Ich denke es ist richtig, dass du wieder hoch gegangen bist. Du kannst es später ja wieder versuchen, dann aber in einem kleinen Schritt und lange genug Zeit vergehen lassen, bis zum nächsten Schritt. Das alles natürlich in Absprache mit dem Arzt.
Bei mir hat sich übrigens alles sehr schnell wieder beruhigt, als ich damals wieder rauf musste mit der Dosis.
Liebe Grüße von
Marika
Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Danke euch beiden noch einmal! Ich finde diese Entscheidungen gar nicht so einfach, gerade wenn auch die Psychiaterin sagt, dass es ein ausprobieren ist, weil es alles so super individuell ist. Meine Psychologin meinte auch, ich muss einfach abwägen, was ich als schlimmer empfinde - die Symptomstärke der Depression oder die Nebenwirkungen.
Alibo, hattest du das Gefühl, dass dich das Mirtazapin Gefühlstumpf macht? Je höher die Dosierung, desto weniger traurig bin ich. Aber ich habe auch das Gefühl, dass alle anderen Emotionen deutlich schwächer werden. Kennst du das?
Nein, ich hatte das nie. Meine Gefühle sind völlig normal und vollständig vorhanden. Aber ich hatte auch während der schweren Depression immer alle Gefühle. Oft ist es so, dass durch die Krankheit die Gefühle verschwinden und Menschen mit Depressionen fast nichts mehr fühlen. Das hatte ich überhaupt nicht. Eher ein zuviel an Gefühlen so dass ich von meinen Emotionen überrollt wurde.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Liebe Sarash,
Du schreibst hier ja schon mit den Expertinnen im Forum, bist also in den besten Händen! Ich dachte ich schreibe dir mal als Spieglung für den Aspekt weniger fühlen. Ich habe es selbst nicht so wahrgenommen, aber es wurde mir gespiegelt, dass es nach unten und oben nicht mehr so viel Gefühlsdifferenzierung gab. Für mich war das am Ende der AD Zeit auch einer der Gründe warum ich mich ans Ausschleichen gemacht habe- aber nachdem ich ein Jahr stabil war. Und dann habe ich auch erstmal mein Abendmedi ganz sanft runterdosiert. Ich würde auch immer dafür votieren sich langsam von Medikamenten zu verabschieden- und habe mich bei dir auch auch gefragt warum bei dir das Hauptad bei deiner Geschichte nicht wie bei Malika eigentlich nicht noch hochdosiert wurde für die Stabilität? Und um das ausschleichen des mirta auszugleichen? Wenn nach deinem Gefühl daher auch die Nebenwirkungen kommen die dich stören… Ich habe bei meiner Psychiaterin immer proaktiv angesprochen was ich mir hier im Forum an Wissen zusammengelesen habe und bin damit gut gefahren - sonst hätte ich zb für die Einschleichphase kein bedarfsmedi gehabt, wofür ich bis heute dankbar bin.
Danke für deine Gedanken zum Thema. Das mit der eingeschränkten Gefühlslage habe ich auch lange nicht wahrgenommen, sondern erst, nachdem das Mirtazapin einmal draußen war und ich plötzlich wieder so viel gespürt habe. Ich habe diese Fähigkeit Gefühle wahrzunehmen echt vermisst, merke ich nun, aber zu welchem Preis ist mir das wert …
Ich nehme vom Escitalopram 10 mg. Weder meine Psychiaterin noch ich trauen uns an eine höhere Dosierung, da es mir mit Sertralin und Citalopram schon zweimal, steigernd über Wochen, bei höherer Dosierung massiv schlechter ging. Mir scheinen SSRIs zu helfen, aber nicht über diese Standardosis/Einstiegsdosis hinaus. Darum würde ich gar nicht sagen, dass mein „Hauptmedi“ Escitalopram ist, sondern das Escitalopram und Mirtazapin in Kombi gut bei mir antidepressiv wirkt, nur leider mit den entsprechenden Nebenwirkungen.
Ah, verstehe. Ja das hatte ich gar nicht mehr so auf dem Schirm, entschuldige!
Umso mehr, wenn du von einer festen Kombination spricht, war das - siehe Malika und Alibo - vermutlich einfach zu schnell also zu früh und zu abrupt. Soweit dazu.
Zu dem Fühlen: etwas, was ich auf meiner langen therapeutischen Reise ein wichtiges learning fand war, dass Menschen mit (entwicklungs-)traumatischem Hintergrund manchmal Fühlen in einer Art Drama-Modus normal finden, also mit viel Ladung, und weniger im unteren Rahmen des Windows of tolerance, also in Ruhe. Dazu ist dann ein AD dann ein großer Kontrast. Weil das ja oben die Spitzen vom Ausschlag abdämpft. Ich will dir da nicht zu nahe treten, denn ich kenne dich ja nicht. Bei mir war das aber so. Ich war früher mehr in einem hochenergetischen Zustand unterwegs. Ruhe war bei viel mit der Angst zu Fallen und in extenso sterben, versinken verbunden. Da gehe ich seit Jahren langsam immer mehr hin, etwas nachzulernen, was ich als Kind nicht so gelernt habe. Auch viel immer tun, planen, Kontrolle, wenig im Moment sein und einfach mal schauen. Vor diesem Hintergrund denke ich zu dir: ich würde dich ermutigen das eher abgedämpfte dir zuzugestehen. Es vielleicht nicht nur als Fehler zu sehen und dem mit Widerstand zu begegnen. Sondern mal zu fühlen: was gibt es dir vielleicht auch? Keine Frage, unter Medikament ist eben assoziiert mit krank oder vielleicht auch Entfremdung. Aber vielleicht differenzierter wahrzunehmen? Du hast auf jeden Fall gute Gründe warum du widerständig bist, das muss ja nicht weggehen. Aber vielleicht auch zulassen, was es auch mit sich bringt?
Ich hoffe das bringt dir vielleicht ein bisschen was.