wird es irgendwann endlich besser?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Anke
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Beitrag von Anke »

Hallo susuri,

doch, auch DU schaffst es! Ganz sicher!

Es ist eine verdammt harte Zeit, die PPD, aber Du und Deine Familie Ihr packt das.
Auch Dein Mann sollte sich immer mal wieder eine Auszeit nehmen, um Kraft für sich, Dich und das Kind zu tanken.

Es gibt hier so viele, denen es wieder gut geht und die auch oft aufgeben wollten.

Viel Kraft weiterhin!
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
ubure

Beitrag von ubure »

Hallo,

ich sehe das so: Ihr solltet Euch beide zusammen setzen und einen Schlachtplan machen. So zieht Ihr beide an einem Strang, arbeitet auf dasselbe Ziel hin, anstatt Euch beide zu bekämpfen. Ihr kommt nur miteinander ans Ziel, nicht, wenn Ihr gegen einander seid.

Was hat Dein Kind davon, wenn es Deine Stresshormone mit der MuMi trinkt? Dann gönn' ihm doch lieber etwas entspannte, liebevolle Zeit mit Mama oder Papa und dem Fläschchen und erhöhe das AD, denn wenn sich seit September nichts mehr verbessert hat, dann wird es allerhöchste Zeit dafür.. Du hast doch wirklich lange genug gestillt, jetzt bist Du mal dran. Er wird auch nicht leiden (warum auch?), denn die Hauptpersonen, Du und Dein Mann, füttern ihn, er muss sich ja nicht selbst die Flasche geben.

Die Nächte könntet Ihr Euch teilen, somit würdest Du endlich mehr Schlaf bekommen, was sich wiederum positiv auf Deine Psyche auswirken wird.

Man muss sich nciht über Gebührquälen, denn niemand ist damit geholfen, Eurem Kind schon gar nicht. Und Deinem Mann sagst Du, er soll hier ein wenig lesen, damit er endlich ein wenig besser versteht, was los ist. Dann soll er, so schwer es ist - für Dich ist es schwerer, das steht schon mal fest - noch ein wenig die Füße still halten. Er als Dein Mann muss jetzt einfach zu Dir stehen, bis es besser wird. Du allerdings musst jetzt auch ein paar Schritte gehen, damit es endlich besser wird. Er sollte nicht ewig auf etwas warten müssen, das immer nur verschoben wird.

A little more action, please - Du kannst es!

LG,
Inez

P.S.: Wir alle haben manchmal das Gefühl, es geht nicht mehr weiter. Aber das tut es doch. Immer und immer wieder.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Ich kann mich zu 120 % Inez anschließen!!!! Bitte denk darüber mal nach!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
scaramouch

Beitrag von scaramouch »

Besser hätte ich es auch nicht formulieren können!!!!!!!!!!!!!!!
susuriman

Beitrag von susuriman »

Hallo zusammen.

Meine Frau ist Eurem Rat nachgekommen und hat mir den Thread hier gezeigt. Ich bin also der Mann von susuri.
Ich würde mich hier gerne äussern um Euch einen Einblick über die Gesamtsituation zu geben und evtl. fallen Euch ja Tipps ein, wie wir dieses Dillema endlich richtig angehen können.

Ehrlich gesagt haben mich die Worte meine Frau hier schon richtig hart getroffen. Worte wie "letzte übriggebliebene Gefühle" machen mich sehr nachdenklich. Von meiner Seite hat sich absolut nichts an den Gefühlen für meine Frau geändert. Ich liebe sie wie am ersten Tag...

Es ist , wie man so schön sagt, die Gesamtsituation die mich "ankotzt". Das meine Frau da nicht direkt Schuld ist, sondern die Depressionen , ist mir durchaus bewusst. Aus diesem Grunde versuche ich tatsächlich alles, damit es ihr gut geht. Da dieses so gut wie nie Eintritt, bitte ich Euch um Hilfe. Ich kann einfach nichts richtig machen, alles ist irgendwie falsch. Das was ich vor 30 Sekunden falsch gemacht habe und verinnerlicht habe, in der nächsten Situation so angehe wie meine Frau es noch vor 30 Sekunden angedacht habe, ist dann plötzlich falsch.

Das kann ich auch gut ein / zweimal wegstecken (ich habe zum Glück mal ein sehrt dickes Fell gehabt) aber irgendwann bin ich einfach für einen Moment nicht mehr gewillt irgendetwas zu tun, da es aller Vorraussicht nach ja wieder nicht korrekt sein wird.

Das, und das muss ich betonen, hat aber in keinster Weise irgendwas mit den Gefühlen, die ich für meine Frau hege zu tun.

Ich bin nur eben auch "nur" ein Mensch, mache Fehler und ich muss auch erst lernen, mit dieser sich immer mehr verschlimmernden Situation klarzukommen. Es ist eben für einen relativ gesunden Menschen wie mich schwer nachzuvollziehen. Aber ich gebe mir wirklich Mühe und da erwarte ich etwas Nachsicht von meiner Frau. Verlange ich da dann schon zuviel ??

Als wir in meinen Heimatort gezogen sind, musste meine Frau schon einen großen Kompromiss eingehen, da Sie nun relativ weit weg von Ihrer familie, Ihren Freunden wohnt. Relativ, aber vor Ort ist leider keiner Ihrer Bekannten. Ich bin Ihr dafür sehr sehr dankbar !!!! Ich sehe aber auch die auf der Hand liegenden positiven Punkte, die dieser Umzug mit sich gebracht hat.

1. Wir konnten uns ein Einfamilienhaus leisten
2. Meine Eltern, meine Schwester und meine Oma wohnen in der Nähe und sind immer bereit zu helfen
3. Wir wohnen recht idylisch, ein großer See ist direkt um die Ecke. Zurückgezogen in einem kleinen Neubaugebiet.

Da ich einen recht großen Freundes und Bekanntenkreis habe, habe ich als erstes versucht Sie in diesen zu integrieren. Die Frauen waren nach dem ersten Treffen mit Ihr wirklich sehr angetan, wollten Sie in den Stammtisch aufnehmen etc. pp. ! Leider blieb es dann auch bei einem einmaligen Treffen. Einfach nicht die gleiche Wellenlänge. Ok, akzeptiere ich ja auch, kann ja durchaus sein.

Ich weiß aber leider nicht, wo Sie weitere leute kennenlernen kann. Ich kann nur die mir Bekannten vorstellen. Da Sie leider keine weiteren Aktivitäten / Hobbies betreibt, fällt die Suche natürlich dementsprechend schwer. Es tut mir ja so Leid für Sie, aber ein Stück weit muss ich doch auch an mich denken.

Naja, zurück zur Lösungsfindung:

Ich bin einfach der meinung Ihre AD Dosis ist zu gering, bzw sie wirken nicht, zumindest nicht so wie angedacht. Sie ist derzeit einfach nur antriebslos....(das ist wohl für mich, neben der stetigen Ungewissheit, was sie für mich nun tatsächlich empfindet das schwerste)

Auch halte ich die Verhaltenstherapie zwar für durchaus sinnig, in der Dosis (max. Doppelstunde / Woche) aber als viel zu gering.
Ich rate ja deshalb zu einen Tagesklinik, aber ich bin wie gesagt Laie.

So, fürs erste bin ich fertig ;) Mir fällt grade nichts mehr ein. Ich hoffe Ihr könnt uns verstehen, evtl. den einen oder anderen Tipp abgeben.

Noch eins in eigener Sache, meine Frau hat das vielleicht nicht ganz klar ausgedrückt ;) :

Ich bin zwar gerade oft gereizt (weil ich eben nichts richtig mache, in den Augen meiner Frau) aber weder ihr oder dem Kurzen gegenüber gewaltätig oder irgendwas. Das wär mir nur wichtig klarzustellen.

Schatz, ich denke Du wirst das ja hier auch lesen:

Ich liebe Dich, aber wir müssen das jetzt anpacken !!!
ubure

Beitrag von ubure »

Hallo lieber Mann von susuri,

zuallererst ganz großes Kompliment an Dich! Mit Deinem Posting hier zeigst Du genau das Verhalten, das ein Mann in Eurer Situation zeigen sollte. Dazu sind leider nicht alle fähig.

Um noch etwas voraus zu schicken: mittlerweile kann ich mich sehr, sehr gut in die Situation der Partner/Ehemänner hineinversetzen, wohl nicht zuletzt deswegen, weil mein Mann mir vor zwei Jahren auf recht unsanfte Art die Augen geöffnet hat. Ich kann jedes Wort, das Du sagst, verstehen und ich kann Dir sagen, bei uns war es ganz genauso. Egal, was mein Mann tat, er hatte von Haus aus den Stempel "Idiot" auf der Stirn. Ergebnis war derselbe Frust wie bei Dir. Er dachte jeden Tag nur:"Was wird jetzt wieder sein, wenn ich gleich nach Hause komme?" Was die Gefühle Deiner Frau angeht: im Moment oder auch solange die Krankheit die Oberhand hat, würde ich an Deiner Stelle überhaupt nichts bewerten. Sagen wir es mal so - sie kann sich selber nicht lieben, wie könnte sie da große Gefühle für ihren Mann versprühen, noch dazu, wo das Kind schon seinen Teil einfordert. Ich hatte damals das Gefühl, dass mein Liebes-Depot leer wäre. Es wurde alles meinem Sohn gegeben und das war in Ordnung für mich. Mein Mann sollte zwar da sein, mir helfen, aber mich bitte möglichst nciht ansprechen und um Gottes Willen bloß nicht berühren. Man kann das alles aber nicht gleichsetzen mit den Gefühlen, die sie hätte, wenn sie gesund wäre.

Wir haben susuri ja auch schon gesagt, dass sie mit ziemlicher Sicherheit eine höhere Dosis vom AD braucht. Der Unterschied zwischen "AD wirkt richtig" und "AD wirkt ein bisschen" ist ein gewaltiger. Wenn diese Wirkung da ist, würden ihr wahrscheinlich auch die wöchentlichen Thera-Sitzungen genügen. Sie hätte genug an sich zu arbeiten. Ob eine Klinik die bessere Alternative wäre, vermag ich nciht zu beurteilen. Das müsst Ihr selber in Ruhe besprechen.

Ich würde Euch wie gesagt raten, zuerst das Thema Abstillen in Angriff zu nehmen, damit fängt nämlich alles an bei der aktuellen Problematik. Wechselt die Nachtschichten ab, wenn das geht, das erleichtert schon vieles. Bei meinem Vorschlag mit dem Schlachtplan bleibe ich: setzt Euch doch mal Abends mit einem Glas Wein oder Bier zusammen (ja, das ist durchaus erlaubt und lockert etwas - obwohl Bier die Milchproduktion wieder anregt. Also doch her mit der Weinflasche.) und schreibt auf, welche Schritte jetzt in Angriff genommen werden müssen, was sich ändern muss und wie Ihr das ZUSAMMEN bewerkstelligen wollt. Worauf wollt Ihr hinarbeiten? Teilerfolge, größere Erfolge, schreibt das alles auf und seht es als Projekt 2012. Wenn Ihr wo hakt, dann sind wir gerne hier und steuern Ideen bei.

Für Dich, susuriman, ist jetzt wirklich eine Unmenge Geduld nötig. es wird nicht alles sofort klappen, da gibt es immer wieder Rückschläge, die Euch aber nicht aus der Bahn werfen dürfen. Und nochml die Bitte, über vieles einfach großzügig hinweg zusehen, auch wenn es sehr schwer fällt. In so einer Krankheit verhält man sich einfach total abwegig, das ist die Krux dabei. Aber die Parole heißt durchhalten udn aufgeben is' nich'.

LG und Ohren steif halten,
Inez
scaramouch

Beitrag von scaramouch »

Lieber susuriman,
also erstmal wirklich ein dickes, riesiges, tonnenschweres Lob an dich!!!!

Ich finde es so toll, dass du dich hier einbringst. Kaum ein Mann hat das hier getan seit ich dabei bin. Nichtmal mein Mann würde das jemals machen, obwohl ich ihn grad zu Anfang (in ähnlicher Situation wie eure jetzige) sehr oft darum bat.
Wirklich spitze von dir, ich hab grad ne riesen Freude darüber :D

Es ist so schön zu lesen, dass du deine Frau noch immer unheimlich lieb hast. Und ich vermute mal, dass sie das mit den übriggebliebenen Gefühlen nicht so gemeint hat, wie es bei dir ankommt.
Viel mehr scheint es mir so als ob sie Angst hätte, dass euer beider Gefühle füreinander durch diese schwere Zeit weniger werden..

Aber ich versichere euch BEIDEN: Wenn ihr jetzt am gleichen Strang zieht, dann wird alles wieder gut!!!!!!!!! Weil selbst erlebt :wink:

Nun gut, packen wirs also an mit euch beiden:

Ich glaube ubure hatte da etwas ganz wichtiges geschrieben: Ihr braucht einen Plan! Einen Schlachtplan sozusagen..

Punkt 1: Die ersten Schritte:
Mit Sicherheit ist das AD ein wichtiger Schlüssel, wie du ja auch schon schreibst und auch susuri schon selbst erkannt hat.
Auch ich meine, die Dosis muss nach oben geschraubt werden. Da scheint aber das Stillen das Problem zu sein. So hart es klingt, aber ich sag nur SO SCHNELL WIE MöGLICH abstillen!!!!!!!!!!
Denn es gibt jetzt Dinge, die wichtiger sind als das.
Sobald wie möglich Kontakt zu Arzt aufnehmen oder eben dem, der das Medi verschreibt!!

Punkt 2:
REDEN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! KEINE VORWüRFE!!!!!!!!!
Gewissermassen ist es wirklich so, dass du zur Zeit einiges schlucken musst und auch ganz oft einfach der Idiot bist...da kann man nichts schön reden.
Aber ich versichere dir, was deine Frau da durchmachen muss im Moment, ist eine Reise durch die Hölle!!!
Du kannst das nicht nachvollziehen - natürlich und zum Glück nicht - aber versuche sie zu unterstützen, zum Beispiel in akuten Situationen, wenn sie sich beruhigen muss und nicht alleine kann...wie, könnt nur ihr selbst rausfinden...Bei mir und meinem Mann hat es gut geklappt, wenn er beruhigend auf mich eingeredet hat und mich fest in den Arm genommen hat und den Kopf gestreichelt. Ich hatte halt so schlimme Panikattacken.
Die Antriebslosigkeit macht einen ganz schön kirre, ich weiss. Mein Mann hat mir da manchmal richtig in den Hintern getreten und mir Anweisungen gegeben wie : So, du hast jetzt 15 Minuten um dich anzuziehen, zu schminken etc. und dann gehen wir einkaufen (als Beispiel)...Ich habe das gebraucht und ich kann dir sagen, mich auch oft zur Weissglut getrieben. Aber eben auch geholfen..
Und ich weiss wie viel Kraft ihn das gekostet haben muss..ich klopfe dir jetzt hier mal virtuell auf die Schulter und sage dir folgendes:
Es ist schwer, ich weiss, auch für dich ist es hart und du bist müde und gestresst davon. Aber deine Frau ist noch viel schlimmer dran, ehrlich!!!
Ihr beide braucht Inseln, wo ihr euch erholen könnt.
Hast du denn ein Hobby, wo du Ruhe und Ausgleich findest?

Punkt 3
Deine Frau braucht ein Hobby...bzw. eine Aktivität, der sie regelmässig nachgehen kann - ALLEIN!!!

Hier einige Beispiele:
- Schwimmen
- Sauna
-Solarium
- Sport
- Spaziergang
- ins Cafe hocken und lesen
- Massage oder Wellnessanwendungen
- Kosmetikerin
- sturmfreie Bude einen Tag lang

mehr will mir grad nicht einfallen, aber es gibt so viele Möglichkeiten..je nach Geschmack und Interessen

oh mann, jetzt hampeln grad 3 Kinder um mich rum und jammern...glaub ich muss mal aufhören für den Moment....

Liebe Grüsse
scaramouch
susuriman

Beitrag von susuriman »

Hallo und Danke für das Lob, obwohl ich mich nicht so fühle als ob ich das verdient hätte. Für mich ist es nicht zuletzt eine Frage der "guten Erziehung" ob man für seine frau (auch in schlechten zeiten) da ist. Im Gegenteil, ich hab schon manchmal ein etwas schlechtes Gewissen, das ich nicht wirklich aktiv helfen kann ( in den brenzligen Situationen) und manchmal dann verbal entgleise ( "ach Leck mich..." etc ) ! Dann bin ich mit der Situation überfordert und dann passiert das leider. Leider bzw. zum Glück bin ich vorher nicht mit diesem Krankheitsbild konfrontiert worden, sonst wüsste ich wie ich zu reagieren habe.

Wie gesagt, ich hoffe das sich alles zum Guten wendet, werde alles dafür tun muss mir aber auch meine eigenen, wie hier irgendwo schonmal empfohlen, kleinen Inseln bauen. Mein Leben, bzw. meine Einstellung zu diesem soll ja möglichst nicht auch noch leiden. Obwohl meine Frau daher kommt, bin ich bei uns wohl eher die "rheinische Frohnatur" und ich bin gebürtiger Westfale ;)


Danke Euch schonmal !!!
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