, dass Du eine schlechte Mutter bist! Du bist es selber, die das denkt und wenn es dann für Deine Mitmenschen durch solche offensichtlichen Ausraster Anlass gibt, das gleiche zu denken, dann schlägst Du um Dich und wirst ungerecht. Mein Eindruck ist, und damit will ich Dich nicht noch mehr verwirren, dass eine VT gerade nicht die geeignete Therapie für Dich wäre, sondern dass es langfristig darum gehen müsste, herauszufinden, warum Du ein so schlechtes Selbstwertgefühl hast (wenn das denn überhaupt stimmt). Es ist ja schön und gut, wenn man sich durch das Stopp-Sagen runterbringt und das Gedankenkreisen beendet etc., aber für mich steht dahinter immer noch die Frage, WARUM die Gedanken bei Dir so zu kreisen anfangen... Ich glaube, es liegt daran, dass Du unheimlich viel kritische Blicke auf Dir spürst! Alle scheinen Dich in Augenschein zu nehmen und sich zu fragen: Wie macht sie sich als Mutter, als Ehefrau, als Schwester, als Tocher, als Schwangere, als Freundin..... und Du sitzt zwischen allen Stühlen und fühlst einen großen Druck, es gut machen zu müssen, gerade jetzt, da Du doch schwanger bist und alle sonst nur denken würden: Wie soll das bloß mit zwei Kindern werden....???! Was Du Dich im Grunde selber fragst.

Für Deine jetzige Situation würde ich sagen, dass eine Gesprächspsychotherapie vielleicht eine gute Methode wäre, sich einmal wöchentlich seinen Befindlchkeiten zu widmen und sich dazwischen die ganzen Grübelein versucht zu verbieten! Intensiver über Dich nachdenken kannst Du immer noch, wenn Deine Lebenssituation nicht mehr ganz so sehr einer Ausnahmesituation gleicht (wenn Du also entbunden hast und Ihr Euch etwas aneinander gewöhnt habt und die neue Familienkonstellation sich eingespielt hat).

LIeben Gruß, MICI
lotte

Beitrag von lotte »

Ja, langfristig wäre eine TP bestimmt sinnvoll - woher kommt das alles?
Aber für den Anfang jetzt denk ich doch, eine VT wäre sinnvoller, damit du, liebe Bimbam, dein Verhalten erstmal durchschaust und es damit auch ändern kannst.
Ich hatte zb beides hintereinander. Am Anfang hätte mir die TP wenig gebracht, weil ich viel zu viel an meinen damaligen Akut-Ängsten gehangen habe ....
Die VT hat mir hinterher gezeigt, WARUM ich so ein Verhalten an den Tag gelegt habe.

LG
Lotte
bambam

Beitrag von bambam »

Hallo!

Ich muss sagen, dass in jedem von dem, was ihr schreibt, was dran ist!

Allerdings trifft es Mici gerade am Besten: mein Selbstwertgefühl und meine eigene Selbstbeobachtung (und vor allem meine eigene Bewertung diesbezüglich!) sind momentan äußerst negativ ausgeprägt...

Das Warum hast du sehr treffend beschrieben, liebe Mici: ich sehe dauernd kritische Blicke auf mich gerichtet bzw. vergleiche mich ständig mit anderen (siehe meine Schwester). Allerdings sehe ich dort wohl immer nur auch das, was ich gerade sehen will: nämlich die perfekte Welt.

Auf Anraten meiner Ärztin (und auch mein Mann ist der Meinung) sollte ich auch momentan die Suche nach einer Therapeutin mal auf sich beruhen lassen. Ich weiß zwar nicht, ob dass das Richtige ist - aber ich muss einen Weg gehen. Ich merke, dass jetzt alles langsam beschwerlicher wird: der Alltag, meine Arbeit, der Haushalt usw. Und deswegen setz ich mich immer öfter auf meine Couch.

Ich bin jetzt schon im 6. Monat schwanger - da brauch ich jetzt nicht auf Biegen und Brechen versuchen, noch schnell ein Paar Therapiestunden unterzubringen... Damit hätte ich wohl schon eher Anfangen sollen.

Ich genieße jetzt erst mal meine ruhige Phase - wurscht, wie lange sie anhält! Sie ist da und das ist super so. Ich weiß, dass es auch wieder negative Tage geben wird und deshalb werde ich mir in naher Zukunft eine Therapeutin suchen und auch eine Therapie machen! VT? GT? TP? Gute Frage...


Liebe Grüße,
Bambam
ubure

Beitrag von ubure »

Liebe bambam,

na, wenn Deine ruhige Phase so aussieht, dann Mahlzeit. Ganz ehrlich, Du willst aus Rücksicht auf das Baby kein AD nehmen, auch wenn da so gut wie kein Risiko für das Kleine besteht, und drehst dafür so am Rad, dass Du am Schluss nicht nur Dich sondern Deine komplette Familie kirre machst. Ist das denn die bessere Alternative?

Ich gebe Feebie und Lotte völlig Recht: Du schaffst es nicht, Dich selber runter zu regeln, und deshalb solltest Du Hilfe in Anspruch nehmen. Und die sehe ich in Anbetracht der Dringlichkeit auch nur in einem AD und einer guten Therapie.

Deine Sätze aufsagen kannst Du, aber ich denke mittlerweile, dass es nichts bewirken wird, weil Du - so kommt es mir vor - das auch gar nicht willst. Du bist so auf dem sich immer schneller drehenden Karussell, da müsste schon einer von oben die Hand drauf halten.

Wie soll das mit dem zweiten Kind werden? Nun, wahrscheinlich um einiges besser, weil Du Dich nicht mehr auf die "Fehler" eines Kindes konzentrieren kannst und beide einfach irgendwie besser zusammen laufen, so meine Erfahrung und die vieler meiner Freundinnen.

LG,
Inez
lotte

Beitrag von lotte »

Liebe Bambam,
ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mich jetzt an diesem Punkt "ausklinke". Nicht, weil ich denke, du bist irre und schaffst es nie, aber es kommt so gar nix an bei Dir.
Klar hat Mici recht, wenn sie schreibt, du hast kein Ego momentan usw. Aber warum Du dich permanent vergleichst usw, das weisste nicht, oder? Sonst könntest du ja dann damit anfangen, es zu ändern. Du siehst das alles und willst nix ändern???? Oder erst später, nach der Geburt???? Da haste ganz was anderes zu tun!

Was heisst, Du geniesst deine ruhige Phase? Das mit deiner Tochter etc war doch erst gestern????? Sieht so Ruhe aus? Für mich nicht.

Sicher sollst Du dir jetzt keinen Stress machen wegen Thera. Aber es liest sich so, als wärest du darum auch nicht unfroh. Schliesslich hat es Deine Doc und DEIN MANN!!!!!!!! Dir angeraten. Du zählst wohl eher nicht, oder wie?

Sorry, aber ich gebe auf ;) Mach wie Du denkst. Das mag nun zwar schroff klingen, aber ich bin einfach jetzt mal ehrlich!

Viel Glück und alles Gute,
Lotte
mici

Beitrag von mici »

Hi Bambam,

ich hab mich ehrlich gesagt für Dich gefreut, dass Du Dir einen ruhigen Sonntag auf der Couch gönnen willst und ich finde das auch das total angemessene Verhalten in Deinem "Zustand". Aber die Befürchtung ist natürlich da, dass nur das nächste Problemchen auftauchen muss und schon gehts wieder los...
Was ich mit meinem vorherigen Beitrag nur sagen wollte, ist, dass es vielleicht Sinn macht, wenn Du Dich einmal wöchentlich (nicht mehr und nicht weniger) mit jemandem Vertrauensvollen zusammensetzt und ein bisschen über Dich und Deine Situation ins Gespräch kommst. Das kann bei einem Therapeut sein, beim Hausarzt, einer Hebamme oder auch einfach einer guten Freundin, die Du genau für diese Zwecke instruierst!
Vielleicht gelingt es Dir dann besser, an den Tagen, an denen Du keine "Therapie" hast, ruhig zu bleiben und alle Aufregung auf den "Therapietag" zu verlegen.

Lieben Gruß, MICI
Feebie

Beitrag von Feebie »

Liebe bambam,

ich werde mich leider lotte anschließen und mich jetzt auch zurück ziehen.
Wir schreiben immer das Gleiche und geben alle gute Ratschläge von denen der ein oder andere dich annimieren soll einen Ansatz zu finden, aber alles was ich auf all unsere Antworten jedesmal lese ist: Ja ihr habt alle recht irgendwie und der und der besonders.
Du pickst dir dann immer das heraus, was du gerade hören möchtest und alle anderen wirfst du über Bord.

Du glaubst eine ruhige Phase zu haben und flippst gestern regelrecht aus... Ich glaube das deine Wahrnehmung da gerade sehr gestört ist und vielleicht ist das auch der Grund, warum du nicht annähernd versuchst, dich mit unseren Vorschlägen ernsthaft auseinander zu setzen.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich dir dann weiter helfen soll. Du mußt dir selbst helfen wollen, sonst geht es nicht.

Man hat mal zu mir gesagt, wenn ich mir nicht durch ein AD oder Psychotherapie oder andere Hilfsmittel die uns zur Verfügung stehen helfen lassen möchte, dann ist der Leidensdruck einfach noch nicht groß genug.
Ich fand das damals total unfair und wollte es nicht hören, aber heute weiß ich das diejenige Recht hatte. Vielleicht musst du leider wirklich erst den Supergau erleben, bevor du wirklich aufwachst. Aber ich wünsche es dir nicht, denn es prägt einen fürs Leben einmal in den "Abgrund" gesehen zu haben...

Ich werde weiter lesen wie es dir geht, denn es liegt mir etwas daran. Aber ich gebe es jetzt auf, dir meinen Rat aufzudrängen.

Liebe Grüße und alles Gute,
Feebie
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Ihr Lieben,

wir und vor allem die liebe Bambam drehen sich hier mächtig im Kreis. Mir fällt auch auf, daß Du, bambam immer schreibst, wir hätten Recht und am nächsten Tag kommt ein Beitrag, wo es immer das GLeiche ist: Du bist unruhig, genervt u.s.w. und kannst gerade nicht ändern. Dann laß es eben, wie es ist und tu was anderes, dazu gleich mehr.

Erstmal zu Deiner Frage: Ich war auch vor der SS ungeduldig und schnell gereizt, aber weniger dünnhäutig. Ich stand mit beiden Beinen im Leben.
Es hat sich mit der Depression dahingehend geändert, daß ich UNGERECHT in meiner Ungeduld und Gereiztheit geworden bin und mir meiner selbst nicht mehr sicher war. Das ist nun mit dem Cipralex besser.

So, ich habe noch eine andere Idee: Laß doch mal alles aktuelle sein und konzentriere Dich auf Deine Schwangerschaft und die Zukunft. Ich bin sehr dafür, daß Du Dir die Präventionsliste gegen eine PPD ansiehst. Da stehen so Dinge, wie vorher schon Hilfe organisieren, sich Menschen anvertrauen, die einen dann begleiten. Das wäre für mich z.B. eine Hebamme. Gerade für die Nachsorge brauchste Du in Deiner jetzigen Situation eine. Jemand der Deinem angeknacksten Selbstwertgefühl sagt, ja, so ist es gut mit dem Baby oder versuch doch mal dies und das. Eine Hebamme wäre auch jemand, die schnell merken könnte, wenn es Dir nach der Entbindung schlechter geht. Ein Risiko hat jede Frau, die in der Schwangerschaft psychische Probleme hatte. Mach ein Vorgespräch in dem Haus, wo Du entbinden willst. Schilder denen Deine Situation, hol sie mit ins Boot.

Ich habe mich gerade sehr damit beschäftigt, weil wir noch ein Kind wollen und ich bin zu dem Schluß gekommen, daß nach so einer Erfahrung einer PPD es etwas mehr "Vorbereitung" braucht. Besuchst Du einen Geburtsvorbereitungskurs? Es gibt auch welche für Zweit- oder Mehrgebärende.

Ich will mit diesen "Aufträgen" nicht noch mehr Unruhe reinbringen, sondern Dir genau das vorschlagen, was Du immer suchst: Konzentriere Deine Energie auf was anderes als auf DIch. Es tut Dir anscheinend nicht gut, immer zu beobachten, so und so bin ich und so und so komm' ich bei anderen rüber.

Gib Verantwortung ab, laß Deinen Mann Dinge organisieren, nimm Dich raus aus den aktuellen Dingen, komm zu Dir.

Wenn Du weitere Ideen brauchst, bin ich für DIch da, aber nimm Dir diese hier von allen sehr gut gemeinten Worte bitte zu Herzen.

Grüße von Leuchtkäfer
Antworten