Freund wieder rückfällig, hilfe, wie weiter?

Austausch alltäglicher Sorgen oder Freuden

Moderator: Moderatoren

Zoelita

Beitrag von Zoelita »

Hallo Isabell,

um gleich auf Deine Frage zu antworten: ein Alkoholkranker Mensch kann sich nur selbst helfen. Er muß echt allein da stehen bevor er etwas merkt. Wie soll ich es erklären? Ich bin auch immer zu meiner Mutter gestanden. bin zu ihr gefahren, hab für sie eingekauft und ihre Wohnung geputzt. Sie lag da und konnte gar nichts mehr. Und alles als ich hochschwanger war!! Erst als sie mit Nierenversagen ins Krankenhaus kam und sich keiner um sie gekümmert hat, ist sie aufgewacht. Leider ist sie jetzt wieder rückfällig geworden, aber das tut hier nichts zur Sache. Isabell, so lange Du sein Verhalten tolerierst, ist er doch sicher und hat jemanden wo er seinen Frust ablassen kann. Ich kann sehr gut verstehen, daß Du Angst hast allein da zu stehen. Für mich wäre es auch die absolute Horrorvorstellung. Aber ist er Dir denn eine Hilfe im Alltag? Informiere Dich erstmal, ob Du Hilfe bekommen kannst, damit Du nicht abrutscht. Ach Mensch, Du schaffst das. Hast Du mittlerweile schon mal mit jemandem darüber sprechen können?

ganz liebe Grüße

Nina
hanna

Beitrag von hanna »

Liebe Isabell

Jede/R muss für seine Handlungen selber Verantwortung übernehmen können. Dein Freund für seine und Du für Deine. Dass man als "Aussenstehende" einem Alkoholiker wirklich selber helfen kann oder notfalls mit Druck dazu bringen kann, davon abzulassen, bezweifle ich stark! Ich denke, mit solchen Gedanken lädtst Du Dir zuviel Verantwortung für etwas auf, für das Du diese Verantwortung nicht trägst.
Vielleicht hilft es Dir, wenn Du an Ben und die Zukunft denkst. Angenommen, Du trennst Dich nicht und die Sucht bekommt er nicht wirklich in den Griff: Wie wird es sein, wenn Ben in die Schule kommt, wenn er erwachsen wird, wie kannst Du ihm gegenüber erklären, dass Du bei Deinem Freund geblieben bist? Eine Freundin von mir sagt, dass sie ihrer Mutter dies bis heute vorwirft (dass sie sich nicht vom alkoholkranken Vater getrennt hat).
Die Idee einer "Trennung auf Zeit" finde ich auch gut, so kannst Du mal das "Alleinsein" versuchen zu leben, ohne gleich Angst zu haben, dass Du es alleine nicht schaffst. Ich würde diese Zeit dann aber sehr gut planen, alle möglichen Freunde oder Familie einbeziehen, bzw. versuchen, solche Konktakte bewusst im Hinblick auf diese Zeit aufzubauen (andere Mütter mit Kindern in dem Alter, ev. Alleinerziehende, da gibts ja auch Foren und Treffpunkte)
Liebe Grüsse Hanna
annu

Beitrag von annu »

hallo liebe isabell!
ich hab mir grad alles durchgelesen und wollt dir sagen, dass ich dir ganz ganz viel kraft und mut wünsche, für alles, was jetzt auf dich zukommt bzw.was du ja jetzt schon durchstehen musst. sei ganz dick getröstet, du arme!!
das mit der verbalen gewalt kenne ich auch z.z. ich hoffe, dass die medikamente irgendwann bald so anschlagen, dass sie ihn wirklich ausgeglichener machen; aber mein mann ist ja auch nur depressiv, das ist bestimmt einfacher zu behandeln als akoholismus. mir geht es auch so, wenn ichs manchmal nicht mehr aushalte und mir irgendwas im kopf zusammenlege, ich hätte angst, es nicht allein zu schaffen mit beiden, wenn ich ihn bitten würde, etwas abstand zu nehmen.
aber das soll jetzt nicht um mich gehen, wollte dir damit nur sagen, wenigstens in diesen beiden punkten kann ich dir echt nachempfinden und schick dir ganz viele virtuelle trost-blumen!!

LG von annu.
Zoraya

Beitrag von Zoraya »

Hallo Isabell,

es gibt einen Ort, wo Angehörige von Alkoholikern immer hingehen können: das sind die Al-Anon Selbsthilfegruppen.

Ich gehe wegen meiner Co-Abhängigkeit seit fast zehn Jahren in diese Gruppen. Ich kann sogar mit meinem Kind dahingehen, ich habe dort auch sehr viele Freunde gewonnen, die wirklich zu mir stehen.

Es ist nicht nur so, dass der Alkoholkranke es selbst erkennen muss, dass er sich selber helfen muss. Auch Du als Angehörige musst Dir selber helfen. Wenn Du Dich total verwickelst in das Chaos, das eine Alkoholiker verbreiten kann, gibst Du Dich selber auf!

Ich kann es nur empfehlen. Es gibt gute und weniger gute Gruppen, jeder kann selber entscheiden, was er aus solchen Meetings mitnimmt. Und es ist absolut anonym.

Falls Du dort hingehen magst, findest Du die Adresse der nächsten Kontaktstelle im Netz, einfach Al-Anon eingeben.

Ich wünsche Dir viel Kraft.
Gruß
Zoraya
Antworten