Sehe kein Licht

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Stephie17.02
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Re: Sehe kein Licht

Beitrag von Stephie17.02 »

Hallo ihr Lieben!
Danke für Deine Worte liebe Alibo. Ja, ich bin generell reflektiert und weiß, was mir grad gut tut. Dagegen stehen aber meine Anteile, die das Ganze schlecht reden (der Kritiker) und ein ganz schlimmes Ende malen (der Katastrophisierer). Mein heutiges Gefühl ist das, was ich eigentlich bin, und die anderen Anteile sind alt. In meinem Kopf findet daher ein stetiger Kampf dieser Anteile statt, so wie gestern. Mein Gefühl sagt „Du brauchst Ruhe“. Mein Kritiker sagt: „es ist nicht gut sich nicht mit anderen treffen zu wollen, das führt in die Isolation“ und der Katastrophisierer macht daraus „Die Isolation wird die Depression verschlimmern, du landest in der Klinik und kommst da nie wieder raus“. Natürlich macht hier die Depression das ganze noch schlimmer, weil man ja sowieso nur schwarz sieht. Dann die Anteile zu erkennen und gegenzusteuern ist manchmal unmöglich. Letztlich wollen sie mich vor negativem beschützen, aber grad in der Depression führt das noch tiefer rein in die schwarzen Gedanken. Wenn ich nicht depressiv bin, habe ich aber Schwierigkeiten meine Bedürfnisse zu äußern und auch mal NEIN zu sagen. Ich habe Angst nicht mehr gemocht zu werden. Das habe ich in den letzten zwei Jahren erkannt und habe immer mehr nein gesagt, aber noch nicht genug. Auch der Mut den das gekostet hat, war oft zu viel. Die nachfolgenden Ängste vor Zurückweisung waren sehr anstrengend. Mein Hirn lernt erst langsam, dass gar nichts passiert. Grad in der Depression sind diese Ängste noch größer. Mein Freund wird mich verlassen weil ich eine Last bin, mein Kind verliert die Bindung zu mir, ich komme nicht mehr auf die Beine…
Wie man sieht, heute Morgen geht es mir nicht gut. Ich hab einfach keine Energie mehr für diesen Kampf und sehe nicht, dass es mal besser wird. Und trotzdem werde ich den Tag irgendwie hinter mich bringen, aber ich mag nicht mehr.

Ich stricke grad einen Schal. Meine Freundin hat mir erst dies Jahr gezeigt wie es geht und eigentlich liebe ich das Stricken sehr. Ich hab ständig Maschen verloren und er sieht alles andere als professionell aus, aber er ist meiner und genauso unperfekt wie ich. Das mit dem Leistungsdruck kann ich total verstehen. Da ist dann auch wieder ein alter Anteil/ein altes Muster unterwegs, was einem sagt „muss fertig“ und man verliert den Blick für das eigentlich schöne. Kannst du das inzwischen ein bisschen abgrenzen?

Ich wollte noch mal fragen, du hattest ja mal gesagt, du hast an Magersucht gelitten. Wie hast du es geschafft, Frieden mit deinem Körper zu schließen? Ihn zu akzeptieren wie er ist?

Der Appetit kommt langsam zurück und das fühlt sich tatsächlich gut an.

Ganz lieben Dank für deine Worte. Der Austausch hier hilft mir sehr!! Ihr seid alle ganz toll, danke!
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alibo79
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Re: Sehe kein Licht

Beitrag von alibo79 »

Guten Morgen, ich wollte dir noch deine Fragen beantworten, das geht aber nicht auf die schnelle, vielleicht schaffe ich es am Wochenende.
Mein erstes strickprojekt war auch ein Schal und er hatte auch ganz unterschiedliche Maschen, da ich noch nicht gleichmäßig stricken konnte, dafür war er wunderschön bunt und ich habe ihn bis heute noch :D
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Stephie17.02
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Re: Sehe kein Licht

Beitrag von Stephie17.02 »

Das klingt so schön und wie witzig, dass es bei Dir genauso ist! Ich mag die Farben von meinem Schal auch total. Ich würde auch nie zugeben, dass er eigentlich kratzt;)
Schreib ganz in Ruhe, wenn es passt.
Kurzer Stand hier, morgens ist es schwierig und wird im laufe des Tages besser. Mit Mirtazapin schlafe ich sehr gut, meist bis neun. Keine weiteren Einschränkungen oder Nebenwirkungen bisher. Nachmittags ist es besser, mein Freund und ich hatten gestern einen recht schönen Abend. Die Depression ist da, es ist aber einigermaßen auszuhalten. Ich brauche viel Ruhe und einkuscheln, und hab natürlich Angst, dass es nie wieder gut wird. Aber das ist mein Kopf, der keine andere Option hat mir die Ruhe zu verschaffen, die ich mir sonst nicht genommen hätte.
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alibo79
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Re: Sehe kein Licht

Beitrag von alibo79 »

Hallo stephie,
Ich wollte dir noch wegen der Magersucht schreiben.
Alles begann als ich so 13 oder 14 Jahre alt war. Ich war damals gar nicht beeinflußt von Medien wie heute ganz viele junge Frauen, denn sowas gab es noch nicht. Es gab die bravo, mehr nicht :D :D und es war auch nicht so, dass ich da schlanke Körper gesehen habe. Es war eher so, dass ich in dem Alter nie einen richtigen guten Freundeskreis hatte, auch hatte ich das Gefühl nie richtig dazu zu gehören. Ich war nicht dick und auch nicht dünn, vielleicht noch biss kinderspeck würde ich sagen. Aber die Mädchen mit denen ich mich traf, wirkten viel selbstbewusster und cooler als ich und ob sie wirklich schlanker waren weiß ich nicht mehr. Und irgendwie fing es an, dass ich meinen Körper nicht mehr möchte, mein aussehen, meine style etc. Dann habe ich angefangen deswegen abzunehmen und wie das manchmal so ist, hat sich das verselbstständig und ich wurde immer dünner, zwanghaft und hatte kein Körper gefühl mehr. Woran ich mich aber erinnere ist, dass meine mutter damals auch sehr oft schlecht über ihren eigenen Körper geredet hat und ihr Gewicht immer kontrolliert hat. Wahrscheinlich hat das zusätzlich beeinflusst. Mit 14 habe ich dann das erste Mal Therapie deswegen gemacht. Da wog ich vielleicht noch 45 kg bei 1,70m. Danach ging es eine Zeit lang besser, bis ich ins Studium ging, wie eine ähnliche Situation. Mich nicht zugehörig fühlen, mich schlechter bzw minderwertig gegenüber den anderen Studenten zu fühlen. Dann ein enormer Leistungsdruck im Studium und zack, da wollte ich wieder abnehmen. Auch da habe ich dann bei 1,75 vielleicht noch gut 50kg gewogen. Das zog sich über das ganze Studium, bis die Arbeit begann, da habe ich etwas zugenommen, weil ich Kraft für den Job brauchte. War aber immer noch sehr zwanghaft mit Essen, Sport, Kalorien,wiegen, Figur etc. Das zog sich wieder über die Jahre, ich hatte immer wieder fress Anfälle, weil mein Körper so ausgezerrt war und Hunger hatte. Ich habe mir gewünscht endlich aus dieser Spirale heraus zu kommen. Mit den Schwangerschaften und Kindern hatte ich dann normal Gewicht, aber in meinem Kopf waren trotzdem die alten Muster noch sehr präsent. Mindestens 1x täglich wiegen, Kalorien zählen, mich kontrollieren.
Ein ganz großer Umbruch kam dann vor 4 Jahren in meiner zweiten Episode. Ich habe wieder mit dem mirtazapin gestartet und das hat nun eben als NW dass das Gewicht steigen kann. Bei mir war das nie viel, nur bisschen am Bauch. Ich hatte nun die Wahl, entweder ich mache mich deswegen fertig, hungere wieder um meine alte Figur zu bekommen, mache mir Streß. Oder ich stelle die Waage weg( vor allem als meine Tochter mich fragte warum ich mich immer wiege, hat mir das die Augen geöffnet, weil ich ein Vorbild sein möchte und meiner Tochter so einen langen Leidensweg ersparen wollte). Meine Depressionen waren so schlimm, dass ich gesagt habe, wenn ich mir jetzt zusätzlich den Stress wegen meinem Gewicht mache, kann ich nicht richtig gesund werden. Seitdem habe ich mich nicht mehr gewogen. Ich habe angefangen auf meinem Körper zu hören was das Essen angeht, habe versucht regelmäßig, gesund zu essen und trotzdem Ausnahmen zu machen. Es hat etwas gedauert, war aber ein riesiger Befreiung Schlag. Seitdem habe ich kein binge eating mehr. Ich esse mehr als früher und mein Körper bleibt gleich, jedenfalls passt die ganze Kleidung wie immer. In meinem Kopf dreht es sich nicht mehr nur ums Essen und Kalorien. Natürlich gibt es bei mir auch Tage, an denen ich mich vielleicht nicht so ganz wohl mit mir fühle, da habe ich gelernt, dass das auch ganz normal ist. Ich beschäftige mich immer wieder mit body positivity influencer, was mir regelmäßig guten input gibt. Und ich möchte einfach nicht mehr dahin zurück wo ich her komme. Ich genieße es so sehr endlich normal zu essen, nicht 24h am Tag Hunger zu haben oder über meine Kalorien nachzudenken. Da ist so erleichternd und tut mir so gut, dass ich mich so wie ich jetzt aussehe sehr gut fühle.

Langer Text, der eine kurze Zusammenfassung von fast 30 Jahren mit ess Störungen bei mir ist. Vielleicht macht es dir deutlich, wie mein Weg damit zu mir selbst ist.
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Stephie17.02
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Re: Sehe kein Licht

Beitrag von Stephie17.02 »

Liebe Alibo, ich antworte Dir erst mal auf den Text aus dem anderen Pfad in Bezug aufs „Nein“ sagen. Ich erkenne mich so wieder in deinen Worten, man versucht durch die Rechtfertigung doch noch die Ablehnung zu umgehen und Verständnis zu bekommen. Aber ja, es ist nicht wichtig ob derjenige einen versteht. Was ich bemerkenswert finde, ist dein Hinweis, dass man sich auch vor sich selbst nicht rechtfertigen muss. Danke, das hilft mir noch mal! Oft ist es ein falsches schlechtes Gewissen, was man eigentlich nicht haben muss. Ich werde besser, aber grade meine Mutter ist auch sehr penetrant darin, mir ein schlechtes Gewissen machen zu wollen. Ich hab sie lieb und sie macht es nicht mit Absicht, aber es ist anstrengend.

Die letzten Tage kämpfe ich ein bisschen damit, was ich mir schon zutrauen kann. Die Stimmung ist endlich besser, und ich habe Angst mich zu übernehmen und wieder im Tief zu landen… aber ganz lässt sich das wohl nicht umgehen, oder?
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Stephie17.02
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Re: Sehe kein Licht

Beitrag von Stephie17.02 »

Guten Morgen ihr Lieben, ich muss noch mal schreiben weil ich nicht weiter weiß… es sind Ferien, eigentlich ist meine Tochter diese und nächste Woche bei mir. Da ich aktuell eine depressive Phase habe, betreut der Papa sie. Der muss nun arbeiten, ich habe es diese Woche soweit organisiert, dass sie sowohl bei meinen Eltern als auch bei Freunden untergebracht ist. Ich muss sie „nur“ viel hin- und herfahren. Gestern bin ich eine Stunde mit ihr zu meinen Eltern, da war es mir dann schon zu viel, heute muss ich sie holen und wieder woanders hinfahren. Allein der Gedanke stresst mich schon und ich habe Angst in ein neues Tief zu fallen. Mir ging es die letzten Tage eigentlich wirklich besser. Nächste Woche ist sie dann bei mir. Mein Freund ist die ganze Zeit da und wird sie bespaßen, aber auch da… Allein der Gedanke löst totalen Stress bei mir aus! Ich will nicht wieder so tief fallen. Aber ihr immer wieder erklären dass Mama nicht kann, ist auch so furchtbar… und ich habe für nächste Woche auch einfach keine alternative. Und natürlich kommt der Gedanke, ob ich mich jemals werde wieder vernünftig um sie kümmern können.
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alibo79
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Re: Sehe kein Licht

Beitrag von alibo79 »

Hey Stephie,
Du schaffst das mit deiner Tochter, du hast die Zeit ja schon sehr gut geregelt und für Überbrückung gesorgt. Ich kann dich gut verstehen, denn auch ich habe in meinen Episoden immer das Gefühl, dass die Kinder mir viel zu viel sind. Ich weiß als es mir noch nicht gut ging, dass es für mich furchtbar war, wenn meine Kinder krank waren und nicht zur Schule gehen konnten. oder ich bin im logdown wieder erkrankt und da war es schrecklich als die Schule dicht war oder wenn Ferien waren. Irgendwie habe ich mich immer durch gekämpft, es war aber nicht einfach. Natürlich hatte ich Angst vor dem nächsten Tief, manchmal kam eins, manchmal hat es besser geklappt als erwartet. Und es war so, dass manche Sachen bzw Aufgaben im ersten Moment unüberwindbar schienen, aber im Anschluss hat es viel besser geklappt als erwartet und ich war stolz auf mich. Ich habe mich immer von einem Punkt zum nächsten Punkt im Tagesverlauf gehangelt und trotz der Kinder feste Pausen für mich eingeplant. Und ja, ich musste auch oft kommunizieren, ,, Mama kann nicht mehr, ich bin so müde, wir können jetzt Hörspiel hören oder kuscheln, mehr schaffe ich gerade nicht,,
Du schaffst das, du darfst dir vertrauen!!
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Re: Sehe kein Licht

Beitrag von alibo79 »

Ich wollte dir noch zum Nein sagen schreiben, dass ich mir oft gedanklich alles begründen muß, wenn ich etwas nicht möchte oder tun will. Dann führte mein Kopf oft lange eigene Diskussionen über Stunden, und ich habe nach Begründung gesucht. Das merk ich inzwischen sehr schnell und kann recht gut gegen steuern. Ich Will mich nicht mehr klein machen lassen. Von keinem anderen und auch nicht von mir selbst!!
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Stephie17.02
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Re: Sehe kein Licht

Beitrag von Stephie17.02 »

Liebe Alibo, danke für deine Antworten und das Mut machen! Meine Stimmung schwankt über den Tag noch so stark, dass ich in einem Moment denke „ach, kein Ding“ und im nächsten „das schaffe ich nie“ und genau da liegt mein Problem, es gibt nichts dazwischen. Ein „es wird zwischendurch ok sein und mal auch nicht“ kommt bei mir im Kopf nicht vor, das muss ich noch lernen. Wenn es nicht komplett gut läuft, denke ich, dass es nicht gut war. Mein Hirn speichert die schlechten Dinge sehr stark ab.
Letztlich wird es wie es wird, ich kann nur versuchen mich nicht u stressen und die schlechten Momente akzeptieren. Dein Zuspruch hilft mir, und auch zu wissen, dass

Aber diese Schwankungen am Tag, teilweise im 20 Minuten Takt, gut-schlechter-gut-schlechter, ist das normal nach fünf Wochen AD?

Zum Nein sagen, wie genau steuerst du gegen die Diskussionen mit dir selbst? Ich weiß genau was du meinst, meine Dialoge im Kopf sind filmreif😅 mega gut, dass Du da einen Weg gefunden hast! Und ja, da möchte ich auch hinkommen. Oft fühle ich mich aber noch schlecht dabei, besonders bei Menschen die ich wirklich mag. Am Wochenende hat eine Freundin von mir Geburtstag, ich mag sie sehr. Alternativ würde ich mit meinem Freund ins grüne fahren. Bei meiner Freundin sind viele Leute, die ich nicht kenne/mag, und es ist viel Fahrerei für 1-2 Stunden (länger mag ich im moment eh nicht). Also habe ich mich entschieden mit meinem Freund zu fahren, fühle mich aber schlecht dabei. Und das möchte ich abstellen. Gar nicht so einfach.

Vielen lieben Dank noch mal für deinen Text zum Thema Magersucht. Es tut mir echt leid, dass Du das mitmachen musstest! Ich bin noch am Hadern mit mir und meinem Körper, aber es wird besser. Ich glaube ganz werde ich das Thema nie los. Essen reguliert mein Nervensystem (bin auch binge-eater), und vor neun Jahren habe ich aufgehört zu rauchen. Damit hat Essen eine noch größere Rolle eingenommen. Inzwischen habe ich diese Anfälle gut im Griff, aber die ewige Scham des gemobbt werdens wegen dem Übergewicht und deswegen nicht mehr zunehmen wollens sitzt tief. So wie bei dir, man gehört nicht dazu, wird ausgegrenzt. Nur dass ich dann gegessen habe und immer mehr zunahm. Ich bin selbstbewusster geworden mit meinem Körper, aber da ist noch Luft nach oben.

Liebe Grüße!
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Re: Sehe kein Licht

Beitrag von alibo79 »

Liebe Stephie
erstmal gratuliere ich dir zum aufhören mit dem Rauchen
Dazu gehört viel Kraft und willensstärke.
Du fragst nach dem Kopf und seinen Gedanken, wenn man nein sagt. Ich glaube bei mir war das viel Übung und vor allem mich endlich persönlich wichtig zu nehmen. Das konnte ich nicht sofort, sondern musste es über Jahre üben. Erstmal war es für mich wichtig. Meine Gedanken überhaupt zu erkennen und als solche regulierende Gedanken fest zu stellen. Und dann immer wieder zu üben. Diesen Gedanken nicht zu wichtig zunehmen und auch sich nicht in diese Spirale hinein zu begeben, sondern aktiv dagegen zu steuern. Ich habe mir dann bewusst gesagt so Schluss. Ich folge dieser Spirale nicht mehr. Und haben mich auf das hier und Jetzt konzentriert. Natürlich klappt das nicht immer gleich gut und ich habe auch meine Themen, wo ich ganz schnell in diese Spirale komme, dann spreche ich zum Beispiel mit meinem Mann oder meiner Schwester darüber um alles zu neutralisieren. Aber wie gesagt es ist, glaube ich viel Übung dabei und was mir viel geholfen hat, ist tatsächlich auch Sport. Vor allem kraftsport, denn dadurch bin ich stärker muskulöser geworden. Und das hat mein selbstbewusstsein deutlich bestärkt.
Zum Essen, seit dem ich Regel mäßig esse, habe ich eine viel bessere Balance gefunden, ich esse auch mal zu viel. Z.b wenn man essen geht, aber ich habe kein schlechtes Gewissen deswegen und ich habe ein viel besseres Gefühl, wann ich satt bin und mag dann oft auch nicht mehr essen. Klar kenne ich heißhunger bei Stress. Aber auch das ist durch regelmäßiges essen viel weniger geworden.
Und ich habe für mich festgestellt, dass es Lebensmittel gibt, die mir nicht gut tun. Z.b stark, verarbeitete Lebensmittel oder mit vielen zusatzstoffen. Seit dem ich davon sehr wenig esse, geht es mir insgesamt deutlich besser.
Zu dem Ausflug. Ich würde auf dein eigenes Gefühl hören. Bei mir wäre sowas lange nicht möglich gewesen. Ich konnte erst nach 12 Monaten halbwegs am etwas sozialem Leben teilnehmen. Autofahren war auch überhaupt nicht möglich, das hat mich so angestrengt, dass ich danach direkt wieder richtig abgerutscht bin. Außerdem sollte eine gute Freundin Verständnis für deine Situation haben.
Und deine Schwankungen? Klar kenne ich das, aber bei mir war wirklich das erste Jahr, vor allem die ersten Monate hauptsächlich durchgehend schlecht. Bis sehr schlecht. Deshalb ist es doch positiv zu sehen, dass du schon gute Momente hast und am Leben bzw. Alltag teilnehmen kannst. Natürlich möchtest du schon weiter sein. Aus meiner Sicht bist du schon viel weiter, als du dir selbst zu traust 😉
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Re: Sehe kein Licht

Beitrag von Stephie17.02 »

Hallo Alibo, ja, du hast recht. Mein innerlicher Kampf ist, nicht zu akzeptieren, dass ich noch krank bin und noch nicht alles wieder gut ist. Noch fühlen sich Dinge nicht gut an, nach wegrennen und nach zu viel. Da es mir aber allein und ohne Stress wieder ganz gut geht, denkt mein Kopf, dass das nie wieder gehen wird mir Dinge zuzumuten, weil ich da noch Angst kriege bei dem Gedanken (Kind, Arbeit). Ich hab dann das körperliche Gefühl, mir schnürt es den Hals zu, ich merke wie der Kopf anfängt zu rasen. Ich glaube, auch das darf ich einfach akzeptieren. Die Zeit wird es irgendwann richten, denn von dem was ich jetzt in dieser Phase gelernt habe, fühle ich mich besser auf den Alltag vorbereitet wenn ich wieder gesund bin. Ich bin in einem Insta-Beitrag darauf gestoßen, dass durch dieses Stimmungen-Abchecken bei meinem Vater in der Kindheit mein Kopf darauf gepolt ist, nur in „sicher“ oder „nicht sicher“ zu unterscheiden, für alle meine jetzigen Beziehungen (Familie, Liebe, Freunde). Wenn der Kopf etwas als nicht sicher einstuft, weil stressig, anstrengend und/oder triggernd, soll es „weg“, und zwar sofort und komplett, ich habe den Impuls zu flüchten. Am Anfang der Beziehung mit meinem Freund hatte ich bei jedem „Konflikt“ das Gefühl, oh, das passt nicht, dann muss ich Schluss machen. Es gab in meinem Kopf nur „bis ans Lebensende glücklich“ oder „nee, ich muss Schluss machen“. Ein „es fühlt sich jetzt grad nicht gut an, ist aber generell in Ordnung, weil es auch wieder anders wird“ darf ich jetzt lernen. Das wird aber ein ordentlicher Prozess, der mich fordern wird. Die Depression unterstreicht das negative natürlich, weil sie einen glauben lässt, es wird nicht mehr besser. Aber ich weiß, ich bin auf einem guten Weg, und ich darf losgehen.

Danke für deinen Bericht in Bezug auf die Gedankenspiralen. Ich finde es super, dass Du da schon so weit bist! Ich werde versuchen, das auch mal umzusetzen und mich daran zu üben, Danke! Kannst du sagen, was für Themen bei dir am stärksten sind die Spiralen auslösen? Bei mir ist es viel in Bezug auf mein Kind… sie wird meine psychische Belastung erben, sie wird unglücklich wegen mir, wenn sie später Probleme im Leben hat bin ich schuld… so einen Quatsch eben.

Ich danke dir ganz doll für deine Antworten, der Austausch hier ist so wertschätzend und Mut machend!

Liebe Grüße
Stephie
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