stimmung fressen seele auf
Verfasst: 15:12:2010 17:08
hallo an alle und danke, dass ich hier sein darf.
nach dem ich aus den "heultagen" nach meiner entbindung im september diesen jahres nicht wirklich rausgekommen bin und mich wochenlang gefragt habe, was mit mir nicht stimmt, bin ich, nachdem es immer schlimmer wurde, auf diese seite gestossen. ich habe viel von euch gelesen und bin zu dem schluss gekommen, dass mich eine ppd fest im griff hat.
an dieser stelle sorry für die kleinschreibung, tippe gerade einhändig, da meine kleine tochter neben mir liegt und meine linke hand festhält. sie ist nach 3 std dauerbrüllen und bauchkoliken endlich, endlich, endlich !!!!!! eingeschlafen. ich habe sie wie gesagt im september bekommen. sie war gewollt, aber ungeplant zu diesem zeitpunkt. ich studiere noch, hatte bis zum mutterschutz zudem eine volle stelle, mit der ich mein studium finanzieren konnte...ich war quasi immer in bewegung, oft zwei, drei sachen parallel und hatte spass daran. ab und zu ein "lazy day" mit meinem partner. ich fühlte mich gut. kinder wollten wir, aber so in ein zwei jahren. die schwangerschaft war erstmal ein schock, zudem mein partner kurz zuvor seinen job verloren hatte. die frühschwangerschaft war überschattet von der depression und den zukunftsängsten meines partners und meiner hyperemesis gravidarum. kurz gesagt hing ich permanent über der keramik und versuchte trotzdem, meinem partner, den ich über alles liebe, beizustehen. dabei nahm ich binnen kurzer zeit über 10 kilo ab. nach der 13. woche war die kübelei dann vorbei und ich nahm über 20 kilo zu. ich frass und frass und wog soviel wie nie zuvor. ich fühlte mich dabei einfach nur scheusslich und unattraktiv. später in der schwangerschaft - mein partner hatte mittlerweile wieder einen job- konnten wir uns dann endlich auf unser baby freuen. dann kam die geburt. als krankenschwester wusste ich so einigermassen, was mich erwartete und obwohl es recht zackig zur sache ging, konnte ich die wehen, die sehr schnell heftig und häufig kamen, gut wegatmen und relativ locker bleiben. wir beeilten uns, ins kh zu kommen, dort wurde es dann immer heftiger. trotzdem liess man mich erstmal im flur platz nehmen. ungünstig...es war gerade übergabezeit und der Kreißsaal war besetzt. also warten, atmen...und warten mit 2-minütigen wehen. dann wurde ich ins aufnahmezimmer gebracht. das ctg zeigte regelmässige wehentätigkeit..was für eine überraschung....die ärztin kam, untersuchte mich und machte große augen. dann ging es sofort in den Kreißsaal. und dort tat sich dann erstmal nix mehr. geburtsstillstand in der austreibungsphase. man hat die fruchtblase aufgestochen. das fruchtwasser war schon grün, das kind sollte bald raus... im klartext: ich presste unten und kotzte oben, zwischendrin schrie ich vor schmerzen den kreißsaal zusammen. pda hatte ich noch keine, da ich eigentlich schmerzen ganz gut wegpacken kann und es erst mal so versuchen wollte. nach 2 stunden und nachdem mein kreislauf so abgebaut hatte, dass sie mir ganz schnell eine infusion gegeben haben, kam der oberarzt hinzu und befand, dass das kind sich weggedreht hatte. also bekam ich eine notfall- wehenhemmung, eine pda und sollte dann noch mal einen pressversuch machen, wenn die wehenhemmung nachgelassen hatte. inzwischen war ich aber so geschwächt, dass ich überhaupt nicht mehr richtig konnte. also riet man mir dringend zum kaiserschnitt, solange dier herztöne unseres babys noch gut waren.. überlegen musste ich nicht wirklich...an in den op. dort wurde ich festgeschnallt und die wehen kamen wieder, leider war die pda weg und sollte erst wieder aufgespritzt werden, wenn alles vorbereitet ist. also lag ich da festgezurrt auf dem op-tisch während die wehen wieder auf mich eindroschen und alles rannte hektisch um mich herum. den bauchschnitt und das gerät zum veröden der angeschnittenen blutgefäße habe ich dann leider eins zu eins gespürt, weil die neue pda noch nicht wirkte. ich sagte das dem operateur, doch der schnitt weiter und meinte, das das nur die berührung sei, die ich spürte. doch ich beharrte darauf, dass er aufhören und wenigstens noch eine minute warten solle, bis die narkose richtig wirkt. das hat er gottseidank dann auch getan. der rest der op verlief dann soweit ok, mal abgesehen davon, dass ich immer noch schmerzen hatte bei dem gezerre an meinem bauch, aber es hat wenigstens keiner mehr geschnitten....als sie mir meine tochter zeigten, war ich wie in trance, sah alles wie im traum. dann nahmen sie sie mit und ich sah sie erstmal über 2 stunden nicht, da ich im aufwachraum bleiben musste. ich hatte mir so gewünscht, sie nach der geburt sofort in den arm nehmen zu können und fühlte mich nun so leer und allein. mein partner war mit der hebamme und ihr ins neugeborenenzimmer gegangen. er hatte erst bei mir bleiben wollen, da er wusste, das ich es ganz schlimm fand, wenn man bei einem kaiserschnitt nachher noch zugenäht wird und daliegt, während alle mit deinem kind "davonlaufen". das fand ich dann aber doch gar nicht so, als die situation für mich da war und so schickte ich ihn mit unserer kleinen tochter mit. ich fand in dem moment, so ein kleines wesen soll nicht ohne mama und papa weggetragen werden. eigentlich erstaunlich, wenn ich bedenke, wieviel panik ich vor dem alleinsein im op vorher hatte. leider durfte ich die kleine wegen der hochdosierten pda nicht direkt anlegen, als ich im anschluss in einen leeren kreißsaal geschoben wurde, was mich sehr traurig machte. ich hätte sie doch so gerne ganz nah gespürt, war sie doch 9 monate so nah bei mir wie kein anderer mensch!! mein partner hat gemerkt, das mir das zu schaffen machte und sich ganz lieb um mich gekümmert. die nächsten tage waren der horror. ich versuchte wieder auf die beine zu kommen, aber die ständigen schmerzen, der schlafentzug und die hormone machten mir schwer zu schaffen. die erste nacht verbrachte die kleine im neugeborenenzimmer, um die zweite musste ich mit der kinderschwester schon feilschen wie auf dem basar, obwohl es mir sichtlich dreckig ging. die station war übervoll und sie hatte 18 kinder zu versorgen. konnte ich verstehen, half mir aber nicht im geringsten-leider. irgendwie schaffte ich es doch, sie zu überzeugen. am nächsten morgen wurde ich nach gerade mal zwei stunden schlaf dadurch geweckt, das mir die kinderschwester die kleine auf den bauch klatschte mit den worten:"hier ist ihr kind, es hat hunger, gucken sie ob sie klar kommen, wenn nicht klingeln sie eben nach der schwester, ich habe noch andere kinder zu versorgen" und weg war sie und ich lag da mit meiner kleinen schreienden tochter, höllischen schmerzen an der frischen op-wunde und kam mehr schlecht als recht klar damit. ich hatte noch nicht genug milch und die kleine schrie oft vor hunger wenn sie nicht schlief und nahm viel ab. ich stellte mir nachts zweistündlich den wecker, damit endlich ein regelmäßiger rhythmus reinkam, das stillen endlich in fahrt kommt, was dann auch mit voller wucht passierte. ich fühlte mich wie elsa, die kuh...
vorsorglich hatte ich meiner familie per sms mitgeteilt, dass ich höchst unfit bin und mir der sinn nicht nach besuch steht. ich habe ein sogar ein foto mitgeschickt, damit sie nicht vor neugier umkommen, bis ich mich melde, wann sie vorbeikommen können. ich fühlte mich schrecklich, immer noch tat jede bewegung trotz schmerzmittel höllisch weh, dazu riesige schmerzende brüste und bei den nachwehen liefen mir vor schmerzen die tränen über die wangen. aber ich habe die zähne zusammengebissen und es ertragen. einen tag nach der geburt standen dann meine mutter und ihr mann mit meinem patenkind in der tür, um mich zu besuchen und die kleine zu sehen. ich lag gerade da, stillte die kleine und ertrug einigermassen tapfer meine nachwehen. auf besuch hatte ich überhaupt keine lust. ausser mein kind und meinen partner wollte ich niemanden sehen. ich fühlte mich allem ausgeliefert, was durch meine zimmertür spazierte. da ich nicht alleine lag, war das quasi permanent der fall. durch die schmerzen und meinen niedrigen blutdruck konnte ich mich leider auch nicht einfach davonmachen und z.b. ins besucherfreie stillzimmer der station flüchten. ich war immer auf dem präsentierteller. wahrscheinlich war das schon der anfang meiner ppd... der nächste besuch kam, dem meine wünsche nach ruhe offenbar scheissegal war. meine oma, schwester, schwager und drei kinder standen am 3.tag im zimmer. wieder stillte ich zu dieser zeit, was niemanden sonst störte. ich hätte sie am liebsten alle rausgeschmissen und alles in mir schrie, das sie sich endlich verpissen sollen, innerlich kochte ich. ich war aber einfach so dermaßen erschöpft, hatte keine kraft, sie fortzuschicken. dann stand plötzlich meine schwester neben mir am bett und hatte sich die hände desinfiziert, wollte mir die kleine aus dem arm nehmen, obwohl ich sie gerade stillte, weil sie sie mal halten wollte. ich war fassungslos!! ich sagte ihr, dass ich sie stille und jetzt nicht herumreiche und sie wollte mir allen ernstes einreden, dass sie doch gar nicht trinkt, sondern schläft...
später folgten noch tage, an denen ich iv- Antiobiotika bekommen musste wegen erhöhter entzündungswerte. die nächte waren die hölle. die infusionsnadel lag so bescheuert, dass ich ständig beim versorgen der kleinen daran hängen blieb. die infusion lief oft nicht und ständig fummelte irgendwer daran rum. ich fand einfach keine ruhe. wenn ich gerade vor erschöpfung eingenickt war, turnte der nächste ins zimmer und wollte irgendwas. nachher stellte ich mich oft tiefschlafend und reagierte einfach nicht auf ansprache, klappte leider nicht immer.
zu diesem zeitpunkt beschlich mich schon immer mal ein mulmiges gefühl beim gedanken an die entlassung und den alltag mit meiner tochter. immer öfter hatte ich das gefühl, völlig fremdbestimmt zu sein.
und so fühle ich mich heute immer noch, vermisse mein altes, selbstbestimmtes leben, der schlafentzug zermürbt mich immer mehr.
ich liebe meine tochter, aber ihr schreien macht mich fertig. ich laufe kilometerweise mit dem kinderwagen um den block. bei jedem wetter, manchmal stundenlang, nur damit sie ruhig ist. dabei schreit sie schon deutlich weniger als mit sieben wochen und sie steuert mit nun fast 12 wochen auf die angeblichen "wonnemonate " der babyzeit zu. nur bei mir will keine wonne aufkommen. den appetit habe ich fast völlig verloren, die stillerei kotzt mich zeitweise (es gibt bessere und schlechtere tage) richtig an und ich bin versucht, es einfach aufzuhören. vor kurzem war ich abends allein unterwegs zur rückbildungsgymnastik mit der s-bahn und für einen augenblick war mir danach, einfach einen schritt zu weit nach vorn zu gehen vor die bahn. ein kurzer moment und dann ist es endlich vorbei. kein geschrei mehr ertragen müssen, den ständigen erwartungen der umwelt an eine nur glückliche mutter, die ich nicht sein kann,obwohl ich es doch so gern wäre. an dem tag habe ich nur noch im bett gelegen und geheult.....
am anfang zu hause habe ich meiner kleinen oft vorgesungen, um sie zu beruhigen oder mich einfach mit ihr zu beschäftigen, jetzt bin ich einfach nur immer froh, wenn sie schläft. tut sie das nicht, habe ich stress. singen geht nicht mehr. sie scheint zu merken, das ich mich verändert habe, denn sie ist oft unruhig und weint wieder mehr. das macht mich so unendlich traurig, denn sie kann ja nichts dafür....nach dem erlebnis auf dem bahnsteig habe ich mir eine psychotherapeutin von der fachleute-liste kontaktiert und mich meinem hausarzt anvertraut. er hat mir ein antidepressivum verschrieben, das ich aber wegen der unabsehbaren auswirkungen auf mein kind durch das stillen noch nicht genommen habe. habe mir erstmal ein johanniskraut-präparat besorgt und hoffe, das es in kombination mit soviel schlaf, wie ich kriegen kann, viel bewegung und gesundem essen und ausreichend trinken hilft. es ist nur so furchtbar anstrengend, sich zu allem aufzuraffen, selbst wenn ich weiß, wie wichtig es ist. es nervt einfach alles: der bus, der zu spät kommt, die nachbarin, die sich erkundigt, wie es der kleinen geht....einfach alles. und das, obwohl ich vor der schwangerschaft oft so dinger gemacht habe, wie von der nachtschicht nach hause, joggen, duschen, vorlesung, dann in diue bibliothek bis nachmittag, schlafen und wieder nachtdienst- hat mir nix ausgemacht, war ja auch für mich das studium. das hier macht mir so zu schaffen, wie ich es nicht erwartet hätte und ich komme mir so schrecklich egoistisch vor deswegen. am 22. habe ich meinen ersten termin bei der therapeutin und weiß noch nicht so recht, was da auf mich zukommt. nun ist ein halber roman daraus geworden und ich habe immer noch das gefühl, dass in meinem kopf chaos herrscht, obwohl ich das alles mal rauslassen musste, denn so deutlich konnte ich mit niemandem darüber reden. mein partner weiss nicht, dass ich kurz davor stand, vor die bahn zu springen. er hat viel stress im neuen job und hätte vermutlich dann permanent panik, dass ich es doch machen könnte, und somit keine ruhige minute mehr. das will ich ihm nicht auch noch zumuten. ich hoffe, keiner von euch nimmt es mir übel, dass ich mich hier so "ausgekotzt" habe, aber ich hatte das gefühl, ich würde platzen, wenn ich es nicht tue. ich hoffe, ich bin hier trotzdem willkommen.
liebe grüße an alle hier
mullemaus
nach dem ich aus den "heultagen" nach meiner entbindung im september diesen jahres nicht wirklich rausgekommen bin und mich wochenlang gefragt habe, was mit mir nicht stimmt, bin ich, nachdem es immer schlimmer wurde, auf diese seite gestossen. ich habe viel von euch gelesen und bin zu dem schluss gekommen, dass mich eine ppd fest im griff hat.
an dieser stelle sorry für die kleinschreibung, tippe gerade einhändig, da meine kleine tochter neben mir liegt und meine linke hand festhält. sie ist nach 3 std dauerbrüllen und bauchkoliken endlich, endlich, endlich !!!!!! eingeschlafen. ich habe sie wie gesagt im september bekommen. sie war gewollt, aber ungeplant zu diesem zeitpunkt. ich studiere noch, hatte bis zum mutterschutz zudem eine volle stelle, mit der ich mein studium finanzieren konnte...ich war quasi immer in bewegung, oft zwei, drei sachen parallel und hatte spass daran. ab und zu ein "lazy day" mit meinem partner. ich fühlte mich gut. kinder wollten wir, aber so in ein zwei jahren. die schwangerschaft war erstmal ein schock, zudem mein partner kurz zuvor seinen job verloren hatte. die frühschwangerschaft war überschattet von der depression und den zukunftsängsten meines partners und meiner hyperemesis gravidarum. kurz gesagt hing ich permanent über der keramik und versuchte trotzdem, meinem partner, den ich über alles liebe, beizustehen. dabei nahm ich binnen kurzer zeit über 10 kilo ab. nach der 13. woche war die kübelei dann vorbei und ich nahm über 20 kilo zu. ich frass und frass und wog soviel wie nie zuvor. ich fühlte mich dabei einfach nur scheusslich und unattraktiv. später in der schwangerschaft - mein partner hatte mittlerweile wieder einen job- konnten wir uns dann endlich auf unser baby freuen. dann kam die geburt. als krankenschwester wusste ich so einigermassen, was mich erwartete und obwohl es recht zackig zur sache ging, konnte ich die wehen, die sehr schnell heftig und häufig kamen, gut wegatmen und relativ locker bleiben. wir beeilten uns, ins kh zu kommen, dort wurde es dann immer heftiger. trotzdem liess man mich erstmal im flur platz nehmen. ungünstig...es war gerade übergabezeit und der Kreißsaal war besetzt. also warten, atmen...und warten mit 2-minütigen wehen. dann wurde ich ins aufnahmezimmer gebracht. das ctg zeigte regelmässige wehentätigkeit..was für eine überraschung....die ärztin kam, untersuchte mich und machte große augen. dann ging es sofort in den Kreißsaal. und dort tat sich dann erstmal nix mehr. geburtsstillstand in der austreibungsphase. man hat die fruchtblase aufgestochen. das fruchtwasser war schon grün, das kind sollte bald raus... im klartext: ich presste unten und kotzte oben, zwischendrin schrie ich vor schmerzen den kreißsaal zusammen. pda hatte ich noch keine, da ich eigentlich schmerzen ganz gut wegpacken kann und es erst mal so versuchen wollte. nach 2 stunden und nachdem mein kreislauf so abgebaut hatte, dass sie mir ganz schnell eine infusion gegeben haben, kam der oberarzt hinzu und befand, dass das kind sich weggedreht hatte. also bekam ich eine notfall- wehenhemmung, eine pda und sollte dann noch mal einen pressversuch machen, wenn die wehenhemmung nachgelassen hatte. inzwischen war ich aber so geschwächt, dass ich überhaupt nicht mehr richtig konnte. also riet man mir dringend zum kaiserschnitt, solange dier herztöne unseres babys noch gut waren.. überlegen musste ich nicht wirklich...an in den op. dort wurde ich festgeschnallt und die wehen kamen wieder, leider war die pda weg und sollte erst wieder aufgespritzt werden, wenn alles vorbereitet ist. also lag ich da festgezurrt auf dem op-tisch während die wehen wieder auf mich eindroschen und alles rannte hektisch um mich herum. den bauchschnitt und das gerät zum veröden der angeschnittenen blutgefäße habe ich dann leider eins zu eins gespürt, weil die neue pda noch nicht wirkte. ich sagte das dem operateur, doch der schnitt weiter und meinte, das das nur die berührung sei, die ich spürte. doch ich beharrte darauf, dass er aufhören und wenigstens noch eine minute warten solle, bis die narkose richtig wirkt. das hat er gottseidank dann auch getan. der rest der op verlief dann soweit ok, mal abgesehen davon, dass ich immer noch schmerzen hatte bei dem gezerre an meinem bauch, aber es hat wenigstens keiner mehr geschnitten....als sie mir meine tochter zeigten, war ich wie in trance, sah alles wie im traum. dann nahmen sie sie mit und ich sah sie erstmal über 2 stunden nicht, da ich im aufwachraum bleiben musste. ich hatte mir so gewünscht, sie nach der geburt sofort in den arm nehmen zu können und fühlte mich nun so leer und allein. mein partner war mit der hebamme und ihr ins neugeborenenzimmer gegangen. er hatte erst bei mir bleiben wollen, da er wusste, das ich es ganz schlimm fand, wenn man bei einem kaiserschnitt nachher noch zugenäht wird und daliegt, während alle mit deinem kind "davonlaufen". das fand ich dann aber doch gar nicht so, als die situation für mich da war und so schickte ich ihn mit unserer kleinen tochter mit. ich fand in dem moment, so ein kleines wesen soll nicht ohne mama und papa weggetragen werden. eigentlich erstaunlich, wenn ich bedenke, wieviel panik ich vor dem alleinsein im op vorher hatte. leider durfte ich die kleine wegen der hochdosierten pda nicht direkt anlegen, als ich im anschluss in einen leeren kreißsaal geschoben wurde, was mich sehr traurig machte. ich hätte sie doch so gerne ganz nah gespürt, war sie doch 9 monate so nah bei mir wie kein anderer mensch!! mein partner hat gemerkt, das mir das zu schaffen machte und sich ganz lieb um mich gekümmert. die nächsten tage waren der horror. ich versuchte wieder auf die beine zu kommen, aber die ständigen schmerzen, der schlafentzug und die hormone machten mir schwer zu schaffen. die erste nacht verbrachte die kleine im neugeborenenzimmer, um die zweite musste ich mit der kinderschwester schon feilschen wie auf dem basar, obwohl es mir sichtlich dreckig ging. die station war übervoll und sie hatte 18 kinder zu versorgen. konnte ich verstehen, half mir aber nicht im geringsten-leider. irgendwie schaffte ich es doch, sie zu überzeugen. am nächsten morgen wurde ich nach gerade mal zwei stunden schlaf dadurch geweckt, das mir die kinderschwester die kleine auf den bauch klatschte mit den worten:"hier ist ihr kind, es hat hunger, gucken sie ob sie klar kommen, wenn nicht klingeln sie eben nach der schwester, ich habe noch andere kinder zu versorgen" und weg war sie und ich lag da mit meiner kleinen schreienden tochter, höllischen schmerzen an der frischen op-wunde und kam mehr schlecht als recht klar damit. ich hatte noch nicht genug milch und die kleine schrie oft vor hunger wenn sie nicht schlief und nahm viel ab. ich stellte mir nachts zweistündlich den wecker, damit endlich ein regelmäßiger rhythmus reinkam, das stillen endlich in fahrt kommt, was dann auch mit voller wucht passierte. ich fühlte mich wie elsa, die kuh...
vorsorglich hatte ich meiner familie per sms mitgeteilt, dass ich höchst unfit bin und mir der sinn nicht nach besuch steht. ich habe ein sogar ein foto mitgeschickt, damit sie nicht vor neugier umkommen, bis ich mich melde, wann sie vorbeikommen können. ich fühlte mich schrecklich, immer noch tat jede bewegung trotz schmerzmittel höllisch weh, dazu riesige schmerzende brüste und bei den nachwehen liefen mir vor schmerzen die tränen über die wangen. aber ich habe die zähne zusammengebissen und es ertragen. einen tag nach der geburt standen dann meine mutter und ihr mann mit meinem patenkind in der tür, um mich zu besuchen und die kleine zu sehen. ich lag gerade da, stillte die kleine und ertrug einigermassen tapfer meine nachwehen. auf besuch hatte ich überhaupt keine lust. ausser mein kind und meinen partner wollte ich niemanden sehen. ich fühlte mich allem ausgeliefert, was durch meine zimmertür spazierte. da ich nicht alleine lag, war das quasi permanent der fall. durch die schmerzen und meinen niedrigen blutdruck konnte ich mich leider auch nicht einfach davonmachen und z.b. ins besucherfreie stillzimmer der station flüchten. ich war immer auf dem präsentierteller. wahrscheinlich war das schon der anfang meiner ppd... der nächste besuch kam, dem meine wünsche nach ruhe offenbar scheissegal war. meine oma, schwester, schwager und drei kinder standen am 3.tag im zimmer. wieder stillte ich zu dieser zeit, was niemanden sonst störte. ich hätte sie am liebsten alle rausgeschmissen und alles in mir schrie, das sie sich endlich verpissen sollen, innerlich kochte ich. ich war aber einfach so dermaßen erschöpft, hatte keine kraft, sie fortzuschicken. dann stand plötzlich meine schwester neben mir am bett und hatte sich die hände desinfiziert, wollte mir die kleine aus dem arm nehmen, obwohl ich sie gerade stillte, weil sie sie mal halten wollte. ich war fassungslos!! ich sagte ihr, dass ich sie stille und jetzt nicht herumreiche und sie wollte mir allen ernstes einreden, dass sie doch gar nicht trinkt, sondern schläft...
später folgten noch tage, an denen ich iv- Antiobiotika bekommen musste wegen erhöhter entzündungswerte. die nächte waren die hölle. die infusionsnadel lag so bescheuert, dass ich ständig beim versorgen der kleinen daran hängen blieb. die infusion lief oft nicht und ständig fummelte irgendwer daran rum. ich fand einfach keine ruhe. wenn ich gerade vor erschöpfung eingenickt war, turnte der nächste ins zimmer und wollte irgendwas. nachher stellte ich mich oft tiefschlafend und reagierte einfach nicht auf ansprache, klappte leider nicht immer.
zu diesem zeitpunkt beschlich mich schon immer mal ein mulmiges gefühl beim gedanken an die entlassung und den alltag mit meiner tochter. immer öfter hatte ich das gefühl, völlig fremdbestimmt zu sein.
und so fühle ich mich heute immer noch, vermisse mein altes, selbstbestimmtes leben, der schlafentzug zermürbt mich immer mehr.
ich liebe meine tochter, aber ihr schreien macht mich fertig. ich laufe kilometerweise mit dem kinderwagen um den block. bei jedem wetter, manchmal stundenlang, nur damit sie ruhig ist. dabei schreit sie schon deutlich weniger als mit sieben wochen und sie steuert mit nun fast 12 wochen auf die angeblichen "wonnemonate " der babyzeit zu. nur bei mir will keine wonne aufkommen. den appetit habe ich fast völlig verloren, die stillerei kotzt mich zeitweise (es gibt bessere und schlechtere tage) richtig an und ich bin versucht, es einfach aufzuhören. vor kurzem war ich abends allein unterwegs zur rückbildungsgymnastik mit der s-bahn und für einen augenblick war mir danach, einfach einen schritt zu weit nach vorn zu gehen vor die bahn. ein kurzer moment und dann ist es endlich vorbei. kein geschrei mehr ertragen müssen, den ständigen erwartungen der umwelt an eine nur glückliche mutter, die ich nicht sein kann,obwohl ich es doch so gern wäre. an dem tag habe ich nur noch im bett gelegen und geheult.....
am anfang zu hause habe ich meiner kleinen oft vorgesungen, um sie zu beruhigen oder mich einfach mit ihr zu beschäftigen, jetzt bin ich einfach nur immer froh, wenn sie schläft. tut sie das nicht, habe ich stress. singen geht nicht mehr. sie scheint zu merken, das ich mich verändert habe, denn sie ist oft unruhig und weint wieder mehr. das macht mich so unendlich traurig, denn sie kann ja nichts dafür....nach dem erlebnis auf dem bahnsteig habe ich mir eine psychotherapeutin von der fachleute-liste kontaktiert und mich meinem hausarzt anvertraut. er hat mir ein antidepressivum verschrieben, das ich aber wegen der unabsehbaren auswirkungen auf mein kind durch das stillen noch nicht genommen habe. habe mir erstmal ein johanniskraut-präparat besorgt und hoffe, das es in kombination mit soviel schlaf, wie ich kriegen kann, viel bewegung und gesundem essen und ausreichend trinken hilft. es ist nur so furchtbar anstrengend, sich zu allem aufzuraffen, selbst wenn ich weiß, wie wichtig es ist. es nervt einfach alles: der bus, der zu spät kommt, die nachbarin, die sich erkundigt, wie es der kleinen geht....einfach alles. und das, obwohl ich vor der schwangerschaft oft so dinger gemacht habe, wie von der nachtschicht nach hause, joggen, duschen, vorlesung, dann in diue bibliothek bis nachmittag, schlafen und wieder nachtdienst- hat mir nix ausgemacht, war ja auch für mich das studium. das hier macht mir so zu schaffen, wie ich es nicht erwartet hätte und ich komme mir so schrecklich egoistisch vor deswegen. am 22. habe ich meinen ersten termin bei der therapeutin und weiß noch nicht so recht, was da auf mich zukommt. nun ist ein halber roman daraus geworden und ich habe immer noch das gefühl, dass in meinem kopf chaos herrscht, obwohl ich das alles mal rauslassen musste, denn so deutlich konnte ich mit niemandem darüber reden. mein partner weiss nicht, dass ich kurz davor stand, vor die bahn zu springen. er hat viel stress im neuen job und hätte vermutlich dann permanent panik, dass ich es doch machen könnte, und somit keine ruhige minute mehr. das will ich ihm nicht auch noch zumuten. ich hoffe, keiner von euch nimmt es mir übel, dass ich mich hier so "ausgekotzt" habe, aber ich hatte das gefühl, ich würde platzen, wenn ich es nicht tue. ich hoffe, ich bin hier trotzdem willkommen.
liebe grüße an alle hier
mullemaus