Symptome der Depression

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Marika
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Marika »

Ich denke es ist richtig, dass du wieder hoch gegangen bist. Du kannst es später ja wieder versuchen, dann aber in einem kleinen Schritt und lange genug Zeit vergehen lassen, bis zum nächsten Schritt. Das alles natürlich in Absprache mit dem Arzt. :wink:

Bei mir hat sich übrigens alles sehr schnell wieder beruhigt, als ich damals wieder rauf musste mit der Dosis.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sarash
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Sarash »

Danke euch beiden noch einmal! Ich finde diese Entscheidungen gar nicht so einfach, gerade wenn auch die Psychiaterin sagt, dass es ein ausprobieren ist, weil es alles so super individuell ist. Meine Psychologin meinte auch, ich muss einfach abwägen, was ich als schlimmer empfinde - die Symptomstärke der Depression oder die Nebenwirkungen.
Alibo, hattest du das Gefühl, dass dich das Mirtazapin Gefühlstumpf macht? Je höher die Dosierung, desto weniger traurig bin ich. Aber ich habe auch das Gefühl, dass alle anderen Emotionen deutlich schwächer werden. Kennst du das?
10/2024: PPD/PTBS
10 mg Escitalopram + 15 mg Mirtazapin
alibo79
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von alibo79 »

Nein, ich hatte das nie. Meine Gefühle sind völlig normal und vollständig vorhanden. Aber ich hatte auch während der schweren Depression immer alle Gefühle. Oft ist es so, dass durch die Krankheit die Gefühle verschwinden und Menschen mit Depressionen fast nichts mehr fühlen. Das hatte ich überhaupt nicht. Eher ein zuviel an Gefühlen so dass ich von meinen Emotionen überrollt wurde.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Mayte
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Mayte »

Liebe Sarash,
Du schreibst hier ja schon mit den Expertinnen im Forum, bist also in den besten Händen! Ich dachte ich schreibe dir mal als Spieglung für den Aspekt weniger fühlen. Ich habe es selbst nicht so wahrgenommen, aber es wurde mir gespiegelt, dass es nach unten und oben nicht mehr so viel Gefühlsdifferenzierung gab. Für mich war das am Ende der AD Zeit auch einer der Gründe warum ich mich ans Ausschleichen gemacht habe- aber nachdem ich ein Jahr stabil war. Und dann habe ich auch erstmal mein Abendmedi ganz sanft runterdosiert. Ich würde auch immer dafür votieren sich langsam von Medikamenten zu verabschieden- und habe mich bei dir auch auch gefragt warum bei dir das Hauptad bei deiner Geschichte nicht wie bei Malika eigentlich nicht noch hochdosiert wurde für die Stabilität? Und um das ausschleichen des mirta auszugleichen? Wenn nach deinem Gefühl daher auch die Nebenwirkungen kommen die dich stören… Ich habe bei meiner Psychiaterin immer proaktiv angesprochen was ich mir hier im Forum an Wissen zusammengelesen habe und bin damit gut gefahren - sonst hätte ich zb für die Einschleichphase kein bedarfsmedi gehabt, wofür ich bis heute dankbar bin.
Sarash
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Sarash »

Hallo Mayte,

Danke für deine Gedanken zum Thema. Das mit der eingeschränkten Gefühlslage habe ich auch lange nicht wahrgenommen, sondern erst, nachdem das Mirtazapin einmal draußen war und ich plötzlich wieder so viel gespürt habe. Ich habe diese Fähigkeit Gefühle wahrzunehmen echt vermisst, merke ich nun, aber zu welchem Preis ist mir das wert …

Ich nehme vom Escitalopram 10 mg. Weder meine Psychiaterin noch ich trauen uns an eine höhere Dosierung, da es mir mit Sertralin und Citalopram schon zweimal, steigernd über Wochen, bei höherer Dosierung massiv schlechter ging. Mir scheinen SSRIs zu helfen, aber nicht über diese Standardosis/Einstiegsdosis hinaus. Darum würde ich gar nicht sagen, dass mein „Hauptmedi“ Escitalopram ist, sondern das Escitalopram und Mirtazapin in Kombi gut bei mir antidepressiv wirkt, nur leider mit den entsprechenden Nebenwirkungen.
10/2024: PPD/PTBS
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Mayte
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Mayte »

Ah, verstehe. Ja das hatte ich gar nicht mehr so auf dem Schirm, entschuldige!
Umso mehr, wenn du von einer festen Kombination spricht, war das - siehe Malika und Alibo - vermutlich einfach zu schnell also zu früh und zu abrupt. Soweit dazu.
Zu dem Fühlen: etwas, was ich auf meiner langen therapeutischen Reise ein wichtiges learning fand war, dass Menschen mit (entwicklungs-)traumatischem Hintergrund manchmal Fühlen in einer Art Drama-Modus normal finden, also mit viel Ladung, und weniger im unteren Rahmen des Windows of tolerance, also in Ruhe. Dazu ist dann ein AD dann ein großer Kontrast. Weil das ja oben die Spitzen vom Ausschlag abdämpft. Ich will dir da nicht zu nahe treten, denn ich kenne dich ja nicht. Bei mir war das aber so. Ich war früher mehr in einem hochenergetischen Zustand unterwegs. Ruhe war bei viel mit der Angst zu Fallen und in extenso sterben, versinken verbunden. Da gehe ich seit Jahren langsam immer mehr hin, etwas nachzulernen, was ich als Kind nicht so gelernt habe. Auch viel immer tun, planen, Kontrolle, wenig im Moment sein und einfach mal schauen. Vor diesem Hintergrund denke ich zu dir: ich würde dich ermutigen das eher abgedämpfte dir zuzugestehen. Es vielleicht nicht nur als Fehler zu sehen und dem mit Widerstand zu begegnen. Sondern mal zu fühlen: was gibt es dir vielleicht auch? Keine Frage, unter Medikament ist eben assoziiert mit krank oder vielleicht auch Entfremdung. Aber vielleicht differenzierter wahrzunehmen? Du hast auf jeden Fall gute Gründe warum du widerständig bist, das muss ja nicht weggehen. Aber vielleicht auch zulassen, was es auch mit sich bringt?
Ich hoffe das bringt dir vielleicht ein bisschen was.
Sarash
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Sarash »

Hallo liebe Mayte,
vielen Dank zu deinen Gedanken zum Thema „fühlen“. Du trittst mir dazu absolut nicht zu nahe, ich finde es sehr interessant was du dazu sagst. Es ist ja auch nicht so, dass ein AD alle Gefühle einfach weg macht, aber halt schon die Intensität. Gerade in Bezug auf Liebe zu meiner Tochter, finde ich das herausfordernd. Aber ich werde es jetzt trotzdem diesen Herbst so machen und dann ab Frühjahr bzgl Reduktion noch einmal schauen. Ich finde den Herbst/Winter eh schon of schwierig.

Ab Oktober startet endlich meine Therapien wöchentlich. (Davor waren es aus Kapazitätsgründem nur 30 min einmal im Monat). Da werde ich dieses Thema aufjedenfall mit reinbringen.

Vielen Dank noch einmal und liebe Grüße!
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Mayte
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Mayte »

Das klingt nach einem guten Plan! Und wie wunderbar, dass du nun bald regelmäßig Therapie machen kannst.
Weißt du, dieses Liebesgeschichte ist wirklich ein großer Brocken: viele junge Mütter struggeln mit dem Gefühl, die Liebe zu ihrem Kind müssen überwältigend Herzchen in den Augen mäßig sein. Und dann erlebt man statt dessen nur das Gefühl des Scheiterns an diesem Idealbild. Oder auch: Liebe müsste heißen immer alle Bedürfnisse zu befriedigen ohne zb das Gefühl von Widerstand weil man selbst gerade eigentlich was anderes braucht. Oder die Liebe müsste immer rein sein, statt dass man verzweifelt ist weil das Baby jetzt schon wieder weint. Ich finde es hilft immer schonmal da differenzierter zu werden und mal genau zu beobachten: wann sind die Momente wo ich denke, dass was falsch ist und warum. Oder positiv: wann und wie spüre ich Liebe? Ist dass immer nur wenn alles leicht ist oder drückt sich zb die Liebe auch darin aus, etwas trotzdem zu machen und mich eigentlich gerade schlecht zu fühlen dabei? Wie zeigst du dir Liebe? Zb durch Selbstfürsorge? Kannst du das übertragen? Wann sind wenn auch nur Momente, wo sich etwas stimmig anfühlt? Und fühlst du das dann für dich oder geht es drum einen Bild zu entsprechen? Sich einzufinden was die Liebe zum Kind angeht es nach meiner Erfahrung ein langer Weg. Für viele. Und am Ende musst nur du dabei an Bord sein, niemand sonst. Gestern wollte zb meine Tochter wieder hundert Jahre Lego mit mir brauen und ich hatte einfach keinen Nerv. Ich hab dann nein gesagt und sie hat geweint. Ich kann einfach nicht immer und nicht alles. Das fühlt sich dann natürlich nicht toll an in der Situation. Aber die Liebe als Verbindung tangiert es nicht. Ich würde dich ermutigen mal zu experimentieren damit, was du vielleicht trotz allem was nicht geht oder sich doof anfühlt zu schauen, was aber auch da ist. Das können ganz kleine Dinge sein. Aber wo du sagst, da passt was für dich. Und dich ein bisschen damit zu beschäftigen was du so denkst darüber was Liebe ist und wie sich das praktisch ausdrückt und was da vielleicht auch Ansprüche sein könnten die gerade im Moment eher nicht helfen.
Ganz liebe Grüße
Mayte
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Mayte »

Also noch ein PS
Ich erlebe viele Mütter die denken ihre Liebe ist gleich ich erfülle jedes Bedürfnis mit Freude und Leichtigkeit. Das sind aber zwei Paar Schuhe. Dieses permanente besürfniserfüllung eigentlich ein Übergriff auf deine Autonomie. Davon fühlt man sich dann nochmal mehr angegriffen, wenn man eigentlich Raum für sich bräuchte weil man krank ist. Und dann wird diese Gleichung zum Strick. Wenn man das wieder entkoppelt, kann man vielleicht besser die Liebe spüren UND die Überforderung nebendran. Oder wie auch immer man das halt erlebt. Mütter sollen einfach viel zu viel alleine schaffen. Das ist so überfordernd. Sich das klarzumachen und dann milder mit sicherzustellen werden finde ich hilfreich.
alibo79
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von alibo79 »

Hallo Mayte,
ich wollte dir erstmal sagen, dass du deine Texte so toll formulieren kannst. Das hört sich an als würdest du beruflich gelernt haben, tolle Texte zu schreiben oder dich gut ausdrücken zu können.
Und dann wollte ich zu dem Thema Gefühle sagen, dass du das sehr gut umschrieben hast, denn auch bei mir ist es so, dass ich ja teilweise in der Depression ganz extreme Gefühle habe, extrem Tiefe, düstere Gefühle und das durch meine Stabilität die Gefühle nicht mehr so extreme Spitzen erreichen. Das heißt nicht, dass ich weniger fühle, sondern ich fühle mich insgesamt mit meinen Gefühlen besser ausgeglichen. Und wie du schreibst, sind wir vielleicht durch ein Trauma oder durch unsere Geschichte so geprägt oder auch daran gewöhnt immer starke und viele Gefühle zu merken, dass uns das komisch vorkommt, wenn wir das nicht haben. Auch bei mir ist es so, dass ich immer ein unruhiger Charakter bin. Ich fühle mich sehr oft getrieben , gehetzt. Habe immer den Drang mich zu bewegen, oder aktiv zu sein. Ich empfand es als sehr angenehm, wenn eine gewisse Ruhe und vielleicht auch gleichgültigkeit eingetreten ist und ich dadurch nicht mehr so extrem im dauerlaufmodus war. Auch heute bin ich immer noch ein unruhiger Geist und kann schlecht richtig tief abschalten und muss mich manchmal dazu zwingen. Ich denke man kann sowas aber durch immer wieder üben besser verinnerlichen. So wie ich mich jeden Mittag, sofern es möglich ist, eine Stunde hinlege um Pause zu machen. Und das ist auch immer das gleiche Ritual, dass ich erst etwas lese und mich dann wirklich hinlege und Augen zu mache und wirklich Ruhe halte.
Ansonsten sehe ich das ähnlich mit den Ansprüchen an das Mutter sein. Einmal durch die Medien wird uns ein sehr hoher Anspruch vermittelt und oft ist es zusätzlich so, dass wir an uns selber auch sehr hohe Ansprüche stellen. Aufgrund von Perfektionismus, Unsicherheit oder auch, weil wir das vielleicht im Umfeld so sehen. Ich musste das auch erst lernen, dass ich nicht die perfekte Mutter sein muss, um eine perfekte Mutter für meine Kinder zu sein. Ich musste lernen Frust zuzulassen. Von meiner Seite, und von der Seite meiner Kinder, dass sie mich doof finden, dass ich mich selber manchmal doof finde, als Mutter. Aber dass das gar nichts aussagt, ob man gut genug ist für seine Kinder. Ich denke alleine schon, dass wir uns Gedanken darüber machen, zeigt ja schon , wie wichtig uns die Kinder sind und dass wir trotz unserer Fehler, trotz unserer Krankheit, trotz widriger Umstände, immer versuchen gut für die Kinder da zu sein.
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Sarash
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Sarash »

Hallo ihr beiden,
und vielen Dank noch einmal für eure Gedanken zum Thema Gefühle. Mir geht es ähnlich wie dir Alibo, ich fühle auch viele negative Gefühle in der Depression, dieses Gefühllose was viele typisch als Depression bezeichnen, kenne ich in den Form auch nicht, jedenfalls nicht aus dieser Episode.

Ich fühlte mich vor ein paar noch so gut und stabil und ich kann gar nicht begreifen, warum ich das mit dem Mirtazapin aufs Spiel gesetzt habe. Heute war wieder ein schlimmer Tag, mit viel Traurigkeit, das Gefühl der Überforderung durch Kleinigkeiten (das Gefühl war Monate lang weg!) und auch ganz viel Angst, ob jetzt alles von vorne los geht etc. Ich musste heute sogar mein Bedarfsmedi nehmen, dass musste ich schon seit drei Monaten nicht mehr. Allgemein fühlt es sich an wie ein ganz herber Rückschlag und ich hoffe so sehr, dass es sich wieder fängt. Ich schaffe es einfach nicht, wenn jetzt alles noch einmal von vorne los geht. Ich krieg richtig Panikattacken wenn ich daran denke.
10/2024: PPD/PTBS
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alibo79
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von alibo79 »

Hey, klar fühlt sich das jetzt alles furchtbar an und die Gedanken von einem schweren rückfall kommen dann ganz schnell. Du wirst aber nicht von vorne anfangen, denn du bist schon sehr weit auf deinem Weg gekommen. Du bist eben ausgerutscht und ein bisschen gestrauchelt, aber das AD ist deine Gehhilfe, die fängt dich auf und du kannst deinen Weg weiter gehen. Es fühlt sich an wie ein Versagen, aber das ist es nicht, sondern einfach eine Erfahrung, die du jetzt gemacht hast und sie bringt dir wieder neue Erkenntnisse um dich weiter zu bringen.
Bei meinem letzten schweren tief habe ich mich genauso gefühlt, aber es war nur ein Tief und danach ging es so gut weiter wie vorher. Du schaffst das!!
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Mayte
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Mayte »

Danke Alibo für die Blumen! (Und ja, ertappt :))
Ich hab das ja vor allen geschrieben um ein bisschen dafür zu werben den Zustand unter Medikament nicht nur negativ zu bewerten, auch wenn man ihn merkt. Ich habe mir mal erklären lassen dass man depressive Zustände auch als Rausfallen aus den Window of Tolerance (in dem unser Nervensystem schwingt und das bei uns allen je nach Kindheit unterschiedlich ausgeprägt ist) nach unten verstehen kann, während Angsterkrankungen wie meine eher heißen, dass man nach oben rausschiesst. Und dass Medikamente helfen, die Regulation wieder herzustellen, wenn man es mit Selbstregulation alleine - zb wegen Dauerstress mit Baby - nicht schafft. Mir war das irgendwie sehr einleuchtend. Dass ADs auch was reparieren kapiere ich immer nicht. Ohne dass ich jetzt dagegen argumentieren würde. Aber mir hat das geholfen anzunehmen, warum ich diese Krücke damals brauchte. Und warum bei mir diese Angst auf etwas aufgesattelt hat, was bei mir vorher schon angelegt war, um das ich mich vorher nicht gekümmert hatte vor Baby, und dass ich auch gar nicht wirklich gerne haben wollte und es daher dann so eine fette Autobahn wurde, die meine Psyche dauernd runtergebrettert ist. Da gibt es einfach dolle Trigger - bei mir zb Verantwortung ganz alleine übernehmen zu müssen, also alleine zu sein mit Kind - die ich bis heute spüre, wenn die Situation eintritt. Und ich erlebe das als eine lange Reise, dazu jetzt nach der Medikamentenzeit gute Selbstregulationstools zu entwickeln. Bis heute habe ich dann körperliche Symptome, die ich aber besser dasein lassen kann oder ihnen auch Zuwensung zu geben, ohne in den Alarmmodus zu schalten, mich total zu verkrampfen und dann in der Angstspirale zu hängen. Naja, kleiner Schwank von mir. Sarash, bestimmt löst sich die Angst bald wieder, wenn du dein Medikament wieder gut spüren kannst!
Sarash
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Sarash »

Alibo und Mayte, vielen Dank für eure Aufmunterungen, Gedanken und Erklärung, es hilft so ungemein. Das mit dem Nervensystem ergibt Sinn, Mayte. Nur bei mir scheint es irgendwie abwechselnd in über- und unterregulation zu gehen, weil Angst und Depression beides da ist.

Was ich nicht verstehe, ist diese (zwanghafte) Angst vor Suizidgedanken, die ich bei mir wahrnehme, aber von der ich auch oft im Forum von anderen Betroffenen gelesen habe. Seit gestern habe ich wieder so Gedanken wie „du kommst da nie raus, was ist wenn du dich am Ende doch umbringst“ etc. Ich finde die Gedanken sind das absolut aller schlimmste, sie
Machen mir extreme Angst und ich habe fast das Gefühl, dass ich in Lebensgefahr bin wegen diesen Gedanken. Bei meiner ersten Episode hatte ich das nicht, aber es haben so viele hier. Wo kommen diese Angstgedanken gegen uns selbst gerichtet her?? Ich hatte monatelang davon Ruhe und bin jetzt einfach so enttäuscht.
10/2024: PPD/PTBS
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Marika
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Marika »

Hallöchen!

Tolle Beiträge, Mayte! 👍

Zu den längerfristigen "Reparatur Mechanismen" :wink: : Neue Studien zeigen, dass ein AD nicht nur auf die Neurotransmitter wirkt, sondern längerfristig auch regulierend auf bestimmte Gehirnareal, sodass sich im Zuge dessen wiederum neue neuronale Verbindungen bilden können. Das kann man tatsächlich in Gehirnscans sehen, man kann eine veränderte Aktivität feststellen, da das Gehirn plastisch veränderbar ist. Dieser Effekt ist noch nicht so lange bekannt und tritt erst später nach einem AD Beginn ein.
Liebe Grüße von
Marika

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