Zwänge bei Kindern

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Birdee

Zwänge bei Kindern

Beitrag von Birdee »

Hallo Zusammen

bin fix und fertig...bei meinem 12Jahre alten Sohn wurden Zwangsgedanken und -verhalten diagnostiziert :cry:

kennt sich jemand aus???
Er soll eventuell in Tagesklinik!!Habe natürlich befürchtungen der Schule wegen...

Bin naturlich nicht überrascht-er hat wohl meine Veranlagung,außerdem schon schlechte Erfahrungen machen müssen.
Gewalt seines "Erzeugers"gegen mich ,Trennung,Umzug...
Lebt aber seit fünf Jahren in stabilen ,glücklichen ,familiären Verhältnissen!
Er würde natürlich lieber in eine ambulante ,wöchentliche Behandlung...

Eine Panne verfolgt hier zurzeit die nächste :?

Habe hier vorhin noch in der Vorstellung geschrieben ,ich wäre gut drauf momentan.
Das Gespräch mit dem Psychologen hat mich aber umgehauen:hatte hoffnung ,ER könne meinem Sohn weiterhelfen.Er arbeitet leider nur mit kognitiver Verhaltensth.-das reicht für meinen Sohn aber wohl nicht!!!

Und nun.....???????????? :?: :?: :?:
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Birdee!

Ach Mensch, ich weiß immer wenn man glaubt es geht aufwärts, kommt der nächste Hammer. Lass aber trotzdem den Kopf nicht hängen, man kann deinem Sohn sicher gut helfen.

Ich kenne mich mit Zwangsgedanken gut aus, trau ich mich mal sagen, weil erstens habe ich sie am eigenen Leib erfahren im Zuge meiner PPD, aber ich litt selber auch schon in meiner Jugend (auch in dem Alter in etwa, wie dein Sohn jetzt ist) an Zwangsgedanken. Für eine "Zwanghafte Persönlichkeit" ist der Ausbruch im jugendlichem Alter, aber oft auch schon früher, ganz klassisch. Den Vorteil den ihr jetzt habt ist, dass ihr es JETZT erkannt habt (und nicht erst Jahre später) und bereits JETZT etwas tun könnt, damit es deinem Sohn besser geht bzw. er lernt damit umzugehen und zu leben.

Hier zwei Buchtipps von Lee Baer - er ist Therapeut und spezialsiert auf Zwänge:

"Alles unter Kontrolle - Zwangsgedanken und Zwangshandlungen überwinden"

"Der Kobold im Kopf - die Zähmung der Zwangsgedanken"

Beide Bücher haben mir sehr, sehr geholfen, die ZG wirklich zu zähmen und kann heute ein Leben mit sehr hoher, toller Lebensqualität führen.

Ich halte euch beide Daumen, dass ihr gute Ärzte und Therapeuten findet, die euch gut begleiten könnt.

P.S.: Ich habe auch einen Sohn - er ist zwar erst (fast) 4, aber ich sitze heute schon manchmal auf glühenden Kohlen, weil bereits jetzt offensichtlich ist, dass er gemütsmässig SEHR viel von mir geerbt hat... :roll:

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Birdee

Beitrag von Birdee »

Mensch Marika

ich kenne dich erst seit kurzem...trotzdem hast du mir schon sehr geholfen!!Danke :P :P :P

Die Bücher werde ich gleich mal besorgen!!Eines habe ich bereits gelesen:
"Zwänge bei Kindern und Jugendlichen" von Sigrun Schmidt-Traub!
Auch sehr empfehlenswert...mit extra Kinderkapitel!!!

Hat uns schon weiter gebracht!!
Trotzdem gibt es tausend Fragezeichen!
Wie war es denn damals als Kind bei dir???Wie sehr hat dich das alles beeinträchtigt??Ich halte meinen "Großen"noch für relativ fit.Er ist noch nicht eingeschränkt in seinem Tun!
Der Psychologe ist jedoch der Meinung ,dass er auf jeden Fall baldmöglichst Hilfe braucht!Das sehe ich ähnlich...bin nur etwas erschrocken über die teilstationäre Behandlung .
Mein Sohn findet das natürlich auch nicht toll!Er schämt sich und hat Angst davor ,seine Freunde kriegen raus das er in der Psychiatrie ist!!!Kann ich gut verstehen.
Dennoch versuche ich ihn natürlich zu überzeugen...

Ich selbst fühle mich zwar gut , bin aber noch nicht die Alte.Habe Angst dass es kippen könnte!!
Das ändert sich von Moment zu Moment, mal denke ich:alles wird gut ,fünf Minuten später:so`n Mist , das jetzt auch noch!!
Das erinnert mich auch an meine "schlechten Zeiten"-was nicht immer einfach ist!!!
Mit Zwangsgedanken selber kann ich nicht sooo viel anfangen.Habe mich belesen ,verstehe ,worum es geht ,aber sonst...
Vielleicht ähnlich wie beim Gedankenkarussell bei den Depris...

Naja , auch das kriegen wir hin!!!

Danke dir noch mal

Geht es dir gut???Du scheinst echt gut davor zu sein!Das freut mich von Herzen!!!Dein Kurzurlaub war ja auch ein voller Erfolg,gell???

Bis bald :P

Birdee
Dobby

Beitrag von Dobby »

--
Zuletzt geändert von Dobby am 03:05:2010 23:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo!

Also bei mir waren es in der Kindheit starkte Zwangsgedanken, ich könnte einem geliebten Menschen (meiner Mutter) etwas antun. Ich weiß noch, dass ich mal einen schlimmen Bericht im Fernsehen mitbekam, wo Teenies ihre Eltern ermordert hatten... von da an hatte ich Angst und die Zwangsgedanken waren geboren. Ich hatte ständig grausamste Bilder in meinem Kopf, was ich meiner Mama alles antun könnte... es war ganz schrecklich und ich war mir sicher, dass ich vom "Bösen" besessen wäre. Den Begriff "Zwänge" oder "Zwangsgedanken" kannte ich damals natürlich nicht und ich traute mich nicht mich jemandem anzuvertrauen.
:cry: :cry: :cry:

Deshalb habe ich dann begonnen, mir "Strafen" auzuerlegen. Ich zwang mich jeden Abend im Bett zu beten... z.B. 10x den Rosenkranz oder das Vater unser um das vermeindlich "Böse" in mir zu vertreiben. Natürlich schlief ich meist mitten drinn ein und wenn ich dann aufschreckte, mußte ich zur Strafe wieder von vorne anfangen. Das ging oft die halbe Nacht so. Ich habe mir auch sonst viele Dinge selber verboten, die ich sonst sehr gerne tat - einfach zur "Strafe" und "Sühne" für meine so "dämonsichen Gedanken". Ich glaube ca. 1 Jahr lang haben mich Zwänge und Zwangsgedanken eingeschränkt - dann vergingen sie plötzlich von selber. Dafür habe ich leider mein ganzes Selbstvertrauen und meine Selbstliebe nachhaltig eingebüßt - aber das erkannte ich erst nach der Geburt meines Sohnes, als ich an der PPD erkrankte. Das Hauptsymptom war - nun darfst du raten - Zwangsgedanken gegen mein Baby.

Auch ich bin ein Kind der 70er Jahre wie der Mann von Dobby und man hatte damals noch wenig Ahnung von sowas. Obwohl ich das natürlich nicht wußte, habe ich wie gesagt, nie jemandem davon erzählt - erst vor 4 Jahren, als ich so schwer an der PPD erkrankte und wieder Zwangsgedanken gegen mein geliebts Baby auftraten, traute ich mich erstmals meinem Psychiater davon zu erzählen. Ich machte dann eine Kombi aus Verhaltenstherapie und Tiefenpsychologischer Therapie und das war genau die richtige Mischung für mich.

Dass euer Psychologe eine Klinik vorschlägt, wunder mich schon auch. Denn wie gesagt, ich hatte eine ganz schwere PPD mit massivsten Zwangsgedanken, trotzdem machte ich meine Therapie immer jede Woche 1x bei meinem Psychiater. Klar wurde ich engmaschig betreut und auch zu Hause hatte ich ein super Auffangnetz... aber gerade wenn du das Gefühl hast, dass dein Sohn noch nicht wirklich beeinträchtigt ist von den Zwängen, finde ich Klinik ziemlich "scharf geschossen". Wie wäre es, wenn du dir eine 2. Meinung einholst? Ich finde eine Klinik nicht sehr fördernd, dadein Sohn klarerweise Angst hat, dass seine Kumpels rauskriegen, was mit ihm los ist. Und diese Angst ist sicher kontraproduktiv. In dem Alter kann man einfach noch nicht "offen" damit umgehen, das kommt erst noch.

Hat sich euer Sohn dir anvertraut, oder wie seid ihr dahinter gekommen, dass er an Zwängen leidet? Du brauchst das natürlich nicht zu beantworten, wenn dir das zu intim ist - werde ich absolut akzeptieren.
Stehen Medikamente zur Debatte oder soll in der Tagesklinik nur Therapie gemacht werden? Medikamente sind in diesem Alter ja ein ziemlich heißes Eisen.

Ja, du hast ganz recht -mir gehts wirklich super gut - kleine normale Tiefs sind natürlich bei mir ebenso dabei, wie bei jedem anderen Menschen. Ich habe dank meiner Therapie gelernt, woher die ZG bei mir kommen und auch wie damit im Alltag umgehe. Es war ein ziemlich harter Weg, die Gedanken nicht weg zu drücken, sondern sie bewußt auszuhalten - denn nur so lernt das Gehirn ja, dass wir nie sowas tun würden und die Angst (die ja wieder ZG erzeugt) gar nicht nötig ist. Weniger Angst - weniger ZG! Aber die beste Nachricht war und ist für mich, dass ZG NIE AUSGFÜHRT WERDEN und das Menschen dir unter ihnen leiden, ganz liebe und äußerst sensible Menschen sind. Ich habe verstanden, dass ich ZG vor lauter Angst und Selbstzweifel habe und NICHT, WEIL ICH DAS AUCH TUN WILL ODER GAR WERDE. Die Gedanken sind da, weil ich wegen der Tatsache, dass es soviel schlimme Dinge auf dieser Welt gibt, Angst habe, auch so was irgendwann tun zu können. Deshalb prüft mein Hirn ständig, was und wie ich fühle, wenn ich einen solchen (Zwangs-)Gedanken habe. Und es entsteht tatsächlich ein Gedankenkarusell aus dem der Ausstieg ganz ganz schwer ist. Aber es ist zu schaffen - und dein Sohn hat die bereits jetzt die große Chance, daran zu arbeiten und nicht erst in 10 oder 20 Jahren, wie es bei mir der Fall war.

P.S. Jaaaaa - der Urlaub war TOLL!!!!!! :D :D :D

Freue über Antwort - liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Birdee

Beitrag von Birdee »

Hallo Dobby

danke Dir für deine Mühe...bin gleich auf die Internet-Seite gegangen..

tut gut ,von anderen zu lesen mit ähnlicher Problematik!!

Ein besonderes Dankeschön auch an deinen Mann...allerdings weiß mein Sohn gar nicht ,dass ich hier über ihn schreibe...er wäre glaube ich nicht begeistert :oops:

Medis kommen nicht in Frage...frühestens nach Abschluss der Pübertät laut des Psychologen!Das möchte ich auch nicht so gerne...
Lieber wäre uns natürlich eine ambulante Therapie,die allerdings nicht "so schnell"helfen würde, weil sie nur einmal wöchentlich stattfindet!!Hinzu kommen Wartezeiten von mindestens sechs Monaten!!!!
Gerade in Bezug auf Kinder finde ich das ganz fürchterlich :(

Momentan heißt es:telefonieren ohne Ende und auf Antworten Warten...so lange passiert nichts :evil:
Lieben Gruß ,

Birdee
Birdee

Beitrag von Birdee »

Hallo Marika :P

Also:

Mein Sohn ist sehr offen und wir haben ein inniges Verhältnis.Er hat von sich aus von den Gedanken erzählt!
Erst einige Zeit später wurde mir klar ,in welche Richtung das Ganze geht!
Ständig brauchte er Bestätigung ,oft kam er traurig aus der Schule:"Mama , ich rede mir ein ,schwul zu sein...das geht doch noch gar nicht ,das werde ich doch nicht ,oder???"
Dann weinte er oft :(
Später redete er sich ein ,sich etwas antun zu können oder das uns etwas zustoßen könnte...Immer wieder neue Dinge unter denen er sehr leidet!
Er sagt ganz klar ,dass er Hilfe haben möchte!das sagt schon viel aus!
Des Weiteren geht er "tänzelnd " durch unser Wohnzimmer um jede Fliese berühren zu können,muss manche Gegenstände mehrmals berühren etc.
Ich weiß oft nicht ,wie ich damit umgehen soll :(
Gelesen habe ich dass man nicht ständig Antworten soll um dem Ganzen nicht zu viel Bedeutung zu geben oder sich nicht zum "Komplitzen machen zu lassen....
Das werde ich wohl alles im Laufe der nächsten Zeit lernen hoffe ich:
Falls wir nicht ewig auf eine Therapie warten müssen!
So`n Mist ,dass mein "Großer" jetzt ach so`nen "Mist" durchmachen muss :cry: :cry: :cry:
Danke dir für deine Geduld und Hilfe , Marika :P
Auch für deine offenen Worte über dein Erleben bezüglich dieser schlechten Erfahrungen!

Lieben Gruß ,

Birdee
Birdee

Beitrag von Birdee »

Hallo djosch

ich meinte natürlich Pubertät ,nicht Pübertät :oops: :oops: :wink: :P :P :P
Dobby

Beitrag von Dobby »

--
Zuletzt geändert von Dobby am 03:05:2010 23:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo,

ich muss Dobby recht geben. Ich vergesse immer wieder, dass der Umstand von Psychiater und Therapeut in einem nicht gängig ist. Mein Arzt war ein Pirvatarzt und ich hatte auch einen Selbsbehalt pro Sitzung zu bezahlen und hatte auch gerade mal eine Wartezeit von 3 Tagen auf die erste Sitzung.

Ich wünsche dir von Herzen, dass ihr die richtige Lösung für euch findet. Die Tipps von Dobby sind wirklich Klasse und die Links ebenfalls! *Daumenhoch" :D

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
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Birdee

Beitrag von Birdee »

Danke an euch Beide :P :P :P

Schön dass ihr euch die Zeit nehmt , nir zu antworten...muß gleich Woend-Einkauf erledigen ,drum nur eine kurze Antwort:

Das man in einer Psychiatrie nur Medis bekommt ist nicht richtig.Ich selbst war über einen längeren Zeitraum dort...viele Mitpatienten wurden ohne Medis therapiert!!
Viele allerdings wirklich mit !!!
Bei meinem Sohn sehe ich aber dass er das Leben total genießt ,alles mitmacht.Natürlich leidet er auch wenn er sich mal wieder etwas einredet...er ist dann sehr traurig.Hilfe braucht er in jedem Fall...nur so krass???
Wir sind so unschlüssig.Neulich sagte er , er würde in die Tagesklinik gehen ,will aber nicht so lange aus seiner Klasse raus...
Allerdings eventuell noch sechs Monate oder länger warten...

Mein Mann drängelt...ich muß los

Bis dann

Birdee :P
Dobby

Beitrag von Dobby »

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Zuletzt geändert von Dobby am 03:05:2010 23:14, insgesamt 1-mal geändert.
Birdee

Beitrag von Birdee »

Hallo Dobby... :P

hat mal wieder etwas gedauert,mit meiner Antwort...sorry,bin noch immer nicht vdie schnellste :oops:

In der Klinik haben mir die Gespräche mit "meinem"Psychologen im zweitägigen Rythmus sehr geholfen.
Mein Sohn wurde mir abgenommen wann immer es von Nöten war.Allerdings war er nur stundenweise bei mir...mein Mann nebst Schwiegereltern und meine Eltern hatten alles super im Griff!!!
Die Medikation war natürlich auch ein wichtiger Bestandteil sowie die Gespräche mit meinen Mitpatienten....
Die Paargespräche mit meinem Mann waren uns beiden total wichtig und haben uns super geholfen.
SKT tat mir auch gut!!!
Besonders auch die "Lerngruppen" ,in denen man zum Profi seiner Krankheit wurde!
Ich lernte alles über Depressionen ,Panikattacken....Umgang etc!
Auch mich lernte ich neu kennen!!
Es war eine sehr intensive und im Nachhinein wertvolle Zeit !!!
Bis dahin...

Birdee :P
Dobby

Beitrag von Dobby »

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Zuletzt geändert von Dobby am 03:05:2010 23:17, insgesamt 1-mal geändert.
Melli79

Beitrag von Melli79 »

Hallo!

Ich schreibe Dir jetzt liebe Birdee, weil ich einen zwölfjährigen Sohn habe, der auch unter Zwängen leidet.

Ich habe auch hier im Forum darüber berichtet, aber niemanden gefunden der in der gleichen Situation ist wie ich. Ist allerdings schon länger her.

Mein Sohn war zwei Jahre lang bei einer Kinderthera, ist die Zwänge aber nicht los geworden.

Nun habe ich uns zu einer Familientherapie angemeldet und heute ist der zweite Termin und ich habe etwas Angst.

Mein Sohn hat auch vieles durchgemacht(Trennung vom Vater, Mobbing in der Schule, Mutter mit Zwangsgedanken und Panikattacken...).

Ich würde mich furchtbar gerne mit Dir austauschen, vielleicht können wir uns etwas Halt geben und Tipps austauschen!?

Mit verbundenen, lieben Grüssen

Melli
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