Was hat bei euch den Ausschlag gegeben zum Arzt zu gehen?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

jule

Was hat bei euch den Ausschlag gegeben zum Arzt zu gehen?

Beitrag von jule »

Mir ging es ne ganze Zeit lang richtig schlecht, habe mehrere Stunden täglich nur geweint und fand mein ganzes Leben nur noch schlimm. Seit ich am 23.12. meinem Mann einen ganz langen Brief nachts geschrieben habe, geht es mir deutlich besser. Ich dachte vorher ich ertrage Weihnachten nicht, aber es war richtig schön.

Jetzt hab ich diese Heulattacken fast nur noch, wenn wir uns streiten, was aufgrund der Tatsache, dass er jetzt weiß wie es mir geht/ging, seltener geworden ist. Vor 2 Tagen wars wieder etwas schlimmer, auch (nur?) wegen eines Streits.

Jetzt bin ich mir so unsicher. Vorher hätte ich wirklich gesagt, dass ich an einer Depression leide. Ich hatte auch Zwangsgedanken und bin hier zuhause alleine überhaupt nicht klar gekommen, war völlig verzweifelt, wenn die Kleine geschrien hat usw.

Nun ist es so, dass es viel besser läuft und ich denke, dass ich vielleicht gar nichts habe. :roll:

Was war denn bei euch der Moment, dass ihr wusstet, dass etwas unternommen werden muss? So wie ich mich im Moment fühle, käme ich mir blöd vor zum Arzt zu gehen, ich kann die schlimmen Gedanken und Gefühle gar nicht richtig wiedergeben, wenn ich sie nicht gerade habe.
Markus

Beitrag von Markus »

Hallo jule,

bei mir war der Ausschlag zum Arzt zu gehen, das ich mein Kind nicht mehr in den Arm nehmen konnte, ohne Angstattacken oder ZG´s. Auch Heulattacken hatte ich sehr viele.
Ich habe drei Kinder und mußte was unternehmen und entschloss mich zum Psychiater zu gehen und nehme jetzt ein AD.
Feebie

Beitrag von Feebie »

Hallo jule,

ich bin zum Arzt gerannt, als ich den ersten ernsthaften Suizidgedanken hatte, da habe dann selbst ich gemerkt, das etwas ganz und gar nicht stimmt. :?

Aber wer sagt, das man es soweit kommen lassen muss. Warum erst handeln, wenn es richtig richtig schlimm ist. Du bist sehr aufmerksam, hast dich gut beobachtet. Du hast dich hier angemeldet, ein wichtiger und sehr effektiver Schritt. Jetzt warte nicht, bis es evtl. wieder schlimmer wird. Wenn du zum Arzt gehen möchtest, dann tue das!
Du kannst ihm sagen wie es dir ergangen ist und derzeit geht, das du um die Krankheit weißt und dir Sorgen machst. Das du eben präventiv Hilfe möchtest. Man kann ja auch vorher gegensteuern und nicht erst hinterher etwas kurieren. Je früher du etwas unternimmst, desto schneller der Erfolg und desto kürzer der Leidensweg.

Und wenn du in einem Monat sagst, das es dir blendet geht und seine Medikamente, Therapievorschläge etc. nicht mehr nötig hast, dann ist das eben so. Aber gut, das du sie hattest...

Ich will damit sagen, es "schadet" ja niemanden, wenn du zum Arzt gehst. Verlieren kannst du dadurch jedenfalls nichts, nur gewinnen, falls nötig.

Alles Gute für dich!
Feebie
Harmonie2010

Beitrag von Harmonie2010 »

Hallo Jule,

ich wurde von meinen Leuten in die Klinik gebracht, weil ich nur noch geweint habe und weil ich psychotisch war und mich verfolgt und beobachtet gefühlt habe... Hatte bereits eine Schwangerschafts- Psychose und Depression, es geht mir deutlich besser inzwischen, aber ich bin insgesamt auch schon über 1,5 Jahre krank mittlerweile... Kann nur sagen, dass ich auch zwischendurch manchmal das Gefühl hatte, eigentlich gar nicht krank zu sein,... vielleicht gehört das auch irgendwie zu den Symptomen,... hab mir halt oft gedacht "stell dich nicht so an, eigentlich hast du ja gar nix..."
Jalima

Beitrag von Jalima »

Ich war das erste Mal im Krankenhaus ein Woche nach der Geburt. Ich hatte eine starke Panikattacke und das Gefühl nicht mehr zur Ruhe zu kommen.
Allerdings war das der falsche Ort, die kannten sich überhaupt nicht aus.
Beim nächsten Mal bin ich zu meiner Hausärztin und die machte direkt einen Termin im gemeindepsychatrischen Zentrum und die waren super :-)
Hope

Beitrag von Hope »

HI

Ich bin zum artzt weil ich nach dreieinhalp jahren eifach nicht mehr konnte , wuste ja nicht was ich habe und dachte echt ich müßte in die klapse.

Lg Hope
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo,

ich bin nach 3 Wochen mit Angst, Panik und ZG zum Arzt, weil ich nach einer kurzen Phase, in der es mir besser ging und ich dachte - ich hab eh nichts - wieder komplett ins tiefe Loch gefallen bin. Da wußte ich: Ich brauche hilfe, diese "Gute Phase" war nur etwas, dass bei Depressionen öfter vorkommt, aber immer weniger lang und häufig auftritt.

Daher auch mein Rat: Sollte es dir wieder schlechter gehen - was ich nicht hoffe - dann scheue dich nicht, zum Arzt zu gehen.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
mici

Beitrag von mici »

Ich bin zum Arzt gegangen, nachdem ich wochenlang nur noch am Heulen war und nicht mehr schlafen konnte. Es gab auch mal bessere Tage dazwischen, aber alles in allem war es kontinuierlich schlecht. Hast Du Redebedarf? Stellst Du Dir häufig Sinnfragen, so nach dem Motto: Was soll das eigentlich alles? Kannst Du Dich noch auf Dinge freuen? Blickst Du zuversichtlich in die Zukunft? Das wären vielleicht so Anhaltspunkte.

Lieben Gruß,

MICI
jule

Beitrag von jule »

Danke für eure vielen Antworten!
mici hat geschrieben:Ich bin zum Arzt gegangen, nachdem ich wochenlang nur noch am Heulen war und nicht mehr schlafen konnte. Es gab auch mal bessere Tage dazwischen, aber alles in allem war es kontinuierlich schlecht. Hast Du Redebedarf? Stellst Du Dir häufig Sinnfragen, so nach dem Motto: Was soll das eigentlich alles? Kannst Du Dich noch auf Dinge freuen? Blickst Du zuversichtlich in die Zukunft? Das wären vielleicht so Anhaltspunkte.

Lieben Gruß,

MICI
Schlafstörungen hab ich schon mein halbes Leben lang, das ist vielleicht noch eher ein Grund zum Arzt zu gehen. Eigentlich hab ich es ständig vor, aber irgendwie fühl ich mich auch nie ernst genommen. Ich schlaf meist erst nach 2-3 Stunden ein und wache ständig auf, vom allerkleinsten Geräusch. Kann auch nicht mit jemanden in einem Raum schlafen, nichtmal mit einem der Kinder...

Redebedarf hab ich wenig, eher im Gegenteil, ich KANN darüber gar nicht sprechen :( Sinngedanken mache ich mir an Heultagen, sonst eigentlich nicht, aber diese Heultage sind ja wie gesagt momentan nur selten. Und in die Zukunft blicke ich eigentlich auch positiv.
kadisha

Beitrag von kadisha »

ich hatte von heute auf morgen eine mega panikatacke und dachte ich sterbe gleich
bin dann mit krankenwagen in die notaufnahme
seit der panikatacke ging es immer weiter berg ab.
angst, panik, schwindel, herzrasen,durchfall, uebelkeit, weinen, schlaflusigkeit, keine kraft, traurig..
bei mir waren es erst die koerperlichen symptome..
ich dachte erst ich haette irgend eine schlimme krankheit
hab mich gefuehlt als wuerde ich nicht mehr lange leben..

erinnere mich grade an den thread den ich damals aufgemacht habe..
"ich glaube ich lebe nicht mehr lange". ja ich glaube so in etwa hiess er.
oh man, was fuer eine hoelle ich damals durchlebt hatte. :cry:
haette nie gedacht, dass es wieder besser werdem wuerde....

lg
mici

Beitrag von mici »

Schlafstörungen hab ich schon mein halbes Leben lang, das ist vielleicht noch eher ein Grund zum Arzt zu gehen
Diese Schlafstörungen werden ihre Ursachen haben. Bei manchen kann das ein niedriger Ferritinwert (Eisenspeicher) sein, bei manchen sind es vielleicht mehr psychische Ursachen. Das würde ich auf jeden Fall mal in einem großen Blutbild abklären lassen. Lass auch gleich Deine Schilddrüsenwerte untersuchen, wenn körperlich alles im Lot ist, bist Du schon mal einen Schritt weiter.
Redebedarf hab ich wenig, eher im Gegenteil, ich KANN darüber gar nicht sprechen
Das klingt für mich jetzt sehr danach, als hättest Du etwas zu verdrängen?! Etwas, worüber Du nicht näher nachdenken möchtest, weil es vielleicht schmerzhaft ist?! Wenn dem so ist, dann erklären sich auch auf den ersten BLick Deine Schlafstörungen, denn statt selig in den Schlaf zu sinken, ist Deine Seele ständig dabei, das Unangenehme zu verdrängen. Dadurch kann natürlich nicht die nötige Ruhe für einen gesunden Schlaf entstehen. Aus diesem Grund würde ich an Deiner Stelle die Schlafstörungen auf jeden Fall mal näher in den Blick nehmen. Denn im Übrigen kann dauerhafter Schlafmangel bzw. chronische Schlafstörungen auch ein depressives Erkrankungsbild verstärken. Der Körper und die Seele brauchen Ruhephase, um sich zu regenerieren und den Anforderungen des Alltags gerecht zu werden.
jule

Beitrag von jule »

mici hat geschrieben:
Schlafstörungen hab ich schon mein halbes Leben lang, das ist vielleicht noch eher ein Grund zum Arzt zu gehen
Diese Schlafstörungen werden ihre Ursachen haben. Bei manchen kann das ein niedriger Ferritinwert (Eisenspeicher) sein, bei manchen sind es vielleicht mehr psychische Ursachen. Das würde ich auf jeden Fall mal in einem großen Blutbild abklären lassen. Lass auch gleich Deine Schilddrüsenwerte untersuchen, wenn körperlich alles im Lot ist, bist Du schon mal einen Schritt weiter.
Redebedarf hab ich wenig, eher im Gegenteil, ich KANN darüber gar nicht sprechen
Das klingt für mich jetzt sehr danach, als hättest Du etwas zu verdrängen?! Etwas, worüber Du nicht näher nachdenken möchtest, weil es vielleicht schmerzhaft ist?! Wenn dem so ist, dann erklären sich auch auf den ersten BLick Deine Schlafstörungen, denn statt selig in den Schlaf zu sinken, ist Deine Seele ständig dabei, das Unangenehme zu verdrängen. Dadurch kann natürlich nicht die nötige Ruhe für einen gesunden Schlaf entstehen. Aus diesem Grund würde ich an Deiner Stelle die Schlafstörungen auf jeden Fall mal näher in den Blick nehmen. Denn im Übrigen kann dauerhafter Schlafmangel bzw. chronische Schlafstörungen auch ein depressives Erkrankungsbild verstärken. Der Körper und die Seele brauchen Ruhephase, um sich zu regenerieren und den Anforderungen des Alltags gerecht zu werden.
Mein Eisenwert ist ok, war ja erst vor ein paar Monaten bei der Kontrolle nach der Geburt (da war er extrem niedrig wegen des Blutverlusts), aber bei der Kontrolle war wieder alles im grünen Bereich.

Ja, an die Schilddrüse habe ich auch schonmal gedacht. Werde wohl mal zum Hausarzt gehen, das können die doch relativ einfach überprüfen, oder?

Seit ein paar Tagen geht es mir wieder schlechter. Ich heule wieder viel öfter und die Kleine nervt mich extrem. Es tut mir selbst leid, aber ich kann sie kaum ertragen. Habe vorhin eine Arbeitskollegin kontaktiert, die in psychotherapeutischer Behandlung ist und sie gebeten ihre Therapeutin zu fragen ob sie für so was zuständig ist oder jemanden empfehlen kann, ich hab ja keine Ahnung wie man an einen geeigneten Arzt kommt...

Das mit der Verdrängung weiß ich nicht - wenn dann wäre es so verdrängt, dass ich wirklich nicht wüsste worum es sich handelt. Ich kann ja zumindest über meine Probleme schreiben, nur habe ich bisher noch mit niemandem selbst geredet, eben nur immer geschrieben...
jule

Beitrag von jule »

Ich wollte nur mal vermelden, dass ich heute endlich Nägel mit Köpfen gemacht habe und beim Hausarzt war um die Schilddrüsenwerte überprüfen zu lassen :) Ich fühl mich viel besser, weil ich jetzt immerhin schon einen Schritt weiter gegangen bin. Die Ergebnisse bekomme ich Montag.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Sehr gut und jetzt bitte am Ball bleiben! Sag uns dann Bescheid, ja!!!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
jule

Beitrag von jule »

Mach ich, danke :)
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