Citalopram, verändert es den Menschen?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Anna2010

Citalopram, verändert es den Menschen?

Beitrag von Anna2010 »

Hallo,

ich glaube schon, dass Psychopharmaka den Menschen verändern, ich glaube aber, dass sie helfen können, den Menschen zu dem zu machen, der er eigentlich ist und immer war.

Ich nehme jetzt schon ca 6 Monate das "Zeug" und es hat mir sehr geholfen...gegen ZG in allen möglichen Formen, war ein Zwangsgedanke weg, war garantiert ein neuer da, ich konnte mich auf nichts mehr konzentrieren, weil mein Kopf voller ZG war, quasi irre bei klarem Verstand, ziemlich stressig....

Nun merke ich, dass ich viel offener und lockerer geworden bin, man könnte auch meinen, viele Dinge sind mir jetzt egal, die mich früher runtergezogen hätten, ich habe nun einen Schutz, dieses Medikament schützt meine Seele davor, zu viel zu fühlen etc....

Ich lache oft unkontrolliert und viele verwundert das ziemlich, hängt auch damit zusammen, oder???

Aber wenn ich so zurückdenke, hatte ich immer schon eine Vorliebe für Albernheiten und hatte immer einen skurrilen Humor,,,,

Habt Ihr an Euch auch gemerkt, dass Ihr anders geworden seid?
Ich fühle mich gesünder und wieder mehr so, wie ich war, als ich keine mentalen Probleme hatte...
Aber das Lachen???
Ich verstehe das selbst oft nicht, kanns aber nicht abstellen...

Meint Ihr, ich sollte dem Arzt das mal sagen?
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallöchen!

Also das Wort "Verändern" würde ich unter Anführungszeichen setzen, hab ich eh getan! :wink: Selbstverständlich und Gott sei Dank setzt eine "Veränderung" mit der Einnahme des AD´s ein - nämlich die Gesundung!!! Und das erscheint dann natürlich einem selber und den anderen als Veränderung.

Aber das Grundwesen verändert sich deffinitiv nicht. Aus einem schüchternen introvertierten Menschen z.B. wie ich einer bin, wird mit Sicherheit kein Partytiger und extrovertierter Gesellschaftsunterhalter! :wink:

Wie du richtig sagst, stellt das AD die ganz normale Gesundheit der Botenstoffe im Gehirn her und das bewirkt: Ängste verschwinden, Panikattacken verschwinden, die Lebensfreude steigt, man hat wieder Spaß, geht wieder raus, kann LACHEN auch vielleicht einfach mal so....

Viele die an einer Depression erkranken waren davor schon oft latent Stimmungsschwankungen, Ängsten usw. ausgesetzt - wie ich z.B. Dann bricht die Erkrankung massiv aus - man nimmt ein AD und erstmals kann man fast sagen (jedenfalls bei mir) hat man eine ganz tolle Lebensqualität - eine "normale" wie psych. Gesunde sie haben. Diese "Wesensveränderung" ist keine wirkliche, sondern wie du eh selber sagst - ganz einfach endlich die Herstellung der eigentlichen Gesundheit, die auch deinem Grundwesen entspricht. Ein AD "stellt" den Menschen praktisch so her, wie er von Natur aus wäre - es reguliert die Botenstoffe und man ist so, wie man eigentlich wäre. Das tritt nicht bei allen so ein, dann kann man aber davon ausgehen, dass sie ein AD nehmen, dass nicht für sie passend ist.

Ich hab gerade jetzt extra meinen Mann gefragt, wie er das an mir sieht, ob sich mein Grundwesen mit dem AD verändert hat: NEIN, war seine Antwort, das Grundwesen ist nach wie das selbe - eher ein ruhiger introvertierter Mensch. Nur die kranken Elemente wie übersteigerte Ängste, Panik und vor allem ZG sind weg und das wäre ja von Natur aus auch so gedacht gewesen... hoffe ich mal!!!! :wink: Wie gesagt es kann schon sein, dass Außenstehende dieses Wegfallen von krankmachenden Mustern als "Verändung" sehen, stimmt ja auch irgendwie, aber eigentlich stellt ein AD nichts anderes als das Gesunde, normale Empfinden und Verhalten wieder her, dass dir von Natur aus gegeben ist.

Wegen dem Lachen: Also ich lache auch sehr viel und auch in Situationen, die nicht jeder versteht. Einfach mal so wenn ich an was lustiges denke was ich erlebt habe.... dann lach ich auch mit mir ganz alleine, einfach der Erinnerung wegen. Vielleicht fällt dir dieses Lachen auch darum so sehr auf, weil du lange genug nichts zu Lachen hattest!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! :idea:

Ich denke nicht, dass dein Lachen ein Grund zur Besorgniss ist.... :wink: Aber deinen Doc fragen kannst du natürlich schon, bin mir aber sicher, dass er sagen wird: Dann lachen sie mal ruhig weiter, was gesünderes gibts nicht!!!!! :lol: :lol: :lol:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
lulla

Beitrag von lulla »

Hallo ihr Lieben,


es ist ja wieder herzerfrischend wie Marika es so nieder schreibt. :D Aber auch ich kann sagen, das 2 meiner damaligen Freunde der Meinung waren , ich hätte mich durch das Medi verändert. Ich hatte das auch gedacht, das ich vielleicht dadurch nicht mehr so empfindlich wäre . Im positiven wie im negativen.Die erste Zeit danach war ich noch so mit mir beschäftigt, na klar war ich da anders, es war wie ein Wirbelwind von Gefühlen. Was wird kommen? Wie gehts weiter? Nahm Medis , obwohl ich das nie wollte, (beste Freundin riet mir immer davon ab), jeder wußte was.....heute haben wir kein Kontakt mehr, aber noch aus mehreren Gründen. Vielleicht auch besser so, ich trage ihr nichts nach, vielleicht hätte ich auch andersrum so reagiert. Aber da wird man alt wie ne Kuh und lernt immer noch dazu... :lol: Auf jeden Fall ist es heute so, das ich der Meinung bin, das ich so bin wie ich es eigentlich schon immer war. Ich konnte aber nie sein wie ich wollte, weil finanzielle , familiere und berufliche Sorgen mich sehr bedrückt haben. Und von den Altlasten von der Kindheit her , will man ja auch nichts wissen. Ich möchte sagen , das ich keine ZG, Panikattacken , Angstzustände mehr habe. Mein Medi hat mir sehr gut geholfen....Ich bin ein lustiger , positiv denkender Mensch und liebende Mutter von 2-4 Kindern( alle 2Wochen noch 2 Kinder). Mache brav meine Therapie und probiere krank machende Verhaltensweisen abzulegen z.B. Helfersyndrom :wink: Probiere meine Wünsche umzusetzen ., habe mich beim Sport angemeldet, treffe mich mit Freundinnen um Spaß zu haben,usw.und hoffe noch lange Gesund zu bleiben....Früher war ich mit vielen Problem behaftet, und jeder wußte was, und hat sich an mir "groß" gefühlt, aber nun brauche ich keine guten Ratschläge mehr, und damit kommen viele dann auch nicht mehr klar. Bitte nicht falsch verstehen, ich danke allen , jeder meinte es nur Gut. Aber ich mußte mein Weg gehen , und der war auch nicht so witzig. Aber es kann doch niemand in mich hinein gucken und sagen du mußt das so machen und ohne Medis und bla bla..... und innerlich war ich ja garnicht mehr fähig zu irgend was. Einglück hatte ich den Mut und habe dann die Entscheidung getroffen Medis zu nehmen . Heute denke ich , viel zu spät , habe mich unnötig lange rumgequält.Schade nur , das 2 lange Feundschaften unter anderem daran zerbrachen. Aber das Leben ist wie ein Karussell , der eine kommt der andere geht :wink: Immer schön mutig und flexibel bleiben. Was mich noch ein bißchen verunsichert ist der Gedanke, das man mit den Medis aufhören könnte, und in 80% der Fälle ein Rückfall kommen kann. (Marika berichtige mich, ich meine es gelesen zu haben, wenn ich voll daneben liege). Aber steht im Moment nicht zur Debatte. Nehme "nur" 20 mg , fühle mich sehr wohl damit.Ich wünsch Euch allen hier eine gute und nicht so stressige Vorweihnachtszeit....

Drück Euch...Suse

Sorry ür evt Fehlerchen :lol:
Melli110

Beitrag von Melli110 »

Ich finde nicht, dass Psychopharmaka den Menschen verändern, zumindest nicht diese "normalen ADs" wie z.B. Citalopram. Sie erhöhen ja lediglich den Serotoninspiegel im Blut/Gehirn, es verändert eher die Schwelle, an der man beginnt, sich mies zu fühlen. Mich hat das AD eher wieder zur Normalität zurückgeführt, ich fühlte mich damit stabiler und einfach nur normal, aber es hat mich nie überdreht oder "anders" gemacht! Im Nachhinein war es schon ein Segen, wenigstens um zu sehen, dass es die Normalität noch gibt ...
LG !
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Marika
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Beitrag von Marika »

Genau so wie Melli es schreibt, ist es auch meine Erfahrung!

@lulla: Tja - das mit der Rückfallquote ist so, dass je öfter man nach absetzen eines AD´s wieder eine depressive Episode erleidet, sich diese erhöht. Denn Depressionen können chronisch sein, also immer wieder kommen, wo andere Krankheiten auch. Nach meinem Rückfall oder neuen depr. Episode im Sommer (ich war zum Zeitpunkt 9 Monate ohne AD und dachte echt, ich habs gepackt), liegt meine Chance je ohne AD zu sein, bei nur 40 %. Das aber auch erst, wenn ich mein AD jetzt wieder 5 Jahre nehme. So sind die Zahlen der Studien, die die WHO gemacht hat. Es liegt also nicht am AD, dass man evlt. "nicht mehr ohne kann", sondern ganz einfach daran, dass wir evlt. eine chronische Stoffwechselerkrankung haben. Die "Gegener" sagen dann immer: Ein AD macht süchtig, dann brauchst du es immer" - ganu DAS IST NICHT DER FALL!!! Sondern wenn es so ist, haben wir ganz einfach eine chronische Krankheit und können verdammt froh sein, dass es Medikamente gibt, die es uns ermöglichen, trotzdem sehr gut zu leben!

"Herzerfrischend" ist der Inhalt diesemal leider nicht, hoffe aber trotzdem geholfen zu haben! Das Helfersyndrom läßt grüssen... :lol:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
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