Trost und Rat, damit ich weiß, dass ich nicht allein bin

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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ramona1704

Trost und Rat, damit ich weiß, dass ich nicht allein bin

Beitrag von ramona1704 »

Hallo,

habe mich schon bei Euch vorgestellt und wäre dankbar über Ratschläge und aufmunternde Worte, da ich mir im Moment selbst nicht helfen kann.

Diese Internetseite hat mir meine Hebamme empfohlen, da ich nicht mehr weiter weiß. Sie war der Meinung, dass sich etwas entwickeln könnte und ich etwas Hilfe brauche.

Gehe morgen auch zu meiner Hausärztin. Die Frauenärztin hat leider ihre Praxis zum 01.07. geschlossen. Bei meiner Neuen habe ich erst in zwei Wochen einen Termin.

Meinen Sohn Julian bekam ich mit 37 Jahren. Er ist mein erstes Kind. Die Schwangerschaft verlief ohne Probleme. Zuvor hatte ich aber eine schwere Zeit. Ich hatte mcih von meinem Mann getrennt. Wir mussten unser Haus verkaufen. Der Verkauf deckte die Schulden nicht . Ich musste Privatinsolvenz anmelden. Ich habe in dieser Zeit viel abenommen und hatte so schlimm es war, endlich eine relativ schlanke Figur. Die Abnahme war ungesund. Ich hatte Bulemie und meine Therapeutin wollte mich eigentlich stationär einweisen. Die Schwangerschaft hat mich zur Vernunft gebracht. Kurze Zeit später lernte ich meinen jetzigen Mann kennnen. Er war auch frisch getrennt. Wir dachten beide an keine neue Beziehung, aber es hat gepasst. Beide wollten wir gern Kinder. Deshalb auch der Wunsch nach einem zweiten Kind. Leider hatte ich letztes Jahr 2 Fehlgeburten. Die erste in der 7. SSW, auf dem Heimweg, nachdem ich meine Kündigung erhalten hatte nach 12 Jahren in der Firma. Ich war erst wieder zwei Wochen nach der Elternzeit auf Arbeit. Die zweite war einen Tag vor meiner Hochzeit. Es ging mir sehr schlecht. Ich wollte aber keine Medikamente, da ich wieder schwanger werden wollte. Glücklicherweise war ich wieder sehr schnell schwanger. Ich konnte auch nicht so lange warten, da ich schon 40 bin. Am 18. Mai kam mein kleiner Florian gesund auf die Welt. Die ganze SS hatte ich immer nur Angst, dass was schief geht. Eine Fruchtwassersuchung hatten wir nicht machen lassen, wegen dem Fehlgeburtsrisiko. Die Geburt dauerte 11 Stunden. Ohne Wehentropf oder Medikamente. Die Fruchtblase wurde geöffnet. Florian hatte das Sclüsselbein gebrochen und Gelbsucht. Mein Mann konnte nicht dabei sein (Nachts), da er auf unseren Großen (2,5) aufpassen musste. Als ich im 7. Monat war, hatte mein Mann einen schweren Arbeitsunfall auf der Autobahn mit dem Transporter. Danach immer wieder Erschlaffung der Muskeln in Armen und Beinen. Er stürzte mehrmals vor meinen Augen die Treppen hinunter, einmal sogar mit unserem Sohn, den er aber rechtzeitig losgelassen hat. Er war eine Woche im Krankenhaus. Vermutung auf etwas Organisches. Ich war zu Hause und machte mir nur Sorgen. Jetzt wissen wir, dass es psychosomatisch ist. Er wartet auf seine stationäre Reha und istt immer noch krank. Sein Arbeitgeber, die Post, haben ein Personalgespräch mit ihm geführt. Er darf nicht mehr LKW fahren. Alternativ haben sie ihm Teilzeit angeboten, bei einem Fahrtweg von 70 km pro Strecke. Ich mache mir ständig Gedanken, wie es weiter geht. Mein Großer war nach Florians Geburt zu einem Tyrannen geworden. Er machte mit Absicht Krach, weckte seinen Bruder, wenn er gerade eingeschlafen war. Er bekommt im Moment Bachblüten, ist aber immer noch sehr aktiv und laut.

Seit einiger Zeit merke ich, dass ich nur noch funktioniere. Ich habe sehr häufig Angstgefühle. Kann sie nicht beschreiben. Es schnürt mir die Brust ab. Angst vorm allein sein, vorm allein sein mit den Kindern. Ich versuche meine Arbeit zu organisieren, empfinde eine Ohnmacht, wenn nicht alles an Ort und Stelle ist. Ich bin komplett durchorganisiert. Wenn ich nicht am frühen Morgen schon meine Ordnung habe und Florian dazwischen seine Flasche will, dann werde ich panisch. Ich konnte nicht richtig stillen, was mir sehr zu schaffen gemacht hat. Er wurde nicht richtig satt. Habe immer zu gefüttert. Irgendwann hat er sich selbst abgestillt. Ich habe alles versucht. Die Flaschenmarke gewechselt, Malzbier getrunken, Malzkaffee, Stilltee, Bockshornkleekapseln geschluckt, Brustöl genommen. Beim Pumpen kam nichts. Das kannte ich schon von Julian.

Ich weiß nicht, was ich machen soll. Kann nicht darüber reden. War immer so taff und jetzt das. Ich fress es in mich rein. Gestern habe ich mal meinem Mann etwas angedeutet. Es ist mir peinlich. Florian ist ein Wunschkind. Ich kann doch nicht sagen, dass es mir irgendwie schlecht geht. Dass ich Angst habe. Im Moment ist mein Mann noch zu Hause. Was wird, wenn ich wirklich mit beiden Kindern allein bin. Er zur Reha ist. Darf nicht daran denken,

Danke Ramona
Dana

Beitrag von Dana »

Liebe Ramona,

dein Text berührt mich sehr, nachdem ich genau weiss, was du da gerade durchmachst, abgesehen von dem Mitgefühl, dass ich für dich und deine Geschichte empfinde. Du hast harte Schicksalsschläge einstecken müssen und scheinst auch zwischendurch wenig Erholung davon genossen haben zu dürfen. Ich drück dir jedenfalls die Daumen, dass ihr euch wieder erholt.

Du scheinst nicht nur sehr strukturiert , mir kommt das schon ein wenig zwänglich vor. Damit bist du aber nicht alleine. Ich kann dir nur den Tipp geben, versuchen ein bisschen loszulassen. Ich gehörte auch zu den Menschen, die eine strukturierte Umgebung zur eigenen Sicherheit brauchten. 2 Zeitungen, die ordentlich übereinander auf dem Tisch lagen, haben mir "meine Ordnung" schon völlig zerstört. Wenn alles planmäßig verlief, ging es mir gut. Es durfte nur ja niemand meine Pläne zum Wanken bringen, da ist für mich (für niemanden anderen ja nachvollziehbar) eine Welt eingebrochen.

Bitte suche dir Unterstützung. Nachdem dein Mann auf den Großen aufgepasst hat, als du mit Florian im Spital warst, nehme ich an, dass du auch keine Großeltern in unmittelbarer Umgebung hast, die dich ein wenig unterstützen können.
Alleine der Satz "ich war immer so taff" - zeigt wie stark du bist und das bist du nach wie vor. Nur jeder Mensch ist auch nur begrenzt belastbar. Das hat nichts mit Schwäche zu tun, blick einmal zurück auf die vergangenen jahre, was du alles hast durchstehen müssen. Klar schaltet der Körper irgendwann auf Durchzug, weil das ganze Leid und die Sorgen schwer zu ertragen sind. Dein momentaner Zustand ist einfach ein Signal deines Körpers "zurückschalten...Pause machen..." nimm es wahr und lass dich unterstützen. Du wirst wieder die "alte" Ramone, keine Frage, aber achte auf dich und versuche die Situation als das zu nehmen was es ist - ein Erschöpfungszustand ... du hast so viel erlebt. Das muss auch verarbeitet werden und die Depression ist meiner Meinung nach auch ein "wink" vom eigenen Körper um zu sagen, so jetzt beschäftig dich mal schön mit dir ..es wird Zeit dafür...

Du kannst mir auch gern eine Pn schicken . Icxh werde dir gern antworten.

Liebe Grüße und alles Liebe von mir
Dana
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