
Hallo,
mein Name ist Inga, ich bin 30 Jahre alt und am 24.Februar 2012 Mutter meines Sohnes Marlon geworden.
Marlon war ein Wunschkind, mein Mann und ich sind seit fast sechs Jahren verheiratet. Ich stehe kurz vor meinem Universitätsabschluss als Pädagogin und mein Mann hat seit Jahren einen guten und vor allem festen Job. Alles also optimal.... Marlon konnte kommen.
Schwanger wurde ich problemlos doch schon zu Beginn gab es Probleme mit meiner langjährigen und wirklich guten Frauenärztin, die uns aufgrund eines veralteten Ultraschallgerät die ersten Wochen nicht viel Hoffnung machte. Angeblich wäre in der Gebärmutter nichts feststellbar, Verdacht auf Eileiterschwangerschaft, zwei Wochen alle zwei Tage zur Blutabnahme und weiteren Tests.... bereits zu diesem Zeitpunkt hatte ich unglaublche Angst um unser Baby. Schliesslich ein Frauenarztwechsel für eine zweite Meinung. Aufatmen, alles gut, das Herz schlägt, zeitgerechte Entwicklung...alles TOP.
Doch schon am nächsten Tag der Anruf, ich müsse dringend Tabletten zur Unterstützung meines Gelbkörperhorons nehmen, um die Schwangerschaft aufrecht zu halten..... viel Liegen und Ruhen....
Endlich waren die ersten schlimmen Wochen vorbei, ich durfte die Tabletten absetzen....doch die Angst blieb bei jedem Untersuchungstermin.
Ende des fünften Monats bekam ich das erste Mal üble Schmerzen auf meiner linken unteren Bauchseite....als sie am nächsten Tag nicht verschwanden, fuhren wir das erste Mal zur Kontrolle ins Krankenhaus.
Untersuchung des Kindes, alles in Ordnung, die Schmerzen wären die Mutterbänder. Ich solle aber zur Kontrolle dableiben....ich entschied mich dagegen.
vier Wochen später kam die erste schlimme Schmerzwelle, mit kolikartigen Schmerzen im linken Unterbauch....schweißausbrüche, ich musste mich übergeben, konnte nicht mehr laufen....sofort ins Krankenhaus. Dort wurde CTG geschrieben, und das Kind per Ultraschall untersucht, alles in Ordnung....die Mutterbänder...ich wurde nach Hause geschickt...auch bei meinem Frauenarzt wurde ich nicht ernstgenommen, die Schmerzen verschwanden schliesslich wieder......
weitere vier Wochen später, Weihnachten 2012..... Marlon war in der 26.SSW ..... erneuter Zusammenbruch, plötzliche Schmerzen, ich bin zusammengebrochen, Schweißausbrüche, ständiges Übergeben vor Schmerzen...wieder der linke Unterbauch.....und bei jedem Mal wurden die Schmerzattacken schlimmer.... wieder ins Krankenhaus....dort erstmal wieder CTG schreiben über eine Stunde lang...der Arzt überfragt, liess mich bei den Schwestern alleine....ich konnte mich nur noch vor Schmerzen winden.....dann nach drei Stunden ohne wirkliche Hilfe ging plötzlich alles ganz schnell....irgendwas auf dem Ultraschall war nicht in Ordnung, beim Kind schon, bei mir nicht....Verdacht auf verdrehten Eileiter, sofortige Verlegung in ein anderes Krankenhaus erdorderlich, falls operiert werden müsste, können sie Marlon als extrem Frühchen nicht versorgen. Blaulicht Transport , der Schock, mein Mann durfte nicht mitfahren. Fahrt eine Stunde....ich habe wirklich gedacht, ich überlebe diesen Tag nicht, so schlimm waren die Schmerzen und dann die Angst um mein Baby......
Dort angekommen, sofortige Gabe von starken Schmerzmitteln, endlich wieder durchatmen, weitere Untersuchungen......MRT, Ultraschall,Bluttests......OP nicht notwendig, die Schmerzen vergingen...alle ratlos. Ich bin drei Tage geblieben und durfte wieder nach Hause.....doch ich hatte ständige Angst, dass die Schmerzen zurückkommen....konnte alleine nirgendwo mehr hin.....sollte immer eine Begleitperson dabei haben...
Anfang Februar ein erneuter Krankanhausaufenthalt, aufgrund der Schmerzen....wieder mit starken Schmerzmitteln behandelbar....noch immer wusste niemand Bescheid.....
dann kam der 24.02.1012 (berechneter ET ursprünglich 18.03.2012) ... ich bin wieder mit Schmerzen zusammengebrochen....noch stärker, als die Male zuvor....wir fuhren wieder ins Krankenhaus....dort wieder der Versuch mit Schmerzmitteln zu behandeln, doch diesmal schlug nichts an.....beim ultraschall hiess es plötzlich da stimmt was nicht, sofort in den OP, wir müssen "reinschauen" , der Schock nur unter Vollnarkose, mein Mann durfte nicht mit hinein...niemand wusste, was passiert ist....alles ging ganz schnell aufgrund der Schmerzen habe ich es sowieso nicht wirklich wahrgenommen..... um 19:03 war Marlon da, winzig und gute drei Wochen zu früh. Eine Stunde später bin ich auch wieder wach geworden.
Jetzt war alles überstanden.....dachte ich....
doch dann kamen plötzlich die Vorwürfe, Schuldgefühle, Heulattacken....immer wieder "du hast versagt"...... mir ging es immer schlimmer.... meine Hebamme wurde immer besorgter..... dann kam die Panik....Vorstellungen, Marlon was anzutun .... ich konnte ihn nicht ansehen, nicht mit ihm kuscheln, nicht mit ihm reden oder anlachen.....alles musste mein Mann machen.... ich hatte Angst, ich tue Marlon etwas an...... das einzige, was ich schaffen konnte... ich habe ihn gestillt....und mich mit meiner ganzen Kraft ans stillen geklammert....für mich hing alles davon ab......hätte ich es nicht geschafft, habe ich mir eingeredet, dann hätte ich vollständig versagt...aber wenigstens ernähren werde ich ihn.....
meine Hebamme drängte meinen Mann, dass ich dringend Hilfe brauchen würde... sie organsisierte eine fachkundige Frauenärztin, die nach mehreren Tests sofort auf PPD als Diagnose kam...ich bekam einen Therapeuten an die Seite....ich habe mich geweigert in eine Klinik zu gehen, wollte es erst so versuchen.... jetzt bin ich seit einem Jahr in Therapie und es wird immer besser, PPD in Verbindung mit einem schweren Trauma aufgrund der Schwangerschaft und der Geburt heisst es inzwischen......meine Kraft kehrt zurück und meine Bindung zu Marlon ist liebevoll und eng....
ach so, was war der Auslöser für meine ständigen Schmerzattacken und was war passiert? :
bei mir ausgelöst durch eine Bauchfellzyste und ruckartigen Bewegungen oder Drehungen von Marlon. Die starken immer wiederkehrenden Schmerzen zuvor waren angehende Stieldrehungen, die sich jedoch wieder zurückdrehen konnten, wenn sich Marlon rechtzeitig wieder zurückbewegt hat, dass war zum Ende der Schwangerschaft aufgrund des mangelnden Platzes leider nicht mehr möglich....am Tag des Kaiserschnitts war mein linker Eierstock bereits um 360° verdreht und abgeschnürrt, eine Bauchspiegelung war aufgrund der Schwangerschaft nicht möglich, wodurch leider nur ein Notkaiserschnitt unter Vollnarkose durchführbar war ...... Stieldrehung:
Eine Stieldrehung verursacht heftigste, kolikartige oder dauerhafte Schmerzen, die mit Übelkeit, Erbrechen, Pulsbeschleunigung oder einem Schweißausbruch einhergehen. Dabei dreht sich die flüssigkeitsgefüllte Zyste um die eigene Achse. Sie stranguliert dabei die zuführenden Blutgefäße des Eierstockes, der dann abzusterben droht. Die Stieldrehung wird durch ruckartige Körperbewegungen ausgelöst, die schnell abgebremst werden. Ihre Häufigkeit liegt bei 10%. Im Extremfall reißen Blutgefäße, was zu gefährlichen inneren Blutungen führen kann.
Bei einer Stieldrehung ist eine Operation nötig. Meist wird eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt. Oft genügt es, die Zyste zurückzudrehen und abzuwarten, ob sie sich erholt. Ist das Gewebe bereits abgestorben, muss der Eierstock entfernt werden