Gute Zeiten schlechte Zeiten

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sonnenblume

Gute Zeiten schlechte Zeiten

Beitrag von sonnenblume »

Liebe Leser, ein kleiner Galgenhumorversuch. Ich nehme jetzt seit 24 Tagen Citalopram (30mg) und seit ca 1. Woche lyrica, morgens 25 mg, abends 75 mg und 0,5mg Tavor je morgens und abends . Die Schalftabletten konnte ich problemlos wieder absetzen :-) ! Nach vier guten Tagen hatte ich nun vier schlechte Tage, so dass ich gestern eine halbe Tavor mehr und heute eine ganze Tavor mehr genommen habe. Woher kommen diese Schwankungen? Bei mir sind es diffuse Ängste, die allerdings so stark werden, dass ich Angst habe den Alltag als Alleinerziehende mit meinem Sohn nicht zu schaffen.
An den 4 beschwerdefreien Tagen habe ich diese Ängste nicht, ich schaffe auch an den anderen Tagen den Alltag, aber die Angst frißt soviel Energie und macht mich mürbe. Wer von euch kennt diese Schwankungen? Da denkt man, man ist über dem Berg und purzelt doch wieder runter! Was hilft euch?
Progressive Muskelentspannung hilft ein wenig. Euch alles Gute Sonnenblume
herzelmaus

Beitrag von herzelmaus »

Liebe sonnenblume,

diese Schwankungen sind leider gerade zu Beginn normal. Ich weiß das died Angst macht und nervendzereissend ist. Leider braucht es seine Zeit, bis der Wirkstoffspiegel konstant ist und keinen Schwankungen mehr unterliegt.
Auch ist es ja so, dass man gerade an "guten Tagen" dazu neigt sich zu übernehmen (meist unbewusst) und als alleinerziehende Mama hast du ja nicht gerade sehr viel Zeit für dich. Man ist halt noch nicht so stressressistent und dadurch viel anfälliger. Überleg mal du und dein Körper haben eine gante Menge zu verarbeiten und zu verkraften. Es braucht seine Zeit bis du dich erholt hast.
Gib dir diese Zeit, es wird nach und nach immer besser werden, dass versprech ich dir!!!! Auch wenn das für dich momentan kein großer Trost ist.

Ich selber nehme 20 mg Citalopram und kenne, diese Schwankungen am Anfang zu genüge und aus der Erfahrung heraus kann ich berichten, dass es seine sechs bis acht Wochen braucht bis du soweit stabil bist, dass deine "Guten Tage" immer länger andaueren und die "schlechten Tage" immer weniger werden. Es ist leider ein schleichender Prozess.

Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Trainig sind immer gut Methoden. Auch versuch dich doch in den Momenten abzulenken, auch wenn es soooo schwer fällt. Nichts ist fataler als Stillstand, denn dann denkst du zu viel und das bringt dich in den Kreislauf, dass deine Angst immer mehr und größer wird.

Ich wünsch dir alles Gute
sonnenblume

Beitrag von sonnenblume »

Liebe Herzelmaus, danke für deine Antwort. Sie macht mir Mut. Obwohl ich mir im Moment noch nicht wieder vorstellen kann, irgendwann wieder normal zu sein. Heute war ich den ganzen Tag mit dem "Kleinen" (5 Jahre alt) alleine. Vielleicht weißt du noch gar nicht,dass ich nicht aktuell an einer ppd leide, die hatte ich nach seiner Geburt (wann auch sonst :wink: ). Ich habe in diesem Sommer mein AD abgesetzt und Anfang des Jahres begann eine starke depressive Episode. Ich hätte nie gedacht, noch mal so tief zu fallen. Ich habe heute bis auf zweimal für ne viertel - bzw. halbe Stunde ausruhen (zum Glück beschäftigt er sich auch mal ganz gut alleine) den Tag mit allem (spielen, Haushalt, kochen...) hinter mich gebracht, habe mich aufgerafft mit ihm ne halbe Stunde draußen Fußball zu spielen, naja 1,5 Tavor haben mir dabei geholfen. Ein Tag,der mich "früher" nicht angestrengt hätte. Jetzt könnte ich so einschlafen. Wenigstens habe ich das Schlafproblem nicht mehr, ich hoffe, das Absetzten des Tavors geht dann genausogut. Morgen nachmittag kommt seine Babysitterin für 4 Stunden, dann hab ich ein wenig "Auszeit". So genug gejammert. Wie geht es denn dir? Ich würde mich sehr über einen Austausch mit dir freuen! LG Sonnenblume
herzelmaus

Beitrag von herzelmaus »

Hey Sonnenblume,

dass ist doch ne ganze Menge was du da heute gemacht hast. Sehr schön... das freut mich für dich und dann bald die Babysitterin....herlich

Ja wie geht es mir.... ich hatte im Mai letzten Jahres mit dem Ausschleichen von Citalopram begonnen und bis August war auch soweit alles ganz gut. Aber plötzlich und wirklich aus heiterem Himmel, bekam ich beim Orrthopäden im Warteraum eine so heftige Panikatacke, die ich nicht mehr in den Griff bekam und es mir drei Tage wieder so richtig schlecht ging. Bin dann wieder zu meiner Ausgangsdodis zurück und mußte mich dann wieder richtig zurückkämpfen. Ganze zwei Wochen hat es gedauert bis es mir einigermaßen wieder gut ging und ich gant langsam wieder Besserung merkte.
Mittlerweile hab ich mich aber wieder erholt, hab mir eine Therapeutin gesucht und mache seit November/Dezember eine Verhaltenstherapie. Seitdem mache ich echt große Fortschritte und hab seit Zwei Jahren endlich das richtige Gefühl, dass ich wieder Gesund werde, es aber eben seine Zeit braucht - aber die hab ich ja auch ;-)
Aus der PPD ist eine Angst/Panikstörung geworden bzw. hat sich daraus entwickelt, die es gilt wieder zu verlernen...

Soviel zu meiner Geschichte... :-) Zurzeit kann ich mein Leben aber richtig genießen und empfinde wieder sowas wie Glück und Frieden und bringe nicht mehr jeden Tag irgendwie hinter mich.
LG Herzelmaus
sonnenblume

Beitrag von sonnenblume »

Guten Abend Herzelmaus, ich freue mich, dass es dir so richtig gut geht.
Ja mit dem Absetzen des AD ist das so ne Sache :roll: ! Wenn es sein muss, nehme ich es bis an mein Lebensende! Versuche trotz weiteren Angstzuständen auf Betriebstemperatur zu bleiben, während unsere bezaubernde Babysitterin da war, habe ich Schulsachen sortiert (bin Förderschullehrerin, natürlich im Moment krankgeschrieben) und alles für morgen früh vorbereitet, habe um 9.10 Uhr einen Termin bei meinem Psychiater, vorher das Kind zum Kindergarten, aufgrund meines Morgentiefs brauche ich soviel Zeit morgens. Am Dienstag um 12 Uhr einen Termin bei meinen Verhaltenstherapeuten. Welche Strategien hat denn deine Therapeutin dir genannt, um mit Angst und Panik umzugehen?

Ich wünsche dir einen schönen Abend LG Sonnenblume
Vicky

Beitrag von Vicky »

Liebe Sonnenblume,

ganz wichtig:
diese Schwankungen sind völlig normal!
Akzeptiere sie und auch Deine Ängste und laß Dir viel Zeit.
Ich finde 9.10 mit Morgentief und Kinder vorher versorgen im übrigen gar nicht spät!!!!

Da Du ja alleinerziehend bist, kann Dich auch kein Erwachsener derzeit spiegeln.
Mir ging es nämlich oft so, daß ich bei einem neuen Tief dachte, es sei so schlimm wie das letzte, jedoch hat mir mein Mann oft gesagt, daß es doch viel besser ist als das letzte.

Was ich damit sagen will:
Man selber nimmt es gar nicht so genau wahr wie tief es ist.
Wenn Du Medis nimmst und Thera machst und schön morgens aufstehst und Deinen Kram ganz ganz langsam und streßfrei machst mit vielen Ruhepausen (Ohne Schlafen!!!) kommst Du da raus.
Du brauchst täglich Eckpunkte, wiedekehrende leichte Aufgaben usw. .
DAnn kannst Du anfangen, negative Gedanken in Deinem Gehirn weiterziehen zu lassen ode durch positive zu erstzen, denn die Gefühle ziehen dann nach (dauert aber).

Wichtig ist auch täglich raus zu gehen, UV Licht einsammeln, eine Runde spazieren gehen.
Und alles ohne Druck und Streß (SErotoninfresser)

Und Dich für alles, alles, was Du geschafft hast selbser loben!
Nach dem Aufstehen kannst Du Dich schon loben, denn es ist mit Morgentief ja das schwierigste des Tages morgens aus dem Bett zu kommen.
Morgens aufzustehen ist eine große Leistung in einer depressiven Episode!

(Als ich in der Kliník war hatte ich meinen persönlichen Weckdienst, einen Zivi, der war teils bis zu vier mal bei mir, da ich kaum erweckbar war und ein besonders ausgeprägtes Morgentief hatte.)

Viel ERfolg,
Vicky
sonnenblume

Beitrag von sonnenblume »

Liebe Vicky, ganz herzlichen Dank für deine Zeilen, sie haben mir sehr gut getan :-) ! Die Idee, das kein Erwachsener mein Zustand spiegelt und ich jedes neues Tief, insbesondere nach guten Tagen, als noch tiefer empfinde, da fehlt einfach auch die Reflektion. An meinem Sohn stell ich zum Glück keine Veränderungen statt. Ich habe ihm ein kindgerechtes Buch zum Thema Depressionen vorgelesen, er hat es gelassen hingenommen.

Ich habe auch deinen Gedanken aufgenommen, mich für alles zu loben.
Ich habe mal aufgeschrieben, was ich heute alles geschafft habe, das war schon eine ganze Menge, u.a mich bei meiner KFZ-Versicherung durchzusetzen, dass ein angeblicher Unfall mit einem Hänger mit meinem KFZ-Zeichen, mit der anderen Versicherung aufgeklärt wird, ich habe nämlich gar keinen Hänger und kann daher auch unmöglich damit im November einen Unfall gebaut haben. Sachen gibt es, ich mag ja depressiv sein, aber nicht senil :wink: .
Ich werde morgen mal versuchen zu meinem Therapeuten zu laufen, um UV Licht zu sammeln.
Vielen Dank noch mal für deine lieben Worte! Wie geht es dir denn?
LG Sonnenblume
sonnenblume

Beitrag von sonnenblume »

Hallo ihr Lieben! Es ist Freitag, später nachmittag! Ich habe Vickys Rat beherzigt und bin zu meinem Therapeuten gelaufen :-) ! Die Sitzung war sehr gut! Morgens hatte ich noch Angstzustände und bei ihm konnte ich sogar lächeln! Er hat mir geraten, die Angst "mitznehmen", d.h. trotzdem einfach weiter zu machen "im Text". Ich habe seitdem das Tavor reduziert und gestern morgen zuletzt 0,5 mg genommen. Bis vor ein paar Stunden ging es auch gut, trotz dass mein Sohn gestern abend nach dem Einschlafen sehr unruhig atmete, mit starker Oberkörper- und Bauchbewegung. Zum Glück wohnt in unmittelbarer Nachbarschaft eine Ärztin, die zu uns gekommen ist und ihn abgehorcht und angesehen hat. Sie hat eine spastische Bronchitis diagnostiziert, ich hatte die Befürchtung, dass ein Pseudokrupp-Anfall (mit Atemnot) bevorsteht. Zum Glück ist dieser nicht eingetreten. Der Kinderarzt heute morgen hat auch eine spastische Bronchitis diagnostiziert, neben entsprechenden Hustensaft hat er uns für den Fall eines Pseudokrupp-Anfalls Notfallzäpfchen verschrieben! Ich habe heute Nacht entsprechend wenig bzw. schlecht geschlafen, es ist noch mal eine ganz andere Angst, wenn man glaubt, dass das Kind ernsthaft krank ist. Heute mittag war meine Co-Klassenlehrerin da und hat mir Blumen, Pralinen und ein Brief der Schüler überreicht. Während des Besuches ging es mir auch noch gut. Danach fing die undefinierbare Angst wieder an und die Gedanken wie "krank bist du eigentlich, dass du die Minuten zählst, bis es Schlafenszeit ist, "wie bekommst du den Nachmittag rum". Naja, ich habe Luftballons aufgeblasen und mein Sohn hat sie bemalt, weil er auch ein wenig Karneval haben wollte. Danach haben wir vier Puzzle zusammen gemacht.
Jetzt spielt er mit einem Luftballon und ich schreibe es mir von der Seele.
Ich möchte keine Tavor mehr nehmen.
Vielleicht ist es auch nur der Streß, die Angst heute Nacht um mein Herz (mein Sohn :wink: ), die jetzt durchkommt. Ich hoffe euch geht es recht gut und wünsche euch alles Liebe! Sonnenblume
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