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Meine Geschichte

Verfasst: 15:03:2011 23:06
von LonelyMum
Ich habe 2009 mein Kind zur Welt gebracht. Wir haben im Geburtshaus entbunden. Leider mussten wir dennoch ins Krankenhaus, da sich die Plazenta trotz mehrerer Versuche nicht löste. Diese wurde dann unter Vollnarkose geholt und meine Geburtsverletzungen versorgt wurden.

Ich habe nach der Geburt nicht die Muttergefühle empfunden, die ich hätte empfinden sollen, aber dachte mir, das wird schon noch. Leider war es nicht so. Ich habe mit der Zeit nichts mehr gegessen (nur noch nachts eine Scheibe trockenes Brot und Reiswaffeln mit Schokolade).

Mein Kind war mir eine ganze Zeit absolut fremd. Ich habe voll gestillt und das war das einzige zerbrechliche Band, was mich mit meinem Kind verband. :(

Meine Hebamme meinte, ich sollte mich in Behandlung begeben, da sie eine PPD vermutete. Habe dann in einer Tagesklinik die ersten Versuche gestartet. Dort sollte ich AD bekommen, hab aber abgelehnt, nachdem ich die Nebenwirkungen für mich und mein Kind gelesen hatte. Es musste so gehen. Ich habe mich in der Zeit auch schon an den Verein gewandt und bin den Mitgliedern bis heute dankbar für ihre Hilfe. Seit mein Kind 7 Monate alt ist, bin ich in Therapie. Sie hilft, aber in akuten Krisen suche ich Leute zum austauschen und Erfahrungen teilen. Vor allem das offen darüber reden können hoffe ich, hilft mir.

Verfasst: 16:03:2011 7:57
von nic
Hey Lonely...

herzlich Willkommen hier im Forum!

Hier kannst Du wirklich offen über alles reden.

Erzähl doch einfach mal ein bisschen, wie es Dir heute geht?

Hast Du mittlerweile ein AD probiert, sicher stillst Du ja nicht mehr, oder?

Lass alles raus, was Dich bedrückt, wirs sind hier füreinander da!

Ganz liebe Grüße

N!c

Verfasst: 16:03:2011 8:13
von LonelyMum
Nein, stillen tu ich nicht mehr, aber das AD hab ich bis heute nicht genommen. Wobei ich mich manchmal frage, ob es damals die richtige Entscheidung war. Wie geschrieben bin ich heute noch in Therapie.

Mittlerweile ist es so, dass ich zurecht komme. Die Bindung zu meinem Kind ist mittlerweile gewachsen und es gibt immer öfter Tage, an denen ich sie einfach nur genießen kann. Leider gibt es immer noch zu viele Tage, an denen es nicht geht, ich alles in Frage stelle oder einfach nur meine Sachen packen und gehen möchte - mein altes Leben wieder haben. Zum Glück sind die Gedanken mittlerweile in der Richtung und nicht mehr in die Richtung Suizid.

Außerdem habe ich ständig Angst, ich habe mein Kind auch auf eine solche "Karierre" gebracht. Ich hab so eine Panik, dass es später genauso leidet wie ich, weil ich am Anfang nicht wirklich für es da war. Und dann diese Angst, meinem Kind könnte etwas zustoßen, es könnte nicht mehr sein, nur weil ich es am Anfang nicht lieben konnte.

Meine Gedanken sind manchmal so arg wirr, dass ich sie nicht zu ordnen vermag. :(

Verfasst: 16:03:2011 10:43
von nic
Hey Du...

hast Du denn die Diagnose PPD oder Depression?

Gehst Du noch zu einem Psychiater?

Weißt Du, wir haben hier ganz viele Frauen, die sich so lange gegen ein AD gewehrt haben, frag die Mal, wie sie gelitten haben, manchmal jahrelang.

Gesund hörst Du Dich meines Erachtens nicht an, das was Du schreibst erinnert mich sehr an den Zustand, in dem ich mich selbst befand.

Ich wollte auch keine AD bin aber heute froh, dass ich sie nehme, denn ich kann mein Leben wieder genießen, freue mich jeden Morgen wenn ich meine Kinder in die Arme schließen kann.

Ich werde das AD auch mindestens noch bis nächsten Sommer nehmen und dann parrallel mit der Therapie versuchen es auszuschleichen.

Ich bin jetzt erst ein paar Wochen stabil und ich will dem Medi die Möglichkeit geben ausreichend zu wirken und meinen Botenstoffhaushalt in Ordnung zu bringen.

Depression ist eine Krankheit. Du bist eben krank und auch diese ganzen Ängste gehören dazu, böse Gedanken, schlechte Gefühle.

Das muss nicht sein, weißt Du?

Wenn Du Diabetiker wärst, würdest Du ja das Insulin auch nicht verweigern, oder?

Lies Dich hier mal durch und scheue Dich nicht jedwede Frage zu stellen.

Ich denke, Du solltest nochmal eine neue Diagnostik anstreben und Dich dementsprechend behandeln lassen.

Die beste Behandlungsform ist AD und THERAPIE. Denn durch das AD bekommst Du die Ruhe, Dein Leben zu meistern und die Kraft das in Therapie erlernte auch umzusetzen.

Hab keine Angst, es kann nur besser werden.

Gut schon mal, dass Du hier bei uns gelandet bist.
Schatten und Licht ist ein WISSENSPOOL für alle Verzweifelten.

Ich wünsch Dir viel Kraft!!

N!c

Verfasst: 16:03:2011 11:19
von scaramouch
Hallo LonelyMum und erstmal herzlich Willkommen.

Ich habe auch zu den Frauen gehört, die sich anfangs konsequent gegen ein AD gewehrt haben :roll: wer nimmt denn bitte Psychopharmaka??? Nee, ICH brauch sowas nicht :roll:

Ich musste erst total zusammenbrechen und kurz vor dem Suizid stehen, bis ich merkte, das es ein Trugschluss war, so über diese Medikamente zu denken.

Heute geht es mir mit meinem AD gut. Ich bin noch nicht gesund, aber überwiegend stabil und ganz ehrlich: Manchmal denke ich, wenn ich mich nicht doch zu einem AD entschlossen hätte, wäre ich vermutlich heute tot.

Klingt sehr krass, ist aber einfach nur die Wahrheit.

Ich wünsche dir, dass du dich hier im Forum genauso geborgen fühlst wie ich und viele viele andere :wink:

Lg
scara

Verfasst: 16:03:2011 15:26
von LonelyMum
Ja, ich habe die Diagnose einer PPD bekommen. In der Tagesklinik meinten sie damals ich sei affektlabil. Ich komme eine ganze Weile gut klar, aber wenn bestimmte Faktoren eintreten, ist es halt vorbei.

Mittlerweile hab ich keine Suizidgedanken mehr. Nur noch ab und zu dieses Decke-über-den-Kopf-und-lasst-mich-doch-einfach-mal-in-Ruhe-Gefühl.

Mit der Therapie ist es schon wesentlich besser geworden.

Bei den AD war weniger mein Problem "Wer nimmt denn sowas" als "was tue ich meinem Kind damit an". Deshalb hab ich sie damals nicht genommen, obwohl ich wusste, dassich sie eigentlich gebraucht hätte. Heute bin ich der Meinung, dass ich zu dem jetzigen Zeitpunkt ohne klar komme. Die Therapie hilft. Der Therapietag ist schwer, zumal ich nach der Therapie arbeiten gehe und mich nicht erst noch mit dem "Erlebten" und Erarbeiteten auseinander setzen kann.

In der Therapie arbeiten wir jetzt mal vieles auf, was ich mit mir rumschleppe. Das wühlt auf und macht mich mal mehr mal weniger an dem Tag handlungseingeschränkt. Spätestens am nächsten Tag habe ich das Gefühl, es ist wieder ein kleiner Knoten geplatzt und es geht wieder ein kltizekleines bißchen besser (nicht immer, aber meistens). Bei vielen Sachen lerne ich, dass sie normal sind und nur nicht in MEIN Bild einer guten Mutter passen. Auch lerne ich, dass nicht mein Kind Schuld an der Sache trägt und ich auch mal auf mich hören sollte. Das fällt mir sehr schwer.