Anderen alles erklären??

Austausch alltäglicher Sorgen oder Freuden

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Morgaine

Anderen alles erklären??

Beitrag von Morgaine »

Da ich gerade die Frage von Mimi bzgl. ihrer Freundin gelesen habe, kamen mir auch einige Gedanken. Viele (Angehörige, Freunde) verstehen ja einfach nicht, was mit einem los ist, und man muss sich u.a. blöde Sprüche anhören, die einem noch mehr zusetzen. Dadurch habe ich den Kontakt zu vielen Menschen (Schwester, Freunde) abgebrochen oder reduziert -weil es mir zu mühselig war, irgendetwas zu erklären, was ja doch keiner versteht. Mir für meine Depression noch Vorwürfe anhören zu müssen, war ja nun auch nicht besonders hilfreich. :roll:
Jetzt überlege ich, diesen Leuten mal ein paar Links (wie ich sie ja hier auch schon gefunden habe, über Depressionen, PPD etc) zu schicken, einfach zur "Kenntnisnahme", damit mal irgendwer kapiert, was mit mir los ist!
Meint ihr, das ist vergebene Liebesmüh, und führt doch wiedr nur zu Konflikten, oder sollte man das ruhig machen? Ich trau mich nämlich nicht. :( Habe Angst, dass doch wieder was doofes kommt. Im besten Fall ignorieren sie es wohl einfach. :roll: Die Kraft, richtige Gespräche zu führen, habe ich eh nicht. :?
Mimi

Beitrag von Mimi »

Also ich habe nun seit einem knappen Mpnat die Diagnose Angststörung und PPD. Ich habe allen in meiner Familie das selbe gesagt und zwar: "Ich bin krank - ich habe eine Postnatale Depression - ich nehme nun Medikamente - in vier Wochen werde ich für 6 Wochen in eine Klinik gehen - und ich brauche jetzt Eure Hilfe
Meinen Freunden habe ich das selbe gesagt trotz der ANgst das sie mich nun nicht mehr mögen oder ANgst davor haben mit einer Verrückten kontakt zu haben. ABer für mich war es der erste Schritt diese Krankheit zu überwinden und zwar das sie nun richtig da ist und alle davon wissen.

Viele haben sich überlegt wie sie uns helfen können. Die meisten kümmern sich um den kleinen wenn ich nicht so kann oder sind auf Abruf bereit michbeim Einkauf oder einen Abend lang zu begleiten weil sie wissen das ich ANgst habe.

Andere die nicht so viel machen können nehmen mich wenigstens mit auf Partys und lenken mich ab und wissen was sie tun müssen wenn ne Panikattacke kommt. Eine Freundin sagt dann einfach los anziehen spazieren gehen. Das hilft. Andere sagen . Die Panikattacke ist gleich vorbei ich bin bei dir bleib hier in der Situation.

Dann gibt es wieder andere die mich nun überbehüten wie die besagte Freundin.

UND ich habe einen Gesprächstermin bei meinem Chef gemacht bin unter einer Panikattacke in sein Zimmer gegangen habe meinen Satz runter gerasselt - Ich bin krank - ich habe eine Postnatale Depression - ich nehme nun Medikamente - in vier Wochen werde ich für 6 Wochen in eine Klinik gehen. Nichts würde ich lieber tun als arbeiten gehen aber ich werde jetzt lange krank sein.

Er und ich hatten nie ein besonders gutes Verhältnis. Er sagte mir das er es stark findet das ich Schwächen so zugeben kann und das ich ihn zwischendurch wissen lassen soll wie es mir geht.

ALso ich denke wer wirklich interesse hat der sucht sich dann mit diesen Infomationen selber die weiteren Infos über die Krankheit.

Mit einer Ausnahme: Da meine Mutter gerne mal so sachen sagt wie : reiss dich zusammne und du verlierst noch deine arbeit .... habe ich ihr 11 Seiten ausgedruckt über die PPD und WAS ANGEHÖRIGE TUN KÖNNEN das mit einem Blumenstrauss kombiniert und dann war gut :wink:
sonrisa2

Beitrag von sonrisa2 »

hallo mimi,

was du geschrieben hast, hat mich gerade sehr beeindruckt... das hast du wirklich toll gemacht...

ich habe das sehr dosiert angesprochen... mein mann war natürlich immer eingeweiht. meine eltern wissen bis heute nichts, nicht mal mein vater, zu dem ich eine sehr enge beziehung habe. ich möchte aber nicht dass er es meiner mutter sagt, zu der ich ein recht problematisches verhältnis habe.
grundsätzlich habe ich es nur den menschen gesagt, die 2 kriterien erfüllen:
1. stillschweigen bewahren können,
2. eingermaßen einfühlsam damit umgehen können - also nicht nachbohren. das war mir insbesondere wichtig, weil mein outing ja lauten hätte müssen: "ich bin schwerst traumatisiert und warte auf einen platz in einer traumarehaklinik." da wäre es normal, nachzufragen, woher man das trauma denn hätte. und ab da wäre es mir sehr peinlich gewesen mit sehr vielen menschen, weil du nicht sagen kannst: "von der geburt." --- da ist die normale reaktion: " aha. alle anderen kriegen 100 kinder ohne probleme, und du kriegst von einem schon einen dachschaden?" und "was willst du eigentlich, ihr lebt ja eh alle beide." und das macht mir ein schuldgefühl.
trotzdem habe ich eine handvoll personen eingeweiht. da waren die reaktionen auch viel besser als erwartet. :)
so, und im zuge der therapie hat sich dann noch was anderes herausgestellt, das ich noch viel schlimmer finde - und das weiß nun wirklich nur mehr mein mann, sonst niemand. wenn ich das sagen würde, würde ich mich vor allen als mensch 2. klasse fühlen, was nicht so ist, solange es niemand weiß. :oops:

es muss wohl jeder sein persönliches optimum finden: einen tradeoff zwischen belastender geheimniskrämerei und vertuscherei ("dass nur niemand was merkt!") und belastender peinlichkeit mit eventuellem rumerzählen.

dass gute freunde mir den rücken kehren deswegen hätte ich nicht angenommen - und wenn sie es getan hätten, wären sie eh nichts wert gewesen. diese erfahrung habe ich nicht gemacht - es war eher so, dass mir unterstützung angeboten wurde wg der klinik, da man in eine traumaklinik keine babys mitnehmen kann (im gegensatz zu kliniken, die ppd-patienten betreuen). zu diesem aufenthalt kam es aber nie... speziell bei einer freundin war die erfahrung sehr positiv; sie wohnt 700km weit weg und war eine woche zu besuch bei mir. ich brachte es nicht über mich, ihr davon zu erzählen. ich habe sie nach ihrem besuch bei mir per mail aufgeklärt, weil ich angst hatte, dass sie gewisse veränderungen an mir nicht gegen sich auffasst. sie verbringt auch heute noch jedes jahr eine woche bei mir, und wir besuchen sie auch mindestens 1x im jahr.

mit klinikaufenthalt (zu dem es bei mir am ende nicht kam), muss man s. gezwungenermaßen mehr outen, ist klar...

alles liebe,
s.
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