Das Seelchen stellt sich vor (vorsicht viel zu lang)
Verfasst: 26:02:2011 22:51
Tja, wie fang ich da nur wieder an? Normal bin ich immer diejenige die Hilfe gibt, einfühlsam mit anderen umgeht und für andere da ist und nun brauch ich Hilfe und steht wie ein Ochse vorm Berg...
Also, ich versuch mich mal vorzustellen und meine Geschichte so kurz wie möglich zu erzählen. Ich weiß das mir das im Groben gelingen wird.
Hallo und Guten Abend
Ich bin das Seelchen, 31 Jahre alt, lebe in der Nähe von Köln mit meiner kleinen Familie zusammen. Ich arbeite in einer kölner Klinik im OP.
Was mich hierher führte ist die Suche nach Hilfe, da ich zur Zeit etwas, oder besser gesagt komplett neben mir stehe. Natürlich hab ich mir das alles anders gewünscht. Welche Frau träumt nicht davon Mama zu sein, eine tolle Schwangerschaft zu haben, von dem Erlebnis Geburt zehren zu können und dann stolz sein Kind rumzureichen!!!???
Als ich 24 Jahre alt war, nahm sich ein Mann das was ihm nicht zustand und die Folge davon war eine ungewollte Schwangerschaft. Da sich damals eh alles änderte für mich (Trennung, Umzug, neue Stadt, neuer Job etc.), konnte ich mich auch nicht damit anfreunden dieses Kind auszutragen. Ich hatte die Angst in ihm/ihr immer das Gesicht eines Vergewaltigers zu sehen, also brach ich die Schwangerschaft ab.
Drei Jahre später lernte ich den Mannmeiner Träume kennen und wir wollten nach der Hochzeit dann auch ein Baby. Natürlich klappte es nicht auf Anhieb und mit jedem gescheiterten Versuch, wuchs in mir die Bestätigung ran das ich bestraft wurde, für die tat die ich damals an einem Ungebohrenen begannen habe. Mein Mann half mir sehr in der Zeit und um so baffer war ich dann als ich positiv testete.
Nun würde alles besser sein. Pustekuchen!
Es wurde eine Alptraumschwangerschaft, geprägt von Ängsten und Panikattacken. Mein Job tat da sein übriges und ich hab mit meinem Frauenarzt lange gesprochen um ihm zu erklären das ich so nicht weiter arbeiten konnte. Ab der 20. Woche blieb ich zu Haus.
In der 30. Schwangerschaftswoche stellte man ein stakr erhöhte Eklampsierisiko fest und ich sollte mich schohnen. Trotzdem begann ich mich abzulenken indem ich mich auf die Geburt vorbereitet. So das übliche, Kinderzimmer basteln, tausend überflüssige sachen kaufen wo Baby drauf stand und mich mit der Geburt selber auseinander setzen. Ich woltle unbedingt normal entbinden. Ich hatte ja durch meine Arbeit in einem Krankenhaus viel Kontakt zu Hebammen. Ich las alles, sprach viel und wir besuchten Kreissäle und Kurse. Irgendwann kam tatsächlich Freude auf. Aber nur kurz, schon waren da wieder Ängste.
Was wenn ich die Geburt so nicht schaffe? Wenn ich eine schlechte Mutter bin? Was ist wenn mein Mann mich verlässt oder schlimmer noch ihm etwas passierte? was wenn unser Kind krabk auf die Welt kommt? Diese Gedanken paarten sich mit den Bildern meiner beruflichen und privaten Vergangenheit und bildete so wirre Träume, das ich Angst vor dem schlafen hatte.
Vier Wochen vor dem Entbindungstermin wurde mein Blutdruck so hoch, das wir in die Klinik gefahren sind, die wir uns ausgeucht haben. Man erzählte mir das die Drücke sehr schlecht fürs Kind sind, was ich ja nun wusste, bin ja nicht doof.
Ab diesem Zeitpunkt wurde es wirklich schrecklich. Bis auf CTG schreiben und Blutdruckmessen wurde nichts getan. es wurde einmal versucht Wehen einzuleiten, was aber am folgenden Tag wieder unterlassen wurde, warum auch immer. Mir ging es immer schlechter, die Drücke konnten sich unter so einem Stress nicht erholen. Ich hatte solche Panik, das ich nur geweint hab, nichts mehr gegessen hab. Jeden Tag flehte ich meinen Mann an, er soll mich wieder mitnehmen. Nachts wurde nicht nach einem gesehen, keiner fragte wie es mir ging. Nur im Schuldgefühle einreden waren sie gut.
Am Montag ging dann nichts mehr, ich hatte das nun 3 Tage mit gemacht und wusste das ich da weg musste, sonst würde ich etwas tun, das ich bereuen würde. Beziehungsweise, ich wusste das ich eine Handvoll Menschen sehr verletzen würde. Ich ging auf eigenen Wunsch und begab mich in die Klinik in der ich arbeitete. Natürlich gab sich besondere Mühe mit mir, klar. Aber das reichte nicht mehr aus.
Ich war gegen 15 Uhr in der Klinik, wurde durch gemessen, Blut abgenommen und lauter son Zeugs. Dann ein weiterer Einleitungsversuch, unter dem ich dann einen Blutdruck entwickelte von 190/100. Normal ist in meinem Alter 130/60, 140/90 wäre auch noch ok, aber alles drüber is auf Dauer nicht gut.
Dann ging alles ganz schnell, ich fand mich im OP wieder. Ich wusste alles, kannte alles, jeden Handgriff meiner Kollegen kannte ich. Dann war er da, kerngesund und wunderschön. Aber ich kam nicht dran, an meiner Hand war so viel Infusionszeugs dran das ich ihn nicht anfassen konnte.
Anschließend musste ich auf Intensivstation. Ich wusste nicht wer meinen Sohn betreut durfte ihn nur kurz bei mir haben und von stillen war gar keiner Rede. Ich hatte Schmerzen, mein ganzer Körper juckte, alles war fremd, kalt und laut. Mein Mann sah so schlecht aus und ich wusste nicht mal wie mein Sohn roch und ob alles dran war. Neben mir lag eine alte Frau, die nur stöhnte, abführte , würgte oder sich übergab.
Ich lag da in diesem doofen Bett, aufgedunsen, ich hatte so viel Wasser inzwischen eingelagert das ich mich nicht rühren konnte und alle Oberärzte wollten mich besuchen, was ja auch nett war, sehr sogar aber ich fühlte mich schrecklich.
Am dritten Tag hat meine Freundin (Anästhesieärztin) verabnlasst, das ich auf normale Station verlegt wurde. Ich durfte nun also meinen Sohn selbst versorgen.
Ich schlief kaum noch aus Angst jemand könnte ihn mir wieder wegnehmen, wenn ich die Augen schloss hörte ich die Geräusche von der Intensivstation und am allerschlimmsten war das mein Mann nicht da war. Ich hatte immer wieder Angst das er einfach nicht mehr kommt.
Es ging dann ein Hickhack los, entlassen ja, am nächsten Tag wieder nein, das ganze schleppte sich dann so eine Woche hin. Als dann mein Mann am Montag drauf zu mir kam und ich nichts mehr tun konnte als heulen, ergriff er die Initiative. Sprach mit meiner Hebamme, die auch sagte geht auf eigene Faust. Ich war zu nichts mehr fähig, ich hab nur geheult und war gerade dabei mich so weit zu entfernen, das ich mein Kind nicht mehr wollte.
Dieses Gefühl ruft inzwischen ein derartiges Schamgefühl in mir wach das ich gar nicht weiß wie ich das wieder gut machen kann.
Ja, wir sind nun zu Hause, natürlich nicht ohne die Schuldgefühle, das es meinem Kind nicht gut tut, so früh entlassen worden zu sein, aber hier hat sich zumindest mein Blutdruck gebessert.
Heute ist es so, das ich das schon irgendwie schaffe, ABER nicht ohne Panikattakcne, ich kann kaum schlafen, habe regelmäßig Panikattacken. Sei es nun das es meinem Kind nicht gut gehen könnte oder das mein Mann weg geht. Ich hab Schuldgefühle, habe versagt, eigentlich müsste ich nun doch endlich glücklich sein...
Ich war noch nie gut im Hilfe annehmen, aber nun muss ich sagen, das es mir einfach nur schlecht geht. Die Therapeuten sagen entweder, das sie dafür nicht ausgebildet sind oder haben so lange Wartelisten das es sich beinahe erledigt hat dort anzufragen, deshalb suchte und fand ich nun heute dieses Forum. Ich hoffe das ich hier einfach Austausch finde. Oder Tips wie ich an Therapeuten ran komme.
Nun fehlen mir einfach die Worte und der Text ist ellenlang geworden, tut mir sehr leid.
Liebe Grüße
Seelchen
Also, ich versuch mich mal vorzustellen und meine Geschichte so kurz wie möglich zu erzählen. Ich weiß das mir das im Groben gelingen wird.
Hallo und Guten Abend
Ich bin das Seelchen, 31 Jahre alt, lebe in der Nähe von Köln mit meiner kleinen Familie zusammen. Ich arbeite in einer kölner Klinik im OP.
Was mich hierher führte ist die Suche nach Hilfe, da ich zur Zeit etwas, oder besser gesagt komplett neben mir stehe. Natürlich hab ich mir das alles anders gewünscht. Welche Frau träumt nicht davon Mama zu sein, eine tolle Schwangerschaft zu haben, von dem Erlebnis Geburt zehren zu können und dann stolz sein Kind rumzureichen!!!???
Als ich 24 Jahre alt war, nahm sich ein Mann das was ihm nicht zustand und die Folge davon war eine ungewollte Schwangerschaft. Da sich damals eh alles änderte für mich (Trennung, Umzug, neue Stadt, neuer Job etc.), konnte ich mich auch nicht damit anfreunden dieses Kind auszutragen. Ich hatte die Angst in ihm/ihr immer das Gesicht eines Vergewaltigers zu sehen, also brach ich die Schwangerschaft ab.
Drei Jahre später lernte ich den Mannmeiner Träume kennen und wir wollten nach der Hochzeit dann auch ein Baby. Natürlich klappte es nicht auf Anhieb und mit jedem gescheiterten Versuch, wuchs in mir die Bestätigung ran das ich bestraft wurde, für die tat die ich damals an einem Ungebohrenen begannen habe. Mein Mann half mir sehr in der Zeit und um so baffer war ich dann als ich positiv testete.
Nun würde alles besser sein. Pustekuchen!
Es wurde eine Alptraumschwangerschaft, geprägt von Ängsten und Panikattacken. Mein Job tat da sein übriges und ich hab mit meinem Frauenarzt lange gesprochen um ihm zu erklären das ich so nicht weiter arbeiten konnte. Ab der 20. Woche blieb ich zu Haus.
In der 30. Schwangerschaftswoche stellte man ein stakr erhöhte Eklampsierisiko fest und ich sollte mich schohnen. Trotzdem begann ich mich abzulenken indem ich mich auf die Geburt vorbereitet. So das übliche, Kinderzimmer basteln, tausend überflüssige sachen kaufen wo Baby drauf stand und mich mit der Geburt selber auseinander setzen. Ich woltle unbedingt normal entbinden. Ich hatte ja durch meine Arbeit in einem Krankenhaus viel Kontakt zu Hebammen. Ich las alles, sprach viel und wir besuchten Kreissäle und Kurse. Irgendwann kam tatsächlich Freude auf. Aber nur kurz, schon waren da wieder Ängste.
Was wenn ich die Geburt so nicht schaffe? Wenn ich eine schlechte Mutter bin? Was ist wenn mein Mann mich verlässt oder schlimmer noch ihm etwas passierte? was wenn unser Kind krabk auf die Welt kommt? Diese Gedanken paarten sich mit den Bildern meiner beruflichen und privaten Vergangenheit und bildete so wirre Träume, das ich Angst vor dem schlafen hatte.
Vier Wochen vor dem Entbindungstermin wurde mein Blutdruck so hoch, das wir in die Klinik gefahren sind, die wir uns ausgeucht haben. Man erzählte mir das die Drücke sehr schlecht fürs Kind sind, was ich ja nun wusste, bin ja nicht doof.
Ab diesem Zeitpunkt wurde es wirklich schrecklich. Bis auf CTG schreiben und Blutdruckmessen wurde nichts getan. es wurde einmal versucht Wehen einzuleiten, was aber am folgenden Tag wieder unterlassen wurde, warum auch immer. Mir ging es immer schlechter, die Drücke konnten sich unter so einem Stress nicht erholen. Ich hatte solche Panik, das ich nur geweint hab, nichts mehr gegessen hab. Jeden Tag flehte ich meinen Mann an, er soll mich wieder mitnehmen. Nachts wurde nicht nach einem gesehen, keiner fragte wie es mir ging. Nur im Schuldgefühle einreden waren sie gut.
Am Montag ging dann nichts mehr, ich hatte das nun 3 Tage mit gemacht und wusste das ich da weg musste, sonst würde ich etwas tun, das ich bereuen würde. Beziehungsweise, ich wusste das ich eine Handvoll Menschen sehr verletzen würde. Ich ging auf eigenen Wunsch und begab mich in die Klinik in der ich arbeitete. Natürlich gab sich besondere Mühe mit mir, klar. Aber das reichte nicht mehr aus.
Ich war gegen 15 Uhr in der Klinik, wurde durch gemessen, Blut abgenommen und lauter son Zeugs. Dann ein weiterer Einleitungsversuch, unter dem ich dann einen Blutdruck entwickelte von 190/100. Normal ist in meinem Alter 130/60, 140/90 wäre auch noch ok, aber alles drüber is auf Dauer nicht gut.
Dann ging alles ganz schnell, ich fand mich im OP wieder. Ich wusste alles, kannte alles, jeden Handgriff meiner Kollegen kannte ich. Dann war er da, kerngesund und wunderschön. Aber ich kam nicht dran, an meiner Hand war so viel Infusionszeugs dran das ich ihn nicht anfassen konnte.
Anschließend musste ich auf Intensivstation. Ich wusste nicht wer meinen Sohn betreut durfte ihn nur kurz bei mir haben und von stillen war gar keiner Rede. Ich hatte Schmerzen, mein ganzer Körper juckte, alles war fremd, kalt und laut. Mein Mann sah so schlecht aus und ich wusste nicht mal wie mein Sohn roch und ob alles dran war. Neben mir lag eine alte Frau, die nur stöhnte, abführte , würgte oder sich übergab.
Ich lag da in diesem doofen Bett, aufgedunsen, ich hatte so viel Wasser inzwischen eingelagert das ich mich nicht rühren konnte und alle Oberärzte wollten mich besuchen, was ja auch nett war, sehr sogar aber ich fühlte mich schrecklich.
Am dritten Tag hat meine Freundin (Anästhesieärztin) verabnlasst, das ich auf normale Station verlegt wurde. Ich durfte nun also meinen Sohn selbst versorgen.
Ich schlief kaum noch aus Angst jemand könnte ihn mir wieder wegnehmen, wenn ich die Augen schloss hörte ich die Geräusche von der Intensivstation und am allerschlimmsten war das mein Mann nicht da war. Ich hatte immer wieder Angst das er einfach nicht mehr kommt.
Es ging dann ein Hickhack los, entlassen ja, am nächsten Tag wieder nein, das ganze schleppte sich dann so eine Woche hin. Als dann mein Mann am Montag drauf zu mir kam und ich nichts mehr tun konnte als heulen, ergriff er die Initiative. Sprach mit meiner Hebamme, die auch sagte geht auf eigene Faust. Ich war zu nichts mehr fähig, ich hab nur geheult und war gerade dabei mich so weit zu entfernen, das ich mein Kind nicht mehr wollte.
Dieses Gefühl ruft inzwischen ein derartiges Schamgefühl in mir wach das ich gar nicht weiß wie ich das wieder gut machen kann.
Ja, wir sind nun zu Hause, natürlich nicht ohne die Schuldgefühle, das es meinem Kind nicht gut tut, so früh entlassen worden zu sein, aber hier hat sich zumindest mein Blutdruck gebessert.
Heute ist es so, das ich das schon irgendwie schaffe, ABER nicht ohne Panikattakcne, ich kann kaum schlafen, habe regelmäßig Panikattacken. Sei es nun das es meinem Kind nicht gut gehen könnte oder das mein Mann weg geht. Ich hab Schuldgefühle, habe versagt, eigentlich müsste ich nun doch endlich glücklich sein...
Ich war noch nie gut im Hilfe annehmen, aber nun muss ich sagen, das es mir einfach nur schlecht geht. Die Therapeuten sagen entweder, das sie dafür nicht ausgebildet sind oder haben so lange Wartelisten das es sich beinahe erledigt hat dort anzufragen, deshalb suchte und fand ich nun heute dieses Forum. Ich hoffe das ich hier einfach Austausch finde. Oder Tips wie ich an Therapeuten ran komme.
Nun fehlen mir einfach die Worte und der Text ist ellenlang geworden, tut mir sehr leid.
Liebe Grüße
Seelchen