wollte mal fragen.....

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Gitta09

wollte mal fragen.....

Beitrag von Gitta09 »

Mich würde mal interessieren, wer von Euch schon vor Ihren SS Probleme mit Depressionen hatte und wer wirklich vor der ppd ein völlig zufriedenes und glückliches Leben geführt hat und den es total unvorbereitet getroffen hat….

Ich nehme seit ca. 6 Jahren Medis. Ich habe Ich hatte direkt nach meinem Studium eine schwere Depression aus der ich es aber Dank Therapie wieder ohne Einnahmen von Medikamenten geschafft habe. Allerdings habe ich seit meiner Kindheit mit depressiven Verstimmungen zu tun, die mir einiges an Lebensqualität genommen haben. Schließlich habe ich mich deshalb zu einer Einnahme durchgerungen. Als ich auf Grund der Schwangerschaft das Medi abgesetzt habe hatte ich wieder eine schwere Depression, woraufhin ich es leider wieder einnehmen musste. Bei meiner zweiten SS habe ich es dann ca. 1,5 Jahre ohne geschafft, aber nach dem Abstillen wieder begonnen, weil ich gemerkt habe, dass ich mich wieder unglücklich fühlte. Als ich auf Grund meiner dritten SS wieder abgesetzt habe, hatte ich meine bisher schwerste Depression, die wirklich ganz schrecklich war, die ich aber Dank der Medis wieder in den Griff bekommen habe. Es gibt natürlich gute und schlechte Tage, aber im Grunde kann ich sagen, dass die letzten Jahre einerseits die schlimmsten (Depressionen), aber auch die schönsten meines Lebens waren. Ich habe das Gefühl, die Medikamente helfen mir glücklicher zu sein bzw. nicht ständig irgendwelche Probleme zu sehen, die keine sind und ständig zu grübeln. Ist unter diesen Umständen überhaupt ein Leben ohne Medikamente möglich? Ich meine selbst wenn ich ohne keine Depressionen mehr hätte würde ich doch immer ein Leben führen, in dem ich mich oft grundlos unglücklich fühle.
Mich würde es wirklich interessieren, ob es hier jemandem ähnlich geht. Manchmal habe ich das Gefühl gar nicht richtig hierher im Forum sein zu dürfen, weil ich ja auch schon vor der SS bzw. Geburt Probleme hatte. Deshalb kann ich mir auch mein „altes Leben“ nicht zurückwünschen, denn glücklich bin ich erst seit ich meine Kinder habe und Medikamente nehme.

Sorry, wenn es etwas lang geworden ist… :oops: und vielleicht etwas chaotisch, mir geht nur momentan so viel im Kopf rum....das muss alles erstmal geordnet werden :wink:

Gitta
3jungs-mama

Beitrag von 3jungs-mama »

hallo.

also genau das ist einer der gründe wo ich mich immer gegen ein AD sträubte. weil ich angst habe ohne das medi nie mehr zu lernen glücklich zu sein.

aber ich denke das geht.
meine mama hat 3 jahre lang citalopram genommen,als sie es absetzte war sie zwar 20kg schwerer,aber glücklich genau so wie während der einnahme zeit von citalopram,es ging ihr 1,5jahre lang gut ohne medis. bis zu dem todesfall von iherer geliebtem schwigermutter.
leider reichte ein schicksalsschlag und sie war wieder in einem tief.
raus kam sie mit xanax (ein berhuigungsmittel) sie hatte aber auch mehr mit panik und angstattacken zu kämpfen als mit depris. das citalopram wollte sie aus dem grund nicht mehr weil sie in diesen 3jahren 20kg zunahm.

sie schaffte es aber auch das xanax wieder abzusetzen und hat es nach hypnosesitzungen jetzt ganz gut im griff.

ich selbst habe noch nie wirklich medis genommen.
obwohl ich manchmal froh währe ich könnte was nehmen. aber irgendwie hab ich meinen respekt vor diesen medis,einfach auch als dem grund weil ich auch ohne medi glücklich sein will.

aber vielleicht währe es granicht schlecht mal da los zulassen und vorübergehend mal was zu nehmen. allerdings bin ich jetzt in der 18 woche schwanger. mal sehen wie es mir nach der ss geht.

alles liebe Désirée
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Gitta,

das ist eine gute Frage. Ich habe sie mir während der letzten Wochen öfter gestellt. Bei mir war die Zeitspanne von der Einnahme eines ADs aber auch recht kurz (gut ein Jahr), deswgen wußte ich noch, wie ich vorher war. So bin ich jetzt wieder, was mir nicht immer gefällt. Ich bin wieder launisch, aufbrausend, schnell verletzbar und unsicherer. Mit dem Cipralex war das nicht so. Trotzdem habe ich mich nicht irgendwie fremd oder gedämpft geüfhlt, sondern einfach zuversichtlich und ausgeglichen.

Es heißt ja immer, ADs wirken nur bei Menschen, die auch wirklich krank sind. Tja, was wäre denn, wenn jemand eins nehmen würde, der so ist, wie ich es beschreibe. Launisch, oft unzufrieden, wütend und unsicher. Geht es dem dann auch besser. Ich würde behaupten, ja.

Es ist also die Frage, wo der Begriff "krank" beginnt. Das finde ich, muß jede für sich entscheiden. Wenn ich so wie es gerade ist, meinen Alltag nicht bestreiten will, dann habe ich einen Leidensdruck und dann tue ich was dagegen. Wenn dann ein AD (wieder, denn Du kennst das schon)hilft, ist es doch gut.
Spannende Frage, ein bißchen geht ja auch Marikas Thread in die Richtung. Das beschäftig viele von uns wohl gerade sehr.

Grüße von Leuchtkäfer
Gitta09

Beitrag von Gitta09 »

Hallo Désirée, hallo Leuchtkäfer
Danke für Eure Antworten. Dir Désirée erstmal Glückwunsch zu Deiner SS. Ich finde es super, dass Du noch eine Nr. 4 bekommst. Bei mir ist jetzt wohl nach 3 Kindern Schluss.
Ich finde es toll, wenn man ohne Medikamente auskommt. Ich habe ursprünglich damit begonnen, weil ich einfach nie ein glückliches unbeschwertes Leben geführt habe. Leuchtkäfer, Deine Beschreibung von Dir trifft auch auf mich zu bzw. wie es ohne Medikament war. Ich war deshalb 6 Wochen in einer psychosomatischen Klinik, was eine ganz tolle Erfahrung war. Ich habe unheimlich viel über mich gelernt und warum ich oft traurig, unsicher, wütend….etc. bin ich habe danach auch noch eine Therapie gemacht. Trotzdem war meine Grundstimmung immer nachwievor gedrückt und deshalb habe ich mich dann auch entschieden ein AD zu nehmen. Ob das schon „krank“ ist, ist eine gute Frage. Jetzt nach so langer Einnahme und 3 Depressionen, weiß ich nicht ob ich es nochmal ohne schaffe. Allerdings habe ich es auch nie länger als 2 Jahre am Stück genommen und soweit ich es verstanden habe, sollte mein ja nach der zweiten Depression schon 5 Jahre das Medikament einnehmen. Ich frage mich eben nur, falls ich es schaffe das Medikament abzusetzen, ob ich dann wieder an dem Punkt bin an dem ich begonnen habe. Und ursprünglich habe ich es eben genommen, weil ich einfach immer traurig war. Ich habe eigentlich bis jetzt auch die Einnahme nicht hinterfragt, sondern war nur während meinen Schwangerschaften besorgt um meine Kinder. Irgendwie hat mich aber die Diskussion über das Absetzten zum nachdenken gebracht…. Ich dachte eigentlich immer ich könnte es jederzeit absetzten und meine Depressionen rührten von der SS, aber jetzt habe ich meine Zweifel und irgendwie stört mich das Wissen nicht mehr „ohne“ zu können, zumal es mir im Moment trotz AD nicht so richtig gut geht.
Leuchtkäfer, mich würde interessieren, warum Du das AD wieder abgesetzt hast, wenn Du Dich damit besser gefühlt hast? Ich hoffe die Frage ist nicht zu persönlich.
Liebe Grüße Gitta
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Gitta,

nee, die Frage ist nicht zu persönlich. Ich habe mich aus dem gleichen Grund wie Du einstmals entschieden, es wieder abzusetzen. Ich bin der Meinung, daß das Mutterwerden (inkl. Schwangerschaft, Geburt und alles danach) meine Depression ausgelöst hat und habe mich mit der Therapie so stabil gefühlt, daß ich es weglassen wollte. Ich war sieben Monate stabil, es war SOmmer, das fand ich eine gute Zeit und meine Psychiaterin fand das auch.
Das hat mit kleinen Stolpersteinen auch ganz gut geklappt.
Mir geht es grundsätzlich gut im Moment, aber es ging mir mit AD besser. Tja und nun?
Mein Mann hat neulich gesagt, er hätte das Gefühl jetzt hat er "seine" Frau wieder. Ich sei wieder die, die er seit Jahren kennt. Ich war erstaunt und meinte, daß ich doch das letzte Jahr über viel ausgeglichener und belastbarer war. Das stimtt wohl, sagte er, aber so kannte er mich nicht.

Er kannte mich nur aufbrausend, ungeduldig, launisch und unsicher und ihm war das eher unheimlich, daß das weg war. Obwohl er es zugegebener Maßen sehr genossen hat, zu ause so wenig Streß zu haben.

Das hat mich bestätigt, daß es erstmal die richtige Entscheidung war.

Vor zwei Tagen hat mich eine Sache so richtig aus der Bahn geworfen, ich war fix und fertig. Es ging im entferntesten Sinnne um die Depression, hat mich aber sehr runergezogen. Da habe ich mich schon gefragt, ob es nicht besser wäre, weiter ein AD zu nehmen, bis alles ganz ausgeheilt ist.

Aber wann ist das und wie merke ich das? Darf es nicht einfach sein, daß mich Dinge, die mich an die Depression erinnern fertig machen?
Ich habe durch die Depression gelernt, wo bei mir der innere wunde Punkt ist und der ist natürlich immer noch da.

Eine Verhaltenstherapie, die darauf abzielt, erstmal wieder leben zu können, kann das nicht auffangen.

Aber ist das ein Grund, ein AD zu nehmen?
Ich bleibe für mich erstmal dabei, daß ich entscheide, wie groß mein Leidensdruck im Alltag ist. Heute ist er z.B. mittel, weil ich noch an diese Sache denke. Es wird aber schon wieder weniger. Geht also für mich in die richtige Richtung.

Dazu kommt, daß ich wirklich denke, nur die Medikamente nehmen zu wollen, die wirklich nötig sind. Das dann aber auch nicht in Frage stelle.

Du siehst, ich habe keine eindeutige Antwort und auch keinen Fahrplan.
Es ist schwierig...

Grüße von Leuchtkäfer
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Leuchtkäfer,
Hallo Gitta,

ich wollte dir nur sagen, dass du richtig im Moment mit deinem "Fahrplan" fährst, Leuchtkäfer. Natürlich dürfen dich gewissen Dinge aus der Bahn werfen (das tun sie mich auch, auch mit AD immer noch hin und wieder - das ist bei jedem Menschen so). Dass bedeutet auch nicht, das man das AD wieder braucht. Du schreibst ganz richtig, dass DU selber merkst, ob du einen Leidensdruck hast dabei oder ob es sich als normale Traurigkeit anfühlt. Diese Unterscheidung muss man erst wieder lernen - das ging mir ebenfalls so, in meiner AD freien Zeit und das gab mir Sicherheit. Daher habe ich auch ganz schnell gemerkt, dass meine "neue depr. Episode" nicht mehr nur ein mieser Tag war. Das würdest auch du merken, da bin ich mir sicher.

Ich glaube, wir haben ein sehr gutes Gefühl für uns entwickelt und das ist immerhin ein Vorteil. Ich war zuerst auch wieder "die Alte", etwas vorsichtiger als andere, etwas schüchterner als andere, etwas grüblerischer als andere... eben so wie ich vorher war. Das war auch nicht "krank" sondern meine ganz persönliche introvertierte Persönlichkeit, die genaus so Berchtigung hat sich entfallten zu dürfen und angenommen zu werden in der Gesellschaft, wie die extrovertierten Damen und Herren. :wink: Und das hat sich auch wirklich für mich NICHT Behandlungsbedürftig angefühlt. Das war dann beim wieder Auftreten der Depression ein ganz anderes Gefühl, es hat sich ganz anders schrecklich, vernichtend und bleischwer angefühlt. Das war nicht mehr "Ich", das war wieder das Monster Depression das MICH wieder in das dunkle Loch gejagt hatte und mit seinem grässlichen Maul totale Hilflosigkeit und Vernichtung zugebrüllt hatte.

Sorry, ich bin jetzt total abgeschweift, aber gerade eben beim schreiben, haben mich diese Gefühle ganz stark bewegt und ich mußte es niederschreiben - es tut sooooo gut, das raus zu lassen. Aber am schönsten ist, dass das Monster nun weg ist und ICH WIEDER ICH bin - dank dem AD! Es wäre so toll, wenn es ohne AD ginge - tja, nun mach ich halt das Beste draus und komm gut damit klar :wink: .

Leuchti, du machst alles richtig - so wenig Medikamente wie möglich, so viel wie nötig, das ist auch mein Leitspruch. Und DU hast ein super Gefühl für dich. Glaub immer fest daran: Es kann und wird klappen und deine AD freie Zeit darf weiter so gehen!!!

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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