Liebe Tili,

das ist lustig - habe noch überlegt, ob du Kinder meinst - aber weil du nur von deinem einen Sohn erzählt hast und nicht von Mehrzahl (halt den "Mäusen"), dachte ich du meinst tatsächlich Mäuse - hihi.
Aber warum nicht - wenn man seine Tiere gut beobachtet, fällt einem so manches auf, worüber halt andere nicht berichten bzw. den Kopf schütteln.
Denke, das ist auch bei deinem Kleinen Mäuschen im Kiga so. HSP sind sehr aufmerksam und nehmen viele Eindrücke auf und beobachten. Und dein Sohn ist ja anscheinend schon sehr aktiv, wie du schreibst. Glaube, dein Sohn ordnet z.B. den Käfer ein, wie er auf ihn wirkt, und weiß noch nicht so wirklich, was er fühlt, wenn er so ein interessantes Etwas entdeckt. Er braucht genau dann die Erklärung einer Vertrauensperson, die ihm einfühlsam erklärt, was der Käfer macht. Sie kann ihm doch eine kleine und für ihn interessante Geschichte erzählen (positiv natürlich) und - wenn sie sich traut - den Käfer dabei noch auf ihren Finger nimmt. Denke auch mal nicht, dass es wirklich Angst ist, sondern dass er etwas kennenlernt was er vorher noch nicht so bemerkt hat. Für ihn ist das halt in dem Moment ganz wichtig und will deshalb auch jemand bei sich haben, der auf ihn eingeht. Wenn jetzt die Erzieherin sein Gefühl noch bestärkt, indem sie sagt, die Käfer wären ekelig, kribbeln komisch oder so was (wie man das ja gerne bei Spinnen macht), dann hat er schon eine schlechte Beziehung zu wahrscheinlich allen Krabbeltieren. Genau falsch wäre es dann noch, wenn sie ihn nicht ernst nimmt, sein Verhalten runterspielt und sagt, er solle sich nicht so anstellen. Und bestimmt wird er irgendwann einmal selbst dann den Finger für das Krabbeltier hinhalten.
Wenn er sich jetzt gefreut hätte wie Harry, dann wäre sie wohl gaaanz entzückt gewesen, dass der Junge so toll auf ein so kleines unscheinbares Etwas reagiert und wäre sicherlich noch ewig bei ihm gestanden und hätte auch noch alle anderen Kinder dazugeholt

Warum nicht dann auch, wenn jemand ängstlich reagiert? Immer so verhalten, wie es in der Norm steht - oder wie???
Denke, du brauchst dir da keine Sorgen machen um deinen Sohn, dass er überreagiert oder so ähnlich (was auch immer da die Erzieherinnen meinen). Ich habe den Eindruck, es wird immer mehr beurteilt, wie Kinder sind bzw. wie sie normalerweise sein sollten in der Gesellschaft - und besonders schlimm wird es dann, wenn sie in das Alter so ca. 1 Jahr vor Schulbeginn kommen. In der Schule geht es dann weiter mit den sog. "Kopfnoten".

Ich habe für mich auch immer zu kämpfen, weil ich mir Sorgen und Gedanken mache. Theoretisch ordne ich das für mich plausibel ein - doof ist halt immer, dass andere halt anders darüber denken. Gegen diese Gesellschaftsnorm anzukommen, ist echt nicht leicht. Und dann denke ich immer, warum macht man es sich auch manchmal so schwer. Bei mir selbst kenne ich das ja - aber besonders "leide" ich dann bei meinem Sohn mit, weil ich immer hoffe, dass es bei ihm nicht so hängenbleibt, was er von anderen so alles zu hören/fühlen bekommt. Das ist nun mal so, und ich kann meinen Sohn nur bestärken, dass er halt nun mal er selbst ist. But, nobody ist perfect - und ich als Mama bin auch nur ich selbst.