gute Mischung aus "zulassen" und "wegdrücken&

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Morgaine

gute Mischung aus "zulassen" und "wegdrücken&

Beitrag von Morgaine »

Hallo, ich habe auch mal eine Frage. Bin noch neu hier, und auch neu in der Therapie, und nehme keine AD, nur Johanniskraut.
Mir ist aufgefallen, dass es mir nach der Therapiestunde erstmal immer schlechter geht. Ich habe mich auch mit anderen Mädels die in Thera sind, darüber unterhalten, die meinten, ich solle alles "zulassen". Ist das denn richtig so? Wenn ich jetzt alles zulasse, brech ich erstmal richtig zusammen, heule wohl nur noch, und kriege mich gar nicht mehr ein. Das will ich nicht, deshalb weine ich zwar schon ab und zu mal, versuche aber auch, mich abzulenken (fahre zu Freundinnen, oder gehe shoppen = Verdrängung). Ich weiss nicht, wie ich mit all diesen aufsteigenden Gefühlen umgehen soll. Es wird gerade so viel freigeschaufelt, das ich eigentlich NICHT zulassen möchte. Habe ich ja 30 Jahre geschafft, zu unterdrücken! Gestern stand ich in der Küche und musste mich an der Arbeitsplatte festhalten vor Schluchzen und Zittern, mir war kotzübel vor Angst (die von früher wieder hochkam) und ich habe nach meiner Mama gerufen. :oops: (die mich als Kind immer alleine gelassen hat). Das möchte ich eigentlich nicht noch mal erleben, weil ich Angst davor habe, wie schlimm es noch werden kann.
Wie geht ihr mit soetwas um?
susi69

Beitrag von susi69 »

Nu ich nochmal......... 8)

Das ist ganz schwierig zu beantworten.
Kann jetzt nur von mir sprechen. Mir wurde am Anfang der Therapie der Druck auch zu groß. Ich hatte dann immer das Gefühl, daß ich nicht aufhören darf zu kämpfen. Am Besten keine Gefühle und Schwäche zeigen, weil ich Angst hatte, dann gaaaanz tief zu fallen.
Ich denke, es läuft alles ganz automatisch. Dein Körper läßt eh nur das zu, was grad geht - automatisch. (Schutzschalter)
Wenn Du in der Therapie das Gefühl hast, daß es zu heftig ist, dann kannst Du mit Deinem Thera reden, daß er doch ein bisschen piano machen soll. Das ist sicherlich möglich (meiner machte das jedenfalls).

Habe keine Angst, Du schaffst das! :-)

lg Susi
Morgaine

Beitrag von Morgaine »

Danke für deine Antwort! Ich habe nur manchmal das Gefühl, dass ich in der Therapie so tief hineinrutsche (in die Kindheit, Trauma-Geschichten, etc), weil ich so schnell wie möglich alles verarbeiten will, und ganz viel über alles rede, und dann kommt danach aber der große Hammer. :(
Ich werde das aber meiner Therapeutin auch noch mal sagen, ob ich mich da mehr zurücknehmen muss...
interessiert mich aber auch einfach, wie ihr damit umgeht. Also, du "dosierst" es auch, ;-) ist doch schon mal gut zu wissen.
Suse07

Beitrag von Suse07 »

Hallo Morgaine,

das ist ganz einfach: DU selbst bestimmst, wie weit und wie tief die Therapie geht!
Und wenn dein Bauch sagt "Neeee, lieber ablenken!" dann ist das in Ordnung so!
Es wird auch die Zeit kommen, in der es RICHTIG ist, sich Zeit für die aufsteigenden Gefühle zu nehmen und dann wirst du das auch WOLLEN.

VERTRAU DIR SELBST ... UND deinem Bauch!!!

DU weißt am besten, was gut für dich ist !!! :wink:

LG,
Suse
sonrisa2

Re: gute Mischung aus "zulassen" und "wegdrüc

Beitrag von sonrisa2 »

hallo,

ich würde klar unterscheiden zwischen ablenken von langeweile, einsamkeit etc. und solchen situationen wie du in der küche hattest. letzteres würde ich als laie eher als flashback sehen. bei flashbacks haben spezialisten die meinung, dass zulassen alleine überhaupt keinen sinn hat, man kommt damit kein stück voran, die FBs laufen immer gleich ab, man hat immer die gleiche ohnmacht dabei und keine alternativen strategien. dagegen gibt es spezielle techniken (film wieder und wieder anschauen, sich ihn farb-/geschwindigkeitsverändert vorstellen, wenn die panik weg ist, "videokassette" imaginär entnehmen und an imaginären sicheren ort bringen etc.), die man lernen kann. davon verliert das ganze den schrecken. bearbeiten kann ich mir aber nur in einem therapeutischen setting vorstellen... hat deine therapeutin eine traumatherapieausbildung? die wäre wg der sache mit deiner mutter SEHR hilfreich!

alles liebe,
s.
Red-headed-woman

Beitrag von Red-headed-woman »

Morgaine, du bist schon mittendrin!!!!! Japp, mittendrin in deiner persönlichen Therapie......es läuft schon von allein und du selbst hast (in der Küche) gelassen...und ja es tut weh...es wird hart, es ist hart mit alten "verdrängten" Dingen konfrontiert zu werden.

Aber ohne sich zu öffnen, Dinge zu zulassen, so dass es einem auch mal richtig bescheiden geht, funktioniert es eben nicht.

Ich höre und lese aus dem was du schreibst, dass

du eine starke Frau bist
selbstbewußt
ehrgeizig
angagiert
interessiert
sich ungern die Butter vom Brot nehmen läßt
sich mit Männern mißt
oftmals das letzte Wort hat
harte Schale - weicher Kern
sensibel ist
ein gewisses Maß an Perfektionismus an den Tag legt
KONTROLLE
es gewisse Ängste aus der Kindheit gibt
...
..
.
und im Grunde ihr Leben liebt!!!

Korrigiere mich, wenn ich falsch liege...*lächelan*

Und ich, die dich wirklich nicht kennt, weiß, dass du es auch schaffen wirst!!!!!
Morgaine

Beitrag von Morgaine »

@red-headed-woman:oooh, vielen lieben Dank! *schnüff* das ist ja lieb von dir...weiß gar nicht, was ich dazu noch sagen soll. :oops: Und das ist wirklich selten :lol: ...im Grunde hast du recht, ich mag mein Leben. Aber ich mag mich nicht, so wie ich jetzt bin, und das versuche ich ja gerade zu ändern. Dass es leicht werden würde, hat ja auch keiner gesagt, und ich denke, ich nehme alles auch sehr ernst - vielleicht etwas ZU ernst? :?

@sonrisa: danke für den Tipp mit den Flashbacks. Das werde ich meiner Therapeutin auf jeden Fall erzählen.

@suse: dir auch vielen Dank. Ja, ich werde wieder versuchen, mehr auf meinen Bauch zu hören! Bin nur gerade noch so verunsichert, weil emotional mit mir ja gerade so viel passiert. Da finde ich es toll und sehr beruhigend, euch hier gefunden zu haben. Danke fürs Zuhören!
sonrisa2

Beitrag von sonrisa2 »

[quote="Morgaine
@sonrisa: danke für den Tipp mit den Flashbacks. Das werde ich meiner Therapeutin auf jeden Fall erzählen.[/quote]

es gibt sehr viele von diesen techniken. es gibt auch einige trauma-foren im internet, wo sämtliche flashbacktipps gesammelt sind, kannst ja mal gucken...

das, was mir gesagt wurde, ist das gegenteil von dem was red beschreibt (wer recht hat: keine ahung... aber mir wurde es von mehreren fachleuten so erklärt): flashbacks durchleben ist irgendwo zwischen sinnlos und kontraproduktiv. man verarbeitet dabei nichts, es ist SCHON WIEDER zu belastend. man lernt also zuerst, diese flashbacks zu kontrollieren. bei mir war es mit manchen FB so schlimm, dass ich sie nicht von der realität unterscheiden konnte, also der FB fühlte sich realer an als die realität. aus einem flashback sollte man sich (durch ganz bestimmte methoden, die man ausprobieren muss, mit welchen es klappt) so schnell wie möglcih rausholen, weil der FB selbst sonst schaden macht (und NICHT zur heilung beiträgt, sondern diese behindert). verarbeitung kann nur in dosierter form stattfinden, also in einem therapeutischen setting gezielt hinschauen und gezielt wegschauen - ich kann mir nicht vorstellen, wie man das selbst hinkriegt...

die gute nachricht: dass du überhaupt FBs zu dieser kindheitssache hast, hat dich immerhin so weit aus der verdrängung geholt, dass du sie jetzt eben als signal hast, dass du bereit bist, JETZT daran zu arbeiten. ein riesenvorteil ist, dass du die FBs zuornden kannst an eine situation in der vergangenheit. das ist echt ein meilenstein!!!! (dafür habe ich ein jahr gebraucht, und mein 1. trauma ist nur anhand von FB rekonstruiert, was es ungefähr gewesen sein muss...)

eine wichtige sache noch: wenn irgendein trauma einen wesenlichen bestandteil des gesamtproblems ausmacht (WENN!!!! ich meine damit nicht, dass es bei dir so sein muss!!!!), dann macht therapie bei NICHT traumaspezialisierten therapeuten wenig sinn - das ist die beinahe identische erfahrung von sämtlichen traumapatienten, die ich inzwischen kenne. es ist dann so, als ob man mit einem herzproblem zum dermatologen geht...

alles gute für dich!
s.
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