Habt Ihr einen Namen für Eure PPD ?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Andrea

Habt Ihr einen Namen für Eure PPD ?

Beitrag von Andrea »

Hallo,

ich glaube es ist wichtig für uns, unsere Krankheit zu akzeptieren und als Teil unseres Lebens anzuerkennen.
Ich spreche z.B. schon viel über meine Krankheit (ob es die Leute hören wollen oder nicht :-) ), weil es einfach Teil der Geschichte unserer kleinen Familie ist. Es gehört einfach dazu.
Was mir noch fehlt, ist ein "Name" für die schlechteste bzw. schlimme Zeit der Krankheit. Ich möchte es eigentlich nicht immer Krankheit nennen, denn das klingt so negativ. Ich möchte dem Ganzen einen zumindest neutralen Begriff geben.

Wie nennt ihr eure schlimme Zeit der PPD ? Welchen "Namen" können wir einer so sinnlosen und schweren Krankheit geben um Teil unseres Lebens zu sein, der nicht grausam klingt. (Die schlimmen Erinnerungen daran bleiben uns sowieso...)

Viele Grüße !!!!

Andrea
Zwergenwiese

Glück

Beitrag von Zwergenwiese »

Denn wir haben das Glück an uns zu arbeiten
nic

Beitrag von nic »

Hallo Andrea...

also ich persönlich finde es ganz schlimm, dass Du immer DEINE und EURE und MEINE Krankheit sagst.
Das was die Krankheit augelöst hat ist ein Teil von Dir oder Deiner Geschichte, aber doch nicht die Krankheit selbst.

Ich finde das sehr merkwürdig, dass Du dafür jetzt auch noch einen netten Namen finden willst.

Ich kenne auch keinen Krebskranken, der seinen Tumoren Namen gibt oder HIV Patienten die mit ihrer Erkrankung auf Reise gehen:"Ich und meine Autoimmunerkrankung gehen auf Kreuzfahrt!"

Dies hier ist NICHT meine Despression. Dies hier ist meine Seele, mein Geist, mein Körper, der von dieser Krankheit angegriffen wird und ich will nicht diese Krakheit annehmen, sondern die Tatsache, dass ich daran erkrankt bin.
Ich glaube dass das ein RIESEN Unterschied ist.

Die Krankheit ist NICHT Teil Deiner Familie. DU bist Teil Deiner Familie und darum ist Deine Familie von der Krankheit ebenso betroffen, wie Du selbst.

Dafür gibt es keine schönen Namen. Es ist eine Krankheit, kein neues Familienmitglied.

Und Du bist krank.

Es ist, wie es ist.

Viele liebe Grüße

N!c
Andrea

Beitrag von Andrea »

Hallo nic,

danke für Deine Antwort. Ich möchte eins klar stellen : Ich möchte nichts dieser Krankheit beschönigen oder verharmlosen oder so !

Vielleicht habe ich es falsch ausgedrückt. Ich möchte die Krankheit auch nicht annehmen im Sinne von ich hab sie jetzt und es ist gut, sondern wie du sagst, die Tatsache daran erkrankt zu sein. Ich meine es schon so, wie Du es beschreibst, du hast dafür glaube ich die besseren Worte gefunden.

Ich finde, wie Zwergenwiese geschrieben hat "Glück" für mich zu hoch gegriffen aber ich sehe schon die schwere Zeit etwas als Zeit der "Neufindung" oder "Arbeit an mir selber", denn ich finde schon in manchen Dingen viel gelernt zu haben oder sogar gestärkt hervor gegangen zu sein. Und das finde ich ist schon positiv.

Bitte, ich hoffe, es fühlt sich niemand durch mein Thema angegriffen oder so. Ich glaube ich habe hier einfach nicht die richtigen Worte getroffen.

Andrea
nic

Beitrag von nic »

Hey Andrea...

nein, auf keinen Fall fühle ich mich angegriffen und sicher auch niemand anderes.

Es sticht mir hier nur immer wie ein Dorn ins Auge, wenn die Frauen schreiben MEINE Depession.

Das gibt der Krankheit eine Persönlichkeit, eine Wesenheit und macht sie zu etwas "Lebendem".
Etwas Lebendes aber hat eigene Ansprüche, Bedürfnisse und einen eigenen Willen.

Eine Krankheit aber ist nur ein Zustand bestenfalls eine Entwicklung, mehr nicht. Zellen die angegriffen werden, Schwingungen die aus dem Gleichgewicht gestossen werden.

Was daraus erwächst kann etwas phantastisches werden oder sein, aber es kommt aus Dir, von Dir, die die da kämpft und siegt, das bist DU.

Sag doch mal laut vor Dich hin während Du vor dem Spiegel stehst:

Das sind MEINE Haare
Das sind MEINE Augen
Das ist MEIN Mund
Das ist MEIN Herz
Das ist MEINE Krankheit

Klingt das nicht falsch?
Das klingt als wäre diese Erkrankung auf Dich abgestimmt, ein Teil von Dir unabänderlich, so wie die Farbe Deiner Iris, die Farbe Deiner Seele.

Worte sind mächtig und unsere Seele, die immer ein kleines Kind bleibt, welches unserem Schutz bedarf, wird Dir bei genug wiederholen glauben, was Du da sagst... Sie wird es als IHRE Krankheit annehmen.

Und by the way: Etwas das nicht (zu) mir gehört, kann ich viel leichter wieder loslassen... das ist der Trick dabei.

Worte werden Gedanken, Gedanken werden Gefühle.

Es ist DIE Depression, DIE DIE uns gequält hat und es noch tut, bis wir in den Grundfesten UNSERER Seele erschüttert waren und feststellten: So wie es ist kann es nicht bleiben. Und dann sind WIR aufgestanden um UNS zu Wehr zu setzen. Und WIR sind stark und WIR geben nicht auf...

So in etwa...*räusper* ich entschuldige mich für meinen Anflug von Pathos, aber ich will doch nur, dss es Euch gut geht...

Alles Liebe

N!c
Bommelchen

Beitrag von Bommelchen »

Hallo Andrea,

so schön wie nic kann ich es nicht beschreiben, aber mir ist es auch noch nicht in den Sinn gekommen, der wohl schwärzesten Zeit meines Lebens einen anderen Namen zu geben. Ich hatte eine Depression, fertig. Ich bin froh, dass ich sie so gut wie los bin, und ich will sie nicht vergessen, aber ich will sie auch nicht enger an mich binden als nötig.

LG Bommelchen
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Andrea,

ich nenne die PPD auch PPD. Wenn mich jemand fragt, dann sage ich meist "ich hatte eine Wochenbettdepression".

Ansonsten nenne ich mich selber oft liebevoll "Monk" - nach "Adrian Monk"..... :wink: Ich mag die Serie sehr und den Schauspieler - sie heitert mich immer auf, weil man da genau sieht, wie enorm lieb, intelligent und sympatisch Menschen wie wir sind... :D Und ein bisschen bin ich schon wie der Adrian - aber nur noch ein kleines Bisschen.... :lol:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Andrea

Beitrag von Andrea »

Hallo Zusammen,

erst mal vielen Dank für eure ehrlichen Antworten !

Gerade nic´s Antwort hat mich zum Nachdenken gebracht. Es war nicht mein Ziel und mir daher auch nicht so bewusst, dass ich die Krankheit mit einem Namen oder einer Beschreibung praktisch in mein Leben integriere. Aber das tut man damit automatisch und stellt damit eine Bindung dar, wie ihr so schön formuliert habt. Das war mir bis dahin tatsächlich nicht bewusst.

Vielleicht möchte ich der grausamen Krankheit gegen die auch ich noch täglich kämpfe, etwas den Schrecken nehmen - ich kann es ehrlich gesagt nicht genau sagen... Momentan bin allerdings ich die Stärkere und habe sie im Griff und nicht sie mich !

Schön finde ich allerdings Deinen Beitrag Marika ;-)
Es ist so selbstverständlich für Dich und Du kannst scheinbar manchmal mit einem kleinen Auge darüber lachen. Und das glaube ich ist es, was ich eigentlich erreichen möchte. So eine Einstellung dazu zu bekommen.

Mir fällt dazu auch immer wieder folgendes ein:
Ich hatte früher eine Freundin mit mehreren körperlich behinderten Neffen. Als ich das Erste mal bei denen war und sie sich gegenseitig beim Spielen neckten: "Du bist doch behindert. etc" war ich geschockt. Wie können die sich gegenseitig so etwas sagen und sich ständig damit auch noch an die Behinderung zu erinnern. Bis ich einfach merkte, die Kinder beleidigten sich damit nicht, sondern führten ein ganz normales Kinderleben mit den selben Ausdrücken und Worten und ihre körperliche Behinderung einfach ganz normal und selbstverständlich für sie war. Sie stand bei sich nicht so im Vordergrund wie ich es gesehen habe.

Ich finde es toll, dass man sich hier auch mit manchmal wirklich etwas doofen Fragen an euch wenden kann und so tolle Antworten bekommt, die zum Nachdenken anregen !!!

Viele Grüße
Andrea
leaanna

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Beitrag von leaanna »

Hallo ihr Lieben,


ich kann Andrea gut verstehen.
In gewisser Weise ist es ja schon "meine" Depression". Jede Depression ist unterschiedlich, individuell. Nicht jeder hat genau die gleichen Symptome und genau die gleichen Auslöser. Und die Arbeit die jeder Mensch an sich hat, um seine Depression los zu werden, ist auch ganz unterschiedlich.

Ich habe meiner PPD damals auch einen Namen gegeben. Und zwar nenne ich sie freundlich "GERDA". Gerda gehörte eine zeit lang zu meinem Leben.

Heute nicht mehr, aber die Erinnerung an GERDA wird immer da sein. GERDA ist Teil meiner Vergangenheit und gehört somit zu mir.

So sehe ich das.


Liebe Grüsse und schönen Abend!

Leaanna
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hey Andrea,

ich verstehe dich auch gut. Irgendwo ist es für mich wirklich so geworden, diese "Besonderheit" (ich versuche oft das Wort "Krankheit" absichtlich NICHT zu benutzen) mit einem Augenzwinkern zu sehen und in meinem Leben den ganz normalen Raum zu geben wie auch meine schönen und gesunden Anteile diesen selbstverständlich haben. So hat für mich persönlich die "Besonderheit" :wink: viel von ihrem Schrecken verloren und mir ermöglicht, auch das Gute darin zu erkennen.

Ich kann in meiner Familie ganz selbstverständlich darüber reden und damit umgehen und auch mal darüber LACHEN - ja lachen - und zwar ganz bewußt. Dann nämlich, wenn ich z.B. wieder mal etwas "Monk - mässig" sortiert und geplant habe... :lol: ... dann kann mein Mann schon mal zu mir sagen: "Mein Monk-Mädel hat wohl wieder zugeschlagen, oder?" :lol: :lol: :lol: Und dann lachen wir drüber und ich erkenne damit auch, wo evlt. noch Potenzial liegt um an mir zu arbeiten.

Ich kann also deinen Wunsch sehr gut nachvollziehen, Andrea - dir geht es darum "ANZUNEHMEN". Das ist kein "Verinnerlichen", sondern trägt meiner persönlichen Erfahrung zur Entspannung und besseren Akzeptanz unserer "Besonderheit" bei.

Liebe Grüße "Monk" :lol:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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