Alles jährt sich und mir gehts schlecht

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Elisabeth11

Alles jährt sich und mir gehts schlecht

Beitrag von Elisabeth11 »

Hallo!

Momentan sind ganz viele Dinge, die sich zum ersten Mal jähren. Heute zum Beispiel läuft mein Freund wieder Marathon und ich muss dauernd dran denken, wie mühsam das alles letztes Jahr noch war. Ich tu mir so schwer damit, mich auch so zu akzeptieren, wie ich da war - schwach und hilfsbedürftig und unruhig und verwirrt. Jetzt ist ja alles eigentlich gut, aber es tut mir soooo weh, da in diese Zeit vor einem Jahr zurückversetzt zu werden.
Und dann eben, dann kommt wieder diese Angst, dass es nochmal passiert, dass ich wieder abstürze und alles irgendwie umsonst war.
Vom Hirn her weiß ich zwar, dass das auch wieder nicht so schnell geht, aber die Angst sitzt so tief und leider eben nicht im Hirn sondern im Bauch und der lässt sich nicht so leicht überzeugen vom Hirn.
Ich könnt nur heulen, weil ich mir selbst einfach so leid tu, weil es so schlimm war alles.
Kennt das sonst noch irgendwer?

lg E
mici

Beitrag von mici »

Kenn ich! Für mich jähren sich in diesen Tagen auch so manche Tiefs und Quälereien zum ersten Mal! Mich nimmts auch total mit, insbesondere, wenn ich viel mit meinen Eltern die Zeit verbringe, weil ich dann einfach wieder weiß, wie sehr ich im letzten Frühjahr auf sie angewiesen war und ich will nie, nie, nie wieder, dass es sich wiederholt!!!

Lisi, es sind nur Erinnerungen, es ist nicht die Realität! Die Realität sieht so aus, dass Du Dich stabilisiert hast, dass Du Dein Studium nicht geschmissen hast, sondern Dich obendrein noch im Job sauwohl fühlst. Du bist leistungsstark und eine tolle Mutter! Es sind nur Erinnerungen! Und niemals ist etwas umsonst, im Sinne von vergeblich gewesen. Nie kann uns das Leben wieder dahin zurückwerfen, wo wir vor einem Jahr mal waren. Dafür sind die Erfahrungen aus Krisenzeiten viel zu sehr Teil unserers SElbst geworden, um usn vor Rückfällen zu bewahren. Und das werden sie auch tun!

MICI
Dobby

Beitrag von Dobby »

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Zuletzt geändert von Dobby am 04:05:2010 22:51, insgesamt 1-mal geändert.
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

HAllo Elisabeth,

ich verstehe Dich so gut. Mir geht es wie Dir. Es dreht sich mir manchmal noch der Magen um, wenn ich jetzt mit ein bißchen Abstand betrachte, wie schlecht es mir vor einem Jahr ging.

Mir wird hier immer wieder gesagt, ich soll im Hier und Jetzt leben. Laß uns das doch gemeinsam versuchen. Uns geht es, glaube ich, im Moment. Wir sind mir MEdikamenten recht stabil, uns holt die Vergangenheit aber doch noch oft ein.
Vielleicht fällt es uns leichter, wenn wir gemeinsam versuchen nach vorne zu sehen, vielleicht auch gemeinsam über diese Zeit trauern, die uns so fertig gemacht hat.
Ich kann mir gut vorstellen, daß es gemeinsam besser geht.

Ich starte mal einen Thread dazu, vielleicht finden sich noch andere.

Liebe Grüße von Leuchtkäfer
Flo38

Beitrag von Flo38 »

Hallo Elisabeth,
das geht mir auch oft so. Meistens Weihnachten und Ostern, da war es meist besonders schlimm, vielleicht aber auch nur, weil man sich solche Tage eben besser merkt. Aber es gibt ja auch die positiven Erinnerungen, wo es einem richtig gut ging - wir müssen uns einfach daran orientieren ! Ist aber schwer, wie du schon sagst, der Kopf sagt so - der Bauch ganz anders. Ich hoffe, dass du kein unangenehmes Bauchgefühl mehr hast und es dir wieder gut geht !!!
LG, Christel ;)
Juliane

Beitrag von Juliane »

Liebe Elisabeth,

ich sage dir nur eins: weine nicht deswegen - übersteh diese Scheißzeit und halte sie einfach aus. Bei mir jährt es sich nun zum dritten Mal - ich bin im Sommer 2007 schwer erkrankt.

Im ersten Jahr dachte ich fortwährend: es geht auf jeden Fall wieder los. Und es ging NICHT wieder los. Hab einfach abgewartet und es dann vergessen. Im zweiten Jahr kam (so um Ostern, Weihnachten und anderen Familienfeiern) immer mal wieder der Gedanke: vielleicht geht es mal wieder los oder etwas abgeschwächt oder mal ein Panikanfall. Es passierte NICHTS. Nun ist das dritte Jahr dran und ich denk mir irgendwie so gar nicht viel - doch: welchen Kuchen back ich, was machen wir morgen?,... Aber NICHT: was ist, wenns wieder los geht.

Weil es nicht wieder los geht - ich schaff mir die nötigen Auszeiten (Zeit nur für meine Familie, kein Besuch, Urlaub zum Ausspannen und nicht zum Budeputzen).

Und ich bin mir sicher: auch bei dir wird es so klappen. Lass die Gedanken zu, "überdenke" sie und schick sie wieder schlafen... Vllt kommen die Gedanken mal wieder - dann also gleiches Spiel. Irgendwann haben die Gedanken keine Lust mehr wieder zu kommen.

Du schaffst das.
smaugerl

Beitrag von smaugerl »

hallo Elisabeth,

ich hoffe es geht dir inzwischen wieder etwas besser :-) ich glaub so Jahrestage werden uns PPD-Mütter immer in besonderer Erinnerung bleiben :aber das ist auch gut so, denn nur so werden wir immer erinnert, was wir schon alles geschafft haben in der Zwischenzeit - natürlich dürfen wir auch trauern um die verlorene Zeit, die uns unsere Krankheit genommen hat, aber lass dich nicht ängstigen - du bist auf einem guten Weg.

sei stolz auf dich, du gehst auf die Uni, hast einen Job und die Kinder auch noch - eine tolle Leistung :D ich wünsch dir alles Liebe!

lg
Vicky

Beitrag von Vicky »

Liebe Elisabeth,

kann ich total nachvollziehen, genau das hatte ich zwischendurch auch immer wieder.

Es ist der Schmerz um die verlorene Zeit, die Angst soetwas noch mal zu erleben. Ja, die Angst glaube ich wird niemals mehr ganz gehen, aber: Wir können lernen, damit gut umzugehen und:

All die schönen Seiten des Lebens kann ich nun viel mehr schätzen, fühlen, achten und dankbar sein. Nichts ist mehr so selbstverständlich, nicht wahr?
Aber geht es nicht den vielen Patienten mit anderen schweren Erkrankungen genauso? NAch einem überstandenen Brustkrebs etc. ?
Nichts macht so stark wie eine schwere Krankheit, die wir besiegt haben. Wenig macht so verletzlich.

Hilft Dir das nicht auch in Deinem Beruf? Diese Erfahrung zeichnet uns in besonderer Weise aus und fördert die Empathie.

Vicky
Birdee

Beitrag von Birdee »

Hallo ....

mir geht es oft genauso...es geht mir super ,dennoch denke ich TÄGLICH mehrmals an die schlimme Zeit vor VIER!!! Jahren zurück ,
sobald ich mich merkwürdig fühle , habe ich kurz den angstvollen Gedanken an einen Rückfall oder eine Panikattacke :cry: ist so zum durchdrehen.

Bin gestern von Mallorca zurückgekommen....erster Flug ,alles gut...trotzdem war ich nie zu 100% unbeschwert :cry:

das nervt dermaßen...diese Unbeschwertheit ist einfach weg :cry:

Ob sie jemals wiederkommt???
Seit vier Jayhren diese Zweifel....!!!!

Es geht mir doch echt gut...jeden Tag erlebe ich ,dass "es"nicht wiederkommt...warum also diese Ängste :roll:

Aber: alles wird gut sage ich mir dann...wir müssen damit umgehen lernen :?
Irgendwann werden wir das schaffen ,wäre doch gelacht ,oder?

Lieben Gruß ,

Birdee
Elisabeth11

Beitrag von Elisabeth11 »

Hallo, ihr Lieben!

Ich danke euch so sehr für eure AW. Das macht immer Mut ud gibt mir das Gefühl, eben nicht so allein zu sein, wie ich mich manchmal fühle.
Heute früh wars nochmal recht schlimm, hab den Tränenausbruch wenigstens noch verschieben können, bis ich zur Tür draußen war. Dafür hab ich im Bus dann wenigstens einen Sitzplatz bekommen :-)
Ich sollte nicht undankbar sein, das ist seit Anfang Dezember das erste Tief, bei dem ich mal wieder so heulen musste. Dazwischen war wohl auch nicht immer alles rosig, aber eben nie so schlimm.
Heute nachmittag hat mich dann wieder ein bisschen Freude eingeholt. Schön! Ich hoffe, das wars jetzt mal wieder. Ich meine, trotzdem es mir nicht gut geht, kann ich doch arbeiten, essen, lesen, schlafen - ich stehe also nicht direkt am Abgrund...aber ich schau eben mal wieder hinunter.

Ich habe mir heute gedacht, es könnte einen anderen Grund als die Rückschau ins letzte Jahr geben. Es gibt eine Sache, mit der ich mir sehr schwer tu: mir macht die Arbeit trotz stress viel spaß. Ich bin so froh, dass ich mir nicht mehr an den Vormittagen überlegen muss, was ich mit der Kleinen unternehmen soll. Ich bin auch froh, dass ich nicht mehr die bin, die da sein muss, wenn die 2 krank sind.
Und ich hab aus diesen Gründen wohl ein ziemlich schlechtes Gewissen. Ich scheine doch sehr so sozialisiert zu sein, dass eine gute Mutter eben auch immer bei ihren Kindern sein möchte, weil es ja doch "das erfüllendste der Welt" ist. Nun, das ist es für mich nicht. Ich meine, die Mischung machts. Die Stunden am Nachmittag nütze ich sehr mit den Kleinen, aber ich mag eben nicht nur mama sein. Was sagt ihr dazu? Muss es sein, dass einem in der Arbeit die Kinder abgehen oder darf es sein, dass man sich freut, wenn man von ihnen wegkommt? Antwortet mir bitte ehrlich, ich muss mir da einiges überlegen.

Lg E
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Elisabeth,

also ganz ehrlich freue ich mich auf jeden Arbeitstag und mein KLeiner fehlt mir in dieser Zeit nicht. Ich genieße, wieder als etwas anderes als Mutter wahrgenommen zu werden.

Mich stressen die Arbeitstage gar nicht, wohl aber die Vorstellung, die nächsten vier Tage mein Kind den ganzen Tag und die ganze Nacht alleine versorgen zu müssen.

Ich lasse das mal ohne Interpretation so stehen.

Grüße von Leuchtkäfer
Elisabeth11

Beitrag von Elisabeth11 »

Liebe Leuchti!

Da sind wir wohl vom selben Schlag :-)
Danke für deine ehrliche AW!

Heute is zwar noch nicht alles rosarot, aber auch nicht mehr tiefschwarz, soll heißen, ich hab den Tag ohne Heulattacken überstanden und hoffe eben, es geht jetzt wieder aufwärts.
Angst hab ich natürlich immer noch, dass der gute Tag nur ein kurzes Zwischenspiel war. Ich würd mir wünschen, ich könnte die schlechten Tage als ebensolche ansehen...

Lg E
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

liebe Elisabeth,

wie ich Dich so "kennengelernt" habe, war der schlechte Tag ein Ausrutscher, nicht die vielen guten, die Du in letzter Zeit hattest.

Alles Gute für Dich,

Leuchtkäfer
mici

Beitrag von mici »

Hallo Lisi,

ich schreib ja gerade Dipl.-Arbeit und es ist sehr stressig und auch anstrengend, langweilig etc. aber trotzdem freu ich mich drauf, weil die Alternative eben am WE auch bedeuten kann, den lieben langen Tag "mammi" zu sein.
Leuchti schrieb:
Mich stressen die Arbeitstage gar nicht, wohl aber die Vorstellung, die nächsten vier Tage mein Kind den ganzen Tag und die ganze Nacht alleine versorgen zu müssen.
Dem kann ich mir nur anschließen!
Elisabeth11

Beitrag von Elisabeth11 »

Ok, dann bin ich schon ein bissi beruhigter...
Ich danke euch allen!

Lg E
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