Einsamkeit

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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Milla

Einsamkeit

Beitrag von Milla »

Hi meine Lieben!

Ich wollte euch seit langem fragen,ob ihr an Einsamkeit leidet?

Ich schon,manche Tage wie heute sogar sehr! :(

Mein Mann ist auf Dienstreise,kommt erst Morgen,ich war mit meiner Tochter (14 Monate) fast den ganzen Tag allein,weil mein Sohn gerade in Urlaub mit der Oma ist (bis Freitag).

Um die Einsamkeit zu "bekämpfen" habe ich das ganze Haus aufgeräumt und geputzt,alle überflüssigen Sachen in Schubladen und Schränke aussortiert und weggeschmissen,so eine Art "Frühjahrsputz" gemacht.

Am Nachmittag habe ich die Kleine zu einer sehr guten Freundin gebracht,die sich vor einiger Zeit gewünscht hatte,auf die Kleine ein Mal pro Woche aufzupassen.Da die Kleine ununterbrochen nach dem Mittagsessen mir weinend hinterherkrabbelte und mein Adrelaninspiegel bald drohte,die Schmerzgrenze zu erreichen,habe ich meine Freundin angerufen und sie gefragt , ob sie die Kleine für 2 Stunden nehmen könnte.Sie hat 4 Kinder,die sich um die Kleine gekümmert haben.Sie war entzückt über diese Aufmerksamkeit,die ihr die Mama nicht schenken konnte und ich konnte in Ruhe meinen Keller aufräumen und putzen.

Dann habe ich sie geholt und sie ist im Auto eingeschlafen.

Zu Hause habe ich sie ins Bett gebracht, habe dann gegessen und jetzt sitze ich vor dem PC und weiß nicht,was ich mit mir anfangen sollte.

Komisch sowieso,daß ich mir den ganzen Tag wünsche,wenn meine Tochter wie Pattex am Rockzipfel hängt (und dazu weinend,weil sie getragen werden möchte,was ich 80% der Zeit mache=10 Kg Bündel auf dem Arm oder dem Rücken !), endlich mal 1 Stunde freie Zeit zu haben und wenn ich sie habe,dann empfinde ich Langweile! :?

Ich komme mit dieser Hausfraurolle einfach nicht zurecht!
Als ich gearbeitet habe (als Kinderplegerin), habe ich in der Arbeit Leute um mich herum gehabt,Kinder,Kollegen,die Eltern,die mir viel Wertschätzung entgegenbrachten,was mein Selbstbewußtsein sehr stärkte (und meine neidische Kollegin zur Weißglut brachte! :wink: ),es tat einfach gut,auch wenn manche Gespräche mit Kollegen oder Eltern ziemlich oberflächlich waren.Aber ich hatte das Gefühl,mitten im Leben zu sein,also selber lebendig zu sein.

Jetzt sehe ich oft nur meine Kinder,die Erzieherin im Kindergarten,die Kassiererin im Supermarkt,meinen Mann kurz mittags und abends.
Und es gibt Tage wie heute,wo ich nur meine Tochter sehe!
Ich habe nicht mehr das Gefühl,mittem im Leben zu sein,sondern am Rande des Lebens,am Rande der Gesellschaft!Ich funktionniere dazu den ganzen Tag,kümmere mich quasi rund-um-die-Uhr um den Haushalt und die Kinder (muß immer noch nachts 1 Mal aufstehen), kein Mensch aber,der sich um mich kümmert,mich liebevoll im Arm nimmt. :roll:

Zur Zeit denke ich oft,ich habe einen Fehler gemacht,indem ich meine Tochter bekommen habe,jetzt bin ich am Herd für den Rest meines Lebens gefesselt,ich bin der dumme Esel,der die schwere Last des Haushalts und der Kinderpflege für die Anderen trägt,dem kein Mensch fragt,wie es ihm geht,ob er nicht mal Entlastung braucht.

Zur Zeit freue ich mich riesig auf den 3. Geburtstag meiner Tochter:dann werde ich jeden Vormittag für mich frei haben,werde wieder Sport treiben können,meinen Haushalt in Ruhe machen können,mal durchschlafen und ausschlafen können (hoffentlich!) und vielleicht später einer Halbstagsarbeit nachgehen können,der mir wieder das Gefühl geben wird,nicht das 5.Rad zu sein.

Auf diesen Tag freue ich mich riesig! :D
Jenny

Beitrag von Jenny »

Liebe Milla, das Gefühl kenne ich sehr gut. Wenn man immer eingespannt ist wie der Hamster im Rad, dann kommt man net dazu, seinen Bedürfnissen nachzuspüren und herauszufinden, was einem wirklich guttut.
Da hilft nur: Sich regelmäßig Freiräume zu verschaffen und dann auszuprobieren. Wenn man erst mal akzeptiert, das man SICH VERWÖHNEN DARF, fängt das Alleinsein an, Spaß zu machen. Denn geben wir es doch zu: Es ist das schlechte Gewissen, etwas für sich selbst zu tun, das uns davon abhält, zu "faulenzen".
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi Milla,
ja, also ich würde net warten bis Deine Kleine 3 ist. Das ist ja noch ewig hin. Das mit den Freiräumen ist wirklich wichtig - ich kann Gott sei Dank von zu Hause aus oder für 1-2 Tage in einer Agentur arbeiten, mir würde viel fehlen, wie Du schreibst: Bestätigung, auch mein eignes Geld, und mal raus in die Welt usw. Guck doch mal, ob Du was machen kannst, in der Zwischenzeit, keine Ahnung, Kurse bei der VHS (was Dich interessiert), irgendeine "Beschäftigung" vielleicht auf freier Basis nebenher, die Dich ausfüllt und nicht nur Mutter sein lässt. Du hast doch ne gute Organisation, mit Deinen Eltern und Freundin, oder suche Dir ne Tagesmutter für 1-2 Tage. Als Kinderpflegerin kannste nicht auch für ein paar Stunden arbeiten? Ach Milla, auch, wenn ich immer nebenher gearbeitet habe, kann ich mir vorstellen, wie Du Dich fühlst, aber das ist nicht auf Dauer. Sicher findest Du was, was Dir Spaß macht, warte nicht auf den Tag X in 2 Jahren (?), sondern fang jetzt schon an, wieder raus zu gehen, auch, wenn das leichter gesagt als getan ist, aber Du schaffst das! Liebe Grüße Charlotte
Milla

Beitrag von Milla »

@Jenny und Carlotta:Danke für euere Antworten!Es gibt doch Menschen,die sich für mich interessieren und meinen Kummer sogar verstehen!

@Jenny:was mir fällt ist vor allem Zeit und Unterstützung von Dritten.Ohne sie schaffe ich es kaum,mir Freiräume zu verschaffen.Ich habe zu wenig Zeit,weil meine Tochter eine Art "Duracell-Baby" ist.Sie hält sehr lang,6 bis 8 Stunden am Stück (manchmal sogar 10 Stunden),so daß sie ihr Mittagsschläfchen erst um 14-15 Uhr hält und so abends erst zwischen 21 und 22 Uhr einschläft,manchmal sogar später,wenn sie nachmittags später eingeschlafen ist.Da sie mich auf Trab hält,wenn sie wach ist,muß ich oft während ihres Mittagsschläfchen etwas im Haushalt machen,das ich in ihrer Anwesenheit nicht machen kann (z.B. bügeln).Und abends ist sie wach (gerade spielt sie friedlich hinter mir,ausnahmeweise),so daß ich nicht ein Mal Feierabend habe.Vom Moment, wo sie aufsteht (normaleweise um 8 Uhr,weil ich sie wecke-zur Zeit später,weil ich mit ihr ausschlafe,weil Männe und Söhnchen nicht da sind) bis zum Moment,wo sie ins Bett geht,muß ich da für sie sein,sie auf ihr Komando füttern,wickeln,tragen,bespaßen und dazu noch nachts ihr eine Flasche geben.Und Unterstützung vom Dritten habe ich bisher kaum gehabt,weil meine Schwiemu sich am Nachmittag um meinen Sohn kümmert ,ein zweites Kind also nicht jeden Tag betreuen will,sondern 1,5 Stunden pro Woche.Und wenn mein Mann zu Hause ist,dann ist mein Sohn auch da und verlangt volle Aufmerksamkeit vom Vater,der mir also die Kleine nicht abnehmen kann.So bleibt mir sie quasi 7/7 Tage und 24/24 Stunden an mir hängen (kleben!).

Darum ging es mir gut nach der Geburt meines Sohnes:bis er 6 Monate alt war,war er ein Schreibaby,weckte mich nachts jede 2.Stunde,wollte tagsüber kaum schlafen und ständig getragen werden,war also extrem anstrengend.Aber als mein Mann abends und am WE zu Hause war,nahm er mir den Kleinen ab,so daß ich mal 1-2 Stunden pro Tag richtig abschalten konnte,am WE sogar länger.Dazu als er 6 Monate wurde , schlief er plötzlich durch,ass sehr schnell seinen Brei, so daß ich ihn am Nachmittag der Oma für ein paar Stunden geben konnte.So hatte ich mehrmals pro Woche kinderfreie Zeiten,konnte mich entspannen,Sport treiben,war ausgeschlafen und erholht,ein Traum.Es ging mir daher plötzlich sehr gut und ich hatte ein ganz entspanntes und fröhliches Verhältnis zu meinem Sohn:wir lachten und spielten viel miteinander,ich empfand ihn nicht als Last,sondern als Bereicherung.Ich dachte,mein Leben jetzt ist viel schöner als vorher.

Dann kam meine Tochter:sie auch ein Schreibaby,das Schreien hielt sich aber dank eines regelmäßigen Rythmus,einer sehr starke Einschränkung der Außenreize (ich blieb quasi 4 Monate zu Hause,weil sie bei jedem Besuch schrie und im Auto auch) und viel Tragen im Tragetuch und Tragesack in Grenzen.Aber plötzlich war ich allein mit ihr den ganzen Tag und allein für sie verantwortlich.Männe kümmerte sich abends und am WE um unseren Sohn,nachmittags war er bei der Oma.Und Tochter hängte an mir ,im körperlichen wie psychichen Sinn!Dazu war sie in der Entwicklung zurück,so daß sie viel später lachte,spielte,saß, krabbelte (sie läuft immer noch nicht frei-ich muß sie also immer noch tragen,sie wiegt aber schon 10 Kg),mir also viel länger am Rockzipfel hängt.

Aber mit der Entlastung wird es langsam besser:vor ein paar Wochen hat mir meine Schwiemu angeboten,sie 1,5 Stunden pro Woche zu betreuen,mein Mann hat mir vorgestern angeboten,nachts aufzustehen,umihr die Flasche zu geben,so daß ich 2 Nächte nacheinander durchschlafen konnte,am Montag ,da mein Sohn in Urlaub mit Oma ist,hat er sich um sie gekümmert (siehe meine Antwort an lea) und meine gute Freundin nimmt sie jetzt einen Nachmittag pro Woche (ihre Kinder sind verrückt nach ihr!).

Aber es ist trotzdem wenig:denn 90% der Zeit hängt sie immer noch an mir.

Eine andere Lösung , die ich mit meiner Therapeutin gefunden habe:am Freitag nachmittag werde ich demnächst meine Sitzung jede Woche haben (bisher 2.Mal pro Monat).Fahre ich gleich los,wenn mein Mann nach Hause kommt (um 15 Uhr),so habe ich bis 19-20 Uhr mehrere Stunden für mich allein,wo ich bummeln,Sport treiben , spazierengehen kann.(Meine Sitzung ist immer um 18 Uhr).Was ich mit meiner Tochter mache , ist noch unklar:entweder kümmert sich mein Mann um sie,oder die Oma ist einverstanden,um sie zu nehmen,so daß mein Mann 2 kinderfreien Stunden haben kann.

@Carlotta :dir auch danke für deine Antwort.Es tut so gut,das Gefühl zu haben,verstanden zu werden!Leider ist es mit der Suche nach einer Beschäftigung sehr schwierig:Kurse in der VHS (Französisch) habe ich mal in der SS meiner Tochter gegeben.Es hat mir gut gefallen,aber um 19 Uhr abends mitten im Winter aus dem Haus rauszumüssen und erst um 20.30 Uhr wieder daheim sein,fand ich nicht so toll.Es war so dunkel und kalt!
Dazu kommt,daß es in meinem Dorf einfach nicht genug Interessenten für
Französisch gibt.Gerade hatten wir 5 Schüler zusammengetrommelt,die den Kurs am Ende des Winters nicht wieder buchen wollte (der eine baute ein Haus,die 3 Weiteren flugen ins Urlaub,der Letzte hatte keinen Bock mehr).Im Frühjahr gab es keine Interessenten mehr für meinen Kurs!
Und als Kinderpflegerin kann ich ja nur 5 Tage oder Halbtage arbeiten,1-2 Tage pro Woche geht in diesem Beruf aus organisatorischen (und finanziellen) Gründen gar nicht.Und das Pb ist dann die Betreuung der Kleine:die Oma hat schon gesagt,daß sie nicht einverstanden ist,auf die Kleine 5 Vormitttage pro Woche aufzupassen (bei der anderen Oma geht es gar nicht,da sie 1000 Km von hier wohnt!) und eine Tagesmutter wäre einfach zu teuer:für eine Halbstagsstelle würde ich gerade mal 500 Euros kriegen,40 Stunden Tagesmutter pro Monat (also 10 Stunden pro Woche=2 halbe Tage) kosten schon 300 €!Und ich hätte nicht genug Vetrauen in eine fremde Person,wenn Fremdbetreuung,dann von Verwandten oder guten Freuden,in denen ich 100% Vertrauen habe.
Ja und Stellen werden zur Zeit eher abgebaut,eine Chance auf eine Einstellung (auch weil ich zu alt und daher zu teuer bin!) ist sehr gering!

Aber es gibt Besserung in Sicht:in September werde ich versuchen,die Kleine an den Kindergarten zu gewöhnen.Zuerst nur 2-3 Stunden 1 Mal pro Woche,mit 2 Jahren vielleicht 2 Vormittage.Mit 2,5 Jahren wird sie eine normale Vormittagesgruppe voraussichtlich besuchen.Sie wird in die Gruppe ihres Bruders gehen,die sie schon kennt,so daß die Eingwöhnung nicht so schwer sein sollte.Dann wird es eindeutig leichter.

Also du siehst,ich muß nicht noch 2 Jahre warten,bis ich diese Entlastung bekomme,ab September wird es schon besser und gerade hat mir meine Freundin angeboten,auf sie 1 Nachmittag pro Woche aufzupassen.

Ja,und wenn ich eine Arbeit finde,die ich nur 1 Tage pro Woche oder 1 Nachmittag pro Woche (Nachhilfunterricht in Französisch in einem Gymnasium ) ausüben kann und ich eine Betreung für diese Zeit finde,dann werde ich gleich einspringen,das verspreche ich dir! :D

Bis dahin muß ich die Zähne zusammembeißen und durchhalten! :roll:
Jenny

Beitrag von Jenny »

Ich fühl mich auch manchmal ausgelaugt vom Kleinen, der ist auch sehr anhänglich. Er spielt zwar toll alleine, wenn ich auf dem sofa oder vorm PC sitze, aber ich muss bloß aufstehen, schon hängt er mir an der Kniekehle. Ich hoffe auch noch, dass das besser wird.
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Uli W.
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Beitrag von Uli W. »

Hallo, liebe Milla,

mir ist gerade beim Lesen Deines Beitrages auch noch was eingefallen:
Als gelernte Kinderpflegerin hast Du doch sicher auch die Möglichkeit, in einem "Kinderpark" oder etwas Ähnlichem einzusteigen ( bei uns im Dorf gibts so was zweimal pro Woche 2,5 Stunden für Kinder, die noch zu jung für den KIGA sind, sich aber auch an Betreuung ohne Mama gewöhnen sollen). Eine Freundin von mir, die auch Kinderpflegerin ist, leitet unseren Kinderpark schon seit Jahren und hat damit sehr viel Freude und persönliche Bestätigung, weil sie nach eigenem Ermessen schalten und walten kann, also quasi ihr eigenes "Unternehmen" managt. Allerdings ist damit natürlich nicht die große Kohle zu verdienen, aber für's Selbstwertgefühl und um Kontakt zu kriegen ist das sehr wertvoll.

Und noch ein Tipp zur "Kinderbetreuung": Ich hatte keine Omas oder Ähnliches und habe mich mit einer Freundin in der gleichen Lage zusammengetan. Jede hat einen Nachmittag pro Woche die Kinder der anderen betreut, so dass jede auch einen freien Nachmittag hatte - und das tat enorm gut! Wie Jenny schon schreibt : Ausprobieren, was Dir guttut. Wenn man so stark beansprucht ist von einem noch kleinen Kind dann ist es auch ganz normal, dass zuerst mal "Leere" da ist, wenn man den Schreihals mal ein paar Stunden nicht hat bzw. Mann und großer Sohn weg sind, wie jetzt bei Dir.

Ich wünsch Dir noch viele gute Ideen und sag Dir zum Schluss noch eine Binsenweisheit: Es wird immer besser, weil sie ja gottlob älter, verständiger und selbständiger werden!

Liebe Grüße nach Passau
von Uli
Milla

Beitrag von Milla »

Uli W. hat geschrieben:Hallo, liebe Milla,

mir ist gerade beim Lesen Deines Beitrages auch noch was eingefallen:
Als gelernte Kinderpflegerin hast Du doch sicher auch die Möglichkeit, in einem "Kinderpark" oder etwas Ähnlichem einzusteigen ( bei uns im Dorf gibts so was zweimal pro Woche 2,5 Stunden für Kinder, die noch zu jung für den KIGA sind, sich aber auch an Betreuung ohne Mama gewöhnen sollen). Eine Freundin von mir, die auch Kinderpflegerin ist, leitet unseren Kinderpark schon seit Jahren und hat damit sehr viel Freude und persönliche Bestätigung, weil sie nach eigenem Ermessen schalten und walten kann, also quasi ihr eigenes "Unternehmen" managt. Allerdings ist damit natürlich nicht die große Kohle zu verdienen, aber für's Selbstwertgefühl und um Kontakt zu kriegen ist das sehr wertvoll.

Und noch ein Tipp zur "Kinderbetreuung": Ich hatte keine Omas oder Ähnliches und habe mich mit einer Freundin in der gleichen Lage zusammengetan. Jede hat einen Nachmittag pro Woche die Kinder der anderen betreut, so dass jede auch einen freien Nachmittag hatte - und das tat enorm gut! Wie Jenny schon schreibt : Ausprobieren, was Dir guttut. Wenn man so stark beansprucht ist von einem noch kleinen Kind dann ist es auch ganz normal, dass zuerst mal "Leere" da ist, wenn man den Schreihals mal ein paar Stunden nicht hat bzw. Mann und großer Sohn weg sind, wie jetzt bei Dir.

Ich wünsch Dir noch viele gute Ideen und sag Dir zum Schluss noch eine Binsenweisheit: Es wird immer besser, weil sie ja gottlob älter, verständiger und selbständiger werden!

Liebe Grüße nach Passau
von Uli
Liebe Ulli!

Wo lebst du eigentlich?Die Idee für einen solchen "Kinderpark" hatte ich ja schon,als mein Sohn im gleichen Alter war.Die Oma passte schon oft auf ihn auf,aber ich dachte:für die Frauen,die keine Oma haben (weil sie arbeitet oder zu weit weg wohnen oder wie jetzt bei mir,sich schon um Enkelkinder kümmern),wäre es ja toll!Leider gibt es sowas bei uns gar nicht ! :( Und ich denke,mein Schwiegervater,Bürgermeister unserer Gemeinde,wäre ja zu geizig,um eine Kinderpflegerin ganz-oder sogar nur halbtags auf Dauer einzustellen!

Eigentlich bin ich durch deinen Beitrag darauf gekommen,wie kinderfeindlich Deutschland ist!In meiner Gemeinde in Frankreich,die nicht größer ist als diese in Bayern,gibt es nicht nur 2 Kindergärten,die aber ganztags geöffnet haben (von 9 bis 17 Uhr, mit einer Mittagspause zwischen 12 und 14 Uhr-die Kinder,die nicht zu Hause essen können,können aber in der Mensa essen und werden bis 14 Uhr normal betreut oder schlafen im Schlafraum) und dazu völlig kostenlos sind ,sondern auch eine Kinderkrippe und einen Kinderpark (sie heißt "halte garderie"),wo die Kinder bis 3 Jahre,die nicht in der Krippe betreut werden,gegen einen kleinen Betrag stundenweise betreut werden können,damit ihre Mama in Ruhe einkaufen oder zum Arzt gehen kann oder mal 2 Stunden zum Bummeln,Sport treiben,faulenzen haben kann.Einfach klasse! Der Kinderpark befindet sich in der Krippe,so daß er sogar keine zusätzliche Betreuungspersonal beansprucht,also im Grunde der Gemeinde nichts kostet!.

Dazu bietet meine französische Gemeinde eine Fülle an Freizeits-und Sportaktivitäten,die von Erzieher und Sportlehrer geführt werden:für die Kinder,deren Eltern in den Ferien arbeiten,gibt es ein Freizeitszentrum auf dem nahestehendem Berg,in der Nähe des Waldes,wo Erzieher sich für einen geringen Beitrag ganztags um die Kinder kümmern.Dazu gibt es tolle Sportanlangen,wo allerlei Sports den Kindern für ebenfalls einen geringen Beitrag angeboten werden:Kampfsport,Tanz,Gymnastik,Athletism,Basket,Volleyball,Tennis und natürlich auch Football!Und es gibt auch ein großes Freibadzentrum!

Hier in unserer bayerischen Gemeinde haben wir zwar 3 Kindergärten,so daß alle Kinder problemlos einen KIGA-Platz bekommen.Aber für die Kinder bis 3 Jahre gibt es nichts,weder Krippe noch Kinderpark und die Sportangeboten halten sich in Grenzen:Fußball,Freibad,eine private Balletschule und sonst Sport in der Schule! :(

Tja,ich habe mittags meinem Mann gesagt:das nächste Mal , das wir zu meiner französischen Gemeinde fahren,photographiere ich alle diese kinderfreundlichen Anlagen (dazu gibt es neben der Grundschule und des Gymnasiums eine tolle Mediatheke!) und machen dem Gemeinrat von hier
ein kleines Referat zum Thema:"eine vorbildliche kinderfreundliche Gemeinde"! :D

Mir war es bisher nicht bewußt,wie kinderfreundlich meine französische Gemeinde ist!Erst hier in Bayern,wo mir für mich und meine Kinder diese Angebote fehlen,wird es mir klar!

Und wenn ich denke, daß der Bayerische Rundfunk vor ein paar Wochen da war,um eine kinderfreundliche Gemeinde zu filmen!Es ist ja ein Witz! :lol:

Deine Idee,mit einer Freundin zu tauschen,ist echt super.Einziges Pb:ich habe nur eine Freundin,die ein Kind in ähnlichem Alter wie Amelie ist und ich habe den Kontakt zu ihr die letzte Zeit etwas verloren.Aber die Idee ist so gut,daß ich das ihr mal vorschlagen werde!Danke! :D

Sonst habe ich Freundinnen,die mehrere Kinder haben,da wäre es mir zu anstrengend! :shock:

Aber ich denke,es wird langsam wirklich immer besser.
Jetzt wird meine Freundin die Amelie einen halben Tag nehmen,die Oma auch und in September geht sie für einen halben Tag im Kindergarten.Das heißt,sie wird wohl 3 halbe Tage pro Woche fremdbetreut werden,was schon sehr gut ist.

Und wenn ich deine Idee mit meiner Freundin in die Praxis umsetze,dann wird es sogar 4 halbe Tage pro Woche sein! :D

Oder vielleicht erklärt sich die Oma bereit,sie noch einen halben Tag zu betreuen?Ich habe gerade die Betreuungszeit meines Sohnesreduziert,indem ich ihn erst um 15 Uhr zu Oma bringe,statt daß sie ihn um 13 Uhr vom KIGA abholt und er den ganzen Nachmittag bei ihr verbringt.So bleibt er jetzt "nur" von 15 bis 18 Uhr dort (um 17 Uhr kommt sein Cousin,also will er unbedingt bis 18 Uhr bleiben,um mit ihm spielen zu können).So hat die Oma 2 zusätzliche freien Stunden für sich!
Unter diesen Umständen würde es ihr evtl. weniger ausmachen,auf Amelie ein Mal mehr pro Woche aufzupassen?

Und die letzte Möglichkeit ist meine liebe Nachbarin:sie hat mir angeboten,die Amelie ab und zu zu nehmen.Sie ist Rentnerin und sehr,sehr nett,in ihr hätte ich 99% ( :wink: ) Vertrauen.Ich muß mal mich zusammenreißen und sie mal fragen,ob sie einverstanden wäre,sie mal 2-3 Stunden pro Woche zu betreuen.Das wäre super! :D

Ja, es wird immer besser,da hast du vollkommen Recht!Ich warte sehnsüchtig auf den Tag,wo sie endlich freilaufen wird,dann muß ich sie zumindest nicht mehr so oft tragen.
Und wenn sie mir endlich sagen kann,was sie will:essen,trinken,schlafen,usw. statt immer gleich loszuschreien (dieses Schreien macht mich so wahnsinnig,daß ich mich jetzt sogar Ohropax in die Ohren stopft,um den Schmerzen zu reduzieren!),dann mache ich an diesem Tag eine ganz große Feier! :D

Ach ja, und wenn sie mal endlich zuversichtlich durchschläft,dann mache ich ...eine riesengroße Feier !


Und wenn sie in den Kindergarten halbtags geht,dann geniesse ich meine kinderfreien Stunden in vollen Zügen!!! Ich gehe walken,schwimmen,bade 2 Stunden in der Badewanne,lese...ach,es wird soooo schön!:D :D :D
Jenny

Beitrag von Jenny »

Ja, die halte garderie fand ich auch Klasse, als ich noch in Fronkreisch wohnte. Der Luxus, ohne Säugling und Kleinkind den Wochenendeinkauf erledigen zu können, war mir die drei Franc pro Kind und Stunde wert! In Frankreich wird eh net so ein Geschiss um den Mütterkult gemacht. Die Kinder kommen mit spätestens drei Jahren in die ecole maternelle und dann wird auch erwartet, dass die Frau wieder arbeiten geht, es sei denn, sie hat einen gut betuchten Mann. Bis dahin stopft der Staat die jungen Familien aber mit reichlich Geld, so dass es das Problem "Scheiße, schon wieder schwanger!" in Frankreich eigentlich net gibt.
Milla

Beitrag von Milla »

Wann eigentlich wohntest du in F (wollte dir im anderen Thread gerade fragen! :wink: )?Hattest du damals schon Kinder?*neugierigbin*

Also 50 Cents pro Stunde ist ja wirklich in Ordnung!Ich wäre da sogar bereit,die Amelie jeden Tag 2-3 Stunden dort betreuen zu lassen,würde kaum
30 € pro Monat pro Stunde kosten,nicht die Rede wert für so ein Service! :D

"In Frankreich wird eh net so ein Geschiss um den Mütterkult gemacht."

Da hast du vollkommen Recht!Ich finde es in Deutschland ja unglaublich (und frauenfeindlich!), daß Mütter 3 Jahre lang nach der Geburt eines Kindes zu Hause hocken müssen,obwohl viele Kinder ab 9 Monate-1 Jahr ohne Pb (also ohne einen Schaden zu bekommen!) fremdbetreut werden können und sogar davon profitieren,wenn die Betreuungsinstitution dafür geeignet ist!Und noch frecher finde ich,daß die deutschen Mütter nicht mal arbeiten können,wenn ihr Kind in den Kindergarten geht,weil so wenige Kindergärten ganztags geöffnet haben.Und dazu muß man für 7 Stunden pro Tag stolze 80 € pro Monat ausgeben,die man sehr gerne für die eigenen Entspannung (Fitnessstudio,Sauna,Kosmetiksalon) ausgeben würde!Ich denke oft,wer hier als Frau Kinder kriegt (Männer haben es eindeutig schöner!) ist die dumme Kuh! :(

Ich bin so oft neidisch auf meine kinderfreien Freudinnen,die Feierabend ab 17 Uhr haben,mal einen gemütlichen Abend mit ihrem Freund oder im Restaurant geniessen können,die in Ruhe schlafen,lesen,essen können,die sogar genug Geld haben, um mal in die Seychelles fliegen zu können,weil sie ja arbeiten können!Und ich hocke seit jetzt 3,5 Jahren zu Hause,habe kaum Ruhezeiten,weder abends, noch nachts,noch am WE,keinen Urlaub,und das Ganze gerade für Null Pfennig!

Jawohl,ich bin richtig sauer auf diese kinder-und mütterfeindliche deutsche Politik! :evil:

Es wäre wirklich höchste Zeit,daß die deutschen Politiker mal kapieren,daß unter diesen Umständen die deutschen Frauen nicht mehr Kinder als jetzt machen werden!Die Ganztagsschulen werden da nicht viel ändern!Aber da die meisten der Politiker Männer im Rentenalter sind oder kinderlosen Frauen ,wird sich da kaum was ändern!

Und dieser Zuschuß von 67% des letzten Lohnes oder 300€ (als Hausfrau fühle ich mich da sehr gerecht behandelt!) für nur 1 Jahr ist ja ein Witz:was machen die Frauen dann nach einem Jahr,wenn sie keine Fremdbetreuung für ihr Kind gefunden haben oder sich diese nicht lohnt,weil sie nicht genug verdienen (Tagesmutter)?Tja, sie warten auf die 3 Jahre des Kindes,gehen dann halbtags arbeiten,während es im KIGA betreut wird und machen dann kein zweites Kind! :cry:

Sorry für dieses Jammerthread,aber ich bin bei diesem Thema richtig sauer!Denn wir werden, wir Müttern,dabei richtig ausgelacht! :x
Jenny

Beitrag von Jenny »

Oh, meine Frankreich-Zeit ist ziemlich lange her. ich glaub von Ende 1986 bis Anfang, Mitte 1989 haben wir in Sarreguemines / Moselle (also Lothiringen, ganz nahe an der saarländischen Grenze ) gewohnt.
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