Bericht über die letzten Tage

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Red-headed-woman

Bericht über die letzten Tage

Beitrag von Red-headed-woman »

Hi Ladies,

meine Ma war bist Freitag bei uns und es tat gut, wirklich gut. Wir haben gelacht, geweint, disskutiert und im Garten viel getan. Und wir waren auch am Meer.

Ich bin wieder voller Spaß und Freude mit unserem neuen Auto (Multivan Atlantis TDI) gefahren. Es war ein tolles Gefühl. Wie früher...

Freitag Nachmittag hatte ich Schulung vom Landkreis in Bezug auf die Tagespflege und mit meinem Dad war abgesprochen, dass die Kiddies zu ihm kommen übers WE.

Somit habe ich am Freitag Nachmittags die Kids verpackt meine Schulungsunterlagen geschnappt und bin los. Das Auto fahren war kein Problem. Nicht zu meinem Dad und den Weg nach Jever auch nicht.

Doch auf der Rückfahrt um 19.30 bekam ich eine Attacke. Ich versuchte diese zu veratmen, was mir sonst auch gut gelingt. Doch dieses Mal nicht. Ich mußte zum Handy greifen und meine Ma anrufen. Sie begleitete mich telefonsch bis zu Hause. Ich hatte auch im Haus -allein-ein ungutes Gefühl.Bild

Die nächste Attacke folgte Samstag früh gegen 8:30 auf dem Weg zur Schulung. Ich mußte wieder zum Handy greifen, habe aber nicht telefoniert. Den ganzen Tag war ich unkonzentriert und habe ständig daran gedacht wie ich nach Hause komme ohne Attacke zu erleiden.

Der Heimweg war somit schon vorprophezeit. Nachmittags gegen 17 Uhr kam dann die Attacke beim Autofahren. Ich fummelte wieder am Telefon herum und war völlig abgelenkt, kam aber nach Hause.

Ich mich danach aufs Ergometer geschwungen und bin ne 3/4 h geradelt und habe dabei LOST geschaut.

Gegen 20 Uhr sollte ich zu meiner Freundin kommen, wir wollten einen gemütlichen Abend mit Plausch und leckerem Essen verbringen.

Gegen 24 Uhr war ich zu Hause und hatte als ich im Bett lag wieder dieses ungute Gefühl des Alleinseins.

Warum ist das denn jetzt schon wieder so?

Mir gings doch die Tage mit meiner Ma so gut. Und dann wieder diese Attacken.

Traue mich jetzt wieder weniger lange Strecken zu fahren, obwohl ich so gern möchte.

Diese verdammte "Angst vor der Angst" macht mich ständig zu ihrem Gefangenen...dabei will ich doch frei sein und nur leben...

Traurige GrüßeBild
Tanja

P.S.: Die Beschwerge an meine KK hat gewirkt, der Vorstand hat sich persönlich bei mir entschuldigt und unterstützt mich jetzt. Damit ich mit dem Sachbearbeiter nix mehr zu tun habe, kann ich die NL wechseln.

Trotzdem brauche ich noch die Daumen, das der Antrag für die HH durchgeht. Entscheidung fällt möglicherweise Mitte nächster Woche...
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi Tanja,
ja, die Angst vor der Angst hält das Spiel leider am Laufen. Man kann sie auch nur durchbrechen, in dem man ihr "begegnet", und dann heraus findet, dass nichts schlimmes passiert, Du also an einer Attacke nicht sterben kannst, auch, wenn es sich so anfühlt. Ich weiss jetzt nicht, wie oft Du schon welche hattest, ob Du weisst, warum sie kommen usw.
Es ist ja eher ein "Zufall", dass Dich die Attacken im Auto überfallen - wobei hier zu sagen ist: es ist neben U-Bahnen und anderen geschlossenen Dingen "ideal", weil man nicht einfach fliehen kann, was man ja bei PAs gerne machen würde.
Der Zeitpunkt, dass sie nun kommen, ist glaube ich, nicht zufällig. Deine Ma hat dir Sicherheit und Zuwendung gegeben und jetzt bist Du eben wieder alleine, wobei dein Erwachsenen-Ich sicher weiss, dass Du alles schaffen kannst, aber trotzdem ist da jetzt diese Hilflosigkeit, das Alleinsein-Gefühl.
Wenn es geht, würde ich "einfach normal" weitermachen, also trotzdem Auto fahren, nicht aber mit der Angst im Nacken: hoffentlich kommt keine PA, sondern eher: Na und, dann komm doch, ich fahre trotzdem weiter.
Sicher hängt das alles damit zusammen, dass Du alleine bist, als mein Freund mal 4 Tage weg war, hatte ich auch leichte Panikzustände. Es fällt uns offenbar schwer, uns selbst das nötige Vertrauen zu geben, dass wir es schaffen können.
Denke immer dran, PAs sind zwar sehr unangenehm, es kann Dir aber nichts passieren. Vielleicht kann Deine Ma ja noch mal vorbeikommen, wenn es nicht besser wird. Und frage Dich weniger nach dem Warum, sondern nehme es nach Möglichkeit an. Sage Dir: so bin ich halt, ich habe jetzt mehr Angst usw, weil ich mit 2 Kids alleine bin, das würden andere auch nicht einfach so wegstecken.
Hast Du die PAs denn schon länger? Ich frage, weil man oft davon ausgehen kann, dass irgendein unterdrücktes Gefühl (wie eben auch Angst vorm Alleinsein etc) dahinter steht.
So, hoffentlich konnte ich ein wenig helfen ?!
Carlotta
Red-headed-woman

Beitrag von Red-headed-woman »

Carlotta,

danke für deine fach-fraulichen Hinweise und Ratschläge...*smile*

Komischerweise weiß ich das alles, aber wenn es mir so shitty geht, dann kommt dieses Wissen einfach nicht an die Oberfläche...sehr ärgerlich.

Meine erste PA hatte 2001/2002....allerdings frage ich mich da gerade, ob es wirklich eine war????

Ich war auch mal wieder allein und wollte zu meinen Schwiegies fahren, dorte gastierte gerade mein erster Sohn übers WE. Ich war bei einem Chattertreffen und hatte Probs mit dem Kreislauf.

Irgendwann auf der AB wurde mir schwindelig, übel, mein Herz fing an zu rasen und das mitten in einer Baustelle. Kein Ausweg weit und breit. Ich fing an zu hyperventilieren und schaffte es gerade noch bis zur nächsten Abfahrt. Dort mußte ich anhalten. Ich zitterte am ganzen Leib und rang nach Luft.

Ich rief meine Schwiegies an, aber die konnten mich nicht abholen oder mir helfen. Somit rief ich den Notruf an. Krankenwagen und Polizei kamen relativ schnell, aber mir kam es ewig vor.

Ich wurde ins KH gebracht, aber man konnte nichts feststellen. Ein Nachbar meiner Schwiegies holte mich damals zusammen mit meinem Schwie-Va ab und brachte mich zu meinen Schwie-Eltern.

Am nächsten Tag mußte noch das Auto aus Bremen geholt werden. Ich fuhr zusammen mit meiner Schwie-Ma hin und folgte ihr im Schneckentempo nach Hause.

Der Rückweg war traumahaft. Ich hatte etwa 15 Attacken, mußte ständig anhalten und es dauert gut 3 h bis wir wieder zu Hause waren.

Danach wurde es mit jeder Autofahrt schlimmer.

Ich habe mich schon so oft gefragt, wo es herkommt. Wo der Grund liegt. Aber wenn ich es wüßte oder erfahren würde, wäre ich meiner persönl. Lösung schon soooooo nahe....

Es ist so enttäuschend....

Gruß Tanja
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi Tanja,
ich habe den oder die Auslöser meiner PAs in einer Verhaltenstherapie - nee, es waren sogar 2 in fast 12 Jahren - herausgefunden und bin seit langem "ohne".
Das Wissen, wo "es" herkommt, nimmt der Angst nämlich den Schrecken.
susi69

Beitrag von susi69 »

Hi Ihr Zwei,

ich klink mich mal schnell mit dazu.......

Ja das von 2001 würde die PA jetzt während der Autofahrt erklären.

Aber die von 2001? Manchmal liegt die Lösung ganz nah und ist nicht mal halb so kompliziert, wie es scheint. Was hattest Du damals (2001) für Umstände? Manchmal sind es klitzekleine Brocken, die einen Auslöser geben. Sei es ein Baum, ein Geruch, die Dämmerung etc.

lg Susi
ubure

Beitrag von ubure »

Hi,

so ging's mir auch immer, besonders beim Autofahren (ich konnte mich schon drauf einstellen, dass "es" wieder losgeht, dabei bin ich immer gerne Auto gefahren.), auch in der S-Bahn, in der FuZo, etc.

Damals hatte ich aber noch keine Depri oder wusste es einfach nicht. Irgendwie habe ich diese Attacken nicht mehr (oder nur noch äußerst selten), weit ich ein AD nehme. Und wenn doch eine kommt, denke ich ganz stark an meine Kinder und dass ich jetzt gar nicht umkippen darf, weil ich ja zu meinen Kindern will.

Mann, ich wünschte, ich könnte Dir da helfen, weiß genau, wie furchtbar das ist... :(

Liebe Grüße,
Inez
Bianka

Beitrag von Bianka »

Hallo liebe Tanja,

ich finde es total mutig,daß Du Dich versuchst der Angst zu stellen, Du weichst ja nicht aus. Das finde ich richtig,wenngleich es Dich auch runterzieht.
Ich hab Tiefenangst. Es betrifft das 3,80 m tiefe Becken. Bis 2 m ist alles okay,aber dann.... Ich kann nicht mal am Rand dieses Sprungbeckens stehen. Als Kind wäre ich fast mal abgesoffen im Schwimmbad und ein Junge stand daneben und lachte sie kaputt. Ich hatte viel Wasser geschluckt,aber das muß wohl traumatisch gewesen sein. Auf jeden Fall hatte ich diese Angst. Dann wollte ich als erste Ausbildung Gymnastiklehrerin werden und schwimmen war ein Unterrichtsfach auch ins 3,80 m springen und etliche Bahnen schwimmen,weil das Becken so war. Ich weiß gar nicht,ob das sooo tief war *grübel*. Was soll ich Euch sagen, ich hab es nacher geschafft dort die Bahnen zu schwimmen. Ich hab es der Dozentin auch gesagt,was los ist. Hatte 'ne Note 2 sogar. Aber jetzt,wo ich es nicht mehr muß,mache ich wieder einen Bogen um diese tiefen Becken. Ich hab nicht mal diese ganzen Schwimmabzeichen,weil ich mich nie traute vom Sprungbrett zu springen. Ich kann super schwimmen,aber die Tiefenangst beschränkt mich da. Auch kann ich nicht in See's schwimmen oder im Meer.
Das wird Dir wahrscheinlich gar nicht helfen,aber mir fiel das dazu ein,hatte es schon verdrängt.
Ich weiß nur,daß Du eine starke tolle Frau bist und Du das auch schaffen kannst.
Red-headed-woman

Beitrag von Red-headed-woman »

also...ich hol mal ein bisserl aus und beschreibe mal die damalige Situation...

Keno geb. 2000....Mann für 1/2 Jahr bis 2001 im Einsatz Mazedonien...nach seiner Rückkehr fing die Krise zw. uns an....2001 habe ich Jürgen kennengelernt und mich verliebt....März 2002 zog mein Mann aus....ging im Sommer wieder in den Einsatz...Kontakt brach zw. uns nie ab, konnten ohne einander auch nicht leben...

Das WE an dem ich das erste Mal ne PA hatte, lief in etwa so ab....

Keno habe ich zu Schwiegies gebracht...wohnen etwas 1 1/4 Autostunden von uns entfernt. Samstag kam ein Freund und wir haben eine Fotosession gemacht, er ist Hobbyfotograf. Leider hab ich an dem Tag nicht viel gegessen und zu viel Kaffee getrunken. Abens wollte ich nach Bremen Oyten zum Chattertreffen (liegt 2 Auto-h von uns entfernt). Da habe ich mich auch regelmäßig mit Jürgen getroffen oder ihn auch bei sich in H besucht. Manchmal auch mit Keno.

Beim Chattertreffen hab ich nur kurz am Bier genippt und mir wurde total elend. Bin an die frische Luft und hab dann erstmal was für meinen Blutzucker getan. Als es mir besser erging, wollte ich nur noch zu Schwiegies. Jürgen war nicht erschienen.

Also hab ich mich ins Auto gesetzt in bin los zu Schwiegies. Tja und den Rest hab ich glaube ich schon getippert.

Ich sehe daraus immer nur, dass es oftmals um das Allein-sein geht....aber weiter komme ich damit auch nicht....
Red-headed-woman

Beitrag von Red-headed-woman »

Bianka hat geschrieben: Ich weiß nur,daß Du eine starke tolle Frau bist und Du das auch schaffen kannst.
Och Süssä...das ist sooooooooo lieb von dir....das ist so ein schönes Kompliment....*snüff*Bild


Danke!!!!

Bild
Red-headed-woman

Beitrag von Red-headed-woman »

wo sind die postings hin????
Red-headed-woman

Beitrag von Red-headed-woman »

was ist hier los? ich seh nix mehr...
Patricia

Beitrag von Patricia »

Sind alle da ;-)
Bianka

Beitrag von Bianka »

Hallo RED,

vielleicht stimmt was mit Deinem Rechner nicht. Ich hoffe aber nicht,ist doch ein wichtiges Kontaktgerät,gell :wink:
Red-headed-woman

Beitrag von Red-headed-woman »

soch allet wieda oki...;o)
heli

Beitrag von heli »

Liebe Red!

Das wird dir jetzt wahrscheinlich keine Hilfe sein, aber ich wollte dir nur sagen, dass wir in etwa die gleiche "Leidensgeschichte" haben.

Meine erste Panikattacke hatte ich vor ca. 10 Jahren.
Ich fuhr alleine auf der Autobahn in die Arbeit. Es war heiß an diesem Tag, ich hatte morgens keinen Kaffee getrunken und war ziemlich unter Streß, damit ich nicht zu spät komme.
Ich fuhr auf der Überholspur und auf einmal wurde mir schwarz vor den Augen, gleichzeitig überfiel mich ein Angstgefühl wie ich es noch nie erlebt hatte, mein Herz raste, mir war schwindlig, das Blut rauschte in meinen Ohren (ein Gefühl, wie ich es noch nie erlebt hatte).
Ich fuhr wie in Trance zur nächsten Abfahrt und stieg aus. Ich zitterte am ganzen Körper und war fix und fertig.
Von da an begann sich der Kreislauf der Angst zu drehen. Ich konnte nicht mehr alleine fahren, nicht mehr auf der Autobahn und zum Schluß konnte ich auch als Beifahrer nicht mehr Auto fahren. Dazu kammen PA in geschlossenen Räumen (z.b. Lift, Einkaufszentrum, Kino usw.). Mein Leben wurde in kurzer Zeit zur Hölle.
Ich habe es aber geschafft, mit Hilfe einer VT, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Es war mühevolle, jahrelange Arbeit.
Die letzten Jahre vor dem Kind ist es mir sehr gut gegangen. Ich konnte fast alles wieder machen (bis aufs Fliegen).
Leider hat mich nach der Geburt meiner Tochter jetzt eine Depression eingeholt.
Ich wollte dir damit eigentlich nur sagen, dass ich sehr gut weiß, wie man sich fühlt, wenn man unter dieser Angst leidet. Wenn du willst, kannst du mich jederzeit um Rat fragen.
Deine dich verstehende
heli
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