Gefühlschaos

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Liese

Gefühlschaos

Beitrag von Liese »

Hallo ihr Lieben,

ich bin neu hier und möchte gerne mal berichten, wie es mir mit meinem Leben derzeit geht und hoffe auf Tipps, Ratschläge etc.
Ich bin 31 Jahre alt und bin am 25. Oktober diesen Jahres das 1. Mal Mama geworden.
Im Moment befinde ich mich in einem total Seelentief :cry: Ich habe mir nichts mehr als ein Kind in meinem Leben gewünscht. Ich weiß auch dass die ganzen Hormone nach der Geburt und die Lebensumstellung alles durcheinander werfen und man erstmal damit klar kommen muss. Ich litt vor meiner Schwangerschaft schon mal an Depressionen, die auch behandelt wurden. Unter anderem mit einer Gesprächstherapie und lange Zeit danach weiter mit Medikamenten. Die habe ich dann abgesetzt, weil wir uns ein Kind gewünscht haben. Das hat dann ja auch schnell geklappt. Mir ging es auch die ganze Zeit ohne die Medikamente gut.
Das fing jetzt alles an, als wir dann zuhause waren nach der Geburt und mein Freund nicht direkt frei hatte.
Naja, ich habe gedacht meine depressive Phase vergeht wieder irgendwann. Ich bin auch froh, dass mein Kind da ist, dass es gesund ist und ich liebe es natürlich auch. Leider hält die Phase ja jetzt immer noch an. :cry:
Es ist alles so schwer für mich. Ich bin so jemand, ich mache mir über alles und Jeden Gedanken. Das ganze "Neue" macht mir so große Angst, dass ich das nicht schaffe. Ich fühle mich allein damit. Mein Freund ist 12 Stunden arbeiten am Tag, ich fühle mich dort wo wir wohnen nicht wohl-> hab dort auch niemanden (ein Umzug ist evtl. nächstes Jahr geplant, wenn mein Kind etwas älter ist) Meine Mama wohnt auch über 100 Kilometer weg, was nicht so einfach für mich ist. Und mein Papa lebt nicht mehr.
Naja, es sind so viele Faktoren, die mich so traurig stimmen und dann natürlich jetzt den ganzen Tag zuhause zu sein. Natürlich mit Kind, aber irgendwo doch allein.. :? weiß nicht ob ihr mich versteht. Habe 11 Jahre am Stück gearbeitet und diese sozialen Kontakte fehlen mir auch. Und dadurch das ich mich in dem Ort auch nicht so wohl fühle, hier nicht gerne raus gehe vereinsamt man irgendwie. Es geht mir gut, wenn ich was zu tun habe und ich unterwegs bin. Das geht ja auch mit Kind. Aber ich bin so unsicher mit ihr und mache mir zu viele Gedanken über alles. Und weil es im Moment so akut ist, schaffe ich es auch nicht mich für irgendeinen Kurs mit meinem Baby anzumelden, nicht mal spazieren zu gehen. Und ich weiß auch nicht, wo ich mir jetzt Hilfe holen soll.. :cry: Auf eine Therapie wartet man doch wieder ewig und Medikamente möchte ich eigentlich nicht wieder nehmen, da ich stille und dass auch weiter machen möchte. (wenn auch nur zuhause, da es unterwegs nichts für mich ist)
Vielleicht geht es hier ja jemandem ähnlich. Ich wünsche mir so sehr, dass ich wieder mehr Energie fürs Leben habe, vor allem für meine Tochter. Das ich was aus meinem Leben mache und zufrieden bin. Ich weiß nur einfach nicht mehr wie......

LG Liese
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Marika
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Re: Gefühlschaos

Beitrag von Marika »

Herzlich Willkommen liebe Liese!

Ob wir dich verstehen? Ob es hier jemandem ähnlich geht? Ja, ja, ja - hier bist absolut unter Mamas, die das was du beschreibst auch kannten bzw. akut kennen. Ich bin eine davon - nur geht es mir Gott sei Dank wieder sehr gut - meine PPD mit all dem was du beschreibst (und noch mehr) ist bereits 9 Jahre her.

Ein erster Ansprechpartner kann dein Hausarzt sein, der dich dann weiter an einen Psychiater, Neurologen oder auch Psychotherapeuten überweisen kann. Du sagst, du möchtest eigentlich keine Medikamente mehr nehmen... das ist verständlich, nur solltest du diese wichtige Stütze nicht von vornherein ausschließen. Wenn du noch stillst: Es gibt Medikamente die man auch in der Stillzeit nehmen kann. Helfen hierbei kann dir Embryotox: www.embryotox.de Sie sind spezialisiert was Medikamente in der Stillzeit betreffen. Wir haben hier auch viele Mamas, die mit AD gestillt haben bzw. aktuell stillen.

Hol dir Hilfe, dann kann dein Leben wieder wunderschön werden. Für mich ist es das geworden. Nur bitte nicht zu Hause im Stillen aussitzen - das Leben ist zu schade dafür!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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