Wie geht ihr damit um?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Jalima

Wie geht ihr damit um?

Beitrag von Jalima »

Wie geht ihr mit eurer Depression um?
Redet ihr darüber? Mit wem? Nur mit der Familie und den Therapeuten oder erzählt ihr es anderen?
Wie sind die Reaktionen darauf?

Ich versuche total offen damit umzugehen. Mir hilft es es zu erzählen, auch wenn ich den Eindruck habe, daß viele mich überhaupt nicht verstehen. Aber mir ist es wichtig, daß die Leute wissen, wie es mir geht.

Mein Mann ist mein großer Halt. Er ist immer da und sagt, daß wir es schaffen. Schon alleine, weil er wir sagt, weiß ich daß er es wichtig und ernst nimmt.

Meine Familie dagegen ist gespalten. Meine Mutter und mein Vater können sich nicht reinversetzen und sagen so lapidare Sachen, wie: Ach das wird schon. Das hilft mir weniger, denn es sind eher Floskeln. Klar machen sie sich Sorgen, aber ich denke das sie es für eine Phase halten.
Meine Schwiegereltern stellen keine Fragen und sind einfach da- hilft mir sehr. Dadurch kann ich entscheiden was ich wie sage.

Meine beste Freundin ist auch einfach da, stellt keine Fragen, aber hört immer zu.

Letzte Woche habe ich mit einer aus der Babygruppe telefoniert. Auf ihre Frage was ich habe, habe ich es ihr erklärt. Am Schluß meinte sie: Na dann lege Dich mal wieder hin. Klar vom Schlafen gehts mir gut :roll:
omi 50

Hallo

Beitrag von omi 50 »

Hallo Jalima
ich glaube schon das es ganz wichtig ist über seine Depression zu Reden.Aber ich habe auch bemerkt das ganz viele das nicht verstehen!!!!
Das ist leider so und ich glaube es wird auch immer so bleiben!!!! Du hast deinen Mann der toll hinter dir steht das ist ganz Klasse!

Deinen Eltern solltest du vielleicht mal Beiträge hier im Forum zeigen ,damit sie verstehen das nichts gut wird mit Aussagen (Das wird schon wieder)

Wobei es wird wirklich wieder :wink:
Aber es braucht Zeit und viel Geduld, und Menschen die hinter einem stehn.
Die du ja hast mit deine Schwiegereltern und deiner Freundin
Bei "Fremden Leuten" mußt du selbst abwägen ob oder was du sagst
es wird welche geben die Verstehen und solche die den Kopf schütteln.
meine Tochter und ich haben das selbst erlebt!

Aber wir haben auch erkannt das es nicht wichtig ist was andere Leute denken Wichtig ist nur deine kleine Familie und das es dir bald wieder besser geht :lol:

Liebe Grüße Omi
Jalima

Beitrag von Jalima »

Das es Leute gibt, die das nicht verstehen oder es abtun, war mir klar.
Aber ich glaube auch, daß nur wenn man offen damit umgeht, anderen bewußt wird, daß es nichts seltenes ist.

Und sich dann mehr Menschen damit auseinander setzen.

Ich habe es zu Anfang im Kiga meiner Tochter erzählt und ich war überrascht wie offen damit umgegangen wurde. Und mir wurden Tipps gegeben und mir wurde Hilfe angeboten.

Ursprünglich wollte ich es nicht sagen, es war mir unangenehm und ich wollte nicht das die anderen über mich tuscheln.

Wer jetzt über mich tuschelt, der weiß es eben nicht besser.
omi 50

Beitrag von omi 50 »

Hallo Jalima,
natürlich ist eine PPD nichts seltenes, nur kommt es immer auf die schwere an! Auch wir haben die Erfahrung gemacht das viele mit Baby Blues oder leichten Depressionen sehr wohl umgehen können, aber wenn die Depression über den "normalen" Baby Blues hinaus geht, und Zwangsgedanken dazu kommen ist es mit dem >verständniss auch ganz schnell wieder vorbei! Selbst eine FA kann damit nicht umgehen, und redet von "potenzieller Gefahr" so wie es zB meine Tochter erlebt hat! ( kannst du unter Nina24 nachlesen)
man sollte sehr "dosiert" damit umgehen, und genau überlegen wem man was erzählt aber trotzdem ist es sehr wichtig das du einen Menschen hast dem du vertraust und dem du alles offen erzählen kannst! Das finde ich sehr sehr wichtig.
Wünsche dir das es dir bald wieder besser geht.
Liebe Grüsse Omi
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Jalima,

ich finde es toll, dass du so offen mit der Erkrankung um gehst. Auch ich habe das mit der Zeit gemacht und es hat mir sehr, sehr geholfen und auch viele Zuspruch, Hilfe und Verständniss gebracht.

Ich habe allerdings am Anfang sehr "dosiert" darüber gesprochen, also z.B. die Details von meinen ZG nicht bzw. nur sehr vorsichtig und nur bestimmten Menschen offenbart.

Im Allgemeinen bin ich aber sehr dafür, darüber zu reden, denn so verschwindet das Stigma des "Tabu" von dieser Erkrankung endlich langsam aus den Köpfen der Menschen!

Heute nach 4 Jahren, bin ich sehr offen und kann über meine überstandene PPD ganz normal reden - mit jedem, wenn es sein muss. Obwohl ich - wie gesagt - manche Details nur bestimmten Personen wie meinen Eltern, meinem Mann, meinem Therapeuten erzähle - das betrifft vor allem die ZG, denn da tun sich viele Menschen schwer damit. Aber dass ich ZG hatte, verschweige ich niemandem, wenn er/sie mehr darüber wissen will, bin aber sonst vorsichtig, damit ich niemanden "schocke".... :wink: Das Wort "Wochenbettdepression" allerdings kann ich ohne weiters allen gegenüber aussprechen und auch die sonstigen Symptome, auch meine Arbeit hier erwähne ich dann immer im gleichen Zug!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Nora

Beitrag von Nora »

Hallo Jalima,

ich habe im Familien/Freundeskreis offen darüber gesprochen. Leider konnten einige damit nicht gut umgehen. Aber meine beste Freundin ist extra kurzfristig für 4 Tage zu mir geflogen um bei mir zu sein. So richtig nachvollziehen wie es mir geht konnte sie nicht, aber sie war einfach da als es mir schlecht ging und das werde ich ihr nie vergessen. Meine Mutter war überfordert und sagte dann auch so Sätze wie "das kannst Du Deinem Sohn doch nicht antun, etc." und mein Vater meinte "sowas gab´s früher nicht...".
Mein Mann hat mir immer wieder beteuert, dass er mich liebt und wir das schaffen. Richtig verstanden hat er es nicht, aber allein seine Zuversicht gab mir Kraft. Der beste Freund meines Mannes hat zwar nicht wirklich mit mir darüber gesprochen, aber er ist oft zu Besuch gekommen und war bei uns und das alleine fand ich schon toll, da er sich nicht zurückgezogen hat.
Mein Gynäkologe hat es zur Kenntnis genommen aber sich nicht wirklich gekümmert. Meine Hebamme hat schnell reagiert und den Kontakt zu einer Ärztin hergestellt. Meine Therapeutin geht sehr einfühlsam mit mir um und ist sehr interessiert an der Thematik - ich bin ihre erste PPD-Patientin.
Heute kann ich ohne schlechtes Gefühl auf die Frage:" Wie ging es Dir nach der Geburt" mit "sehr schlecht" antworten. Das ist die Antwort, die keiner erwartet und der Blick meines Gegenüber ist dann erstmal geschockt. Wenn dann weiter gefragt wird, erzähle ich von der PPD und komischerweise kommt dann manchmal "ja, kenn ich, hatte ich auch" oder " meine Schwester/Freundin/Bekannte hatte das auch". Finde ich immer wieder erstaunlich, wieviele Frauen ähnliches erlebt haben, aber das Thema immer so totgeschwiegen wird.

LG,
Nora
Becca

Beitrag von Becca »

Hallo Jalima,

ich konnte mich niemanden gegenüber öffnen im Bezug auf meine PPD. Nicht mal meinem Mann konnte ich alles gerade herraus sagen. Er machte sich große Sorgen um mich, das spürte ich und doch kam nur ein kleiner Bruchteil von mir und meinen Gefühlen herraus.
Ich war wie versperrt, mein Inneres konnte ich keinem offen legen.

Nun, fast zwei Jahre nach der Geburt, konnte ich mich endlich öffnen und sprach mit ihm.
Vor einiger Zeit öffnete ich meiner besten Freundin und sie hörte mir einfach nur zu, das tat sehr gut. Ich habe viel geweint und noch immer muss ich weinen, wenn ich an meine Gefühle und Gedanken von damals denke. Aber nun weiß ich das nur ich mir helfen kann indem ich darüber rede.

Im nach hinein, bekam ich zb von meiner Mutter zu hören, dass sie wusste das ich depressiv gewesen bin. Auf meine Nachfrage warum sie mir nicht geholfen hat, wusste sie keine Antwort.

Weder meiner Hebamme noch meiner Gynäkologin konnte ich mich anvertrauen. Ich lies mir nichts anmerken, wollte doch alles perfekt machen, perfekt sein.

Mein persönliches Fazit ist, das ich mich sehr stark überwinden musste um darüber zu reden. Aber es hat sich gelohnt. Mir geht es gut, besser wie jemals zuvor nach der Geburt meiner Tochter.
kathy-75

Beitrag von kathy-75 »

Hallo!

Auch ich bin mit meiner PPD sehr offen umgegangen. Auch der Aufenthalt in der Psychiatrie und die Medikamente wurden nicht verschwiegen.
Aber wie ihr auch schon schreibt, es gibt Menschen, die können sich nix darunter vorstellen. Es ist ja auch schwierig, wenn man nicht selbst betroffen ist. Man kann sich ja selbst nicht verstehen.

Gott sei dank hat mein Mann immer ganz fest zu mir gestanden und mir Mut gemacht. Auch wenn er, denke ich, oft überfordert mit der ganzen Situation war. Auch meine Eltern waren eine grosse Stütze, ohne die ich das ganze nicht überstanden hätte.


LG
kathy-75
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