Bin ich hier richtig?

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jule

Bin ich hier richtig?

Beitrag von jule »

Hallo, ich wollte mich bei euch vorstellen...

Auf der Suche nach einer Erklärung für meine Gefühle bin ich auf diese Homepage gestoßen. Mir gehts in letzter Zeit nicht gut :(

Ich habe 2 Töchter, die Große ist jetzt 6 Jahre alt und die Kleine 4,5 Monate. Ich kann die Babyzeit irgendwie nicht genießen, finde meist alles nur schlimm und weiß nicht was das soll. Ich bin froh, wenn ich meine Ruhe habe und die Kinder nicht sehe (obwohl die Große wirklich das liebste Kind der Welt ist). Die Kleine ist oft unzufrieden, schläft schlecht usw. - aber die Große war damals ein Schreibaby und sehr viel anstrengender. Daran kann es also nicht liegen.

Ich fühle mich oft einfach überfordert, sitze heulend neben der Kleinen, wenn sie schreit, denke, dass es ein Fehler war sie zu bekommen... Diese Gedanken sind eigentlich die Schlimmsten. Ich verstehe mich selbst nicht mehr.

Nach der sehr heftigen, aber kurzen, Geburt, ging es mir erst ganz gut. Am 3. Tag musste ich dann noch in den OP wegen einer Ausschabung, an dem Tag fing ich an zu weinen und hörte dann quasi mehrere Tage erstmal nicht auf. Der normale Babyblues, denke ich... Oder dachte ich... Ich bin nicht ganz sicher, ob es zwischendurch überhaupt längere Zeit besser wurde. Irgendwann hab ich nicht mehr so viel geweint, aber jetzt ist das alles wieder da.

Ich habe auch meistens grausige Laune, mein Mann sprach schon von Ehetherapie. Am 23.12. konnte ich mal wieder nachts nicht schlafen und schrieb ihm einen langen Brief, mit der Vermutung, dass ich eine Depression habe. Am 24.12. meinte er dann jetzt würde sich einiges erklären und die Ehetherapie bräuchten wir nicht mehr. Ich kann mit ihm aber nicht darüber sprechen, ich kann nur schreiben - aber das ist ja immerhin schon mal etwas.

Was soll ich denn jetzt tun? Ich hab große Probleme vor Fremden (z. B. Ärzten) zu weinen, ich will auch keine Tabletten nehmen. Gibt es Möglichkeiten sich selbst zu helfen?

Ich würde so gerne wieder glücklich sein können. Ich will nicht neben meiner kleinen süßen Tochter sitzen und denken, dass ich sie gleich schütteln muss, weil sie einfach nicht ruhig ist - ich würde das niemals tun! Aber ich denke es einfach :( Ich weiß nicht warum. Ich will auch nicht mehr denken, dass ich lieber tot wäre - ich will einfach glücklich leben. Es ist doch eigentlich alles so wie ich es mir immer gewünscht habe. Warum kann ich das nicht genießen?
himugüegeli

Beitrag von himugüegeli »

Hi Jule

Herzlich willkommen hier im Forum. Gut hast du diese Seite gefunden. Du bist hier genau richtig.
Ich finds ganz stark von dir hast du dich getraut zu schreiben.

Mir ging es bei meinem Sohn auch so. Nach drei Tagen fing ich unglaublich an zu weinen. Danach gieng es mir immer wie schlechter.
Ich war mit allem überfordert und hatte keine Kraft. Auch diese Gedanken dem Kind gegenüber vorallem wenn es schreit, kenne ich gut.
Auch das man am liebsten nicht mer hier wäre kenne ich ebenfalls sehr gut.

Weisst du wenn deine Kleine weint und du hältst es nicht aus, was typisch ist für PPD, dann geh doch kurz in ein anderes Zimmer oder mach dir nen Kaffee.....
Das hatt mich dann etwas beruhigt.
Du hast gefragt ob es Möglichkeiten gibt sich selbst zu helfen. Es ist sehr wichtig das mann in dieser Situation eine Psychologin zur Seite hat die einem hilft. Ich wollte damals auch nicht hin aus dem Selben Grund. Aber weisst du die kennen das nicht anders als das ein Patient manchmal weint und können gut damit umgehen. Und dafür brauchst du dich auch nicht zu schämen. Es ist nun mal eine Krankheit. Aus mir sind die tränen auch immer nur ausgebrochen und wenn mich jemand fragte wie es mir geht fing ich an zu weinen.
Keine Sorge die Fachleute können gut damit umgehen.
Ob du Medikamente nehmen möchtest kannst nur du endscheiden.
Ich persönlich habe eine schwere Postpartale Depression ohne Tabletten durchgestanden. Bin es mir aber im nachherein sehr gereuhig. Auch jetzt die zweite Mittelschwere habe ich auch nur Johanniskraut genommen.
Es ist Natürlich und hatt nur ne schwache wirkung.
Auch dieses mal hätte ich etwas nehmen sollen da es mit Medikamenten einem nach 2-3 Wochen besser geht. Es gibt auch welche für in der Stillzeit.
Die erste hatte ich 2 Jahre bis es ganz durch war und die 2te jetzt genau 1 Jahr. Geht mir aber schon besser.Man leidet einfach mehr. Weiss aber ja selbst das es ein schwieriger Schritt ist welche zu nehmen.
Was ich wichtig finde ist das du Unterstützung in der Kinderbetreuung bekommst.Wenn du dich dazu nicht in der Lage fühlst es zu organisieren, was ganz normal ist bei dieser Krankheit, hilft dir bestimmt dein Mann. Ich gebe auch immer alles meinem Mann wenn mich etwas überfordert. Das kannst du ruhig tun. Mein Mann war froh wenn er etwas für mich tun konnte.
Finde es übrigens super das du ihm schreibst.So kannst du ihm deine Gefühle mitteilen was ich wichtig finde für beide. Das ist echt ne tolle idee.
Was sonst im Alltag hilft ist eben die Entlastung, Spatziergänge wenn dir alles zu viel wird und dir viel gutes tun. Gute Musik hören, ein Buch lesen oder auch sport machen hilft mir sehr, wenn du die kraft dazu schon findest und sonst zu einem späteren Zeitpunkt. Ich habe seit kurzem eine Lichttherapie begonnen. Habe eine Lampe vom Hausarzt bekommen und setze mich pro Tag 30 min. darunter.Zudem habe ich meinen Eisenwert testen lassen der nur knapp über dem Eisenmangel steht. Nehme jetzt seit einem Monat Eisentabletten und geht mir seither viel besser.Ich hätts nicht gedacht.
Dies ist aber eine häufige Ursache der Nachgeburtlichen Depression weil mann bei der Geburt viel Blut und Eisen verliert.

Ich hoffe ich konnte dir ein wenig damit helfen und vielleicht kannst du das Eine oder Andere für dich selbst gebrauchen.

Ganz liebe grüsse Himugüegeli
jule

Beitrag von jule »

Hallo Himugüegeli!

Vielen, vielen Dank für Deine Antwort! Es hilft so sehr, wenn man liest, dass man nicht allein ist - obwohl es schon heftig ist wie viele Frauen an dieser Krankheit leiden.

Ich habe hier die Expertenlisten schon durchgesucht, in meiner Stadt gibt es leider keine Selbsthilfegruppe oder Experten. Geht man sonst als erstes zum Gynäkologen und schildert die Situation oder sucht sich sofort einen Psychologen? Ich weiß noch nicht ob ich das kann, aber ich möchte trotzdem einfach wissen wie ich vorzugehen hätte.

Heute war wieder ein echt schlechter Tag. Ich habe zusätzlich noch einen grippalen Infekt und fühle mich einfach wie ausgeschaltet. Mich interessiert nichts, ich will mich um nichts kümmern... Mein Mann ist heute zuhause und hat sich den ganzen Tag um die Kinder gekümmert, ich bin sehr dankbar dafür. Die Kleine hat vorgestern zum ersten Mal bei der Oma geschlafen, gestern lag ich dann auch den ganzen Tag im Bett wegen der Grippe und obwohl sie auch schon wieder ab 10 Uhr morgens hier war, wollte ich sie gar nicht sehen. Ich habe sie auch die ganze Zeit nicht vermisst :( Früher bei der Großen hab ich ständig auf die Uhr gesehen, hab bei der Oma angerufen und gefragt wie es läuft usw... All das fehlt jetzt.
himugüegeli

Beitrag von himugüegeli »

Hi Jule

Ohh je. Das dich jetzt auch noch ne Grippe erwischt hat ist schrecklich. Man ist doch sonst schon ausgelaugt genug. Finde es super hat dein Mann zu den Kindern geschaut und konntest du deine Kleine zu Oma geben.

Vielleicht kann sie noch mehr zu den Kindern schauen. Du kannst momentan bestimmt jede Unterstützung gut gebrauchen, wie alle hier die an PPD erkrankt sind.
Ja die Geschichten hier sind krass ich konnte sie am anfang auch fast nicht lesen.
Was die Gefühle gegenüber deiner Tochter betrifft sind bestimmt sehr schlimm und von mir aus gesehen das schlimmste an dieser Krankheit und gehören leider auch zu diesem Krankheitzbild.
Wenn es dir wider besser geht werden die Gefühle gegenüber deiner Kleinen auch wieder da sein.
Bei mir kommen die Gefühle langsam wider zurück gegenüber meinen Jungs.
Bei meinem Partner hat z noch etwas schwerer was ihn im moment sehr kränkt aber da kann man nun mal nichts machen. Auch die werden bald wider ganz da sein.
Mach dir also keine Vorwürfe die Krankheit überdeckt momentan die Gefühle.

Wegen der Psychologin. Meine Gynakologin hatt sich mit PPD leider nicht ausgekannt. Viele gehen zum Hausarzt oder suchen sich direkt eine Fachperson. Das letztere ist wohl am einfachsten.
Es ist wichtig das mann sich schnell Hilfe holt weil das ganze sonst noch schlimmer wird und man die Krankheit mit einer Fachperson, Mutter-Kind Klinik gut auffangen kann und die Krankheit dann auch nicht so lange dauert und nicht so schlimm wird.
Ich war im August in einer Mutter - Kind Station für 5 Wochen. Mann sagt so 3-6 Wochen. Dies ist NICHT zu vergleichen mit einer Psychiatrie. Dort gieng es mir sehr schnell besser auch ohne Medikamente, obschon ein Med, wie schon gesagt nichts schlechtes ist.
Sie konnten mir mein Kleiner mit Babymasagen und natürlich entlastung in der Nacht wieder näher bringen.
Hatte dort Tanztherapie und konnte für mich musizieren, malen, töpfern und hatte gleichgesinnte Frauen mit Babys und Kleinkinder im ähnlichen alter um mich herum.
Das wäre vielleich auch noch eine Idee.
Am besten gibst du im Internet bei dem Telefonbuch Psychologin und dann den Ort ein. Dann kannst du dir eine aussuchen. Es ist aber wichtig das du dich da wohl und verstanden fühlst. Wenn nicht rufst du die nächste an. Das ist kein Problem. Ich habe mich erst bei der 4ten wohl gefühlt. Es ist besser man sucht sich die richtige und ist da wohl. Dann wird man auch schneller gesund.
Auch wichtig ist das sie oder er eine gute Ausbildung haben.
Also ich wünsche dir ganz ganz gute besserung bis bald Himugüegeli
himugüegeli

Beitrag von himugüegeli »

Hi Jule

Ich hab noch etwas vergessen was mir sehr hilft. Ich trinke pro Tag 3 Tassen Frauenmantelkraut ( Tee ) das unterstützt mich noch recht gut. Habe ich auch hier im Forum gelesen.
Das ersetzt natürlich alles Andere nicht aber kann etwas unterstützen.

Ganz liebe Grüsse Himugüegeli
jule

Beitrag von jule »

Frauenmantelkraut werde ich mir besorgen, danke für den Tipp!

Oje, ob ich es in so einer Klinik aushalten könnte, weiß ich nicht. Ich weiß nicht ob ich solange von zuhause weg könnte. Meine ältere Tochter ist ja auch noch da.
himugüegeli

Beitrag von himugüegeli »

Hi Jule
Naja ich selbst habe lange gebraucht bis ich diesen Schritt gemacht habe. Da ich einen älteren Sohn habe war dieser Gedanke bei mir auch bis ich zu Hause einfach nicht mehr konnte.
Mein Partner konnte dann frei nehmen.Viele Mütter gaben die älteren dann zu Oma.
Ich habe sehr viel telefoniert mit meinem Kleinen. Besuchen kam er mich nicht viel, was ich auch besser fand, da es weit und der Abschied zu krass war. Meine Jungs habe die Zeit miteinander sehr genossen, obschon sie froh waren, dass ich dann wider da war.
Vorallem hatte mein grosser dann ne Mama der es etwas besser gieng.

Dies ist aber nur eine weitere Idee die Hilfreich sein kann.

Ganz liebe Grüsse Himugüegeli
nic

Beitrag von nic »

Liebe Jule...

für mich hört sich Dein Zustand sehr nach PPD an. Und ich finde, viereinhalb Monate sind lange genug gelitten.

Du solltest definitiv etwas unternehmen.

Es ist nicht so einfach, einen passenden Psychiater zu finden, oder überhaupt erst einen Termin zu bekommen.

An eine geeignete Psychotherapie kommt man noch schlechter heran, da muss man sich die Finger wund telefonieren, Glück oder Beziehungen haben...

Du liebst Dein Kind genauso wie Dein erstes, die Gefühle sind nur von der Krankheit überdeckt... glaub mir. Ich spreche aus Erfahrung, denn genauso wie Du schreibst erging es mir auch.

Du solltest einen Termin bei einem Psychiater machen, wo Du immer was bekommen kannst ist in der nächsten psychiatrischen Ambulanz.
Die helfen Dir weiter.

Und da musst Du es Dir nicht vorstellen wie in eirgend einem schlechten Film, echt nicht.

Und auch die Medikamente sind nicht so schlimm, wie man denkt.
Ich nehme sie jetzt seit 4 Monaten und bin froh, dass ich dadurch wieder zurück ins Leben gefunden habe und meine Kinder (3 an der Zahl) genießen kann...

Bitte kümmer Dich um Dich!

Liebe Grüße

N!c
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