Wochenbettdepression mit Zwangsgedanken

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Amelie564
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Wochenbettdepression mit Zwangsgedanken

Beitrag von Amelie564 »

Hallo zusammen,
nun wollte ich mich als stille Mitleserin auch zu Wort melden. Seit der Geburt meiner Tochter leider ich unter einer postpartalen Depression mit aggressiven Zwangsgedanken gegen meine geliebte Tochter. Sie ist jetzt 11 Wochen. Ich war nach einer Dosiserhöhung (vor fast sechs Wochen) auf 150mg (ich hatte während der Schwangerschaft 75mg) Venlafaxin auf einem guten Weg und nun hatte ich gestern aus dem Nichts wieder einen neuen aggressiven Zwangsgedanken und seitdem geht es mir ziemlich dreckig und ich bin die ganze Zeit in Panik und Unruhe. Ich habe das Gefühl ich bin ein Monster. Verstehe auch nicht warum es jetzt wieder schlechter ist. Habe auch Angst die Medikamente noch weiter zu erhöhen oder zusätzlich etwas zu nehmen, da ich stille. Hat da jemand Erfahrung? Oder sollte ich abstillen und weiter erhöhen? Das Abstillen würde mir das Herz brechen, aber bin so verzweifelt.
Ich habe derzeit eine stationsäquivalente Betreuung. Aber erst seit kurzem. Bisher merke ich noch keinen Erfolg. Habe allerdings Angst offen mit dem Team zu sprechen aus Angst eingewiesen zu werden und das man mir meine Tochter wegnimmt. Ich bin gerade komplett verzweifelt. Ich weiß gar nicht wie ich die Tage rum kriegen soll und habe große Panik, dass es niemals besser wird und mein Leben nie wieder schön sein wird. Meine Tochter weint derzeit viel und ich bin nachts bis zu 10mal wach.
Wie kann man sich durchbeißen ohne verrückt zu werden? Demnächst bekomme ich auch eine Haushaltshilfe.
Ich hatte bereits zweimal solche Episoden und ja, das Leben wurde beide Male wieder schön, aber diesmal finde ich 1000 Gründe warum es diesmal nie wieder gut wird. Vor allem weil ich die beiden anderen Male bei Ausbruch noch keine Medikamente hatte.

Liebe Grüße,
Amelie
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Marika
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Re: Wochenbettdepression mit Zwangsgedanken

Beitrag von Marika »

Hallo Amelie!

Ich kann dich sehr gut verstehen, weil ich auch so schreckliche Zwangsgedanken hatte. Deine PPD ist noch sehr frisch und leider geht die Heilung nicht linear nach oben. Hochs und Tiefs wechseln sich ab, auch mit Medikamenten. Aber mit der Zeit gewinnen die Hochs die Überhand. Gerade ZG sind eine zähe Sache und ich hatte etliche solcher Tiefs wie du gerade, in denen ich dachte, ich werde nie mehr gesund. Wie du hatte ich schon vor Schwangerschaft und Geburt diese latente Zwangsstörung, aber sie blieb unbehandelt, weil ich ja selber nicht wusste, was ich habe.

Wegen dem Stillen und Medikamenten kann dir hier geholfen werden www.embryotox.de

Ob du Erhöhen sollst, musst du mit deinem Arzt entscheiden. In solchen Phasen hat es mir geholfen, viel raus zu gehen, Abwechslung und gut Strukturierte Tage zu haben und nicht immer alleine zu sein.

Es wird wieder besser, versprochen und du wirst auch gesund. Aber stell dich darauf ein, dass es ein Weg ist der nicht von heute auf morgen gemeistert werden kann.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Amelie564
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Re: Wochenbettdepression mit Zwangsgedanken

Beitrag von Amelie564 »

Danke, liebe Marika!
Im Moment fühlt es sich so hoffnungslos alles an. Ich kann mir nicht vorstellen irgendwann wieder ein schönes Leben zu führen. Habe mich entschieden abzustillen, auch wenn es mir das Herz zerreißt.
Aber aufgrund eines zusätzlichen Medikaments fühlt es sich besser an. Aber alles nicht so einfach.
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Marika
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Re: Wochenbettdepression mit Zwangsgedanken

Beitrag von Marika »

Hallo Liebes!

Ich habe damals auch abgestillt, meine Medikamente waren nicht mehr mit dem Stillen zu vereinbaren. Ich war zuerst traurig, weil es gut geklappt hatte. Aber ich habe dann gemerkt, dass das Flasche geben mich entlastet, das hat mir gut getan.

Ich weiß genau, wie sich das anfühlt... zu fürchten dass man nie wieder gesund und glücklich wird. Aber es wird in kleinen Schritten besser werden. Wie geht es dir aktuell? ❤️
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Amelie564
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Re: Wochenbettdepression mit Zwangsgedanken

Beitrag von Amelie564 »

Liebe Marika,

die depressiven Symptome sind tatsächlich besser seit gestern. Aber die Ängste und Zwangsgedanken sind noch sehr präsent. Habe mit der Ärztin gesprochen und wir werden Venlafaxin erhöhen und zusätzlich bekomme ich Quetiapien. Ich hoffe das bringt mich etwas voran. Obwohl es gerade bergauf geht, fällt es mir schwer ans gesund werden zu glauben.

Liebe Grüße
Amelie564
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Re: Wochenbettdepression mit Zwangsgedanken

Beitrag von Amelie564 »

Hallo,
wollte mal ein Update geben. Anfang Juli bis Mitte Juli ging es mir besser, aber auch nicht perfekt. Mitte Juli wurde dann Venlafaxin erhöht. Erst auf 187,5 und dann auf 225. Zusätzlich Tavor. Seit einer Woche schleiche ich Tavor aus. Aber mir ging es auch schon vorher wieder schlechter. Eigentlich eine Woche nach der zweiten Erhöhung. Ich weiß nicht warum. Obs an der Erhöhung oder dem Ausdosieren von Tavor liegt. Weiß gar nicht mehr ob ich auf dem richtigen Weg bin oder alles nur noch schlimmer wird. Hab als Bedarf noch Promethazin was ein wenig wirkt. Abends noch Quetiapin. Heute bin ich nur am weinen. Ich war so hoffnungsvoll Anfang Juli, aber langsam weiß ich nicht mehr weiter und befürchte für immer so leben zu müssen.
VaMa1415
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Re: Wochenbettdepression mit Zwangsgedanken

Beitrag von VaMa1415 »

Hallo liebe Amelie!

Ich hab gerade deine Geschichte gelesen, in der ich mich sehr gut wiedererkenne. Auch ich habe seit der Geburt meiner 2. Tochter im Mai eine schwere PPD mit fürchterlichen Zwangsgedanken. Ich war gerade 10 Wochen in der Klinik (5 davon tagesklinisch) und bekomme seit knapp 7 Wochen Sertralin 200mg, zum schlafen Olanzapin 2,5mg. Bei Bedarf 0,5mg Tavor.

Ich hatte einfach das Bedürfnis, dir hier ein bisschen Mut zuzusprechen. Behalte die guten Momente im Blick und nutze sie als deine Ressource. Ich hab das Ganze bei der großen schon einmal durchgemacht und wurde wieder gesund. Also schaffen wir das jetzt auch! Und ich glaube wenn wir das überstanden haben, kann uns nichts mehr umhauen!

Halte durch!
Amelie564
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Re: Wochenbettdepression mit Zwangsgedanken

Beitrag von Amelie564 »

Hallo, liebe VaMa,

vielen lieben Dank für deine Nachricht! Das bedeutet mir viel!
Ich schick dir auch ganz viel Kraft! Es tut mir leid, dass du das schon zum zweiten Mal erleben musst. Aber du hast es schonmal rausgeschafft. Also schaffst du es natürlich auch ein zweites Mal!
Wie lange ging deine letzte PPD? Hat die Klinik dir gutgetan?
Ganz liebe Grüße
VaMa1415
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Re: Wochenbettdepression mit Zwangsgedanken

Beitrag von VaMa1415 »

Liebe Amelie,

sehr gerne! Und danke auch für deine lieben Worte.

Meine letzte und wirklich schwere Episode hat lang gedauert. Die akute Phase, mit lebensmüden Gedanken, dauerte ca 4 Monate. Danach wurde es weiter immer besser, aber bis ich mich wieder wirklich stabil gefühlt hab, verging nochmal fast ein Jahr. Und verdammt viel Therapie..

Damals hat mich die Arbeit gerettet. Klingt vielleicht komisch aber da musste ich so tun, als ob es mir gut ginge und musste funktionieren, also hatte ich weniger Möglichkeiten in meinen dunklen Gedanken zu versinken. Aber nach einer Geburt, im Wochenbett, fehlt die Ablenkung und man fällt einfach sooo tief..

Die Klink hat mir mit Blick auf die Zwangsgedanken sehr geholfen! Ich habe mit der Oberärztin viele Expos gemacht, musste mich den Gedanken stellen, sie zu Ende denken und mich der Angst stellen.
Ich glaube was aber für mich noch fast noch wichtiger war: ich war dort alleine mit meinem Baby. Ich war für alles zuständig, die ganze Zeit mit ihr zusammen. Und davor hatte ich eigentlich die ganze Zeit massive Angst. Im Grunde war also auch das irgendwie eine Expo ;)

Am Anfang habe ich mit offener Tür geschlafen und habe die Station nicht verlassen. Irgendwann konnte ich alleine mit Baby spazieren.

Allerdings haben mich die Zustände und Geschichten der mitpatientinnen teilweise sehr getriggert und belastet..

Mir hat übrigens auch der Ansatz der ACT und Achtsamkeit viel geholfen, besonders mit den Zwangsgedanken. Das Buch “The Happiness Trap” von Russ Harris fand ich sehr gut! Den deutschen Titel weiß ich grade leider nicht, aber das gibts auf jeden Fall auch auf Deutsch.

Wünsche dir weiterhin viel Kraft!
Amelie564
Beiträge: 25
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Re: Wochenbettdepression mit Zwangsgedanken

Beitrag von Amelie564 »

Liebe VaMa,

danke für deine Nachricht 🤍
Das klingt auch nach einem harten Weg. Was war dein Fokus bei der Therapie? Hast du da auch weiter Expos gemacht? Habe morgen ein Erstgespräch … Bin schon etwas nervös.
Das es mit der Arbeit besser wird, wenn man einen gewissen Punkt der Genesung erreicht hat, kenn ich auch. Aber das ist bei mir noch ne ganze Weile hin.
Wie toll, dass die Klinik dich damals so weiterbringen konnte! Danke auch für die Tipps bezüglich Therapie und dem Buch 🤍
Wie geht es dir heute?
VaMa1415
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Re: Wochenbettdepression mit Zwangsgedanken

Beitrag von VaMa1415 »

Hey Amelie,

ich drück dir fest die Daumen für dein Erstgespräch!

Mein Fokus bei der Therapie waren Expos. Wir haben Expo Leitern erstellt und dann musste ich die Expos immer wieder durchführen und vorher und nachher auswerten. Vorher also die Befürchtung aufschreiben und das Ziel und die Wahrscheinlichkeit, dass die Befürchtung eintritt und im Nachgang dann ob die Befürchtung eingetreten ist und was ich gelernt habe. Das hat mir schon sehr gut geholfen muss ich sagen. Und dann haben wir auch Techniken aus der ACT einfließen lassen, kognitive Defusion vor allem. Falls du das noch nicht kennst, kannst du dich ja mal reinlesen. In einer akuten Zwangsepisode hilft das aber nur bedingt, das ist für mich eher etwas, wenn ich stabiler bin.

Heute habe ich einen deutlich besseren Tag, aber die letzten 4 Tage waren grausam. Habe morgen einen Termin mit meiner Therapeutin, ich hoffe, der bringt mich weiter.

Viel Kraft dir weiterhin! Kannst ja mal berichten, wie dein Termin war :)
Amelie564
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Re: Wochenbettdepression mit Zwangsgedanken

Beitrag von Amelie564 »

Ihr Lieben,

gerade ist es wieder richtig schlimm. Seit Montagabend. Alle Symptome wieder da. Bin voller Angst. Habe das Gefühl das Antidepressiva wirkt nicht mehr. Bin so unglaublich verzweifelt. 😭 Das ist doch alles nicht mehr normal. Überlege doch stationär zu gehen.
Aber MuKi trau ich mir nicht zu. Habe hier mehr Unterstützung als bei der MuKi. Kennt es jemand, dass man stationär geht und das Baby täglich zu Besuch kommt?
@VaMa
Der Termin war ganz gut, aber stehe leider nur auf der Warteliste jetzt. Habe aber morgen noch einen zweiten Termin zum Erstgespräch. Habe über 100 Therapeuten angeschrieben (nicht einzeln, sondern bcc).
Wie war dein Termin?
Liebe Grüße
VaMa1415
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Re: Wochenbettdepression mit Zwangsgedanken

Beitrag von VaMa1415 »

Liebe Amelie,

ich fühle so mit dir und es tut mir so leid, dass es dir gerade wieder schlechter geht. Halte durch, es wird mit der Zeit besser werden, daran muss auch ich mich immer wieder erinnern!

Ich habe mir auch viele Gedanken gemacht, warum das Antidepressiva jetzt (vermeintlich) nicht so wirkt, wie vorher. Aber die Belastung ist mit Kind eine ganz andere. Selbst gesund ist ein Baby eine krasse Herausforderung, aber psychisch krank ist es nochmal ne andere Hausnummer. Und deshalb hat das AD einfach mehr zu tun, verstehst du was ich meine? Noch dazu das Hormonchaos… Keine Ahnung aber so habe ich mir das im Gespräch mit meiner Therapeutin erklärt und daran klammere ich mich irgendwie grade.

Hast du eigentlich abgestillt? Ich fürchte bei mir wird es jetzt darauf hinauslaufen. Ich habe so ein schlechtes Gewissen und das trägt einfach nicht zur Besserung bei..

Ich habe seit gestern auch wieder ein schlimmes Tief. Meine beste Freundin war da und anstatt es genießen zu können hat mein Kopf die ganze Zeit nur geschrien:“Alle sind glücklich nur du nicht! Du wirst nie wieder glücklich sein!“ Es tut so unendlich weh. Aber ich klammere mich daran, dass es irgendwann wieder gut sein wird.


Ich drück dich!
Amelie564
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Re: Wochenbettdepression mit Zwangsgedanken

Beitrag von Amelie564 »

Liebe VaMa,

vielen Dank! Was du schreibst, macht auch total Sinn. Es ist einfach eine große Aufgabe, die zusätzlich dazu gekommen ist. Heute ist wieder so ein dunkler Tag und gestern auch. Ich weiß einfach nicht was ich noch machen soll. Ich hab Tavor erst abgesetzt. Deswegen will ich das jetzt nicht als Bedarf nehmen. Dann müsste ich das im Moment jeden Tag nehmen. Ich weiß gerade einfach nicht weiter. Die schlechten Tage überwiegen so stark.
Ja, ich hab nach ca. 3 Monaten abgestillt, weil immer mehr Medis dazukamen. Ich hab auch sehr damit gestruggled und mich furchtbar gefühlt, aber am Ende war es die richtige Entscheidung. Dadurch wurde alles flexibler und man darf auch nicht vergessen was für eine große Anstrengung das Stillen ist. Gerade mit unserer Erkrankung.
Ich hoffe dir geht es besser 🤍
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Marika
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Re: Wochenbettdepression mit Zwangsgedanken

Beitrag von Marika »

Ihr Lieben!

Ich will euch Mut machen, haltet durch! Das AD wirkt und macht seine Arbeit. Aber die Belastungen von außen wie eh schon angesprochen, können das noch sensible und instabile System immer noch durcheinander bringen. Auch der Zyklus ist ein gravierender Faktor. An den Tagen oder rund um den Eisprung haben viele Betroffene Tiefs, ich hatte das auch. Es liegt daran, dass das ganze System erst nach und nach wieder resilienter wird und solche zusätzlichen Belastungen erst langsam immer besser stemmen kann. Das braucht Zeit und viel, viel Geduld.

Ich kenne diese Tiefs und musste sie lange aushalten. Aber mit der Zeit wurde es leichter bis hin zur völligen Beschwerdefreiheit. Das schafft ihr auch, versucht Geduld zu haben. Diese Erkrankung und auch die Genesung erfolgt in Wellen. Es Zeit und Geduld! ❤️
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
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