ich stelle mich einmal kurz vor:
Im Juni 2005 bin ich nach der Geburt meines Sohnes an schweren PPD erkrankt. Durch Marika bin ich damals auf dieser Seite gelandet und habe mir hier durch die Ärzteliste professionelle Hilfe geholt. Es folgten eine 2jährige Therapie und Einnahme von Antidepressiva. Ich bin damals durch die Hölle gegangen, so wie viele hier. Ich konnte meinen Sohn damals lange nicht annehmen, wollte einfach nur noch mein altes Leben zurück. Neben den Depressionen bestand ich aus Panikattacken, Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit bis hin zu den Gedanken, nicht mehr leben zu wollen, allerdings ohne konkrete Suizidgedanken.
Damals stand mir zum Glück meine Mutter rund um die Uhr bei. Um es nicht zu lang werden zu lassen: irgendwann war mein Leidensweg vorbei. Dank Therapie und Antidepressiva. Meine Therapeutin sagte damals zu mir, wenn ich es da raus geschafft habe, wird es zukünftig nichts mehr geben, was ich nicht schaffen würde. Das hat sich bewahrheitet. Zu dem damaligen Zeitpunkt ging leider auch meine Ehe kaputt, was die Situation nicht gerade einfacher machte. Vor zwei Jahren hatte ich die Kraft, die Ehe zu beenden. Heute, zwei Jahre später, bin ich rundum glücklich. Mein ganzes Leben hat sich seitdem zum Positiven geändert. Ich habe von Minijob auf Vollzeitarbeit durchgestartet. Habe meinen absoluten Traumjob gefunden. Habe zwei tolle Kinder (mein Großer ist 21). Und ich habe mittlerweile die Liebe meines Lebens gefunden. Im April wird geheiratet.

Ich werde zwar wohl noch viele Jahre Antidepressiva nehmen müssen, denn ganz ohne geht es nicht, da mein Serotonin- und Noradrenalin-Haushalt nicht richtig funktioniert, aber das stört mich in keinster Weise. Ich habe all die Jahre schon verschiedene Antidepressiva genommen und hatte nie mit Nebenwirkungen zu kämpfen. Ich bin unendlich dankbar, dass es solche Medikamente gibt, die mir mittlerweile eine grenzenlos hohe Lebensqualität ermöglichen. Ab und an gibt es auch mal wieder psychische Tiefs aber ich habe keine Angst mehr davor. Sie beherrschen mich nicht mehr. Ich sehe sie mehr als vorübergehendes lästiges Übel und schüttel diese relativ schnell wieder ab. Ich lasse einfach nicht mehr zu, dass sie mich beherrschen. Ich habe gelernt, die Depressionen zu akzeptieren, wenn sie mal wieder auftauchen. Sie gehören zu meinem Leben dazu aber haben keine großen Auswirkungen mehr. Sie haben ihren Schrecken verloren.
Wenn ich die letzten 8 Jahre Revue passieren lasse kann ich sagen, dass die Hölle der PPD von damals mich hat unglaublich stark werden lassen. Ich habe gelernt zu kämpfen in meinem Leben. Ich habe Dinge erreicht, die ich vielleicht ohne diesen Kampfgeist nie geschafft hätte. Und ich habe selbst nach 8 Jahren immer noch den Satz meiner Therapeutin ständig vor Augen: "wenn du das geschafft hast...schaffst du alles im Leben". Chaka.

Ich habe mich in letzter Zeit gedanklich viel mit den PPD von damals auseinandergesetzt. Ich kann tatsächlich die Gefühle und Gedanken von damals noch genau abrufen. Ich habe immer mal wieder auf dieser Seite vorbeigeschaut und mitgelesen und tiefes Mitleid empfunden mit denen, die jetzt genau das oder ähnliches durchmachen wie ich früher. Deshalb habe ich mich jetzt hier wieder angemeldet und mir vorgenommen, der Einen oder Anderen von Euch vielleicht Mut machen zu können mit meinen Erfahrungen. Denn eines ist sicher....es mag bei jeder unterschiedlich lange dauern...aber eines Tages wird jede von Euch dort wieder herauskommen!! Soviel ist sicher

Kleiner Tipp von mir: ich habe damals, in meiner schlimmsten Zeit einen Kalender geführt in dem ich täglich eingetragen habe, wie es mir geht. Ich hatte die Zahlen 1-10 benutzt. Eins war "mir geht es sehr gut"...10 bedeutete "mir geht es grottenschlecht. Zusätzlich schrieb ich dazu, wann ich Panikattacken etc hatte. Denn.....oftmals ist einem irgendwann in der grenzenlosen Hoffnungslosigkeit gar nicht mehr richtig bewusst, dass man vielleicht einmal einen Tag dazwischen hat, der gar nicht soooo schlecht war. Nach anfänglichen täglichen 10, Panikattacken, 10, 10, 10 kam dann mal nach zwei Wochen eine 6, eine 8, dann vielleicht wieder eine 10 dann wieder drei Tage mal eine 5 und drei Tage keine Panikattacken etc. Dann konnte ich am Sonntag sehen: "Mensch, diese Woche hattest du nur 3 x eine 10 aber 4 x eine 5 und nur 2 x Panikattacken". Das machte mir Mut. Das hatte ich oft unter der Woche gar nicht so wahrgenommen. Und mit den Wochen sah der Kalender irgendwie immer toller von den Zahlen her aus


Und ein kleiner Apell von mir an Euch: scheut Euch nicht, Antidepressiva zu nehmen. Habt keine Angst davor. Wir können einfach nur unendlich dankbar sein, dass es diese Medikamente für uns gibt. Nutzt diese Möglichkeit!!
So, nun ist es doch mehr geworden, als ich eigentlich schreiben wollte

Ich freue mich auf einen regen Austausch mit Euch!
Viele liebe Grüße
Sheego