Bericht über die letzten Tage

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

heli

Beitrag von heli »

Liebe Red!

Das wird dir jetzt wahrscheinlich keine Hilfe sein, aber ich wollte dir nur sagen, dass wir in etwa die gleiche "Leidensgeschichte" haben.

Meine erste Panikattacke hatte ich vor ca. 10 Jahren.
Ich fuhr alleine auf der Autobahn in die Arbeit. Es war heiß an diesem Tag, ich hatte morgens keinen Kaffee getrunken und war ziemlich unter Streß, damit ich nicht zu spät komme.
Ich fuhr auf der Überholspur und auf einmal wurde mir schwarz vor den Augen, gleichzeitig überfiel mich ein Angstgefühl wie ich es noch nie erlebt hatte, mein Herz raste, mir war schwindlig, das Blut rauschte in meinen Ohren (ein Gefühl, wie ich es noch nie erlebt hatte).
Ich fuhr wie in Trance zur nächsten Abfahrt und stieg aus. Ich zitterte am ganzen Körper und war fix und fertig.
Von da an begann sich der Kreislauf der Angst zu drehen. Ich konnte nicht mehr alleine fahren, nicht mehr auf der Autobahn und zum Schluß konnte ich auch als Beifahrer nicht mehr Auto fahren. Dazu kammen PA in geschlossenen Räumen (z.b. Lift, Einkaufszentrum, Kino usw.). Mein Leben wurde in kurzer Zeit zur Hölle.
Ich habe es aber geschafft, mit Hilfe einer VT, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Es war mühevolle, jahrelange Arbeit.
Die letzten Jahre vor dem Kind ist es mir sehr gut gegangen. Ich konnte fast alles wieder machen (bis aufs Fliegen).
Leider hat mich nach der Geburt meiner Tochter jetzt eine Depression eingeholt.
Ich wollte dir damit eigentlich nur sagen, dass ich sehr gut weiß, wie man sich fühlt, wenn man unter dieser Angst leidet. Wenn du willst, kannst du mich jederzeit um Rat fragen.
Deine dich verstehende
heli
Red-headed-woman

Beitrag von Red-headed-woman »

Liebe Heli...

danke für deinen persönlichen Report.

Ich werde seit 2002 therapiert. Allerdings in einer Tiefentherapie, weil noch viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiele andere Dinge in meiner Vergangenheit mich wohl belasten.

Erst heute hat mir meine Therap. wieder gesagt, dass mein Fall sehr speziell ist. Denn die meisten Patienten kommen zu ihr, wenn sie bereits die Spitze ihrer Krise erreicht haben und völlig am Ende sind und nimmer weiter wissen.

Bei mir war es anfänglich ja "nur" die Ehekrise und die PA's. Danach kamen in den Jahren immer wieder enorme Tiefschläge. Anstatt wie die anderen Patienten auf dem aufstrebenden Ast waren, ging es mir immer bescheidener und mein Zustand verschlechterte sich. Hinzu kam nach dem 2. Kind die PPD, die nicht erkannt wurde.

Also mein Therapieweg war nicht aufwärts sondern stetig runter.

Ein weiteres Problem, was ich jedoch noch nicht weiß zu bearbeiten, ist meine Emotionslosigkeit.

Andere würden sich selbst loben und Lob von außerhalb anerkennen, wenn sie nach langer Zeit wieder eine unbekannte Strecke Auto gefahren sind, ich jedoch erwarte einfach von mir, dass es doch total normal sein sollte...wozu brauch ich also Lob????

Manchmal quäle ich mich regelrecht dafür, dass mir etwas Gutes widerfahren ist....verrückt oder?

Mich interessiert natürlich sehr, wie du es mit VT geschafft, deine Angst zu akzeptieren und mit ihr umzugehen. Es wäre toll, darüber mehr zu erfahren, vielleicht kann ich daraus einigen Nutzen ziehen.

<3-liche Grüße
Tanja
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