Frühkindliches Schreien und Depressionen

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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BB77

Frühkindliches Schreien und Depressionen

Beitrag von BB77 »

Ich habe auf der Suche nach Gegenargumenten für das Schreienlassen von Babys auf www.ferbern.de folgendes gefunden:

...
Es gibt weltweit eine Fülle von Studien die belegen wie frühkindlicher Stress dauerhaft negative Veränderungen im Gehirn eines Kindes hervorruft. Ein überempfindliches Stressreaktionssystem kann bedeuten, dass das Weltbild und die Erfahrungen überwiegend grundlos von einem Gefühl der Bedrohung und Anspannung gefärbt sind.

Was genau geschieht im Körper ihres Kindes?
Wenn ein Kind schreit wird das Stresshormon Kortisol in den Nebennieren ausgeschüttet. Lässt man ein Kind einfach schreien bleibt der Kortisolspiegel hoch, nur durch Trost kann dieser wieder gesenkt werden. Der spiegel kann eine toxische Höhe erreichen. Das kann dazu führen, dass Schlüsselstrukturen und -systeme im sich entwickelnden Gehirn des Kindes zerstört werden. Kortisol ist ein langsam wirkender biochemischer Stoff der in hoher Konzentration über Stunden im Gehirn verbleiben kann, bei klinisch depressiven Menschen sogar über Tage und Wochen. Trösten sie ihr Kind wird der beruhigende Botenstoff Oxytocin im Gehirn frei gesetzt. Dieser lässt den Stresshormonspiegel wieder sinken.

Welche Folgeschäden können auftreten?
Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein Zusammenhang zwischen frühkindlichem Stress und der rapide ansteigenden Anzahl an Menschen besteht, die bereits als Heranwachsende unter Angststörungen und Depressionen leiden.

Ein überempfindliches Stressreaktionssystem ähnelt einer fehlerhaften Alarmanlage im Kopf die bei der kleinsten Kleinigkeit reagiert. Situationen, die für gesunde Menschen unbedenklich sind, werden von welchen mit einem überempfindlichen Stressreaktionssystem oft als bedrohlich oder angsteinflößend interpretiert.

Diese Stressprogrammierung in der frühen Kindheit kann einen Menschen im späteren Leben anfällig machen für:

•Depressionen
•Angststörungen
•Stressbedingte körperliche Erkrankungen
•Panikattaken
•Trennungsangst
•Angst vor dem allein sein
•Alkoholmissbrauch
•Nikotinabhängigkeit


Ich weiß von mir, dass ich nachts schreien gelassen wurde, um das durchschlafen zu "lernen". Mich würde interessieren, ob es bei Euch ähnlich war.
Stefanie H.

Beitrag von Stefanie H. »

Weis von Erzählungen meiner Mutter das ich nachts auch ziemlich oft schreien gelassen wurde.
Denke aber das es bei mir noch an anderen Faktoren liegt das mich eine Depression ereilt hatte.

LG
Steffi
selina

Beitrag von selina »

Meine Mutter hat mich nie schreien lassen so wie sie sagt.Ichbin eh total verwöhnt usw... denke auch das ich ebend so verwöhnt wurde ein Beitrag zu meiner Depression ist denn ich konnte nie richtig Selbständig werden keine eigenen Entscheidungen treffen was ich aber nun alles lerne!

Aber ich würde mein Kind auch Nachts nicht schreien lassen und ich habe das auch nie getan und ich lasse ihn eigentlich auch so nie schreien ich mache also auch fehler denn ich verwöhne ihn auch sehr.Viele sagen mir dann auch ich müsste Konsequent sein usw aber ich bin ganz ehrlich das kann ich nicht.Wenn de rkurze was haben will bekommt er das wenn er schreit dann springe ich aber ich find das auch nicht so arg schlimm.Natürlich gibt es grenzen aber ich bin ehr locker denn ich abe nur meinen kleinen und werd auch kein Kin d mehr bekommen also whats up ....Wenn ich schon manchmal die Super Nanny sehe krieg ich die Krise besonders die Stille Treppe finde ich soo schrecklich für Kinder!Naja aber da hat jeder andere ansichten.
BB77

Beitrag von BB77 »

Ich denke auch, dass das Schreienlassen nicht die einzige Ursache ist, aber es ist m.E. durchaus denkbar, dass die Synapsenverbindungen in diesen Monaten geknüpft werden, die uns schneller dafür anfällig machen.

Wenn sofortiges Befriedigen der Bedürfnisse meines Sohnes, also das sprichwörtliche Springen wenn er schreit, verwöhnen ist, dann ist mein Sohn auch mehr als verwöhnt. Ich denke aber, solange er sich nicht anders mitteilen kann als durch schreien, ist es meine Pflicht, mich sofort um ihn zu kümmern.
lotte

Beitrag von lotte »

Ich denke, da ist auf jeden Fall was dran. Es geht dabei ja auch ums Urvertrauen - wenn ich schreie, kommt jemand. Ich kann mich drauf verlassen. Wenn keiner kommt, ist das schlecht bzw kann auch Auswirkungen auf später haben - bei mir zb in Form von Angst vorm Alleinsein ;(

Sicher ist DAS nicht die alleinige Ursache für spätere Depris etc, aber, wie BB77 schon schreibt: es ist ein "schwieriges" alter, indem sozusagen fast alles für später definiert wird.

Wenn das Urvertrauen gut aufgebaut ist, kann man die Kids später auch mal nörgeln lassen, was meine Mädels (11 und 6 Jahre) gerne machen. Da springe ich nicht unbedingt SOFORT auf, weil sie spät. bis dann gelernt haben sollten, es kommt schon einer, ich bin nicht alleine, muss oder soll manche Konflikte aber schon durchaus mal alleine "austragen".
LG
Lotte, Anpfiff ;)
Vicky

Beitrag von Vicky »

Hallo,

das kann ich so unterschreiben.

Mein Gehirn wurde sicher schon frühkindlich durch massiven Streß in Mitleidenschaft gezogen, wenn nicht sogar im Uterus.

Ich kenne auch nicht das innere Gefühl, daß sich schon jemand um mich kümmert, wenn es mir nicht gut geht.

Ich hab mich eher gewundert, daß mein Mann, meine Schwiegis und Freundinnen mich nicht verstoßen haben, als ich so schwer krank war.

Ich denke auch viel darüber nach, denn die Generation 70er Jahre haben ja oft wie ich Eltern, die Kriegskinder sind.

Diese Kriegskinder sind emotional oft komplett hinüber wie auch meine Eltern. Da zählte nur das Funktionieren ("Du hast erst mal zu Gehorchen", Du hast jetzt Mundverbot", " Wir waren froh, wenn wir überhaupt was zu essen hatten" Zitate meines Vaters mir gegenüber) und der Aufbau von Häusern und Ausbildung. Wichtig ist dann noch, daß man dafür dankbar sein muß, die emotionale Leere wird ja noch nicht einmal wahrgenommen.
Da erscheint es mir logisch, wenn die nachfolgende Generation an Depressionen krankt.

Vicky :(
Casija

Beitrag von Casija »

ich kann mir auch gut vorstellen das Kinder die man schreinen läß anfälliger für Deppris sind. Meine Mutter sagt immer ich hätte bis zum dritten lebensjahr fast nur geschrieen. Dann war sie es leid und hat mich vermöbelt( was sie mittlerweile bereut sie war halt mit dem nerven am ende) und meine mutter jh´hatte nicht so viel zeit für mich weil sie ja dirkt wieder schwanger wurde und mein bruder auf den tag genau 13 monate später kam.
Birdee

Beitrag von Birdee »

sehr interessanter Artikel.

Das unterschreibe ich sofort ,Kinder niemals schreien lassen.
"Das stärkt die Lungen" und so´n hirnrissiger Humbug sind "Schnee von gestern" :!: :!: :!:

Wie furchtbar für so ein kleines Wesen ,wenn es sich alleine fühlen muss :!:

Das Kind muss Verlässlichkeiten spüren ,sicher gebunden sein ,Urvertrauen entwickeln.....das entsteht besonders in den ersten Monaten.



Birdee
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo,

auch ich habe das so in der Therapie gelernt: Frühkindlicher Stress (der kann schon im Mutterleib anfangen) ist ein massgebender Faktor für das evlt. Auftreten von Depressionen, Angsterkrankungen usw. Schlußendlich spielen aber immer mehrere Faktoren zusammen, bis eine psych. Erkrankung ausbricht!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
BB77

Beitrag von BB77 »

Vicky hat geschrieben:Ich kenne auch nicht das innere Gefühl, daß sich schon jemand um mich kümmert, wenn es mir nicht gut geht.

Ich hab mich eher gewundert, daß mein Mann, meine Schwiegis und Freundinnen mich nicht verstoßen haben, als ich so schwer krank war.

Vicky :(
Oh, das kenne ich. Ich war auch verwundet, mit welcher Selbstverständlichkeit meine SchwieMu mir geholfen hat (im Gegensatz zu meinen Eltern). Ich habe darauf dann mit Schuldgefühlen reagiert - dass ich ihnen soviel Umstände mache.
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