Sicherheit und Vertrauen???

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Carlotta

Sicherheit und Vertrauen???

Beitrag von Carlotta »

Hallo zusammen,
habe heute eine bisschen komplizierte Frage, vielleicht stehe ich aber auch nur auf der Leitung. Also, die Vorgeschichte: ich habe nächste Woche einen Termin bei einer Heilpraktikerin, die eine Praxis für heilkundliche Psychotherapie hat. Wir machen eine Sitzung mit Lichtbahntherapie, die bei stressbedingten/vegetativen Problemen sehr helfen soll. Ich habe ihr auch gleich erzählt, dass ich Panik usw habe und sie meinte: mir fehlen Sicherheit und Vertrauen und dass sie schon viele Leute behandelt hat, die zwar in ihrer Therapie (VT oder was auch immer) ganz viel Wissen gesammelt haben, ihr Körper sich aber immer noch "krank" anfühlt. Also, so geht es mir auch, dass ich zwar von meinen Gedanken her mittlerweile "weiss": okay, Schwindel ist Anspannung, Herzklopfen Aufregung usw, aber dass ich mir oft nicht sicher bin, ob es mich nicht doch noch erwischen kann, obwohl ich ja jetzt seit 2 Jahren und etlichen Arztbefunden weiss, da ist nix (auch nicht an meiner Schilddrüse). WIE kann es gelingen, dass die Gedanken irgendwann den Körper positiv beeinflussen, und ihn nicht immer wieder in Anspannung versetzen, indem fälschlicherweise der Alarmknopf gedrückt wird? Mein Thera meinte, es dauert physiologisch immer länger, bis die Anspannung wieder runter geht, das raufjagen dagegen geht schnell (Steinzeitimpuls, der Wolf kommt oder so). So, jetzt habe ich bisschen den roten Faden verloren, hoffe, Ihr konntet es trotzdem verstehen, was mich umtreibt, wenn nicht, einfach noch mal nachfragen (habe 3 harte Tage in einer Agentur hinter mir,). LG Carlotta :roll:
Ava

Beitrag von Ava »

Liebe Charlotte,

wenn ich Dich richtig verstehe, meinst Du: Wann kapiert endlich der Körper, was der Kopf schon längst weiß?
Zu diesem Thema, das mich auch betrifft, habe ich von meinem Psychotherapeuten etwa Folgendes vernommen: "Körperliche Symptome sind Ersatzprogramme. Sie werden "eingeschaltet", weil man einen Konflikt nicht wahrhaben oder ihm ausweichen möchte oder muß, weil man sich ihm nicht gewachsen fühlt. Wenn man demzufolge dem Symptom die Nahrung und die Grundlage und die Existenzberechtigung Stück für Stück entzieht, wenn man kurzum das angeht und bewältigt, vor dem man lieber davongelaufen wäre und auf dem Weg leider in einer Sackgasse angekommen ist, dann geht es wieder weg! Huntert Pro!" Aber bei mir funktioniert das bisher nicht. Obwohl ich mich sehr intensiv mit den Themen beschäftigt habe, die mich vermutlich in die körperlichen Ängste hineingetrieben haben, schwinden die körperlichen Symptome nicht - es geht mir insgesamt besser - aber der Körper "spinnt" weiter.
Leider kann ich Dir da auch nicht weiterhelfen -

Liebe Grüße

Ava
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi Ava,
genau das meinte ich. Mein Thera hat auch immer gesagt, dass es bei mir nicht um die Frage geht, ob ich gesund bin, ich verschiebe das ganze sozusagen auf meinen Körper, weil es zu schmerzhaft für mich wäre, mir meine grossen Verlustängste einzugestehen. Es geht bei mir in erster Linie um meine Beziehungen zu anderen (was darf ich, wie wollen mich andere haben, damit sie glücklich sind, kommen die anderen zurecht, auch, wenn ich meine Bedürfnisse anmelde etc, das kommt alles von meinen Eltern). Auch ich arbeite sehr an "meinem zentralen Thema". Ich habe aber festgestellt, dass ich mich noch zu sehr rein theoretisch damit auseinandersetze, alles vom Kopf her lösen will. Mein Thera meinte letztens, ich solle einfach mal was MACHEN, ausprobieren und dann mit den Konsequenzen leben lernen. Nur so würde ich auch fühlen können, dass andere zb nicht wegrennen, nur weil ich meine Meinung sage, mich mal abgrenze etc. Tja, vielleicht hilft uns da ja einfach die Zeit, also Gedanken sind ja sehr träge und es dauert vermutlich einfach lange, bis das "Neue Programm" dann abläuft und nicht immer das alte. Wichtig ist, dass ich mich sofort, wenn ich wieder in die Sackgasse Krankheit renne, zur Ordnung rufe und sage: Nee, darum geht es eigentlich gar nicht, was habe ich denn zb gerade für Gefühle etc. Liebe Ava, danke für Deine Antwort, es tut immer gut, zu wissen, dass man nicht alleine ist. Ich bin mal gespannt, was bei meinem Termin rauskommt. Die Dame erzählte mir von einer Patientin, die heftige Panikattacken hatte und nach der 3. Sitzung geheilt war. Ein Wunder oder die Wahrheit? Liebe Grüße Charlotte
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Charlotte,

also ich habe mich das auch 100 x gefragt - aber anders rum: Wann rafft mein Gehirnkastl endlich, dass mein Körper alles richtig macht und nicht einfach etwas furchtbares tue... genau so wie es in den Medien immer kommt. Es ist im Prinzip das Selbe, wie du dich immer fragst, wann merkt der Körper, dass es der Kopf schon lange weiß. :wink:

Ich denke auch, dass die Zeit tatsächlich für uns abeitet, dass es ein Prozess ist, bis wir diese neuen Gedankenmuster endlich auf Körper und Kopf übertragen können. Und das mit dem Vertrauen - ja es fehlt uns, es fehlt uns in uns selbst. Bei mir war es immer so, dass ich dachte, es muß jemand mein Leben lang da sein, der die Hauptverantwortung für mich trägt und mir Sicherheit gibt. So wie es eben meine Eltern getan haben. Lange übertrug ich diese Roll auf meinen Dietmar - mit dem Ergebniss, dass ich immer "kleiner und ohne Selbstvertrauen" war. Mir fiehl nichts dabei auf - erst als Noah auf die Welt kam. Jetzt sollte ich aufeinmal Sicherheit geben und Verantwortung übernehmen. Meine Bedürfnisse schraubte ich ab da total weg - das gehört sich nicht - so mein Denken. Perfekt sein wollte ich... so dachte ich könnte ich meinem Kind Sicherheit geben. Aber leider funktioniert sowas nicht - ich habe nie gelernt, die "Stärkere Schulter" zu sein. Und so kam was kommen mußte: Depression, Angst, Zwang.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau WARUM ich grad in letzter Zeit sooo viel stärker geworden bin. Ich habe endlich Selbstvertrauen, kann Entscheidungen treffen und brauche kein "Kindermädchen" in Form von Dietmar mehr - der darf jetzt endlich mein MANN sein :wink: 8) und fühle mich einfach stärker und sicherer. Vielleicht helfen auch die Medis da, oder die Bachblüten - ganz sicher aber meine Therapie! Oder hatte ich einfach Glück :idea: :?: :?: :?: Keine Ahnung.

Liebe Charlotte, diese neue Therapieform hört sich toll an. Halte uns auf dem Laufenden, wie es geht, ja!

Sei lieb gegrüßt von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi Marika,
tja, da ist was dran, mit dem fehlenden Vertrauen. Bei mir war es nur genau andersrum, ich habe ja für meine angstkranke Mutter und meinen ängstlichen Vater die Verantwortung schon als Kind übernommen, und dann wurde es mir wahrscheinlich mit zwei Kids zu viel. Es ist jetzt an mir, mich mal richtig "zu positionieren", nicht darauf zu achten, wie mich andere haben wollen, lernen, das viele zu mir halten, auch, wenn ich das mache, was ich will usw. Mit Frank habe ich da eigentlich einen guten Partner an meiner Seite, denn er ist der erste, der mich auch mal auffängt, früher hatte ich immer so "Weicheier", die mich als Zugpferd gesehen haben. Komisch ist nur, das ich es nicht FÜHLEN kann, dass er zu mir hält, aber das ist nicht sein, sondern MEIN Problem. Ich muss zu mir halten, mir Wert geben und mich selbst schätzen, dazu gehört auch, meine ängstliche Seite anzunehmen (das klappt ja auch alles schon viel besser als nach Elisas Geburt). Ja, ich werde mal berichten, was es mit der Therapieform auf sich hat, es ist Anikas Yogalehrerin, die ich sehr schätze und jetzt einfach mal gucken will, was sie für mich tun kann. Weisst Du, ich habe auch so ein grosses Bedürfnis nach Rückversichern. Jetzt, wo meine Therapie zu Ende ist, suche ich irgendwie neue Leute, die mir sagen, ich wäre gesund etc. Mein Thera meinte, das ich damit meine Angst auch ein Stück weit aufrechterhalte, ich müsste mir wieder selbst mehr vertrauen. Huch, ist wieder lang geworden, aber oft hilft ja, die Dinge noch mal schriftlich festzuhalten, eigentlich weiss man das alles, aber manchmal ist es wieder weg, hast Du das auch? Ganz lieben Dank für Deine Zeilen, Charlotte :lol:
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Lottchen,

ich habe gestern nochmal intensiv über dieses Thema nachgedacht. So, jetzt frag ich einfach mal ganz frech: hast du deine Ängste WIRKLICH angenommen? Vom Kopf her weißt du es ja und sicherlich versuchst du das auch - was auch oft ma klappt. Aber trotzdem - gibts da nicht vielleicht irgendwo ganz tief drinnen so einen Stachel, der immer wieder sagt.... aber lieber wärs mir doch, du doofer Schwindel du würdest abhauen....? Bin frech, gell :wink: :oops:

Mich beschäftigt dieses "Annehmen" im Moment sehr und ich spühre, dass sich da was in mir tut - und zwar mächtig. Ich habe ja zuvor auch immer wieder versucht, den Franzl :wink: anzunehmen, aber wenn ich jetzt rückblicke dann merke ich, dass da dieser besagte "Stachel" in mir war. :roll: Und der hat mich gehindert endlich frei zu sein. Und dieser ist es auch, der jetzt bröckelt. Ich hatte heute auch schon wieder einen für mich wichtigen Traum - da kam ganz groß das Wort "annehmen" vor. Ich träumte, ich sei schizophren... :roll: :shock: Aber im Laufe des Traums lernte ich die Krankheit anzunehmen und sie wurde leichter und leichter.

Versuch zu lächlen, wenn der Schwindel kommt und wenn sich die Susi meldet, dann sag... komm rein, du bist willkommen. Klingt ein bissl seltsam und du kennst das ja eh schon... aber versuch es gaaaaaaanz bewußt. Nimm den Druck raus vom "endlich gesund sein". Du bist ja zu einem gaaaaaaanz großen Teil gesund - ist halt nur die Susi. Die darfst du haben, die darf kommen und die darf auch gehen. Ich weiß nicht, aber mir gelingt das aufeinmal total gut mit meinem Franzl :wink: . Er darf kommen und ich kann trotzdem glücklich sein.

So meine Liebe, jetzt bin ich zwar ein bissl vom Thema abgekommen, aber ich habe zu dieser frühen Stunde (6:00 Uhr) einfach den totalen Geistesblitz - vor allem nach diesem Traum!!!! :wink: :D

Ich drück dich!!!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Liebe Marika,
nee, Du bist nicht frech, sondern sehr hilfreich :wink: Ja, es ist oft noch so, dass ich den Schwindel etc verfluche, mich dabei ertappe, doch noch mal zu nem anderen Arzt zu gehen, es KÖNNTE ja doch was organisches sein. Ich weiss, dass man den Kampf NICHT gewinnen kann, jedenfalls nicht, wenn man Susi erbitterten Widerstand leistet, das macht sie erst recht wütend. Wie hat mir meine Onlineberaterin (klingt wie Avonberaterin, wie?) geraten? Akzeptiere die Angst, sie ist eigentlich deine treure Begleiterin, vor der ich gar keine Angst haben muss, denn sie gehört ja irgendwie zu mir dazu. Das doofe ist nur: ich frage mich halt immer noch, WARUM sie da ist, wo doch scheinbar alles in Ordnung hier ist: ich kann arbeiten, habe sehr viel Unterstützung von Frank und meinen Eltern, habe die Vormittage für mich, kriege alles auf die Reihe etc. WAS will die Susi denn dann noch bei mir? Das verstehe ich nicht so recht. Ich merke, dass sie kleiner wird, wenn ich nach mir schaue, tief reinhorche, und zu dem Ergebnis komme, dass ich eine gute Mutter, eine gute Texterin, eine gute Partnerin bin. Tja, Marika, da liesse sich ein Roman schreiben, Du hast Recht, ich werde in Zukunft verstärkt darauf achten, mich nicht mehr so zu wehren gegen Susi. Ich nehme sie einfach mal in den Arm (das hat mir wiederum mal eine Wahrsagerin empfohlen, ich soll meine Angst annehmen wie mein 3. drittes Kind, auch, wenn mir dabei die Knie schlottern). Marika, ich danke Dir sehr für Deine Anmerkungen zu früher Stunde, sie haben mich wieder ein bisschen weitergebracht. Liebe Grüße Charlotte
susi69

Beitrag von susi69 »

Hallo Carlotta,

jetzt meldet sich die "Susi" auch noch mal und gibt ihren Senf dazu........ :roll:

Ich kann Marika gedanklich nachvollziehen. Bei mir wars so, daß ich angefangen habe ehrlich zu mir zu sein (und ich ertappe mich in schlechten Phasen immer wieder bei der Verleugnung......). Also das ich sage: "Ok ich habe jetzt Angst, jetzt ist sie nun einmal da, aber ich brauche sie eigentlich nicht, weil es jetzt tatsächlich keine bedrohliche Situation gibt.

Ich weiß jetzt nicht, ob das so rübergekommen ist, wie ich es meine.?
Du mußt für Dich klar machen, daß da nix ist, das Du nichts hast. Sei mal ehrlich zu Dir, überlege mal. Du weißt, wenn Du ehrlich zu Dir bist, daß Du keine schlim me Krankheit hast. Erst wenn die Symptome echt sind, dann kann Dein Gehirn sagen: "Hallo da ist ja wirklich was." Ignoriere die falschen Symptome von Deinem körper. Verleugne Dich nicht selbst, habe Vertrauen.

lg Susi
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi Susi,
mensch, Susi, ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, dass meine Angst genauso heisst wie Du :lol: Du hast Recht, ich will nach aussen oft was anderes abgeben, mich also schon verleugnen. Die Leute sind es gewohnt, dass ich der Spaßmacher bin, immer gut drauf, viel Glück im Leben etc. Da denke ich oft: Mensch, wenn die wüssten, was für ein Schisser ich bin? Ja UND? Dann rennen die weg, tippen sich an die Stirn und wollen mit mir NIX mehr zu tun haben. So die Carlotta-Denke. Vollkommener Quatsch, aber hier setzt die Angst an, von wegen, Du darfst nicht schwach erscheinen, schlecht gelaunt usw. Ich MUSS es nicht jedem recht machen, ein Hauptsatz aus meiner Therapie, ich MUSS nicht alle anderen glücklich machen, nur MICH selbst. Liebe Susi, danke für Deine Worte und ja, tief in mir drinnen weiss ich: ICH BIN GESUND. Und wenn ich mal krank sein sollte (stell Dir vor, das kann passieren, aber nicht nur mir) ist das nicht das Ende ... Carlotta
susi69

Beitrag von susi69 »

Liebe Carlotta,

nimm Dir doch einfach den Abschlußsatz von dem Huang (was weiß ich :wink: ) zu Herzen. Laß los!!!

Komisch, ich dachte früher auch ich muß mein Rädchen nach dem Wind stellen, damit mir alle wohl gesonnen sind. habe alle möglichen Meinungen vertreten, die nicht meine waren, nur um allen zu gefallen und um möglichst viele Freunde zu ahben. Du mußt Dir mal vorstellen. Ich hatte mal einen Freund, der plötzlich auf Heavy Metal Musik stand und ich nix blöderes vorgehabt und mir die Sch... Musik reingezogen. Und jeahhh das find ich toll, nur um dabei zu sein oder ihm zu gefallen. Dabei wollte das mein Innerstes gar nicht. So und so ähnlich hat sich das ein Leben lang aufgebaut und hat nur noch auf einen Auslöser gewartet..... und den habe ich "gebraucht", um zu Verstand zu kommen. Ja, wer einen starken Willen hat (so wie ich), der braucht auch eine starke Macht (die Krankheit) der den Willen zu brechen vermag........wenn ich es nicht einfach kapiere, dann halt brutal. :twisted:

Bin heute wieder sehr redselig, aber es ist viel Gutes dabei und Dir hat es weitergeholfen - das ist schön.
Zeig Deine Angst öffentlich, zeig Deine Gefühle und wer dann noch zu Dir steht, der ist es wert mit Dir zusammen zu sein!

Sei ehrlich zu Dir - das macht richtig Spaß :!: :wink:

lg Susi

PS. Hattest Dich schon mal wg. der Susi entschuldigt :wink: . Ist doch ein Wink, daß die Susi was Positives ist.
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