Tiefpunkt...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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zita

Tiefpunkt...

Beitrag von zita »

hallo, ich muss gerade mal hier schreiben, weil ich wohl einen persönlichen tiefpunkt erreicht habe.

ich habe jetzt seit einiger zeit ziemliche körperliche beschwerden, angefangen von einem hartnäckigen harnwegsinfekt über nierenschmerzen bis jetzt hin zu permanenter schwäche und gewichtsabnahme. gleichzeitig gehts mir psychisch auch hundemies. schon seit ein paar monaten habe ich alle möglichen diffusen ängste, manchmal vor irgendwelchen katastropen, manchmal vor unfällen, flugzeugabstürzen (wir waren im urlaub) bis hin zu dauernden krankheitsängsten. da trifft es sich jetzt besonders gut, dass ich auch noch tatsächliche körperliche beschwerden habe... :cry:

können die ganzen symptome auch psychisch bedingt sein? kennt das jemand?

ich war jetzt heute bei meiner hausärztin, die morgen ein blutbild machen will, am freitag weiß ich dann mehr. oh gott, ich weiß gar nicht, wie ich es bis dahin aushalten soll..denke dauernd dass es etwas ganz schlimmes ist.

naja, ich hoffe, ich habe euch mit diesem gejammer nicht zu sehr runtergezogen, aber ich habe einfach auch niemanden mit dem ich darüber reden kann. danke.

lg zita
Nora

Beitrag von Nora »

Liebe Zita,

es ist schwer zu sagen, ob alle Deine Symptome psychisch bedingt sind. Wenn ich von mir im letzten Jahr ausgehe würde ich sagen ja. Ich hatte dauernd irgendwelche Infekte und Beschwerden und seelisch ging es mir immer schlechter - körperlich war nichts festzustellen.
Ich bin jetzt nicht auf dem Laufenden, aber nimmst Du ein AD zur Zeit?
Warst Du schon beim Psychiater/Therapeuten?
Wichtig ist auf jeden Fall, dass Du alles körperliche erstmal abklärst.

Fühl Dich gedrückt!
Nora
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo,

mir ging es genau wie dir und auch Nora!!! Ich hatte mein AD abgesetzt und schleichend kamen Ängste, körperliche Krankheiten. Viele Infekte, x-mal Antibiotika, plötzliche Mangenprobleme, Gewichtsabnahme, alle 2 Wochen beim Hausarzt mit was anderem - es war die Hölle! Und dann die Ängste, was schlimmes zu haben - ich hab das alles auch erlebt.
Ich habe lange gebraucht um zu erkennen, dass es psychisch ist. Als ich dann im Nov. vergangen Jahres mein AD wieder anfing, war ich nach 2 Monaten nicht nur psych. wieder völlig stabil, sondern auch körperlich wieder völlig hergestellt.

Es ist wirklich kurios, was die Psyche alles auslösen kann. Nora und ich haben tatsächlich auch das gleiche wie du mitgemacht!!! Gut, dass du dich untersuchen läßt!!! Nimmst du ein AD?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
zita

Beitrag von zita »

danke für eure antworten!! es ist eine beruhigung zu hören, dass ihr ähnlliches erlebt habt und es bei euch - zumindest körperlich - nicht wirklich schlimm war...danke!! ( mein kopf sagt mir natürlich, dass es bei mir ganz anders sein wird und es doch etwas schlimmes ist, ätzend)

ich habe das ad vor ca. einem jahr abgesetzt, weil ich mich gut fühlte. ich nehme nur noch eine kleine dosis abilify (nl) weil ich in meiner schlimmsten zeit psychosenahe symptome hatte. vor einem halben jahr haben die ängste angefangen, aber ich habe halt gedacht, ich bekomme das mit ausreichend entspannung und sport wieder hin. aber leider hat bei mir eine sehr stressige zeit begonnen und mit entspannung war nicht viel. ich denke fast, ich muss wieder über ein ad nachdenken... habe aber auch angst vor den nebenwirkungen etc, so wie ich im moment einfach vor allem eine heidenangst habe...

gehe jetzt gleich mal zur blutabnahme und morgen gibts dann das ergebnis, oh gott!!

lg zita
ubure

Beitrag von ubure »

Hallo zita,

wie lange hattest Du Dich denn schon gut gefühlt, als Du das AD abgesetzt hast? 2 Monate, ein halbes Jahr, ein Jahr?

LG,
Inez
zita

Beitrag von zita »

hallo,

ich war vor der ad-absetzung ca. 9 Mo stabil. worunter ich zu der zeit noch ab und zu litt waren diese derealisationserscheinungen, die aber - lt. meiner ärztin - durch das abilify im griff blieben. ich hatte vor einem jahr wirklich ein gutes gefühl, das ad abzusetzen. naja und jetzt dieser tiefpunkt.

lg zita
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Zita,

ich war auch 2 Jahre stabil, als ich mein AD begann zu reduzieren, was auch gut geklappt hat. Nur dann ganz auf Null - da schlichen sich die Symptome wieder ein. Ich habe auch versucht anderes gegegen zu steuern, aber es mir nicht gelungen. Ich habe eine "rezidivierende Depression" - also "immer wieder kehrend" vor allem bei "Stress".

Ich hab dann mein AD wie gesagt wieder angefangen. Schon nach wenigen Tagen ging es mir besser - das ist meist so, weil der Körper den Wirkstoff schon kennt. Auch die NW haben sich extrem in Grenzen gehalten, auch typisch bei einer Wiedereinnahme.

Liebe Zita, wenn bei den Untersuchungen nichts raus kommte (und das denke ich ziemlich sicher), dann ist es naheliegend, wieder über eine AD-Einnahme nach zu denken. Ich früchte fast, dass du es mit anderen Maßnahmen wie Enstpannung, Sport usw. nicht mehr oder nur sehr, sehr schwer hinkriegst und es auch sehr lange dauern wird. Ich hatte diese Kraft damals nicht - ich wollte auch nicht nur einen Tag länger leiden, daher habe ich mich wieder für das AD entschieden. Mein Mann war dagegen, er dachte das muss doch auch anders wieder gehen.... Nach 2 Wochen hat er gesagt: "Schatz, es tut mir leid, dass ich dich mit der Entscheidung für das AD alleine gelassen habe - du hattest recht: Das AD hat dich wieder "die Marika" werden lassen, die ich kenne. Es war richtig, das AD wieder zu nehmen!"

Für mich bedeutet das, dass ich das AD wohl ein Leben lang nehmen muss, um gesund zu bleiben. Die gute Nachricht daneben ist: Ich brauche zwar mein AD, aber eine viel geringere Dosis, als damals vor 6 Jahren. Heute reichen mir zum Gesund ein 10 mg, als ich akut krank war, brauchte ich 30 mg Cipralex. Die Therapie und die ganze Arbeit neben dem AD war also überhaupt und mit Nichten umsonst - sie hat mir ganze 20 mg AD erspart. Und mit den restlichen 10 mg kann ich sehr, sehr gut leben.

Seit letzten Nov. als ich das AD wieder begann hatte ich nicht mal mehr einen Schnupfen, mein chronischen Sodbrennen ist verschwunden (das hatten nicht mal die Säureblocker vom Doc geschafft :idea: ), meine Angst vor Brustkrebs ist verschwunden (ich hatte in er Zeit eine Mammographie weil ich einen Knoten ertastet hatte), die chronischen Stirn-und-Nebenhölungentzündung ist nie mehr gekommen :idea:

Hier noch kurz was ich alles hatte in den 9 Monaten ohne AD:

- 4x eitrige Angina
- 2x eitrige Stirn-und-Nebenhöleneiterung
- plötzlich chronische Gliederschmerzen und erhöhte Rheumawerte
- ständiges Sodbrennen - Säureblocker und Mangspiegelung blieben ohne Erfolg und ohne Befund
- einen Knoten in der Brust (o.k., der war wirklich da, aber war nur altes Fett und somit völlig harmlos) hab aber trotzdem Todesängste ausgestanden vor der Mammographie
- ständige Kopfschmerzen und plötzlich wieder richtige Migräne wie schon seit Jahren nicht mehr
- Alpträume, schlechter Schlaf, ständige und immer stärker werdene Agressivität vor allem gegen mich selber (hab mich einmal auch selber verletzt)
- starke Gewichtsabnahme (das war zwar o.k. gewesen, aber das Gefühl dabei war einfach nur schlimm)

Ich denke, ich habe nix vergessen - reicht auch für 9 Monate. Nach der Einnahme vom AD ist ALLES VERSCHWUNDEN, alle Blutwerte sind wieder völlig normal - ich bin organisch kerngesund und auch psychisch wieder absolut stabil.

Also - sollte bei deinen Befunden auch nix raus kommen, kontaktier am besten deine Psychaterin und überleg dir das mit AD wirklich nochmal. Mir hat es mein Leben wieder gegeben!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
ubure

Beitrag von ubure »

Hallo,

gut, 9 Monate wären an sich schon ein Zeitraum, mit dem man arbeiten kann, aber bei Dir offensichtlich eben noch nicht lange genug.
Ich habe auch mal gelesen, dass die Depressionen eigentlich, wie z.B. Essstörungen, immer latent vorhanden bleiben.
Egal. Es ist nunmal so, wie es ist, aber schließlich kannst Du ja gleich etwas dagegen tun, nämlich wieder das Tablettchen schlucken, okay?

Marika hat sehr anschaulich beschrieben, was der Kopf mit dem Körper tun kann, wenn's im Oberstübchen nicht rund läuft, salopp ausgedrückt.
Ich bin ebenso sicher, dass bei den Untersuchungen nichts rauskommt.

Mensch Leute, es ist nur eine Tablette, kein Hinkelstein, kein Zaubertrank, kein irgendsonstwas Ominöses. Ist doch nciht so schwer, oder?

Mir geht's auch wie Marika, rezidive Depression, na und? Deshlab kann ich jetzt auch nicht mein Leben in schwarz verbringen (glaub mir, ich hätte die letzten Jahre wirklich viel Grund dafür gehabt, und daran war nicht mal die Depression Schuld!) und will das auch nicht.

LG,
inez
zita

Beitrag von zita »

vielen lieben dank für eure antworten - sie haben mich wirklich beruhigt und geholfen!!

und natürlich hattet ihr alle recht: ich habe jetzt das blutergebnis und es ist alles soweit in ordnung. ich kann es gar nicht fassen. einzig ein leberwert ist nicht gut, das wird nochmal untersucht, scheint aber von den ganzen antibiotika zu kommen, die ich inletzter zeit so genommen hab..... wahnsinn. ich kann es immer noch nciht glauben, das wirklich die psyche hinter so vielem stecken kann!!

ich werde jetzt auch das problem ad neu angehen und es nicht schleifen lassen. am dienstag habe ich einen therapeutentermin und dann werde ich noch einen termin bei meiner psychiaterin machen und das alles mal besprechen. denn so geht das ja wirklich nciht weiter. obwohl ich gerade sehr froh bin, ist nämlich schon wieder so ein kleiner zweifel da, ob auch alles richtig getestet wurde und das zeigt mir, das ich wirklich aktiv in richtung ad werden muss.


nochmals lieben dank!!

gruß zita
Frida

Beitrag von Frida »

Möchte auch nur mal kurz schreiben, dass es auch bei mir so war.
Ich gehe ja schon länger zur Therapie, aber irgendwie kommt es immer wieder hoch das ich denke ich sei krank.
Und wenn es nur ein Eisenmangel ist...irgendwo muss diese Trägheit ja herkommen :roll:
Meine Blutwerte sind auch jedesmal perfekt. Ich kann sie mir einrahmen hat die Ärztin gesagt :oops:
Ich war beim Ohrenarzt um zu schauen ob mein Gleichgewichtssinn funktioniert...irgendwo muss ja dieses Schwindelgefühl herkommen. Ohren sind auch perfekt.
und so weiter.


Das ist wirklich zum verrückt werden...
Jedes mal bin ich mit einem Kopfschütteln aus der Praxis, dass ich mich so von mir selbst täuschen lasse. Leider hält dieses Bewusstsein auch nie lange an.

Ich habe jetzt auch mit AD angefangen, weil es ich es satt habe. ich bin gespannt.


Alles Gute dir*drück*
ubure

Beitrag von ubure »

Brava! Bravissima!!

So geht's, und nicht anders! Man muss über sich selber so sauer sein, dass man in die Gänge kommt.

LG,
inez
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallöle,

na siehst du!!! Willkommen im Club der Frauen, deren Psyche sogar den Körper richtig krank macht. Aber die gute Nachricht ist: Es gibt ein Mittel dagegen - das Antidepressiva. Du würdest doch auch ein Medikament nehmen, wenn du organisch krank wärst, oder! :wink: Warum also nicht, wenn die Psyche krank ist!!!! Aber es ist halt immer noch ein wenig so, dass psych. Erkrankungen viel schwerer als solche zu akzeptieren sind, als organische Leiden. Obwohl ja psych. Erkrankungen Stoffwechselerkrankungen sind, also auch einen organischen Hintergrund (der Botenstoffwechsel im Gehirn) haben, die man auf bildgebenden Verfahren sichtbar machen kann - sie also nix "Fiktives", sondern absolut logisch nach zu vollziehen.

Typisch ist auch, dass man an den Befunden zweifelt, hab ich natürlich auch getan. Kaum sagte man mir: "Sie sind völlig gesund" kam schon die leise Stimme es Zweifels: "Haben die auch nix übersehen, was wenn doch...." Das alles sind typische Symptome, dass der Grund allen Übels bei der kranken Psyche liegt!

Sehr gut, dass du bald deine Termine wahrnimmst und nochmal das Thema AD angehst. Mir hat es wie gesagt, mein Leben wieder gegeben!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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