Erneute Angstzustände

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Merle89
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Re: Erneute Angstzustände

Beitrag von Merle89 »

Lieben Dank euch beiden! Sehr interessant Marika mit der Wochengrenze - das ist ja was ganz handfestes! Mein Arzt sagt eher sowas wie es ist ihr Körper sie entscheiden. Was ich an sich super finde aber in solchen Situationen wünsche ich mir mehr Rat. Er hat morgen eine telefonische Notfallsprechstunde und da werde ich vorsichtshalber mal versuchen durchzuklingeln. Jetzt sind wir erstmal im Urlaub und ich bin total erleichtert hier in der Natur zu sein. Ich habe heute Morgen auch noch mit dem Tierarzt gesprochen das es so nicht weitergeht weil einige Fehler passiert sind die ich nicht zahlen will. vor dem Gespräch war ich sehr angespannt, aber er hat die Fehler eingestanden und kommt mir nun entgegen.
Ist nach solchen Tiefs bei euch immer gleich wieder Ruhe eingekehrt auch wenn es den nächsten und nächsten externen Einschlag gab? Ich hab gedacht vielleicht verlängern die einfach die Tiefs?
Merle89
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Re: Erneute Angstzustände

Beitrag von Merle89 »

Hallo ihr lieben, nach einem für mich sehr anstrengenden Urlaub, sind wir letzten Freitag zurück gekommen und dann ist mein kleiner Kater leider letzten Samstag bei uns zu Hause verstorben. Wir haben natürlich alle geweint - gerade weil letztes Jahr um die Zeit mein Schwiegervater gestorben ist und das nochmal ganz viel freigesetzt hat (mir ist natürlich klar dass man Mensch und Tier nicht vergleichen kann). Es tat aber gut alles rauszuweinen und dann ging es mit letzte Woche auch mal wieder 1-2 Tage besser und dann habe ich eine Mandelentzündung bekommen sodass ich wieder nicht arbeiten konnte. Und am Freitagabend der kleine hohes Fieber sodass er wieder nur an meiner Brust hängt und ganz herzerweichend weint.
Nun bin ich heute wiedermal am dauergrübeln und wirklich fertig und schlecht drauf- mich nervt das so. Ich hatte Freitag (nach zwei Wochen vergeblichen täglichen Anrufen in der Telefon Sprechstunde) auch meinen Psychiater erreicht und gefragt was er von einer Erhöhung hält und er meinte kann ich machen wenn ich will, aber ich darf auch auf meine selbstheilungskräfte vertrauen … nun bin ich auch nicht schlauer.

Irgendwie kehrt bei uns überhaupt keine Ruhe ein und immer wenn ich denke ach jetzt wird’s, kommt das nächste und ich bin echt ko. Jetzt überlege ich doch zu erhöhen und komme mir vor wie eine totale Versagerin. Wie soll das denn weitergehen? Muss ich jetzt jedes Mal wenn ein bisschen Stress ist erhöhen? Und werden die Nebenwirkungen schlimmer? Ich hab echt gehofft dass das alles nur ein Tief ist und habe auch ganz viel für mich gemacht was mir diesmal auch wirklich gut gelungen ist auch wenn harte Tage waren und ich habe es die letzten Wochen auch ohne Notfall Medikament wieder hoch geschafft und darauf war ich eigentlich so stolz und nun das … ich bin so hin und her gerissen den einen Moment denke ich das wird jetzt wieder warts ab, den nächsten Moment denke ich warum tue ich mir das hier an nimm einfach was…
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Merle89
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Re: Erneute Angstzustände

Beitrag von Merle89 »

Außerdem habe ich Bedenken dann am Ende überdosiert u zu sein und völlig überdreht zu sein- oder das Gegenteil dass es jetzt schon zu spät ist für eine Erhöhung und ich nochmal von vorne anfangen muss.
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Marika
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Re: Erneute Angstzustände

Beitrag von Marika »

Hallo Merle!

Du nimmst 75 mg Sertralin, stimmt das? Also wenn dein Arzt dir freie Hand lässt beim Erhöhen und ich vor dieser Entscheidung stehen würde, wäre bei mir ein Erhöhen dran. Zum einen sind 75 mg eher niedrig dosiert, eine Überdosierung ist daher extrem unwahrscheinlich. Und das nächste: es geht dir einfach nicht gut, du wirst nicht stabil. Meine Erfahrung in all den Jahren hat immer wieder gezeigt: ist die AD Dosis zu niedrig, kann das Nervensystem die Alltagsanforderungen einfach nicht lange verkraften und bricht immer wieder ein.

Und du fragst dich ganz berichtigt: Warum tust du dir das an? Das ist eine Krankheit, die sehr gut mit Medikamenten und natürlichTherapie usw. behandelt werden kann. Mit dem Ausdruck "Selbstheilungskräfte" kann ich grad nicht so viel anfangen. Es sind jetzt schon mehrere Wochen, in denen du auf der Stelle trittst. Für mich wäre es klar, was ich tun würde.

Warum sollst du denn eine Versagerin sein? Du bist krank geworden und brauchst ein Medikament. Was davon ist deine Schuld? Gar nichts. Es ist diese alte Vorstellung, dass psychische Erkrankungen mit dem bloßen Willen zu heilen sind. Und das Vorurteil, dass Psychopharmaka böse sind, nicht wirken und einen verändern. Das ist einfach Quatsch. Das Gehirn ist ein Organ, dass einen komplexen Stoffwechsel hat krank werden kann. Wie jedes andere Organ im Körper. Oder würdest bei einem Beinbruch auch versuchen mit dem bloßen Willen diesen zu heilen, oder gar Krebs?

Mit dem Hochdosieren müssen nicht mehr Nebenwirkungen kommen. Vorübergehend kurz vielleicht, aber die sollten sich dann legen.

Mein Psychiater war und ist der Meinung: das AD so dosieren, dass man stabil und Beschwerde frei wird, dann eine ausreichend lange Zeit so nehmen. So hat man die besten Voraussetzungen um später erfolgreich zu reduzieren bzw. abzusetzen.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Erneute Angstzustände

Beitrag von Merle89 »

Liebe Marika, danke für deine deutlichen Worte!
Ich werde ab morgen die Dosis auf 100 mg erhöhen. Ich hoffe einfach sehr dass die anfänglichen Nebenwirkungen nicht ganz so heftig werden. Seit der Entscheidung geht es mir auch direkt besser. Das hin und her überlegen ist noch zusätzlich zermürbend.
Ich finde es so frustrierend weil beim letzten Mal 75 mg vollkommen ausgereicht haben um stabil zu werden und der Arzt meinte damals für mein Gewicht und meine Größe ist das eine gute mittlere Dosis. Ich hoffe einfach jetzt wird es wieder besser!
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Marika
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Re: Erneute Angstzustände

Beitrag von Marika »

Weißt du, das Gewicht und die Größe sind ein Parameter von mehreren. Es kommt auch ganz stark auf den Schweregrad der Erkrankung an. Es wird unterschieden zwischen "leicht, mittelschwer und schwerer" Erkrankung. Je schwerer die Erkrankung, umso höher kann die Dosis sein, bzw. mehrere verschiedene Medikamente sind nötig/denkbar. Und dann kann es auch sein, dass man zu den sogenannten schnellen Verstoffwechslern gehört, dass der Körper den Wirkstoff also überdurchschnittlich schnell ausscheidet und somit nicht richtig nutzen kann. Das alles muss man bei der Dosis beachten und sicher noch andere ganz individuelle Gegebenheiten.

Es ist sehr gut, dass du eine Entscheidung getroffen hast. Und ich drück dir ganz fest die Daumen, dass es bald bergauf geht. Jetzt besteht die Chance, dass etwas in Gang kommt. Das kann ein Lichtblick sein. Lass unbedingt hören, wie es dir mit der Erhöhung geht. Hast du ein Notfallmedikament?
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Erneute Angstzustände

Beitrag von Merle89 »

Hallo, ich dachte ich gebe mal ein Update. Seit 12 Tagen nehme ich nun die neue Dosis und die Nebenwirkungen waren bisher aushaltbar (Kopfschmerz, Schwindel, zungenprickeln) und mir ging es auch wieder echt ein bisschen besser und ich konnte auch arbeiten gehen - das freut mich natürlich sehr. Leider habe ich dann gestern Nacht schon wieder eine Erkältung bekommen und kann nicht schlucken bin verschleimt etc. der Kleine auch. Und dann lag ich wieder nachts wach da und hatte einen mittelmäßigen grübeltag. Die letzte Nacht war auch blöd und nun muss ich wieder all meine schönen Pläne fürs Wochenende absagen weil ich niemanden anstecken will und ich auch einfach ko bin. Und ich grüble natürlich wieder mehr und es nervt mich derartig das könnt ihr euch nicht vorstellen! Ich hab auch wieder zwischendurch so kurze Stimmungseinbrüche. Die fühlen sich an wie die hirnzaps beim absetzen bloß ohne den Stromschlag nur mit der Emotion und mehr Weinerlichkeit. Kennt ihr das? Ich hab solche Sorgen dass der Mist nicht mehr weg geht. Solche traurigkeitseinbrüche hatte ich früher nie, die habe ich echt erst seit dem absetzen vor 2 Jahren. Ich hab Angst dass ich ein PSSD habe und die ärtze unverantwortlich mit meiner hirnchemie spielen… früher hatte ich gegen die Ängste und ZGs nur Beruhigungsmittel und keine ssri und nun dieser Mist es nervt mich so! So nun bin ich fertig mit meckern -.-
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Marika
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Re: Erneute Angstzustände

Beitrag von Marika »

Hallo!

Es tut mir leid, dass du schon wieder krank bist. Und diese blöden Symptome noch dazu. Ich glaube aber nicht, dass die Ärzte mit deiner Gehirnchemie spielen. Eigentlich sind alleine Beruhigungsmittel bei Ängsten und ZG nicht zielführend.

Trotzdem wäre es sicher gut, wenn mit deinem Arzt sprichst, wegen dieser Symptome.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Erneute Angstzustände

Beitrag von Merle89 »

Hallo ihr lieben, es ist wirklich zum verrückt werden. Samstag hatte ich einen ganz üblen Tag mit Gedanken der übelsten Sorte die ich schon seit einem Jahr nicht mehr hatte. Da habe ich gedacht okay das war bestimmt die erstverschlimmerung. Diese Art von Gefühlen und Gedanken kenne ich nur vom einschleichen. Und tatsächlich Sonntag war wesentlich besser. Heute ist nun Tag 14 seit dem aufdosieren. Und ich bin okay aufgewacht habe den kleinen zur Kita gebracht und schon wieder brach Traurigkeit über mich und Angst. Ich bin echt so erschöpft - seelisch und körperlich von dieser Erkältung. Und ich merke das ich echt die Hoffnung verliere - immer wenn es mir besser geht denke jetzt super und dann geht es wieder los, sodass ich aktuell den guten Stunden auch gar nicht traue… Ich verstehe wirklich nicht was los ist. Meint ihr das ist noch die erstverschlimmerung oder ein Tief oder was ist denn hier los. Mir ging es doch so viel besser und dieses Jahr hat die Arbeit gut angefangen ich habe mich darauf gefreut und jetzt bin ich ständig krank und nervlich ko. Ich würde mich sehr über ein paar aufbauende Worte und Erfahrungsberichte freuen!
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Marika
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Re: Erneute Angstzustände

Beitrag von Marika »

Hallo!

Lass dich mal drücken. Das klingt wirklich übel und es tut mir total leid. Es ist so schwer, das von außen zu beurteilen.

Ich denke schon, dass die vielen Infekte eine Rolle spielen. Vielleicht könnte man da über Nahrungsergänzungsmittel mal mit dem Arzt sprechen um das Immunsystem zu unterstützen?

Wenn ich mich an meine Erhöhungen zurück erinnere, gab es schon auch so wirklich schlechte Phasen. Also eine Art Erstverschlimmerung, die irgendwie dann vom Gefühl her in ein Tief überging. Total schwer zu beschreiben. Es war aber sehr verschieden und konnte von Erhöhung zu Erhöhung verändern.14 Tage nach der Erhöhung mit Sertralin können solche Symptome schon auftauchen wenn ich andere Betroffene und deren Erfahrungen denke.

Wann hast du denn wieder einen Arzt Termin?
Liebe Grüße von
Marika

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